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Beinahe-Crash - Gefühltes von einem Fluggast


yajsor

Empfohlene Beiträge

Es ist jetzt ca. 18 Jahre her und dennoch fällt es mir hin und wieder ein, wenn mich die Fernlust befällt und ich aber keinen Flieger mehr besteigen möchte.

 

Ich denke ich bin in diesem Fachforum falsch, fand aber zufällig hierher und dachte, holla, frage doch da einfach mal nach. Wenn es hier nicht passt, bitte ich die Mods diesen Thread einfach wieder zu löschen.

 

Zum Topic: Ich und meine damalige Freundin flogen 1992 oder 1993 im Sommer mit Condor von Stuttgart nach Ibiza. Hinflug super, aber beim Rückflug passierte es.

 

Es dürfte sich um eine Boeing 737-300 gehandelt haben, jedenfalls war es markant auffällig, dass die beiden Triebwerke unten nicht rund sondern abgeflacht waren und es ein typischer kleiner Pauschal-Ferienflieger war.

 

Auf dem Rückflug, vermutlicherweise genau über Marseille (ich sah eine große Stadt unten beim beginnenden Festland), flogen wir von einem Moment auf den anderen keinen Meter mehr geradeaus. Das Wetter war wolkenlos und bis dahin flogen wir wie auf einem Brett. Wir saßen rechts kurz hinter den Flügeln und konnten sehen, wie die Flügel immense Schwingungen aufzeigten und konnten sogar sehen, wie sich der Rumpf nach vorne gesehen in sich verbog. Gefühlt ging es immer nur rauf, runter, links und rechts und so flogen wir über die Alpen. Bis auf ein paar Besoffene an Bord hatten alle wahnsinnige Angst und entprechend schrien, wimmerten oder beteten die Leute. Von den Flugbegleitern hörte man nichts und aus dem Cockpit kam auch nichts.

 

Ich war mir sicher, wir würden nach den Alpen irgendwo eine Zwischen- oder Notlandung unternehmen, aber wir flogen durch bis Stuttgart ohne eine Verschnaufpause zu haben und sogar noch kurz vor der Landung, sackte der Flieger viele Meter ab. Die Landung selber ging dann bockelhart von Statten und der Flieger hob nach dem ersten Bodenkontakt nochmal 2 mal kurz von der Landebahn ab. Schon damals war ich eigentlich Fliegerfan und oft zu Besuch auf dem Flughafen Stuttgart und mir fiel auf, dass wir anders herum landeten, wie die anderen Flieger bis heute dort noch landen.

Als wir am Terminal waren, half uns nur eine Flugbegleiterin hinaus, eine weitere saß noch vor dem vorderen Ausgang auf einem Sitz und war kreidebleich. Auf meinen Satz an sie: "Das war aber kein normaler Flug" kam nur kurz und knapp zurück: "War doch ganz normal".

 

Mich würde eigentlich nur interessieren, welcher Defekt in einem Flugzeug kann so etwas auslösen? Turbulenzen schließe ich aus. Bis heute würde ich das gerne wissen. Irgendwann sitze ich zwar wieder mal rein, aber nicht mehr auf Kurzstrecken. Wenn dann geht es weit, sehr weit.

 

Gruß Joachim (yajsor)

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Du bist seitdem nicht wieder geflogen?

 

Es ist jetzt ca. 18 Jahre her und dennoch fällt es mir hin und wieder ein, wenn mich die Fernlust befällt und ich aber keinen Flieger mehr besteigen möchte.

 

Es gibt scheinbar ganz vernünftige Kurse für Menschen mit Flugangst, die teilweise sogar mit einem LowCost-Tagestripp zur Überprüfung enden. Eventuell hilft auch Baldrian/Beruhigungsmittel?

 

Wir saßen rechts kurz hinter den Flügeln und konnten sehen, wie die Flügel immense Schwingungen aufzeigten

 

Dafür sind die Flügel ausgelegt. Hier mal ein Bild davon, was der Flügel der 787 im Fatigue Test durchmachen musste. Außerhalb von Orkanen oder massiven Unwettern besteht ohne Konstruktionsfehler keine Chance auf ein Durchbrechen des Flügels. Gerade von Laien wird ein solchen Durchbiegen oder Ruckeln als schlimmer empfunden, als es ist. Ein verantwortlicher Konstrukteur an Bord würde u.U. nicht einmal mit der Wimper zucken.

http://boe787.files.wordpress.com/2010/03/...tural-tests.jpg

 

und konnten sogar sehen, wie sich der Rumpf nach vorne gesehen in sich verbog.

 

Sei mir nicht sauer, aber das stelle ich einmal als subjektives Empfinden dar, da man in der hohen Luft schnell die Orientierung und das Raumgefühl verliert. Mit einem verbogenen Rumpf wärt ich sicher nicht mehr bis nach Stuttgart geflogen sondern hättet vermutlich umgehend sehr holprig im Mittelmeer "gelandet"..

 

Bis auf ein paar Besoffene an Bord hatten alle wahnsinnige Angst und entprechend schrien, wimmerten oder beteten die Leute. Von den Flugbegleitern hörte man nichts und aus dem Cockpit kam auch nichts.

 

Wie gesagt, das subjektive Empfinden von Gelegenheitsfliegern und konstruktiven Laien ist eine andere als die recht objektive Wahrnehmung von ausgebildeten Piloten. Ich habe schon häufiger bei kleinen Luftlöchern Schwarzmaler gesehen, deren Angst sich aber häufig aus Unwissen über die Belastungsgrenzen von Flugzeugen speiste. Ein Flugzeug ist kein Fahrrad, entsprechend höher sich die auf dies wirkende Kräfte aber eben auch die Auslegung der Flugzeuge. Entsprechend darf man sich über Luftlöcher und Co. nicht wundern, aber genau dafür sind diese doch gebaut. Jedes Flugzeug trifft in dessen Nutzungsdauer auf tausende Luftlöcher. Ich bin froh darum, dass nicht jedes Luftloch aus dem Cockpit kommentiert wird. Außerdem wären solche Durchsagen für viele Passagiere eine noch größere Beunruhigung.

 

und sogar noch kurz vor der Landung, sackte der Flieger viele Meter ab.

 

Völlig normal. Eine Landung aus der Luft mit knapp 300 km/h und evt. Seitenwind kann rein technisch doch gar nicht immer 100% sanft und weich erfolgen.

 

Die Landung selber ging dann bockelhart von Statten und der Flieger hob nach dem ersten Bodenkontakt nochmal 2 mal kurz von der Landebahn ab.

 

Harte Landungen gelten als sicherer denn weiche Landungen. Von daher kein Grund zur Beunruhigung, auch wenn es subjektiv anders herum gilt.

 

Mich würde eigentlich nur interessieren, welcher Defekt in einem Flugzeug kann so etwas auslösen?

 

Du hast verschiedenste Aspekte genannt. Wie soll ein Defekt gleichzeitig für das Verbiegen des Rumpfes, eine harte Landung und das Stehenbleiben in der Luft sorgen? Ich denke eher, dass hier durch früh ausgelöste Ängste jede weitere Reaktion des Flugzeugs extrem sensibel und ängstlich beobachtet und so überinterpretiert wurde. Menschlich völlig verständlich, jedoch technisch nicht begründbar und kein Grund zur Beunruhigung. Und gerade Flugzeuge, die man als Passagier nicht selbst unter Kontrolle hat und die eben immer ruckeln und wo nicht jeder Flug perfekt sanft sein kann, laden zum überinterpretieren ein. Behalte im Kopf, dass bei 900 km/h auf 10.000 Meter Höhe einfach andere Anforderungen herrschen als wir sie als Erdenbürger gewohnt sind. Darauf ist die Technik absolut ausgelegt. Ich würde mich vor einem weiteren Flug einmal ausführlich über's Internet mit technischen Belastungen auf Flugzeuge und der technischen Begründung von Phänomenen die Auftreten (wie das Wackeln des Flügels) ausführlich beschäftigen. Wissen minimiert unbegründbare Ängste.

 

Turbulenzen schließe ich aus. Bis heute würde ich das gerne wissen. Irgendwann sitze ich zwar wieder mal rein, aber nicht mehr auf Kurzstrecken. Wenn dann geht es weit, sehr weit.

 

Mit welcher Begründung? Langstreckenflugzeuge müssen auch starten/landen und fliegen durch Luftlöcher. Das letzte Flugzeug einer europäischen Airline, das meines Wissens abstürzte war ein Airbus 330 auf dem Flug von Rio de Janeiro nach Paris. Zur Beruhigung: Dieses flog durch einen solchen Orkan, den es meines Wissens so in Europa noch nie gegeben hat. Schon gar nicht bei wolkenfreiem Himmel. Es gibt keinen Zusammenhang zwischen Sicherheit und Reichweite. Die Sicherheit unterscheidet sich eher nach Start/Landung und Flugphase sowie hohen und niedrigen Standards (zB. alte Flugzeuge, unseriöse Fluglinien, mangelhafte Wartung in div. Drittweltländern).

 

Falls dies alles nicht geholfen hat, empfehle ich einfach einen Kurs, die genau an diesen genannten Punkten ansetzen. Kostet zwar ein paar Euro, aber dafür nimmst du wohl einiges an Wissen mit und bist auf längeren Strecken wieder mobil. Guten Flug!

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Drei kleine Ergänzungen:

 

- Das was der Laie als "Luftloch" bezeichnet wird, sind Auf- und Abwinde.

 

- Turbulenzen sieht man nicht, auch wenn keine Wolken da sind kann es sie geben, daher frage ich mich auch, wie ein Passagier ausschließen kann, dass das Rütteln an ihnen lag. Auch, dass es an der Kante zum Festland passierte, passt. Wasser und Land haben unterschiedliche Temperaturen, da bilden sich häufig Luftwirbel.

 

- je kleiner das Flugzeug ist (die 737 ist vergleichsweise klein) desto mehr wackelt es bei Turbulenzen usw. Es ist wie mit Booten. Während Du mit dem Ruderboot fast kenterst, fährt Queen Mary unbeeindruckt an Dir vorbei.

 

Für mich klingt die Beschreibung auch nach einem ganz normalen Flug

 

[edit]

Eine Ergänzung noch: Ein Flugzeug stürzt (auch wenn es in den Nachrichten manchmal so klingt) eigentlich nie nur aufgrund von schlechtem Wetter ab. Unwettergebiete kann man umfliegen, zwischenlanden, gar nicht erst starten usw. Und auch innerhalb eines Unwetters kann ein Flugzeug sehr viel ab. Das worin Du warst, war aber auch keines. Geflogen wird nicht nur bei gutem Wetter aber nicht bei jedem Gewackel kommt ein Flugzeug runter.

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Schon damals war ich eigentlich Fliegerfan und oft zu Besuch auf dem Flughafen Stuttgart und mir fiel auf, dass wir anders herum landeten, wie die anderen Flieger bis heute dort noch landen.

 

 

Was meinst du damit? Die Landerichtung? Diese hängt von der Windrichtung ab. Es wird gegen den Wind gestartet und gelandet.

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Hast du auch schon den Treffpunkt Flugangst (www.treffpunkt-flugangst.de) entdeckt? Dort geht es ganz speziell um die Flugangst und Methoden, wie man sie unter Kontrolle kriegen kann. Ein umfangreiches Forum gibt es auch.

 

Ich vermute das Forum dort ist für dein momentanes Problem besser geeignet, da du hier tendenziell technische Antworten bekommst. Technisches Wissen hilft oft, aber nicht immer. Was dir persönlich hilft, musst du natürlich selber wissen/herausfinden.

 

Dennoch bist du natürlich herzlich eingeladen auch hier weitere Fragen zu stellen :)

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Owei :),

 

vielen herzlichen Dank für die zahlreichen Antworten. Hätte ich jetzt so nicht gedacht.

 

Zum Thema Flugangst. Nein nein, bei mir zumindest würde ich das so nicht deuten, habe ja auch keine Angst aus 70m-Höhe von einem Kran am Bungee-Seil hinunter zu springen, oder mit einem Cross-Motorrad Steilhänge rauf und runter zu fahren, hihi.

 

Respekt und Meidung seither ist wohl eher das bessere Wort und die Erkenntnis, dass einem ganz schön komisch werden kann, wenn man keine Information bekommt was los ist und sich selber deswegen hilflos und doch "ängstlich" fühlt. Ich bin dennoch noch der Meinung, dass bei diesem Flug etwas nicht stimmte. Ist ja nicht so, als ob ich davor nie geflogen wäre und Auf- und Abwinde über eine Flugstrecke über ca. 1 Stunde, kann ich mir laienhaft bis zur Landung auch nicht vorstellen - im Besondern weil es nicht nur rauf und runter ging, sondern auch links und rechts. Aber sei es wie es will, das Argument zu wenig technische Ahnung davon zu haben, sticht natürlich.

 

Das ich hier wohl im Forum mit meiner "Angst" nicht ganz richtig bin, habe ich ja schon am Anfang geschrieben, dennoch haben mir die Antworten, wohl aus Sicht von Piloten oder Angehörigen von Fluglinien, sehr weiter geholfen. Dafür nochmal meinen herzlichen Dank.

 

Gruß Joachim

 

PS: Ob Gegenwind oder nicht, ich habe in Stuttgart noch nie ein Flugzeug landen oder starten sehen, welches von Westen nach Osten das tat, sondern immer von Osten nach Westen. Vielleicht war es auch Zufall, dass bei ca. 50 Besuchen immer der dortige übliche Südwest-Wind wehte.

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PS: Ob Gegenwind oder nicht, ich habe in Stuttgart noch nie ein Flugzeug landen oder starten sehen, welches von Westen nach Osten das tat, sondern immer von Osten nach Westen. Vielleicht war es auch Zufall, dass bei ca. 50 Besuchen immer der dortige übliche Südwest-Wind wehte.

 

Das muss wirklich Zufall gewesen sein. Tatsaechlich ist von Osten nach Westen die haeufigere Richtung, da der Wind, soweit ich weiss, zu gut 80% der Zeit diese Richtung vorgibt. Ich selber bin auch bei allen meinen Fluegen in diese Richtung gestartet/gelandet. Nur einmal, als ich auf der Terasse zum Flugzeuge schauen war, ging alles in die andere Richtung.

 

Ausserdem vermute ich, dass besonders abends die Flugzeuge gern aus Westen kommen, da ich vor einiger Zeit westlich von Tuebingen gewohnt habe und fast jeden Abend die Flugzeuge im Anflug gehoert habe.

 

Kannst ja mal ab und zu einen Blick auf www.flightradar24.com werfen und beobachten, welche Richtung gerade genutzt wird. Ab und zu entdeckst du bestimmt die West-Ost-Richtung :)

 

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PS: Ob Gegenwind oder nicht, ich habe in Stuttgart noch nie ein Flugzeug landen oder starten sehen, welches von Westen nach Osten das tat, sondern immer von Osten nach Westen. Vielleicht war es auch Zufall, dass bei ca. 50 Besuchen immer der dortige übliche Südwest-Wind wehte.

 

Wenn Du bei Ostwind an den Flughafen gehst, dann starten und landen die Flugzeuge gen Osten. Bin schon öfter nach Osten gestartet und gelandet in STR.

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