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PILOT: Die (a)typische Karriere?


Gast pacific

Empfohlene Beiträge

Bist Du Pilot oder auf dem Weg dazu?

Würde mich interessieren, wie eine Pilotenkarriere aussehen kann!

Wie sieht der Weg dahin aus? Warum hast Du diesen Weg gewählt? Wie bist Du schlussendlich zu diesem Beruf gekommen?

Und wie beurteilst Du die Berufswahl im Nachhinein? Empfehlenswert?

 

Freue mich über Erfahrungen und Berichte aller Art!

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Hallo Pacific,

 

wenn ich aus Deiner Fragestellung heraushören sollte, daß Du Interesse an diesem Job hast, dann rate ich Dir kurz und knapp: LASS ES SEIN...spart viel Geld und ist vor allem schonend für die Nerven.

Es sei denn Du hast noch die LH-Version offen. Aber selbstfinanzieren würde ich mir Seeeeeeeeeeeeeeehr genau überlegen.

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Moin,

 

ja ich bin Pilot und fliege bei LH, habe allerdings die Ausbildung an der LFT und der Hochschule Bremen gemacht (ILST). Ich würde das auch persönlich wieder so machen, wenn es denn wieder klappen würde, aber es ist nicht zwingend für jeden der optimale Weg. Hier mal ein paar Links zum "Beruf Pilot" an sich aus den unterschiedlichsten Sichtweisen, Beiträge von mir aus anderen Foren und Links zu den Infos der VC:

 

http://www.pilots.de/ubb/NonCGI/Forum5/HTML/000131.html

http://www.pilots.de/ubb/NonCGI/Forum5/HTML/000252.html

http://www.airliners.de/community/forum/vi...;forum=1&18

http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/...tikelID=2549285

http://www.vcockpit.de/ausbildungfaq.php

http://www.vcockpit.de/checkliste.php

 

Und nachfolgend eine kurze Einschätzung der aktuellen Marktlage (Ich habe das mal aus einer Mail von mir zu ähnlichem Thema kopiert.):

 

"Tja, zu meiner persönlichen Markteinschätzung (alles nach dem aktuellen Stand der Dinge!!):

Es gibt derzeit bei LH ca. 400 Piloten auf Warteliste, von der Schule kommen jedes Jahr ca. 200 dazu und der Abbau der Liste, der gerade begonnen hat ist erstmal für ein Quartal unterbrochen worden und wird sich insgesamt noch einige Zeit hinziehen. D.h. alle Absolventen der Flugschule in Bremen werden nach der Ausbildung auf ca 12-36 Monate Wartezeit zusteuern.

Im Bereich der anderen großen Carrier ist der Markt derzeit gesättigt und kaum Bewegung drin.

Im Bereich der LowCoster ist der Markt übersättigt auf der einen Seite, d.h. es ist mir Marktbereinigungen zu rechnen. Es ist klar, daß die LowCoster sich nicht alleine den Europäischen Luftverkehrsgesamtmarkt aufteilen können. Wie das Beispiel in den USA vor Jahren gezeigt hat wird sich der Anteil der LowCoster vermutlich auf Dauer im Bereich von ca. 25-35% des Markte bewegen. Auf der anderen Seite stehen hier aber auch die größten Orders in den Büchern, die, wenn sie ausgeführt werden, natürlich neue Arbeitsplätze schaffen.

Das Europäische Umfeld ist ähnlich gesättigt. Hier kommt allerdings erschwerend hinzu, daß es im europäischen Bereich auch noch so einige Wackelkandidaten gibt, die schon längst zusammengebroch sein müßten (Alitalia, Olympic, etc.) und es vermutlich auch noch irgendwann tun werden - es weiß nur leider keiner wann. Aus dem Zusammenbruch wird eine neue Nachfrage entstehen, um die Lücke zu füllen. Allerdings wird das Füllen der Lücken nicht so einen großen Bedarf generieren wie der Zusammenbruch Leute auf den Markt wirft.

Der Bereich der General Aviation wird schon jetzt von teilweise überqualifizierten ATPL-Piloten überschwemmt.

 

Die allgemeine wirtschaftliche Lage und speziell die Deutsche wird derzeit leider nur durch eine "Seitwärtsbewegung" beschrieben, es ist noch kein nennenswerter Aufschwung zu erkennen. In diesem Umfeld passiert wenig, da jeder auf den Aufschwung wartet - aber nach dem Jahr 2003 hatte jeder schon für 2004 fest damit gerechnet und es ist nix großes gekommen. Insofern kann es also noch durchaus sich etwas hinziehen. Wenn denn dann aber mal irgendwann der Markt tüchtig anzieht kommt Bewegung ins Geschäft - aber es wird sich für Flugschulabsolventen außerhalb der DLH erstmal noch nichts tun, da noch genug andere Bewerber mit mehr Erfahrung auf der Strasse stehen, bzw. in anderen Positionen lauern. D.h., der Aufschwung wird sich erst mit einiger Verspätung am Bewerbermarkt bemerkbar machen. Dann muß aber der Aufschwung noch voll im Gange sein! Deutet sich zu dem Zeitpunkt schon wieder ein abflauen an, könnte es mit den Einstellungen weiterhin nichts werden.

 

Alles in allem sehe ich also nur mäßige Chancen für den Markt in den nächsten Jahren. Natürlich kann auch alles ganz anders kommen und schon in ein paar Monaten der Hammerboom kommen, der den Markt leerfegt und nach neuen Piloten schreit - nur kann man darauf leider nicht bauen...."

 

Gruß,

 

Nabla

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Tja, das mit der Berufswahl ist schon so eine spezielle Sache.

Da nabla ja der LH-Typ ist, will ich hier mal kurz skizzieren, wie man auch dahin kommen kann.

 

Mit neun Jahren bin ich vom Flugvirus befallen worden, bei meinem ersten Flug (JAT, DC-9-32). Von da an wollte ich immer nur eins...fliegen. Ich habe gespart und gespart und mit zum 18 Geb. nicht den Kfz, sondern den PPL-A gegönnt.

Nach dem Abi war klar, ich mache den LH-Test. Gut, den habe ich auch gemacht, aber eben nicht bestanden. So habe ich mich damit arrangiert nicht Linienpilot zu werden, sondern Freizeitkapitän zu bleiben.

Ich habe dann VWL studiert. Während des Studiums hatte ich die Möglichkeit zum CPL genutzt und bin - statt Praktika zu machen- als Business-F/O geflogen (Free Lance)und in einem studienfreien Jahr noch den ATPL gemacht. Nach 4 Jahren Studium, wollte ich jedoch nicht beruflich fliegen, sondern in meinem studierten Job arbeiten und habe bei einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft begonnen. Nach einem Jahr hatte ich davon genug, weil ich merkte, dass ich mit Fliegen Geld verdienen will. Dabei war es mir egal, ob Airliner, Bussi-Jet, oder Inselhüpfen mit C172. Ich habe mich beworben und bin von Germania genommen worden und bin dort dann 2 Jahre auf B737 geflogen und dann zu Condor/Thomas Cook gewechselt (diesmal habe ich den Eignungstest bestanden *grins*) und fliege seit dem B757/767.

 

Du siehst, eher der A-typische Weg.

Macht mich der Job glücklich? Ja, aber nicht uneingeschränkt. Denn wenn es einem alleine um das Fliegen geht, dann kann ich einem nur empfehlen entweder als Hobby-Pilot zu fliegen, oder in den Inselhüpferdienst zu gehen, denn da gibts fliegen von Hand, so wie ich es mir früher erträumt habe. Glücklich bin ich darüber, dass ich nicht den ganzen Tag in einem Büro sitze, sondern unterwegs bin, also mich von A nach B bewege. Ich fand es bspw. damals bei Germania einfach nur geil, wenn ich nach dem Dienst nach Hause kam und meine damalige Freundin von ihrem Tag im Büro berichtete (immer das gleiche etc.) und ich sagen konnte, dass ich heute auf Malle und in Italien war. Das hatte für mich schon was. Zudem hat sich bei mir während des Free Lance eine Faszination für die Technik, die Systeme und alles was zum Airlinerfliegen hinzu gehört entwickelt, es mir also nicht mehr nur alleine ums Fliegen als solches ging.

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Teil II, die Nachteile:

 

Die Dienstpläne! Doch, denn anch 10 Jahren auf dem Bock, haben sie dein leben fest im Griff. Ich bemerke es immer dann, wenn ich wen neues kennenlerne. Man verabredet sich nach dem Diestplan, der einen für die nächsten Wochen verbindlich die eigene Freizeit aufzwingt. Man plant private Termine und Verabredungen bereits vier Wochen im voraus und fügt oftmals noch an, das man an diesem Tag Stand-by ist, sich also alles wieder erledigen kann. Es gibt Momente da sehnt man sich danach regelmäßig zur gleichen Zeit frei zu haben.

Die Urlaubssperren: die harte Realität der "Sonnenflieger". haben die anderen ferien, muss man arbeiten. Macht besonders Weihnachten Spaß, wenn man Familie hat. Die hat mich dieses Jahr zu diesem Termin nicht gesehen, übrigens genauso wie Silvester.

Am Anfang macht Dir das nichts aus, aber wenn Du Familie hast, geht Dir das ordentlich auf den Sa**.

 

Die immer kürzer werdenden dienstfreien Zeiten. Auch das ist Dir am Anfang egal, aber wenn du nach einigen Jahren immer nur nach der Mindestruhezeit wieder auf die Langstrecke gehst bist Du nach ein paar Umläufen körperlich ziemlich am Ende. Gespannt wartest Du dann auf deinen neuen Dienstplan mit der Hoffnung auf den Ödedienst "Malle bis zum abwinken", aber, wieder nichts, wieder über die Teiche.

 

Nicht dass ich meinen Job sehr sehr kritisch sehe, aber, wenn man Pilot werden will sollte man sich schon darüber im Klaren sein, dass es genau diese Tätigkeit ist, die man in den nächsten X-Jahren ausüben möchte. Meine Frau konnte ihre Jobs und damit ihre Tätigkeitsfelder wechseln: von der Bürokauffrau in einer Versicherung, Sekretärin bei einem Fernsehsender und heute neben den Kindern Parttime-Event-Managerin von Promiveranstaltungen. Wenn Du das Fliegen nicht aufgeben willst, hast Du diese Möglichkeiten nicht.

 

Abschließend zu den Kosten und ob man sich durch die allg. Marktlage abschrecken lassen sollte.

Alles in allem, haben mich alle Scheine ca. 40.000 Euro gekostet. Man muss allerdings dabei beachten, dass ich sie mir durch Jobs zwischenfinanziert und über mehrere jahre gestreckt habe. Fängst Du ab initio bei einer Flugschule a, solltest Du so etwa 80.000 Euro einplanen, wenn Du nach 2 Jahren fertig sein willst. Nicht schockieren lassen, ich habe mal mein VWL-Studium nachgerechnet und kam in den vier Jahren auch auf immerhin umgerechnet 40.000 Euro (Wohnung,Essen, Bücher, Leben etc).

 

Die Marktaussichten. Tja, kurz gesagt sehr bescheiden. Aber das waren sie damals bei mir auch, dennoch hat es funktioniert. Ich kenne auch welche, die damals nach der Ausbildung nach Afrika gegangen sind und mit C172 Hühner von A nach B gebracht haben, und heute beim Kranich links sitzen. Man muss Ausdauer haben und akzeptieren, dass für Piloten der Arbeitsmarkt die Welt ist. Ein Bekannter arbeitet bei den gelben Frachtfliegern in noch Brüssel. Für die arbeiten mehr Amis und Kanadier als Europäer zusammen. Man muss eben flexibel sein und auch mal dahin gehen, wo man es zuvor nicht vermutet hat. Der Arbeitsmarkt in Europa sollte da nicht die Grenze sein, denn schließlich gelten unsere Lizenzen, anders als Diplome und Ausbildungsscheine, weltweit.

 

 

Lieben Gruß

Asterix

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@Asterix&Nabla: Genial, super Beiträge. Ihr macht einem Lust auf den Job, nicht wie so viele die immer nur die schlechten Seiten aufzählen.

 

Ich finde man könnte hier bei a.de einen Capt. Corner einführen, in dem speziell ihr beide Fragen beantwortet. (wenn ihr das wollt) icon_smile.gif Eure Beiträge und da spreche ich sicherlich im Sinne vieler Stammuser sind einfach immer sehr hilfreich und informativ. Hut ab.

 

MFG Max - thx. for Jump.

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Danke vielmals, Nabla und Asterix, für die ausführlichen und sehr interessanten Antworten auf meine Frage!

Gehe zur Zeit (vgl. Asterix) einem klassischen und angesehenen Hochschulstudium nach. Aber es ist eben auch spannend, mal einen Einblick in einen anderen Berufsweg zu erhalten und zu sehen, was es sonst noch für Möglichkeiten gäbe...

 

MfG Pacific

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