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Frage - Autopilot Landung


NCC1701

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Hi,

das Video von der A380 Landung in Düsseldorf beim Sturm geht ja durch Netz. Im Spiegelartikel Harte A380-Landung in Düsseldorf steht zum Schluss

Zitat

Laut Cockpit-Sprecher Wahl setzte der Pilot sein Können unter Beweis: "Bei einem solchen Manöver steigt jeder Autopilot aus", sagte er dem "Express". "In diesem Fall war das nur die Crew, die geflogen ist. Das kann kein Computer".

Kann mir ein Experte erklären, was dazu führt, das in so einem Fall eine Autopilot aussteigt? Welche Fähigkeit des Menschen ist in so einer Situation wichtig?

...NCC1701

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Ein technisches System funktioniert nur in bestimmten Grenzbereichen zuverlässig.

Ab bestimmten Faktoren funktioniert das System nicht mehr zuverlässig, bzw. ist für die Höhe Anzahl an neuen Variablen schlicht überfordert.

Das kann der Mensch besser. Er kann viel differenzierter auf ständig wechselnde Faktoren reagieren und kann unter Umständen auf gemachte Erfahrungen zurückgreifen. Zudem ist der Mensch in der Lage Aktionen in der Zukunft zu erahnen. 

Soweit ist der Computer noch nicht.

Wobei sicher die Wortwahl "aussteigt" unglücklich ist. 

 

Edit :

Zudem ist mir persönlich kein Flugzeug bekannt, wo das Seitenruder selbst via Autopilot gesteuert werden kann. Trimmung ja, aber nicht das Ruder. Lass mich da aber gerne belehren.

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vor 4 Stunden schrieb wartungsfee:

Zudem ist mir persönlich kein Flugzeug bekannt, wo das Seitenruder selbst via Autopilot gesteuert werden kann. Trimmung ja, aber nicht das Ruder. Lass mich da aber gerne belehren.

Bei Boeing gibt es das auf etlichen neueren Mustern. Die neueren 747, 777 und 787. Die machen bei z.B. bei autoland mit crosswind in 500ft. einen degrab, drehen also die Nase auf runway heading, und gehen in eine Art side slip um den track zu halten. Die 777 und 787 haben auch inflight Zugriff auf das Ruder. Bin da aber nicht so ganz im Thema, was da alles möglich ist.

Nur die gute alte 737 kann das nicht. Die hat einen klassichen 2-achsigen Autopilot mit yaw-damper.

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Am 8.10.2017 um 16:13 schrieb EDDS:

Nur die gute alte 737 kann das nicht. Die hat einen klassichen 2-achsigen Autopilot mit yaw-damper.

Das stimmt auch nicht mehr. Seit ca. 2000 kann das auch die 737, wenn man denn in den entsprechenden Rudder-Servo investiert. Air Berlin hatte zum Beispiel alle Auslieferungen ab 2006 so konfiguriert. Damit ist eine normale fail operational CAT IIIb Landung möglich. Oder eine Single Engine CAT IIIa Autoland.

Es gibt aber relativ wenig Airlines die ihre Flugzeuge so konfigurieren, kostet zum einen mehr beim Kauf, und erfordert etwas zusätzliche Wartung. Hat aber auf der anderen Seite den Vorteil das man mehr Wetterlagen damit erledigen darf und das man Autoland bis zu einem höheren Seitenwindlimit (25kts anstatt 20) benutzen darf. Damit kann man bei mehr Seitenwind landen als ein A320 und das auch noch mit einer höheren Alert Height (200ft anstatt 100). Allerdings funktioniert der Seitenruder-Servo nur unter ca. 1500ft im Anflug und im Go-Around bis ein anderer lateraler AFS Mode aktiv wird.

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es gibt bei der 737 die Option dass der Autopilot auch das Ruder trimmen kann. in der Flotte meines ex Arbeitgebers war aber nur genau ein Leasing-Flugzeug damit ausgestattet. Dafür fliegt die Maschine dann aber auch nur mit einem Triebwerk ein Autoland. Was bei der A320 Familie Standard ist, dort kann im Fail Operational Mode sogar in den letzten 60 Metern über Grund ein Triebwerk ausfallen und der Flieger landet perfekt auf der Mittellinie.

generell ist ein Autoland aber nicht bei solch windigen Bedingungen zugelassen wie es beim A380 der Fall war. Weil wie erwähnt zwar sehr genau, aber träge wenn zu viele Variablen ins Spiel kommen.

 

edit: Dummi war etwas schneller :-) die Leasing Maschine war zufällig ex Air Berlin, ein schräger Häfen, alles anders :-D

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Engine Failure vor der Alert Height (100ft, 30m) ist eigentlich ein Go Around im Bus (es sei denn es ist so weit vor 1000ft das man das Procedure bis 1000ft abarbeiten kann), bei der Boeing geht es bis 200ft (60m). 

Was den Düsseldorf Fall angeht, da war der Wind so um 300 mit 20kts (was erst mal im Limit wäre) mit Böen bis 33kts was für beide kleine Flugzeuge außerhalb des Limits wäre. Eine 777 könnte dann noch ein Autoland machen da die bis 38kts kann, beim A380 weiß ich es nicht. So weit ich weiß  ist das Limit für die manuelle Landung bei 40kts für den großen Bus, die Werte waren also relativ weit drunter.

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vor 6 Stunden schrieb chris_flyer:

Was macht die Crew einer B777 im Normalfall, wenn die Böen  über 38 kts wären ?

Wird dann der Alternate Airport angeflogen oder wird es versucht nochmal selbst manuell anzufliegen  ?

Naja, das muss man dann mal relativieren. Autolandings sind extrem selten, denn dazu müssen deutlich strengere Grenzen was Hindernisfreiheit und Beeinträchtigung des ILS angeht eingehalten werden. In der normalen Operation ist das nicht machbar da man damit in der Regel die Bewegungen auf einem Flugzeug mindestens halbiert. Insofern wird Autoland primär und damit fast ausschließlich bei Low Visibility Bedingungen eingesetzt. Die ganz große Mehrheit davon sind Nebel-Wetterlagen bei denen normalerweise nur sehr wenig Wind herrscht, aber es gibt natürlich auch Sonderfälle wie extremer Schneefall, Sandsturm etc. 

Auf der Kurzstrecke werden 99% der Landungen oder mehr manuell geflogen. Es gibt einige Flughäfen die etwas anfälliger für Nebel sind, zum Beispiel MUC aufgrund der ungünstigen Lage mitten im ehemaligen Moor und einiger Bau-Entscheidungen (Wasser-Graben an der Runway). Trotzdem wird auch hier die massive Mehrheit ohne Low Vis Prodecures und damit manuell abgehandelt.

Wenn dann Wetter herrscht bei dem sowohl Autoland erforderlich ist, als auch die Windlimits überschritten, muss man entweder so lange halten bis das Wetter passt oder ausweichen. Wenn man auch manuell landen kann weil die Sichtlimits das hergeben, bleibt noch die Möglichkeit die etwas höheren manuellen Limits auszureizen.

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