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Mit einem Frachter reisen


stefan1531

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Hallo und guten Tag zu meinem ersten Beitrag, der gleich ein Reisebericht wird.

 

Ich flog am 25. August 2016 mit Atlas ab HHN nach MEX, Flug 5Y8080 als Begleitung eines unserer Charter. Ich arbeite bei einem Logistikunternehmen in der Rennsportabteilung.

 

Nachdem für 2 Wochen später sowieso der Weiterflug mit "unserer" 747-400F ex MEX nach AUS geplant war, habe ich selbstverständlich ein ESTA Visum für die USA beantragt.

 

Von HHN nach MEX musste ein Zwischenstop in CVG zum Auftanken erfolgen. Mit dem First Officer hatten wir eigentlich besprochen, daß wir zum refueling im Flieger bleiben, da es ja gleich anschließend weitergehen sollte. Der Customs officer sah das aber anders und zitierte uns zur Emigration. Wir sagten ihm, daß wir ja (jetzt) noch gar nicht einreisen wollen, sondern gleich weiterfliegen - aber wie das bei Amis so ist, da war nix zu machen.

 

Es folgte eine 20-minütige Autofahrt zur Emmigration. Dort legten wir (die Crew, meine Chefin und ich) unsere Ausweise und Visa vor.

 

Der zuständige Zöllner sagte uns daraufhin "your visa is not good enough", da wir keine "Crew" sind.

 

Ein ESTA-Visum gelte nur für PAX-Flüge. Die Airline kann aber eine Ausnahmeregelung beantragen (was fast alle Frachtunternehmen machen), ATLAS hat dies aber nicht getan.

 

Es folgte ein freundlicher Anschiss der Crew und an uns gerichtet. Wir häben ja schließlich die Bedingungen im ESTA-Antrag unterschrieben und müssen somit den kompletten Wortlaut kennen, daß das Visum grundsätzlich nicht für Frachterflüge gälte (die Frage, ob er sich jemals die Microsoft-EULA durchgelesen hätte, verkniff ich mir).

 

Er hätte nun das Recht, uns in die nächste Maschine nach Deutschland zu setzen. Da wurde es mir schon ganz schön warm - mussten wir doch am nächsten Morgen in Mexico City an der Rennstrecke stehen.

 

Nach mehreren Telefonaten kam er dann wieder, mit seinem Chef im Schlepptau. Der Boss habe zugestimmt, daß er uns einen "once in a lifetime waiver" ausstelle. Dieser kostet 500 USD pro Person, aber auch davon würden sie absehen.

 

Er empfahl uns, für die Zukunft ein reguläres Visum zu beantragen, mit Interview und dem vollen Programm. Wenn wir dort allerdings gefragt würden, ob wir je Probleme bei der Einreise in die USA gehabt hätten, wüssten wir ja, was wir antworten müssen....

 

Selbst der Pilot und die Crew wurden ganz kleinlaut, weil deren Arbeitgeber die Sache ebenfalls nicht ordentlich geprüft habe.

 

Auf meine Antwort "Yes Sir, fully understood" entließ er uns zum Weiterflug.

 

Die Austausch-Crew im Flieger war schon über den Vorfall informiert und begrüßte uns mit einem herzlichen "welcome to America!".

 

Tags darauf stellte sich heraus, daß sowohl Atlas als auch wir alles richtig gemacht haben. Atlas hat  den "waiver" beantragt - dies ist aber aus dem Zollsystem herausgefallen/verschwunden und wurde nachgebessert.

 

Meine Kollegen, die mit einer -8 vorausgeflogen waren und das selbe Problem hatten, hatten allerdings noch mehr Pech. Weil ein Hydraulikteil an einem der Triebwerke einen Ausfall hatte, war die Maschine AOG. Atlas hat ein Hotel für sie gebucht. Als die Crew die Kollegen abholen wollte, wollten diese erst nicht mit - schließlich hatten sie keinen Stempel im Pass, weil sie ja nicht einreisen durften.

 

Die Crew hat sie dann überzeugt, daß sie mitkommen können - quasi als "illegal Eingereiste". Sie haben sich bis zum Weiterflug möglichst unauffällig verhalten....

 

Unser Charterbroker und die Airline haben sich vielfach für die Unannehmlichkeiten entschuldigt. Da auf unseren Reisen immer wieder unglaubliche Dinge geschehen, ist dieses Erlebnis für uns einfach "another story to tell".

 

Somit geschehen.

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Da muss ich doch glatt mal ne Minute klugscheißen...

 

Ein Blick in die Bedingungen hätte geholfen, die Probleme (Mißverständnisse) bereits im Voraus zu umgehen. In den auch auf Deutsch aufgeführen FAQ heißt es unter "Wer kann einen Antrag stellen?" ziemlich unmißverständlich

 

Sie dürfen im Rahmen des Visa Waiver Program einen Antrag stellen, wenn Sie:

  • ...
  • mit einer Transportgesellschaft anreisen, die vertraglich an das Visa Waiver Program gebunden ist
  • ...

D.h. es war schon mal sehr wagemutig, ohne gültiges Visum anzureisen. Dass der Ausnahmeantrag aus dem System gefallen war, ist natürlich großes Pech - das sich aber erst hinterher herausgestellt hat, dass alles richtig gemacht wurde, würde ich trotzdem grundsätzlich als Versagen sehen. Ist wie poppen ohne Gummi: Wird die Frau nicht schwanger, ist deswegen trotzdem noch nicht alles gut gelaufen, sondern war halt nur Glück.

Für die Zukunft dürfte übrigens dieser Punkt auch interessant sein:

  • sämtliche Auflagen vorangegangener Einreisen unter dem Visa Waiver Program erfüllt haben.

Ich würde deshalb vor der nächsten USA-Reise erst mal sicherstellen, dass die aus dem Immigration-System herausgefallene Genehmigung nicht dir anzulasten ist. Sonst denkst du "war ja nicht meine Schuld, ich hab alle Auflagen erfüllt", aber die letzten Probleme stehen noch im System und du trittst gleich nochmal in den Haufen...

 

ESTA bezeichnet übrigens das Verfahren, zur Visa-FREIEN Einreise (Visa waiver) und erspart den Stress der Visa-Beantragung und was damit zusammenhängt. Die ESTA ist somit KEIN Visum und garantiert auch NICHT die Einreise in die USA. Aber das nur als Anmerkung am Rande.

 

Der Bericht ist natürlich trotzdem interessant. Mir wäre da wahrscheinlich erst mal ordentlich die Düse gegangen. Du schreibst ja, das so etwas immer wieder mal vorkommt, aber ich drücke dir trotzdem die Daumen, dass es nicht jedes Mal so abläuft...

 

 

@fliech wech:

Ja, wenn man es schafft, Fotos zu machen und damit davonzukommen, sind die vielleicht sogar was wert. Allerdings wird es aus welchem Grund auch immer nicht besonders gerne gesehen, bei der US-Immigration Fotos zu machen. Steht auch auf den meist gut sichtbar aufgestellten Schildern. Wenn man aber schon ne Einzelbehandlung kriegt, dürfte das nicht gerade hilfreich sein, offen gegen so ziemlich alle Regeln zu verstoßen, an die man im Augenblick rankommt. Schlussendlich wollte der Thread-Ersteller doch gerne nach Mexiko weiterreisen und vermeiden, direkt zurück nach D abgeschoben zu werden...

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@abdul099: selbstverständlich haben wir vorab an Atlas kommuniziert, daß wir mit einem ESTA-waiver einreisen; wie all' die Jahre zuvor auch

 

@Burma: es ging hierbei darum, daß wir mit einer Frachtflug-Gesellschaft als Passagiere geflogen sind. Reine Frachtunternehmen befördern i.d.R. keine Passagiere. Für die Crew gelten andere Regeln.

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Das kommt darauf an, wie Du in die USA reisen willst.

 

Bei den meisten Airlines wird man auf ESTA bestehen.

Denn das wird vorab elektronisch zwischen den US-Behörden und der Airline geklärt.

Wenn Du mit gültigem Pass und Visum kommst gibt es natürlich auch kein Problem.

Aber bei einem abgelaufenen Pass, musst Du das Checkin-Personal "überzeugen", dass das Visum dennoch gültig ist.

Das kann dann, abhängig vom Flughafen und der Airline schon mal eine echte Herausforderung sein.

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Nicht ganz topic, aber mir fällt dabei (sehr interessante Diskussion) ein, dass ich in einem abgelaufenen (grünen) Pass ein US-Visum für "MULTIPLE Applications for entry" und "valid until: INDEFINITELY" habe.

Benötige ich dann dennoch ESTA?

Nein, denn Du hast ja ein Visum...ich habe vor 10 Jahren dasselbe gehabt, allerdings muß der grüne Pass natürlich nicht abgelaufen sein. (das indefinitely ist nicht untypisch in US und englischen Verwaltungsakten (die sind oft grotesk ungenau...in UK gibt es z.b. keine! Verwaltungsgerichtsbarkeit (wie damals in der DDR).

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  • 1 Monat später...

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