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[Tripreport]: Mission B717 oder mit Volotea nach Bordeaux


martin.stahl

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Mit der B727 war ich als Kind vor über 30 Jahren von Nürnberg nach Gerona geflogen, mit den anderen Boeing-Typen in den letzten Jahren immer wieder mal. Die B707 ist bereits jenseits von Gut und Böse, aber für die B717, die ehemalige MD95, gibt es noch Chancen. In Europa gibt es einige B717 in der Flotte der finnischen Blue 1, die diese nun für SAS fliegt, sowie beim spanischen Billigflieger Volotea, dessen gesamte Flotte aus B717 besteht. Sprich, bei Volotea hat man die Gewissheit, mit der B717 zu fliegen, beim Flottenmix der SAS ist es recht unsicher. Der nächste Flughafen, von dem aus Volotea startet, ist für mich Straßburg, und von den dort angebotenen Zielen entschied ich mich für das französische Bordeaux nahe der Atlantikküste. Ein Eck Frankreichs, in dem ich zuvor noch nie gewesen bin.

05.08.13
V7 2411 SXB-BOD
B717 EI-FBM, Gate 26, Sitz 22 A, Startbahn 23, Landebahn 23
geplant: 16.05 – 17.40, tatsächlich: 20.30 – 21.55


Das Navigationsgerät gab für die Strecke nach Straßburg 2 3/4 Stunden über die A3 und die A5 an und ich kalkulierte noch eine Stunde zusätzlich für Staus ein. Kurz nach dem Frankfurter Kreuz kam schon die erste Staumeldung und das Navi schlug mir eine andere Route durch die Pfalz vor, die kaum länger dauern sollte als meine ursprüngliche Route. Also fuhr ich an Ludwigshafen, Speyer und Landau vorbei und durchquerte eine mir bis dahin unbekannte Gegend Deutschlands, um das letzte Stück auf einer mautfreien französischen Autobahn nach Straßburg zu fahren. Auch dort wurde für die letzten Kilometer Stau gemeldet und das Navi lotste mich durch verschiedene Dörfer um Straßburg herum, bis ich plötzlich vor dem kleinen Flughafenterminal landete. Ich hatte noch genügend Zeit, um den Flughafen zu erkunden, meine belegten Brote zu essen und überpünktlich am Gate 26 auf das Einsteigen zu warten. Ich wunderte mich, wieso sowohl der verspätete Flug nach Biarritz als auch unser Bordeaux-Flug fast gleichzeitig vom Gate 26 aus losgehen sollten. Als dann der Biarritz-Flug geboardet wurde, fragte ich am Schalter nach, wo denn das Boarding für den Bordeaux-Flug sein sollte.
„Der boardet um 18 Uhr.“
Ich hielt der Dame meine Bordkarte vor die Nase, die die jetzige Zeit zum Einsteigen angab. Telefongespräche auf Französisch, dann die Auskunft, dass mein Flug 3 Stunden Verspätung hätte. Aha. Nett zu erfahren. Auf den Monitoren war unser Flug immer noch mit Gate 26 vermerkt, weiter nichts. Aufgrund eines technischen Defekts war eine Maschine ausgefallen und daher sollte die andere Maschine erst nach Biarritz fliegen und nach diesem Umlauf nach Bordeaux. Also verließen wir wieder den Sicherheitsbereich und schlugen im Terminal die Zeit tot. Nach 2 Stunden gab es die Gutscheine für ein Sandwich und ein Getränk und als neue Abflugzeit wurde 20.30 Uhr bekannt gegeben. Also 4 1/2 Stunden Verspätung.
Nach 4 Stunden mit Lesen, Internetsurfen, Grummeln und Umherlaufen war es dann soweit. Unsere B717 war aus Biarritz zurück und wir durften einsteigen.

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In der B717 gibt es eine 2-3-Bestuhlung und ich hatte eigentlich 22 F reserviert, weil im Dreierblock im hinteren Abschnitt die Reservierung tatsächlich billiger war als im Zweierblock. Auf meinem Platz saß schon eine Mutter mit ihren zwei Kindern und ich setzte mich gerne auf den freien Platz 22 A und hatte den Zweierblock die meiste Zeit für mich alleine.
Der Start erfolgte um 20.38 Uhr auf der Bahn 23 in südlicher Richtung quer über das Elsass bis fast nach Genf. Erst dann drehten wir Richtung Westen ab und flogen über Clermont-Ferrand, Ussel, Ribérac in das spätabendliche Bordeaux.

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Geispolsheim

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Colmar

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Zuerst hielt ich den Wolkenturm für Dampf aus einem Schlot, aber es war tatsächlich einfach nur eine Wolke.

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Neuernburger See (Der kleinere See nördlich des Genfer Sees)

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Ich saß in der viertletzten Reihe und hatte hier eine gute Sicht nach draußen und auch auf das Triebwerk. Irgendwann sah ich, dass sich die Fenster in der Metallverkleidung des Triebwerkrahmens spiegeln. Im mittleren Fenster erkennt man am rechten Rand mein Spiegelbild – die erste Aufnahme, die ich von mir selbst während eines Flugs durch das Flugzeugfenster gemacht habe. :D

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Wolken in der Abendsonne

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Beim Anflug auf Bordeaux war es schon dunkel, so dass keine brauchbaren Fotos mehr gelangen. Wir hatten aber einen schönen Anflug mit Blick quer über die beleuchtete Stadt und setzten um 21.50 Uhr auf der Bahn 23 auf. Eigentlich wollte ich mit dem Bus nur nach Méricnag fahren und von dort aus mit der Straßenbahn ins Stadtzentrum. Da ich aber die Fahrpläne nicht kannte und es bereits nach 22 Uhr war, erschien mir diese Option zu riskant und ich nahm doch den teureren Direktbus zum Hauptbahnhof, wo sich mein Hotel befand. Der Bus um 22.45 Uhr sollte der letzte an diesem Abend nach Bordeaux sein und ich war schon beunruhigt, als ich an der Haltestellte die rund 100 Personen stehen sah. Ob wir es alle in den Bus schaffen würden? Ich dachte mir Schrecken an den Flughafenbus in Nizza, wo sich vor zwei Jahren eine Unmenge in den überfüllten Bus drängte und wir es erst beim dritten Bus schafften mitzufahren. Das konnte ich mir hier nicht leisten, da es keine weiteren Busse geben würde. Doch als der Bus abfahrbereit war, wollten die 100 Personen gar nicht in den Bus, sondern marschierten zu einem anderen Bus, und wir waren am Ende nur zu viert. Unser Bus fuhr direkt zum Bahnhof und bis zum Ibis-Hotel waren es nur einige Schritte.
Die erste Nacht in fremden Betten schlafe ich generell schlecht, aber diesmal schlief ich wie ein Stein.
Am nächsten Morgen ging es an die Erkundung der Stadt. Bordeaux liegt etwa 50 km östlich der Atlantikküste und umgibt die Garonne fast wie eine Mondsichel.

Die Pont de Pierre, die über die Garonne in den Stadtteil Bastide führt.

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Selbstporträt vor der Altstadt

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Glockenturm von St. Michel, der abseits der Kirche steht. Mit 114 m ist er der höchste Glockenturm Südfrankreichs.

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Porte de Bourgogne, eines der Stadttore

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Ich überquerte die Garonne und spazierte ein wenig im Stadtteil Bastide herum.

Wohnheim der Universität mit interessanter Architektur

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Kirche Sainte Marie de la Bastide

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Altstadt entlang der Garonne

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Stadttor Porte Cailhau, das die Zeit seit dem Mittelalter überdauert hat

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Die Börse, wobei sich die heutige Börse nur noch im rechten Trakt des Gebäudekomplexes befindet.

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Vor dem Börsenplatz sorgten nebelfeine Wasserstrahlen für Abkühlung und Spaß für die Kinder.

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Grand Théatre, dessen Innenausstattung landesweit zum Vorbild wurde. In der Antike befand sich an dieser Stelle das Forum, das die Mitte der Stadt markierte.

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Im Theater besichtigte ich die Ausstellung “Alice in Operaland”, das anhand der Geschichte von Alice im Wunderland einen Blick hinter die Kulissen der Oper ermöglicht. Die Ausstellung war witzig und interessant gemacht und ich habe noch nie wie während dieser Ausstellung so ernsthaft über den Besuch einer Oper nachgedacht.

Die Kreise sollten den Eindruck erzeugen, man stürze in den Boden.

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Foyer des Theaters

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Schach

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Die Bühne und der prunkvoll ausgestattete Zuschauerraum

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Vom Theater sind es nur wenige Schritte zum Platz der Girondisten, der größten innerstädtischen Platzanlage Europas. Hier sieht man das Denkmal für die ermordeten Girondisten, die in der französischen Revolution die Vertreter des aufgeklärten Bürgertums waren. Sie hatten sich für die Dezentralisierung Frankreichs eingesetzt, wurden aber von den radikalen Jakobinern verdrängt und zum großen Teil ermordet.

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Zwei Säulen mit Statuen von Montaigne und Montesquieu am anderen Ende des Platzes

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In der Ferne die Autobahnbrücke Pont d’Aquitaine

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In Bordeaux gibt es auch moderne Glaspaläste wie hier die Cité Mondiale du Vin, die auch ein Kongresszentrum enthält. Natürlich gibt es hier auch Informationen über den Wein, den Bordeaux eben.

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Kirche St.Luis

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Wieder zurück in die Vergangenheit, und zwar in die Antike. Der Palais Gallien ist der Rest eines römischen Amphitheaters.

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Stadttor Porte Dijeaux

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Pey Berland, der Turm der Kathedrale St-André. Man konnte ihn besteigen und einen herrlichen Blick über Bordeaux genießen, jedoch erforderte dies Geduld, da sich nur maximal 19 Leute gleichzeitig auf dem Turm aufhalten durften.

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Und so sieht Bordeaux von oben aus.

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Kathedrale St-André

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Das andere mittelalterliche Prachttor, Grosse Cloche. Den Namen bekam der Turm durch die Glocke, die von den jeweiligen Königen entfernt wurde, wenn sie die Stadt abstrafen wollten.

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Kirche Sacré Coeur de Bordeaux

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Den ganzen Tag über war es angenehm warm um die 20°. Kein Vergleich zu der Bruthitze daheim. Daher gab es am Abend auch nur ein Gewitter mit Platzregen und keine landesweite Unwetterfront.

Am nächsten Morgen hatte ich noch etwas Zeit und spazierte zum Hauptfriedhof der Stadt, den ich sehr interessant fand. Ärmere Leute hatten kleine Erdhügel als Gräber, die teilweise neben dem wilden Pflanzenwuchs nur einen künstlichen Blumenstock und einige kleine Gedenktafeln enthielten. In Richtung Reichtum gab es keine Grenze. Mit Blumen bepflanzte Gräber waren die Ausnahme. Wer es sich leisten konnte, hatte das Grab mit zumindest einer Marmorplatte abgedeckt, die häufig auch keinen klassischen Grabstein mit Geburts- und Todestag trug, sondern kleine Gedenksteine mit lieben Sprüchen der Verwandten. Andere Gräber glichen einer Gruft oder hatten eine Kapelle anstelle einer Marmorplatte. Viele dieser pompösen Gräber waren sehr alt und teilweise verfallen. In einem Grab wurden im Lauf von 100 Jahren 14 Menschen beigesetzt, wobei dieses Grab nicht besonders groß war.
Leider durfte man auf dem Friedhof keine Fotos machen, daher hier nur das Eingangstor:

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07.08.13
V7 2410 BOD-SXB
B717 EI-FBL, Gate 59, Sitz 22 F, Startbahn 23, Landebahn 23
geplant: 15.30 – 16.55, tatsächlich: 16.10 – 17.27


Als ich auf dem Rückweg zum Flughafen war, setzte vom Atlantik kommend eine Regenfront ein, so dass mein Timing genau gepasst hatte. Ryanair und Easyjet haben ein eigenes Billig-Terminal, das auch sehr nach billig aussieht. Ansonsten gab es Flüge von Air France bzw. Hop! und KLM, Volotea, aber auch einen Flug mit Air Transat nach Montreal.
Bereits eine Stunde vor Abflug erfolgte das Boarding in das benachbarte Gate 61. Bei der Bordkartenkontrolle wurde sehr genau auf die Handgepäcksregel geachtet und ich hatte meine Einkäufe nicht mehr in der kleinen Reisetasche untergebracht. Ich konnte aber alles hineinstopfen, nachdem ich die Videokamera in eine Hosentasche gesteckt hatte, bis ich durch die Kontrolle hindurch war. Im strömenden Regen wurden zuerst zwei Passagiere im Rollstuhl ins Flugzeug gebracht. Dazu parkte ein Fahrzeug mit einer höhenverstellbaren Kabine vor dem Flugzeug. Über eine Hebebühne wurden die beiden Passagiere in diese Kabine verfrachtet und gelangten von dort aus ins Flugzeug. Als dies erledigt war, durften auch die anderen Passagiere einsteigen. Entgegen meiner Gewohnheit achtete ich diesmal darauf, als einer der ersten einzusteigen. Ich hatte nämlich keine Lust, im strömenden Regen auf der Gangway zu stehen und zu warten, bis die Passagiere vor mir ihr Gepäck verstaut hatten. Mein Plan ging auf und ich hatte diesmal den Dreierblock für mich alleine. Als wir starten sollten, kam der Kapitän in die Kabine und verkündete, es gäbe ein technisches Problem mit dem Schloss der Cockpittür. Dies müsse repariert und vor allem anschließend dokumentiert werden und der Abflug würde sich daher verzögern. Nicht schon wieder! Andererseits fand ich es angenehm, dass in beiden Fällen der Kapitän recht detaillierte Informationen über den Grund der Verspätung gegeben hatte. Nach einer halben Stunde wurde sogar kostenlos Wasser an die Passagiere ausgeschenkt. Angesichts dieser freundlichen Geste befürchtete ich eine weitere Verspätung, doch 10 Minuten später ging es los und wir hoben um 16.28 Uhr ab.
Nach dem Start gab es eine Linskurve ging es über Limoges und Dijon nach Straßburg.

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Mit der B717 über den Wolken

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Flughafen Straßburg

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Straßburg voraus

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Schiltigheim

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Straßburger Konzerthalle

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Um 17.23 Uhr setzten wir auf der Landebahn auf und hatten auf dem Flughafen schnell die Position vor dem Terminal erreicht. Daher noch ein letzter Blick auf die B717:

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Keine 10 Minuten später saß ich im Auto und war auf dem Heimweg. Was soll man über Volotea sagen? Auf beiden Flügen hatte ich teilweise massive Verspätungen aufgrund technischer Defekte, aber ich kann nicht beurteilen, ob ich einfach Pech hatte oder ob Volotea generell verspätungsanfällig ist. Aber zumindest bin ich nun auch die B717 geflogen.

Copyright aller Fotos: Martin Stahl

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Sehr schöner Bericht !

 

Ich bin ebenfalls vor nicht allzu langer zeit mit Volotea geflogen - allerdings nur eine Strecke (MPL-SXB / EC-LPM).

Alles ohne Probleme und pünktlich auf die Minute.

 

Ich habe den Eindruck, daß der Flugplan sehr eng gestrickt ist mit einem zu erwartenden heftigen Dominoeffekt, wenn mal ein Problem auftritt.

War auch überrascht ob des sehr mageren BOB-Angebotes ! Die Preise sind aber akzeptabel.

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Von Straßburg nach Bordeaux waren es etwa 100 Passagiee, beim Rückflug ca. 60 Passagiere.

Beim Bordverkauf habe ich ich auch gewundert, dass den Passagieren vorhr nicht einmal eine Speisekarte o.ä. zur Verfügung gestellt wurde. Die gab es anscheinend nur auf Anfrage, wenn das Personal schon mit dem Trolley vor einem stand. Auch die Sicherheitskarten steckten in den Ritzen zwischen den Sitzen, da es keine Sitztaschen gibt.

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