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Aktuelles zum Flughafen Hahn


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Danach kräht zwar heute kein HAHN mehr, aber lustig ist es dennoch. Es war 2004 und die Besserwisser (heute nennt man sie Wutbürger) waren sich einig, dass wir in Berlin mit dem falschen Flughafenstandort

marschieren. Denn erfolgreiche Passagierflughäfen baut man nicht etwa am Rande großer Städte, sondern irgendwo im nirgendwo. Am besten auf einem ehemaligen Militärflugplatz als Friedensdividende.

 


Dieser abgelegene Flughafen auf dem Hunsrück in Hahn zeigt, dass wir auch mit Rücksicht auf die Lebensqualität die Arbeitsplätze in Deutschland halten und sogar ausbauen können. Er gehört zu 70% dem Frankfurter Flughafen. Wenn nach dem Ausbau der vierten Start- und Landebahn ein Nachtflugverbot erlassen wird, soll Hahn als Alternative dienen. Aber warum nicht schon heute? Denn Hahn entwickelt sich zum beliebtesten Flughafen Deutschlands. Er bietet eine Nachtflugerlaubnis und billige Gebühren. Wer wissen will wo und wie Arbeitsplätze zu schaffen sind und was möglich ist, wenn der Markt regiert und nicht die Regeln, der kann das alles hier auf den kahlen Höhen in Rheinland-Pfalz studieren. 2.500 Arbeitsplätze sind hier aus dem Nichts entstanden. Zwei bessere Baracken dienen als Abflugs- und Ankunftshallen und trotzdem drängen sich klaglos die Flugreisenden, sie erwarten nämlich keinen Komfort. Sie alle sind nur aus einem Grund hier, von Hahn aus fliegt die billigste Fluglinie Europas, die irische Ryanair. 2,4 Millionen Passagiere nutzten Hahn 2003. In diesem Jahr werden es über 3 Millionen werden.


 


Diese in der Geschichte Deutschlands so bedeutende Stadt [Neuhardenberg], würde es gerne den Hunsrückern vom Hahn gleich tun. Sie kämpft für einen Flughafen! Von hier stammt der preußische Reformer Freiherr von Hardenberg der 1808 den preußischen Städten die Selbstverwaltung bescherte. Hier tagte jetzt schon zwei Mal Kanzler Schröder mit seinem Kabinett in Klausur um Reformen zu diskutieren, die Deutschland nach vorne bringen sollen. Aber das alles täuscht darüber hinweg, dass Neuhardenberg am Oderbruch liegt, wo die Arbeitslosigkeit real über 50% beträgt, wo ganze Dörfer verfallen, wo seit der Wiedervereinigung die wirtschaftliche Öde eingezogen ist. Die einzige Hoffnung der Flughafen Neuhardenberg. Bis zur Wende standen hier die Maschinen der Regierung der DDR und danach landeten hier die Beamtenbomber aus Bonn, bis der Flughafen aussortiert wurde. Und dann wie im Weihnachtsmärchen sucht sich Michael O'Leary für seine Ryanair ausgerechnet Neuhardenberg aus, um hier vier Maschinen für ein osteuropäisches Billigflugnetz zu stationieren. Das war wie ein Sechser im Lotto.


 


Wo heute noch leere Gebäude stehen, könnten also ohne Subventionen 550 Vollzeitbeschäftigte und 110 Auszubildende arbeiten, denn 1 Million Passagiere garantiert Ryanair pro Jahr. Aber statt Arbeitsplätze zu schaffen, muss Vornhagen [der Flughafeneigentümer] Prozesse gegen die brandenburgische Landesregierung führen. Die verweigert Ryanair die Flugerlaubnis. Uns wird ein Interview dazu abgelehnt, aber es gibt Stellungnahmen, in denen Wirtschaftsminister Junghans dies mit einer eventuellen Konkurrenz zum noch nicht existierenden Flughafen Berlin-Schönefeld begründet. Seither sind die Neuhardenberger auf den Barrikaden. Versammlung im Kulturhaus: Alt und Jung kommen zusammen, Ex-Offiziere der DDR-Luftwaffe und der Evangelische Pfarrer. Sie können es einfach nicht verstehen, das ihnen eine Zukunft verbaut wird. Eine Zukunft, die sie ohne staatliche Subventionen rein privatwirtschaftlich organisieren wollen. Und ihre Wut ist groß. 


 


Der Bürgermeister: "Wir brauchen hier keine Subventionen. Wir haben einen Flugplatz, der ist da, der muss nicht jebaut werden. Dann haben wir einen Investor. Wir haben eine Bevölkerung, die hier den Flugplatz haben will. Wir haben hier eine Initiative für einen Flugplatz. Und deshalb ist es für uns absolut unverständlich, warum wir hier unseren Flugplatz zu einem Kartoffelacker machen sollen und wiederum an anderer Stelle in Schönefeld werden Kartoffeläcker aufjekauft, damit man dort nen Flugplatz machen kann. Des is so ne Brandenburger Mentalität, die wollen wir definitiv nicht mittragen." Sie haben über 10.000 Unterschriften gesammelt, aber die Brandenburger Politiker scheren sich einen Dreck um die Nöte dieser Menschen. Dabei sind sich hier Alt und Jung einig. Nun müssen die Verwaltungsgerichte, das Bundeskartellamt und die Europäische Wettbewerbsbehörde entscheiden, ob es in Europa erlaubt ist, dass eine Landesregierung einem privaten Flughafen den Betrieb untersagen kann, weil sie selbst einen Flughafen betreiben und sich deswegen die Konkurrenz vom Leibe halten will. Mit anderen Worten, ob diese Staatswirtschaft pur noch möglich ist?


 


Herrliche diese Ironie. Ganz Deutschland witzelt, ob man den BER nicht an die Chinesen verkaufen kann und welcher Flughafen wird tatsächlich an die Chinesen verkauft? Das große Vorbild, welches uns zeigen sollte wie und wo man Flughafen richtig baut und was möglich ist, wenn der Markt regiert. Ha Ha Ha!


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Herrliche diese Ironie. Ganz Deutschland witzelt, ob man den BER nicht an die Chinesen verkaufen kann und welcher Flughafen wird tatsächlich an die Chinesen verkauft? Das große Vorbild, welches uns zeigen sollte wie und wo man Flughafen richtig baut und was möglich ist, wenn der Markt regiert. Ha Ha Ha!

Also wenn ich als (räumlich unbeteiligter und somit lokalpatriotisch neutraler) Steuerzahler vergleiche ist klar was mir lieber ist: ein Platz, der durch Verkauf etwas einbringt und nicht etwa einer, der uns jede Menge kostet. Und das obwohl ich sicher kein Ryanair-Fan bin...

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Der Verkauf von Hahn bringt aber nichts ein, sondern kostet nur. Für 82,5 Prozent der Anteile am Flughafen erhält Rheinland-Pfalz einen "niedrigen zweistelligen" Millionenbetrag, gleichzeitig sichert das Land aber auch Betriebsbeihilfen von 25,3 Millionen und Investitionsbeihilfen von bis zu 22,6 Millionen Euro zu, sowie jährliche Sicherheitskosten von bis zu 3 Millionen. Also gibt man am Ende so zwischen 30 und 50 Millionen Euro Steuergelder aus, damit es den Flughafen im besten Fall im Jahr 2024 noch gibt und er dann aber jemand anderem gehört.

 

Ryanair ist halt nur dann an abgelegenen Flughäfen interessiert, wenn die Gebühren dort so niedrig sind, dass man damit keinen Flughafen wirtschaftlich betreiben kann. Außerdem hat Hahn genau diese Größe von 2 bis 3 Mio. PAX pro Jahr, bei der sich kein Lokalpolitiker mehr traut, den Flughafen einfach zu schließen, die aber trotzdem nicht ausreicht, um ohne Verluste zu wirtschaften. Und genau so etwas hätten wir auch in Neuhardenberg haben können. Und so etwas ähnliches hatten wir in Tempelhof und war das schwer diesen Verlustbringer gegen öffentlichen Widerstand dicht zu machen!

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Wünsche dem Hahn, speziell seinen Arbeitnehmern, daß es mit dem neuen Investor wieder aufwärts geht. Befürchte aber leider das Gegenteil. Das ganze wirkt auf mich wie ein Verkauf nach dem Motto: weg mit Schaden ! Eine Frachtgesellschaft soll zurückgeholt werden, die erst vor 15 Monaten gegangen ist. Und das chinesische Touristen über den Hahn (statt über FRA) einfliegen sollen, erinnert doch sehr an Airports wie Lübeck. Das wird für RP ein teurer Verkauf !

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Das ist das Ende mit Schrecken, das die Politik dem Schrecken ohne Ende vorzieht. Und wenn er dann doch geschlossen wird und nur die Liegenschaften vermarktet werden, dann war es zumindest nicht die Regierung.
Lübeck und Schwerin/Parchim laufen ja beide nicht so toll oder man muss eher sagen sind tot.

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Na mal sehen wo das Schiff hin segelt. Sollten die neuen Besutzer massiv an der Entgeltschraube drehen, ist zumindest MOL schneller weg als man schauen kann.

 

Es müsste darüber hinaus schon eine Menge Fracht zurück auf den Hahn, um aus den roten Zahlen zu kommen.

Bearbeitet von chris2908
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Die Eifelzeitung übt sich in investigativem Journalismus und hat hier von KPMG zur Verfügung gestellte Informationen veröffentlicht (wobei ich mich wirklich frage, wie denn eine umfassende Prüfung bei KPMG aussieht).
 
Interessant der Schlußabsatz:
 
"Bei Angebotsabgabe und erneut unmittelbar vor Unterzeichnung des Kaufvertrags hat SYT schriftliche Erklärungen der Yangtze River Express vorgelegt, wonach diese für den Fall des Anteilserwerbs durch SYT beabsichtigt, Frachtkapazitäten wieder über den Flughafen Frankfurt-Hahn abzuwickeln. Das letzte Schreiben datiert vom 20. Mai 2016 und ist von Herrn Zhong peng, Präsident Cargo Business, Yangtze River Express, unterzeichnet."
 
Das liest sich (nicht nur auf airliners.de) hier aber anders...
 

Sieht ganz so aus, als ob das noch lustig wird.

 

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Ich will ja nicht unken, aber gestern kam im Beluga-Prozess in Bremen heraus, daß das Orderbuch gefälscht war und Oaktree keine Veranlassung sah, bei den Kunden mal nachzufragen. Das aber nur als Beispiel, wie man auch vorgehen kann, um andere in die Irre zu führen.

Und ja, das kann noch lustig werden.

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Die Sache bleibt spannend, lt. verlinktem Schreiben, lag es am Wetter ;-)

 

http://www.rhein-zeitung.de/cms_media/module_ob/6/3446_1_Zum_Herunterladen_Das_Schreiben_Yangtzes.pdf

Wenn das Schreiben echt ist, scheint es sich, falls die Airline nicht, wie sie jetzt sagt, zum Hahn zurückkehrt, um eine "Gefälligkeit" eines Unternehmens für ein anderes Unternehmen zu sein. Da könnte man glatt von Betrug sprechen. Bin aber schon perplex, daß die Begründung, die Airline habe wegen der "abnormalen" Wetterbedingungen 2014 den Hahn verlassen, anscheinend als seriös angesehen wurde. Werden sich die Wetterverhältnisse ändern, wenn SYT den Hafen übernimmt ? Denn nur in diesem Falle würde es Yangtze lt. dem Schreiben ja in Betracht ziehen, zum Hahn zurückzukehren. 

Das bleibt wirklich noch spannend !

Bearbeitet von Waldo Pepper
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