Zum Inhalt springen
airliners.de

Von der Woiwodschaft Großpolen in die Provinz Lappland


touchdown99

Empfohlene Beiträge

McIOYT3O2r.jpg
4qqfZJHbFq.jpg
SWLdrsWAeP.jpg

Vor ein paar Wochen führte mich ein etwas kompliziertes Routing quer durch Europa - neun Flüge, fünf Länder, vier Airlines, fünf Flugzeugtypen. Gesamtdistanz: 5710km. Zeit also für einen Tripreport, der in Posen beginnt und nach einigen Umwegen in Düsseldorf endet.


Datum: 21MAY2014
Strecke: Poznan - Warszawa (284km)
Airline: LOT
Flugnummer: LO3944
Fluggerät: Embraer 170 SP-LDF


Im Vergleich zu meinem letzten Besuch in Poznan, als ich mit Dauair selig in einem Metroliner nach Stuttgart schaukelte, hat sich mächtig was getan: Das Terminal hat sich in der Größe schätzungsweise verdreifacht.

BnKRCdu1MP.jpg

Der Verkehr ist aber weiterhin überschaubar: Neben LOT nach Warschau gibt es Cityline nach München, Germanwings nach Düsseldorf und SAS/Cimber nach Kopenhagen sowie Wizzair und Ryanair mit einer Handvoll Ziele. Eine Inspektion des Vorfelds von der kostenlosen, vollverglasten Indoor-Besuchergalerie...

opt5az2XFW.jpg

...fördert einen Cimber Air CRJ200 zu Tage, der offenbar AOG ist, sowie eine Enter Air 737, eine DAT ATR72 und die Private Wings Beech 1900D, die den VW-Shuttle nach Braunschweig bedient.

Nv50cNHeRb.jpg

Der Flughafen wirkt bei meiner Ankunft vergleichsweise ausgestorben – kurz zuvor hatten zwei CRJ900 nach Düsseldorf und München abgehoben und nun ist für die nächsten zwei Stunden außer meinem Warschau-Flug nichts vorgesehen. Ich unterbreche die Langeweile des Securitypersonals, um airside zu kommen. Dort präsentieren sich im Schengen-Bereich ein kantinenartiges Restaurant, ein Café, ein Kiosk und zwei, drei Shops. Alles recht großzügig und tedenziell überdimensioniert und unterbeschäftigt.

eGqBAnrfsi.jpg

Überpünktlich aus Warschau ankommend, taucht kurz vor halb drei die Embraer 170 SP-LDF vor dem Terminal auf. Recht bald beginnt das Boarding zu Fuss über das Vorfeld. Die Embraer 170 trägt bereits die neuen Farben der LOT, wenngleich ein erster Blick im Inneren verrät, dass sie schon ein paar Jährchen auf dem Buckel hat – mit der Baunummer 35 ist sie eine der frühen E-Jets.

LIkBIzps5Z.jpg

Die Kabine ist schon ein bisschen abgeschabt, mein Sitztasche halb abgerissen. Da war die von mir in der Woche zuvor auf LCY-DUS genutzte, 30 Jahre alte Bae 146-200 der WDL besser in Schuss… Der Flug ist recht voll, nach meinem Eindruck primär Geschäftsreisende. Drei Minuten vor STD beginnt der Take-Off-Run auf der Runway 10, so dass wir im Steigflug Posen überfliegen.

N7VPjkHh5b.jpg

Die beiden Flight Attendants machen ihre Runde und verteilen Prince Polo Schokoriegel, gefolgt von einem Getränkegang. Es gibt Wasser, Wasser oder Wasser. Angesichts der sommerlichen Temperaturen kein Beinbruch – und mehr als es auf meinem nächsten LOT-Leg geben wird. Nach rund 15 Minuten meldet sich der Kapitän mit der kurzen Botschaft, dass wir in 20 Minuten und damit 20 Minuten vor STA auf dem Frederik Chopin-Airport in Warschau landen werden. So ist es dann auch, wir setzen bereits um kurz nach halb vier auf der Runway 11 auf. Auf dem Vorfeld ist ein halbes Dutzend Q400 der Eurolot aufgereiht, zwischen denen wir zu stehen kommen. Es heißt also Bustransfer zum Terminal.

qQRjj8gFfQ.jpg


Datum: 21MAY2014
Strecke: Warszawa - München (779km)
Airline: LOT
Flugnummer: LO353
Fluggerät: Embraer 175 SP-LIK


Das Boarding des Anschlussflugs ist um 15 Minuten verschoben, so dass noch ein schneller Abstecher in die LOT-Lounge möglich ist. Diese ist wie üblich sehr überfüllt und das Angebot ebenfalls wie üblich, nun ja, sparsam.

og34lAdcPc.jpg

Viel Zeit habe ich ohnehin nicht, da Flug LO353 vom Gate 41 abgehen wird, das einen ziemlichen Fussmarsch erfordert. Immerhin diesmal ein Fingerposition. An ihr hat die SP-LIK angedockt, eine Embraer 175, die noch die alte Farbgebung trägt.

yIVkqHSqrY.jpg

Die Sitze haben ein etwas abweichendes Design und sind in dunkelblauem Leder gehalten. Ein erster Blick: Die Kabine der SP-LIK ist etwas besser in Schuss als die ihrer kleinen Schwester, mit der ich gerade nach Warschau gereist bin. Wieder Reihe 4, diesmal allerdings Sitz 4A. Auch dieser Flug ist recht gut gefüllt, obwohl kurz darauf auch Lufthansa nach nach Monachium fliegt. Wir taxeln Richtung Runway 15, vorbei an nicht weniger als fünf Boeing 787-8 der LOT. Vor einem Hangar ist ein Embraer 145 Friedhof auszumachen – oder zumindest werden die kleinen Dschungeljets dort in größerer Zahl aufgebahrt. Die Flugzeit ist mit 1h20min vorgesehen.

hd57KmkpUA.jpg

Auf dem internationalen Flug gibt es im Bordservice nichts ummesöns. Der Captain meldet sich, was man heutzutage eher selten erlebt, mehrmals aus dm Cockpit, um auf Städte, die wir passieren, hinzuweisen, z.B. auf Krakau und auf Prag. Ansonsten ein weitgehend ereignisloser Flug. LOT gönnt sich in MUC eine Fingersposition, so dass ich dankenswerterweise um meine schätzungsweise 238. Vorfeldrundfahrt in München herum komme.

fP4eLWOxXM.jpg


Datum: 21MAY2014
Strecke: München - Oslo (1319km)
Airline: Lufthansa
Flugnummer: LO2456
Fluggerät: Airbus A321-231 D-AIDI


Kurzer Blick auf die Monitore – mein Flug nach Oslo hat 55 Minuten Verspätung. Es bleibt also noch genug Zeit für das Kartoffelsalatparadies. Dort am Counter noch schnell die neue Boardingzeit erfragt – was aber einen Moment dauert, weil vor mir ein deutlich erregter Passagier den CSA zusammenfaltet, da er aufgrund eines kurzfristigen Gatechanges von einem Ende des Terminals zum anderen hetzen musste, es aber nicht mehr rechtzeitig schaffte und den Flug verpasst hat. Lustigerweise ist er, wenn ich es richtig verstehe, kein Statuskunde, sondern lediglich in den Loungeeingang gestürmt, um gegenüber einem LH-Mitarbeiter Luft abzulassen. Der gibt sich verständnisvoll, kann aber naturgemäß nichts machen. Das Angebot, in die Lounge zu gehen, lehnt der aufgebrachte Passagier mit dem Bemerken, dass es ihm darum nicht gehe, ab. Nun ja. In der Lounge ist es angesichts der abendlichen Zeit zu massiven Büffetfräsereien gekommen und es dauert eine Weile, bis wieder Futter aufgefahren wird. Von der angekündigten 5*-Qualitätsoffensive in den Business-Lounges ist noch nichts zu sehen, Kartoffelsalatparadies und münchenspezifisches Leberkäse-Nirwana. Wobei, an einem Tischchen steht eine – mutmaßlich – Studentin, die auf Wunsch Wraps zusammenbastelt. Mein OSL-Flug wurde irgendwann von einem A319 auf einen A321 umgestellt – am Gate sehe ich auch warum: Es gibt so gar eine Warteliste. Netter Zug nach dem Boarding: Der Kapitän kommt in die knackevolle Kabine, um sein Announcement zu machen und zu erklären, dass die Verspätung auf dem früher am Tage erfolgten zeitweiligen Zusammenbruch des Lufthansa-Reservierungssystems beruht, aufgrund dessen alle Passagiere vorübergehend manuell eingechcket werden mussten. Die Crew sei deshalb mit Verspätung aus Istanbul weggekommen.Die Flugzeit soll 1h50min betragen. Da wir letztlich erst gegen halb neun abheben, werde ich also nicht vor halb elf in Oslo sein. Beim Bordservice versuche ich es mal mit dem Wunsch nach alkoholfreiem Bier, das es aber nicht gibt. Die Sandwichbox nehme ich zwecks genauerer Analyse, verzichte aber angesichts des E-Feuerwerks auf der Zutatenliste auf den Verzehr der Chemiekeule. Kurz hinter Göteborg beginnt der Sinkflug auf Oslo, wo wir um 22:25 Uhr auf der Runway 19L landen. Mein dritter Besuch in OSL binnen vier Monaten, auch wenn ich zuvor etwas stilvoller mit Dornier 328-300 der Sun Air und Q400 der airbaltic eingeschwebt bin. Gott sei Dank habe ich im Radisson Quartier machen lassen, so dass ich nicht erst noch mt dem Zug in die Stadt muss. Größere Schlangen beim Check-In und leichte Konfusion, bis meine Reservierung gefunden ist. Die Zimmer sind so – naja. Den aufgerufenen Preis von 260 EUR pro Nacht sind sie gewiss nicht wert. Wenn ich selbst zahlen müsste, würde ich ins Runway Hotel gehen, wo es ordentliche, moderne Zimmer für ein Fünftel des Preises gibt. Immerhin ist mein Zimmer im obersten Stockwerk und hat Blick auf das Domestic-Vorfeld – auch wenn dort außer Norwegian und SAS 737ern und gelegentlichen Wideroe und DAT-Heuwendern nicht viel Abwechslung ist.

cSAjL29qYA.jpg

Am nächsten Tag steht in Oslo ein bisschen Arbeit an, aber Zeit für einen mittägllchen Spaziergang durch die Innenstadt bleibt – ich bin immer wieder gerne in Oslo.

eydUnwTRXX.jpg
JLPzb2Nc0M.jpg


Datum: 23MAY2014
Strecke: Oslo – Stockholm ARN (386km)
Airline: SAS
Flugnummer: SK844
Fluggerät: Boeing 737-883 LN-RRL


Nach einem Tag in Oslo führt mich mein erster Flug heute nach Stockholm. Ich bin auf SK844 gebucht, der sich um 0700 Uhr Richtung Arlanda aufmachen soll. Dank Übernachtung im Radisson sind es nur wenige Schritte ins Terminal.

mRe7Mz3dSW.jpg

Skandinavische Effizienz gepaart mit Gelassenheit bedueten, dass die Security schnell erledigt ist. Mein Flug geht ab Gate 46 kurz vor dem Non-Schengen-Bereich. Mir fällt immer wieder auf, dass das Terminal zwar hübsch anzuschauen, aber ein bisschen schmächtig ausgelegt ist. Nach Arlanda soll die LN-RRL fliegen, die in Star Alliance-Bemalung daherkommt und von einem Novair Airbus 320, der nach Chania fliegt, und einer TUI Nordic Boeing 737-800 eingerahmt ist.

M9j9eTlTl9.jpg

Das Boarding beginnt 20 Minuten vor Abflug. Der Flug ist gut gebucht, so dass die Hoffnung auf einen freien Mittelsitz neben meinem Sitz 12A enttäuscht wird. Man kann mir sagen was man will, aber das Raumgefühl in einer vollbesetzten Dreierreihe einer Boeing 737 ist in der Regel klaustrophobischer als im Airbus A32X. Mit zwei weiteren Herren der nicht ganz schmächtigen Art ist es recht kuschelig. Pushback ist um 655 Uhr, die Flugzeit wird mit 50 Minuten avisiert. Der Captain scheint es eilig zu haben, bereits auf dem Vorfeld gibt er den „seats for take off“-Hinweis. Es geht dann auch zügig auf die Runway. Als SAS Go-Kunde müsste ich für den Bordservie – außer Kaffee und Wasser – zahlen, so dass ich angesichts der im Hotel internalisierten Frukost gerne verzichte. Ein Flug Richtung Osten ohne Besonderheiten. Es geht anscheinend etwas etwas schneller als geplant, kurz nach 07:30 Uhr kündigt das Cockpit die Restflugzeit mit 13 Minute an, als wir uns gerade über Västeras befinden.

oggbockf5Z.jpg

An Uppsala vorbei beginnt die Boeing 737 den Landeanflug auf die Runway # in Arlanda. Um 07:48 Uhr hat uns Mutter Erde wieder. Kräftig Gegenschub und eine runwaynahe Gateposition bedeutet, dass ich wenige Minuten später in Terminal 5 stehe. Es bleiben knapp 90 Minuten Umsteigezeit bis zum nächsten Flug.


Datum: 23MAY2014
Strecke: Stockholm ARN - Kramfors (379km)
Airline: Nextjet
Flugnummer: SK8054
Fluggerät: BAe ATP SE-MAL


Bis zum Teminal 3 ist es eine kleine Wanderung. Terminal 3 ist das Inlandsterminal, von dem aus die Regioflieger per Fussgängerboarding abgefertigt werden. In Schweden ist noch reichlich Regiogerät im Einsatz, das der Liebhaber von kleinen Verkehrsflugzeugen in Mitteleuropa mittlerweile schmerzlich vermisst. Der erste Blick fällt auf die ATR72 OY-RUB der Högakustenflyg,...

WbpgTmDUYf.jpg

...nicht weit weg steht eine Embraer 145 der bmi regional, die seit 2013 zwischen Kristianstad und Arlanda pendelt.

VY4L3G6dbZ.jpg

Diverse Nextjet Saab 340 tummeln sich auf dem Vorfeld, ferner eine Saab 340 der polnischen Skytaxi. Von meiner ATP ist noch nichts zu sehen, sie ist mit 15 Minuten Verspätung inbound angekündigt. Es taxelt aber schon mal die Schwestermaschine vorbei, die die Strecke Arvidsjaur-Lycksele bedient. Zeit, ein bisschen das Terminal 3 zu inspzieren – es ist wenig mehr als ein langer schmaler Schlauch mit einem zentralen Café/Kiosk. Viel ist gegen 9 Uhr nicht los. Ein Flug nach Vilhelmina wird gerade abgefertigt, ferner Avies nach Sveg – Passagiere für diesen Flug kann ich freilich nicht identifizieren. Schließlich schwebt die SE-MAL aus Lappland kommend ein.

RegVqxuVyW.jpg

Das Problem der zahlreichen Regionalverbindungen in den hohen Norden exemplifiziert sich an meinem Flug: Inbound klettern insgesamt 58 Passagiere aus der ATP – auf den Rückflug warten gerade einmal 20 Paxe.

oqtZm8NhxC.jpg

Bei einem so geringen Load hat die ATP wohl Trimmungsprobleme - die Reihen 1-7 sind durch umgeklappte Sitze gesperrt, so dass sich die Belegschaft bei ansonsten freier Sitzplatzwahl im hinteren Teil der Kabine verteilt. Platz ist in den Reihen 8-17 genug, so dass ich eine Reihe für mich habe und mich in Reihe 15 installiere. Mit leichter Verspätung drehen sich die Propeller und wir rollen zum Start Richtung Runway 8. Die FA teilt mit, dass man sich nach dem Start umsetzen könne und die Flugzeit nach Kramfors 55 Minuten betragen und nach Gällivare von dort noch einmal 65 Minuten. Der Take-Off wird zu einem hübschen Aerial Sightseeing von Arlanda, da die ATP nach dem Start in scharfer Rechtskurve auf Nordwest- und dann auf Nordkurs geht. Einige Goodies wie eine abgestellte Caravelle und DC8, einen kleinen MD80-Friedhof und das Jumbo-Hostel lassen sich schön aus der Luft bestaunen.

MQINuxqeFj.jpg
LWSV6V7wYC.jpg

Zügig nach dem Start gibt es den Bordservice, bei Nextjet muss der Geldbeutel aufgemacht werden. Ein Bordmagazin gibt es nicht, so dass die einzige Unterhaltung die vierseitige Safety-Card ist. Die ATP fliegt relativ geräuschintensiv Richtung Norden, während ich ein wenig die Kabine in Augenschein nehme. Ihr Alter kann die Maschine nicht leugnen, die Overhead Panels sind vergleichsweise mitgenommen. Die Stoffsitze sind solche der einfacheren Machart, aber bis auf das nicht ausziehbare Liliputtischchen ganz okay.

BEKZl0baaS.jpg
n8gNPYyLxS.jpg
WNk1K4Fsn9.jpg

Um 10 Uhr meldet sich das Cockpit und kündigt eine Restflugzeit nach Kramfors von 10 Minuten an. Um 1014 Uhr erfolgt der Touchdown auf dem „Höga Kusten Airport“, der die Region rund um Kramfors mit der Welt verbindet.

GHBpy3rLIt.jpg

Außer den täglichen Zwischenstops der Gällivare-Flüge tut sich allerdings nicht viel auf dem Flugplatz, auf dem auch kein anderes Fluggerät zu sehen ist. Kramfors wurde durch die Holzwirtschaft groß, leidet aber seit längerem unter Bevölkerungsschwund. Drei Passagiere steigen aus, zwei steigen ein, so dass der Aufenthalt wenig mehr als 10 Minuten dauert.


Datum: 23MAY2014
Strecke: Kramfors - Gällivare (477km)
Airline: Nextjet
Flugnummer: SK8054
Fluggerät: BAe ATP SE-MAL


Um 1026 Uhr drehen sich die Propeller des ATP bereits wieder. Nach dem Takeoff von der Runway 35 setzen wir den Flug Richtung Norden fort.  

Vem603n8lj.jpg

An der dahinziehenden Landschaft kann man - solange sie sichtbar ist - schön erkennen, dass es immer nördlicher geht, denn die Vegetation wird spürbar karger – Gällivare liegt rund 70km nördlich des Polarkreises. Hier und da sind sogar noch Schneereste zu erkennen, so dass ich mich gedanklich bei mir selbst bedanke, trotz hochsommerlicher Temperaturen in Deutschland, Polen und Südnorwegen noch etwas Warmes eingepackt zu haben. Knapp ein Stündchen dauert es bis zum Lapland Airport.

Y5TQos3DVr.jpg
TAT6TONFtI.jpg
BvJyFYl4JW.jpg

ÖPNV am Lapland Airport Gällivare gibt es nicht, so dass ich mir eine Flygtaxi bestellt habe, die in Norwegen und Schweden weit verbreiteten Sammeltaxis. Ganz billig sind sie trotzdem nicht, für den Transfer nach Gällivare werden 199 SEK fällig. Mit mir reist eine Einheimische, die zuerst abgesetzt wird, bevor ich zum Bahnhof gefahren werde. Ich habe nun rund 75 Minuten, bis die nächste Etappe der Reise beginnt: Mit dem Zug weiter nach Kiruna. Ich war bei der Planung hin- und hergerissen, ob ich nicht erst den späteren Zug nehmen sollte, um in Gällivare vier Stunden  zu haben. Ein Stadtspaziergang zeigt freilich rasch, dass das wenig sinnvoll gewesen wäre: Es gibt außer dem Stadtmuseum, für das ich keine Zeit habe, nichts zu sehen, und die „City“, wenn man sie so nennen will, hat den in den nordischen Ländern häufig anzutreffenden 70er-Jahre Charme, der zugleich ein wenig an Osteuropa erinnert.

ZfrWqzOCbr.jpg
bF4hIBgCe3.jpg

Anyway, meine Runde ist schnell beendet und ich warte im Bahnhof, der einer der schönsten Schwedens sein soll.

XvtRALZQjn.jpg

Ein paar Passagierzüge pendeln täglich auf der Eisenerzstrecke (Narvik)-Kiruna-Gällivare-Lulea, zweimal pro Tag geht es weiter bis nach Stockholm. In einer kurzen Sommersaison ist Gällivare zudem Endpunkt der Inlandsbanan, mit der man an zwei Tagen über Arvidsjaur, Östersund und Mora bis hinunter nach Kristinehamm reisen kann. Mein Zug, der Intercity 96, kommt pünktlich an. Er besteht aus drei Waggons und einer etwas historisch anmutenden Lok. Eine Handvoll Passagiere steigen ein und aus. Mein Ticket, ein paar Tage zuvor im Internet gekauft, kostet 79 SEK und beinhaltet eine Sitzplatzreservierung. Der Zug ist recht leer, mein Sitzplatz aber offensichtlich von einem der Nikotinsüchtigen belegt, die sich gerade noch auf dem Bahnsteig im Expresstempo ihre Lunge mit einer weiteren Lage teeren. So suche ich mir einen anderen Platz, von dem aus ich die vorbeifliegende Landschaft in Augenschein nehme – es geht recht zügig Richtung Kiruna, das nach 72 Minuten Fahrzeit erreicht werden soll.

S0Q92SALTo.jpg

Ein Jüngling mit Dreadlocks unterhält den Waggon derweil mit ganz passablem Gitarrengeklimper. Kurz vor Kiruna werden die Spuren des Erzbergbaus anschaulich und wir nähern uns meiner heutigen Endstation. Ich bin freilich etwas konsterniert, als der Zug hält: Ein augenscheinlicher niegelneuer Bahnsteig an einer Stelle, wo von einer Stadt nicht viel zu sehen ist – nur ein Schild „Centrum 2km“. Na Prost Mahlzeit. Ein etwas ratloser Blick meinerseits fällt auf einen Shuttlebus, der kostenlos zum Busbahnhof fährt. Seine Fahrstrecke führt ersichtlich an der früheren Eisenbahnstrecke entlang, vor der freilich nur noch das Gleisbett zu erkennen ist. Der frühere Bahnhof, den wir passieren, macht deshalb einen etwas verlorenen Eindruck.

PZuaLDQsCq.jpg

Das Rätsel des Geisterbahnhofs wird sich später lösen. Erst einmal ins Hotel, das an der 100m langen Fussgängerzone Kirunas liegt. Es heißt „Bishops Inn“ und wird über die schwedische Hotelkette „Elite“ vermarket, ich konnte es aber Google Maps im Vorfeld nicht wirklich identifizieren. An der angegebenen Adresse stehe ich erst einmal etwas ratlos – es ist ein Einkaufszentrum u.a. mit einem Systembolaget und einem H&M. Es ergibt sich dann, dass man in einem gleichnamigen Gastropub eincheckt, um durch die Einkaufspassage in das Obergeschoss zu gelangen, wo die gesamte Etage Hotelzimmer beherbergt. Die sind topmodern und recht passabel und nicht, wie befürchtet, eine Gasthofabsteige. Schnell in die Touristinfo, allerdings mit den schpn befürchteten Informationen: Es ist „very low season“ in Kiruna, Stadtführungen und Bergwerksbesuch sind nicht möglich. Es gibt zwei kleine Museen und das Rathaus sei sehenswert. So mache ich mich bei nieseligem Wetter...

Rv6qtEj6gW.jpg

...zum Stadtmuseum auf, das bis 17 Uhr geöffnet sein soll. Als ich kurz vor vier ankomme, macht es allerdings gerade dicht – Falschinformation. Ziemlich durchnässt trolle ich mich in das benachbarte Rathaus, das in den 1960er Jahren gebaut wurde und seinerzeit Architekturpreise erhielt.

CDKDgj4szO.jpg

Von innen ist es in der Tat ganz ansehnlich. Es beinhaltet eine sehr üppige Kunstsammlung und eine Ausstellung, die erklärt, waum ich vorhin nicht am erwarteten Bahnhof angekommen bin: Der Erzbergbau in Kiruna dehnt sich immer weiter Richtung Stadtzentrum aus und in wenigen Jahren wird der Untergrund so stark beeinträchtigt sein, dass das Stadtzentrum 3km Richtung Norden verlagert wird – Rathaus, Krankenhaus, Schulen, Geschäftsstraßen, Hotels, Wohngebiete, alles wird dort auf Kosten des Bergwerkbetreibers neugebaut und rund ein Dutzend historische Gebäude werden abgetragen und am neuen Standort wieder errichtet. Im Rathaus kann man das gigantische Projekt schon einmal in Projektionen erleben.

uK5RLLoRzz.jpg

Der alte Bahnhof ist dem Bergwerk mit am nächsten und deshalb Ende 2013 geschlossen worden. Die Streckenführung wurde komplett geändert, man nähert sich Kiruna jetzt aus anderer Richtung als in der Vergangenheit und die Züge enden am Stadtrand. Später soll es im neuen Stadtzentrum einen richtigen Bahnhof geben. Besonderer Gimmick: Eine Seilbahn soll das Bergwerk, das alte und das neue Kiruna als besondere Form des ÖPNV verbinden.

8pzcX4m67L.jpg


Datum: 24MAY2014
Strecke: Kiruna - Stockholm ARN (918km)
Airline: SAS
Flugnummer: SK1045
Fluggerät: Boeing 737-683 LN-RPF


Nächster Tag, die nächsten Flüge: Heute geht es von Kiruna zunächst nach Stockholm zurück. Das Flugangebot an Wochenenden ist übersichtlich: Es gibt zwei SAS-Flüge nach Arlanda. Ich bin auf Flug SK1045, Abflug 1415 Uhr gebucht. Nach einem ausgiebigen Frühstück in der Pub-Atmosphäre des Bishops Inn bleibt noch reichlich Zeit für einen ausgedehnten Stadtspaziergang. Das Wetter ist sonnig und kein Vergleich zur nebligen Suppe von gestern, die in den frühen Morgenstunden noch einmal zurückgekehrt war. Bei Sonnenschein wirkt das Städtchen gleich freundlicher, auch wenn es gewiß keine architektonische Schönheit ist. Sonnenschein heißt übrigens nicht, dass es warm wäre – es ist empfindlich kühl, schätzungsweise so um die 5 Grad. Einige Stadtimpressionen:

faMMwChjeO.jpg
rho5qgefYT.jpg

In der Nebensaison gibt es keinen Flughafenbus, so dass ich mir im Vorfeld wieder ein Flygtaxi bestellt habe. Es rollt überpünktlich vor, wir müssen in der Nähe noch einen weiteren Gast aufsammeln, bevor es Richtung Flughafen geht. Dieser liegt einige Kilometer außerhalb des Stadtzentrum, wenngleich recht stadtnah. Auf dem Weg dorthin kommen wir durch das Industriegebiet, das in den nächsten Jahren zum neuen Stadtzentrum Kirunas werden wird. Der Flughafen ist von der Anmutung einer dieser typischen nordischen Provinzflughäfen. Ein kleines, kompaktes Terminal und ein recht großer Flugzeughangar.

zoyTndYuhb.jpg
KNLrZOg8nf.jpg

Anders als in Kramfors und Gällivare ist allerdings ein wenig sonstiger Flugbetrieb auszumachen: Ein Gyrocopter dreht seine Runden und eine Cessna 182 startet bei meiner Ankunft gerade. Das Terminal ist sehr klein und bietet landseitig – nichts. Man kann allerdings durch eine Klappe Verpflegung vom airside befindlichen Café beziehen – auch eine Lösung. Schnell durch die Sicherheitskontrolle und in die Departure Lounge. Sie ist ein größerer Raum, der eine Mischung aus Café, Spielecke für Kinder und klassischem Airportgate darstellt.

zCJVc0AuMm.jpg

Mehr als ein Flug lässt sich wohl nicht abfertigen, auch wenn es zwei Ausgänge gibt. Ist aber wohl auch nicht wirklich notwendig, denn der Flugbetrieb ist überschaubar: Neben SAS, die wochentags 2-3x Arlanda ansteuert, bietet Norwegian an mehreren Tagen der Woche ebenfalls Arlanda an. Hinzu kommt montags bis freitags Direktflyg mit Jetstream 32-Flügen nach Lulea via Gällivare, für die auch rund um den Flughafen kräftig geworben wird. Ansonsten gibt es sporadische Charterflüge, so ist für den heutigen Tag als weitere Flugbewegung  noch eine Freebird nach Antalya angekündigt. Die Boeing 737-600 mit dem Kennzeich LN-RPF kommt überpünktlich aus dem warmen Süden an und rollt direkt vor das Terminal.

m9N5EYe0ZO.jpg

Das Boarding beginnt, kaum dass die ankommenden Passagiere im Terminal verschwunden sind. Auch in Kiruna heißt es Fußmarsch über das Vorfeld. Das Boarding ist bei den von mir handgezählten 37 Paxen schnell erledigt, und ich habe meinen Dreierblock in Reihe 18 demnach auch für mich alleine. In Kiruna wechselt interessanterweise die Cockpitcrew – keine Ahnung, ob das ein populärer Overnight ist. Die neue Crew hat jedenfalls neben dem üblichen Gepäck einige Einkaufstüten dabei. Der Captain ist weiblich und meldet sich mit der Ankündigung, dass nach einer Flugzeit von 85 Minuten in Stockholm mit 27 Grad Celsius zu rechnen ist. Kurz nach 14 Uhr werden die Treibwerke angelassen, ein Pushback ist nicht notwendig. Offensichtlich gehört es zum Standard in Kiruna, dass vor Landung und jedem Take-Off ein Runway-Check erfolgt. Jedenfalls flitzt ein SUV noch einmal schnell über die Piste, bevor wir zum Kopf der Runway 03 rollen. Take-Off also in nordnordöstlicher Richtung. Ein A-Sitz bedeutet demnach, dass ich beim Start noch einmal einen schönes Panorma von Kiruna und der Erzgrube habe. Im Steigflug wird deutlich, dass es im hohen Norden noch viel Schnell und Eis hat – weiße Tupfer sind überall in der kargen Landschaft zu sehen, und die Berge sind noch komplett schneebedeckt.

oKEnkM43YP.jpg

Im Climb geht es über Jukkasväri, den Standort des bekannten Icehotels. Nach einigen Minuten verhindert dann eine geschlossene Wolkendecke weitere geographische Studien. Um 15 Uhr meldet sich der Copilot als Pilot Flying und kündigt eine verbleibende Flugzeit von 35 Minuten an. Die Landung erfolgt dann wie so häufig in ARN  auf der Runway 19R. Bis zum Gate 41 an Terminal 4 sind es nur wenig Meter, so dass wir bereits kurz nach der Landung „on blocks“ sind. Terminal 4 wird von SAS für Inlandsflüge genutzt. Samstagnachmittags ist deshalb erwartungsgemäß äußerst tote Hose, das Terminal wirkt wie verlassen.


Datum: 24MAY2014
Strecke: Stockholm ARN - Kopenhagen (548km)
Airline: SAS
Flugnummer: SK1429
Fluggerät: Boeing 737-7BX SE-RES


Bis zum Start meines nächsten Fluges, der mich nach Kopenhagen führen wird, habe ich noch fast drei Stunden Zeit. Ich installiere mich deshalb in der Sky City, dem Verbindungsgebäude zwischen Terminal 4 und Terminal 5, auf einer Empore mit gemütlichen Ledersesseln, von denen aus man die Vorfeldaktivitäten und die Runway 19R/35L im Blick hat.

BsnOoW1KSm.jpg

Als es an der Zeit ist, mich zum A-Pier von Terminal 5 zu begeben, stelle ich einmal wieder fest, dass Umsteigen in Arlanda eine laufintensive Angelegenheit ist – und landside bin ich sowieso, da es zwischen den Terminals keinen airside transfer gibt. Die Check-In-Halle von Terminal 5 ist eine etwas trostlose Angelegenheit.

jL1gQ1kHQ2.jpg

Hinter der Sicherheitskontrolle fällt mir im netten Designshop ein Boardingpass einer Dame in die Hände, die mit LH nach Frankfurt fliegen will und ob der skandinavischen Designklassiker offensichtlich ihre Unterlagen aus dem Blick verloren hat. Sie wird daraufhin ausgerufen – ob sie wohl den Flieger noch erwischt hat? An Gate 4, das den Flug nach Kopenhagen abfertigt, ist schon mächtig was los – mit einem angenehm leeren Flieger wird es nichts. Ein kurzer Kontrollblick auf das Feld zeigt mir, dass dort wie angekündigt eine Boeing 737-700 seht – im Rahmen meiner kleinen Reise ist damit das Trio von SK-Boeing 737 der -600er, -700er und -800er-Serie komplett. Konkret handelt es sich um die SE-RES, eine Boeing 737-7BX. Das Customer-Kürzel verrät, dass es keine SAS-Maschine ist, sondern Leasinggerät, das früher bei Midway Airlines, Astraeus und Air China geflogen ist. Take-Off ist von der Runway 08, so dass das Taxiing denkbar kurz ist. Der Flug Richtung Dänemark in der einsetzenden Dämmerung ist Routine, so dass es nichts Bewegendes zu berichten gibt. Über Smaland beginnt der Sinkflug und über Landskrona erreicht die SE-RES das Meer.

DS56KGhQLA.jpg

Malmö und Kopenhagen sind beide gut zu erkennen. Wir sind noch relativ hoch, so dass es offensichtlich keinen Anflug auf die Piste 22L geben wird. Die Vermutung ist richtig, die Boeing 737 ist im Gegenanflug auf die Piste 04L und Kopenhagen zieht äußerst anschaulich an meinem Fenstersitzplatz vorbei.

ddJQC0yrK4.jpg

Ankunft ist im C-Concourse vonTerminal 3, mein Weiterflug geht vom Concourse B.


Datum: 24MAY2014
Strecke: Kopenhagen - Düsseldorf (620km)
Airline: SAS
Flugnummer: SK629
Fluggerät: Canadair Regionaljet OY-KFI


YnQeF2rn12.jpg

Für den letzten Flug meines Trips rechne ich mit einem leeren Flieger - wer will schon am Tag des Champions-League Endspiels an einem späten Samtagabend von Kopenhagen nach Düsseldorf fliegen? Am Gate angekommen, sehe ich, dass ich mich geirrt habe: Der Flieger wird knackevoll werden, denn die International School Düsseldorf hat einen Sportausflug nach Dänemark gemacht und fliegt in Großbesetzung zurück in die Heimat. Lauter Teenies in Sportklamotten mit ein paar Betreuern - eine durchaus ungewohnte Belegschaft. Die Zeiten, zu denen ich mit Maddogs von Kopenhagen nach Düsseldorf fliegen konnte, sind vorbei - es fliegt eine schnöde CRJ900. Der Abflug verzögert sich rund eine Viertelstunde, da die Crew noch nicht vor Ort ist. Als sie endlich eintrifft, geht es dann auch zügig los. Der Captain teilt mit, dass man wegen der abendlichen Verkehrsflaute eine direkte Abflugroute mit Start von der Runway 22R zugeteilt bekommen habe. Der Abflug also in passend südwestlicher Richtung. In der Abendsonne gibt es schöne Sicht über Lolland und über der Ostsee mit Blick bis nach Rostock, bevor wir zwischen Wismar und Travemünde Deutschland erreichen. Danach wird es bewölkter. Der Flug nach Düsseldorf bietet daher nichts Besonderes mehr - gegen kurz nach 22 Uhr hat mich die Heimat wieder.

8yQ6ZwYCj1.jpg

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Archiviert

Dieses Thema ist jetzt archiviert und für weitere Antworten gesperrt.

×
×
  • Neu erstellen...