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1/2-Jahresbericht Flughafen München, -7,6% Passag.


munich

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Passagierzahlen liegen noch um 7.6 Prozent unter den Vorjahreswerten

Zuwächse beim Fracht- und Bewegungsaufkommen am Münchner Flughafen

Die Entwicklung des Passgieraufkommens am Flughafen München wurde im ersten Halbjahr 2002 noch spürbar durch die schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die Auswirkungen der Terroranschläge vom 11. September vergangenen Jahres geprägt. In den ersten sechs Monaten des Jahres wurden am Flughafen München im gewerblichen Luftverkehr insgesamt 10,8 Millionen Fluggäste registriert, 7,6 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Bei der Anzahl der Starts und Landungen bleibt der Münchner Airport dagegen weiterhin auf Wachstumskurs: Knapp 160.000 Flugbewegungen im gewerblichen Verkehr des ersten Halbjahres bedeuten eine Steigerung von einem Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ausgesprochen erfreulich stellt sich die Entwicklung bei der Luftfracht am Münchner Airport dar: Mit einer geflogenen Tonnage von über 70.000 Tonnen verbuchte der Airport eine Zunahme von 14 Prozent.

 

Wie Willi Hermsen, Hauptgeschäftsführer der Flughafen München GmbH (FMG), bei der Präsentation der aktuellen Verkehrsergebnisse im Münchner Presseclub deutlich machte, befindet sich der weltweite Luftverkehr "noch immer in einer Phase der Konsolidierung". Die am Flughafen München erzielten Verkehrsergebnisse sind dabei noch deutlich besser als die entsprechenden Durchschnittswerte, die gegenwärtig für die übrigen deutschen Verkehrsflughäfen vorliegen. Willi Hermsen: "München profitiert hier von seiner Hubfunktion für den Luftverkehr. Airlines, die ihr Angebot in Zeiten sinkender Nachfrage reduzieren, konzentrieren den Verkehr erfahrungsgemäß auf die großen Verteilerknoten, so dass sich der Kapazitätsabbau hier weniger stark bemerkbar macht."

 

Nach den bis dato vorliegenden Anmeldungen der Luftverkehrsgesellschaften für den kommenden Winterflugplan wird sich der Luftverkehr am Flughafen München auch in den kommenden Monaten mit überdurchschnittlicher Dynamik entwickeln. So haben die Airlines bisher rund 170.000 Starts und Landungen am Münchner Flughafen für den kommenden Winter angemeldet, über vier Prozent mehr als zum gleichen Zeitpunkt des vergangenen Jahres. Bei den übrigen deutschen Verkehrsflughäfen liegen die Anmeldungen dagegen momentan noch um durchschnittlich vier Prozent unter den Vorjahreswerten.

 

Während die Flughafen München GmbH für das Verkehrsjahr 2002 beim Fluggastaufkommen insgesamt einen moderaten Rückgang erwartet, ist im kommenden Jahr wieder mit einem deutlichen Anstieg der Passagierzahlen zu rechnen. "Für einen massiven Wachstumsschub dürfte insbesondere das Terminal 2 sorgen, das wir in etwa einem Jahr in Betrieb nehmen werden", erklärte Willi Hermsen. Das neue Terminal, das FMG und Lufthansa gemeinsam betreiben werden, bietet zusätzliche Abfertigungskapazitäten für bis zu 25 Millionen Passagiere pro Jahr und ist besonders auf die spezifischen Anforderungen des Drehscheibenverkehrs ausgerichtet. Der Münchner Airport gewinnt damit, so Hermsen weiter, "die Kapazitäten und technischen Ressourcen, um seine neue Rolle optimal auszufüllen und in den kommenden Jahren weiter auszubauen."

 

Die Verkehrszahlen für das erste Halbjahr im einzelnen:

 

Passagieraufkommen Gewerblicher Verkehr

---2002--- / ---2001--- / Veränderung

10.840.085 / 11.730.506 / - 7,6 %

Flugzeugbewegungen

159.258 / 157.720 / + 1 %

Luftfrachtumschlag (in T) geflog. Luftfracht

70.125 / 61.437 / + 14,1 %

Luftpostumschlag (in Tonnen)

10.988 / 11.298 / - 2,7 %

 

Statement beim Pressegespräch im Münchner Presseclub am 11. Juli 2002

von Willi Hermsen, Hauptgeschäftsführer der Flughafen München GmbH

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

 

ich freue mich sehr darüber, dass Sie so zahlreich zu unserer traditionellen Sommerrunde im Münchner Presseclub gekommen sind. Und da dieser heutige Termin für mich zugleich das letzte offizielle Pressegespräch als Hauptgeschäftsführer der Flughafen München GmbH ist, will ich die Gelegenheit auch dazu nutzen, um mich bei Ihnen - stellvertretend für all unsere publizistischen Begleiter - ganz herzlich für die gute und intensive Zusammenarbeit der vergangenen Jahre zu bedanken. Viele der hier Anwesenden haben die Entwicklung des Münchner Flughafens von Anfang an verfolgt und sie haben durch ihre faire und kompetente Berichterstattung entscheidend dazu beigetragen, dass die Öffentlichkeit jederzeit umfassend über den Flughafen München unterrichtet wurde. Sie haben gleichzeitig ermöglicht, der Öffentlichkeit ein objektives Bild vom Kompetenzzentrum Flughafen zu vermitteln.

 

Unser heutiges Gespräch wird sich zum einen mit der Verkehrsentwicklung des ersten Halbjahres 2002 und dem Ausblick auf die kommende Winterflugplanperiode beschäftigen. Zum anderen möchte ich Sie über die laufenden Vorbereitungen für die Inbetriebnahme des Terminals 2 informieren. Für andere Themen, die für Sie von Interesse sind, stehe ich ihnen in der anschließenden Fragerunde selbstverständlich gerne zur Verfügung.

 

Nach den drastischen Einbrüchen, die wir im vergangenen Jahr im weltweiten Luftverkehr verzeichnen mussten, waren die Erwartungen im Hinblick auf das Verkehrsjahr 2002 von Anfang an recht gedämpft. Tatsächlich ist unsere wachstumsverwöhnte Branche noch immer in einer Phase der Konsolidierung, wenn man nicht sogar noch von einer Krise sprechen will. Alle großen deutschen Verkehrsflughäfen melden für die ersten sechs Monate Passagierrückgänge gegenüber den Vergleichswerten des Vorjahres und auch der Flughafen München verfehlte beim Fluggastaufkommen sein Rekordergebnis aus dem Jahr 2001. Im ersten Halbjahr 2002 wurden bei uns im gewerblichen Verkehr insgesamt 10,8 Millionen Passagiere gezählt. Das sind zwar 7,6 Prozent weniger als im Vorjahr, verglichen mit der Gesamtentwicklung der deutschen Flughäfen erreicht München mit diesem Fluggastaufkommen jedoch erneut ein überdurchschnittliches Resultat. An den übrigen deutschen Flughäfen wurden in den ersten fünf Monaten - wir haben hier noch keine Zahlen für das komplette Halbjahr - Passagierrückgänge von durchschnittlich 8,4 Prozent registriert. München profitiert hier von seiner Hubfunktion für den Luftverkehr. Airlines, die ihr Angebot in Zeiten sinkender Nachfrage reduzieren, konzentrieren den Verkehr erfahrungsgemäß auf die großen Verteilerknoten, so dass sich der Kapazitätsabbau hier weniger stark bemerkbar macht.

 

Der Münchner Flughafen hätte sogar ein noch besseres Ergebnis erreichen können, wenn nicht zu den branchenweiten Problemen wieder einmal auch negative Einflüsse aus der internationalen Verkehrspolitik hinzugekommen wären. Ich rede hier ganz konkret von den Luftverkehrsbeziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Russischen Förderation. Sowohl die Lufthansa als auch die Aeroflot hatten für den laufenden Sommerflugplan ihr Angebot auf der Strecke von München nach Moskau von einem auf zwei tägliche Flüge verdoppeln wollen. Nachdem die russische Zivilluftfahrtbehörde der Lufthansa einen sogenannten Nightstop in Moskau versagte, verweigerte der Bund seinerseits die Rechte für den zweiten täglichen Flug der Aeroflot. Opfer dieser Konfrontationspolitik ist der Flughafen München, der dadurch gleich zwei tägliche Starts und Landungen im Luftverkehr von und nach Moskau verliert. Es kann und darf nicht im Sinne einer vorausschauenden Verkehrspolitik sein, das zweite deutsche Gateway in dieser Weise zu schwächen. Für den Flughafen München bedeutet der Wegfall dieser Flüge, dass wir innerhalb eines Jahres rund 150.000 Passagiere und Erlöse in einer Größenordnung von 2,3 Millionen Euro verlieren. Wie zuletzt aus Moskau zu hören war, werden die russischen Partner ihre Position noch einmal überdenken und ich kann nur hoffen, dass auch Berlin künftig mehr Sensibilität für die Belange der zweiten großen deutschen Luftverkehrsdrehscheibe zeigt.

 

Dass der Flughafen München als Hubflughafen auch weiterhin überproportional am Verkehrsaufkommen partizipiert, wird beim Blick auf die Entwicklung der Flugbewegungen noch deutlicher als beim Passagieraufkommen. Die Anzahl der Starts und Landungen im gewerblichen Luftverkehr am Flughafen München belief sich in den ersten sechs Monaten dieses Jahres auf knapp 160.000. Das ist ein Rekordergebnis für das erste Halbjahr und eine Steigerung um ein Prozent gegenüber dem vergangenen Jahr. Damit ist München neben Frankfurt der einzige große deutsche Flughafen, der beim Bewegungsaufkommen bereits wieder Zuwächse aufweisen kann. Auch hierzu noch einmal der Bundestrend: Die übrigen deutschen Flughäfen verzeichneten bei den gewerblichen Flugbewegungen in den ersten fünf Monaten dieses Jahres im Durchschnitt einen Rückgang von über fünf Prozent.

 

Ausgesprochen erfreulich ist die Entwicklung auf dem Frachtsektor. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres wurden in München mehr als 70.000 Tonnen geflogene Luftfracht registriert. Das entspricht einem Zuwachs von 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dieser Frachtboom an unserem Flughafen geht auf die dynamische Entwicklung im sogenannten "Nurfrachtverkehr" zurück. Während wir bei der Tonnage, die als Beiladefracht in Passagiermaschinen befördert wird, in etwa auf dem Vorjahresniveau liegen, ist das im reinen Frachtverkehr beförderte Transportgut gleich um 75 Prozent gewachsen. Dadurch hat sich der Anteil des "Nurfrachtverkehrs" am gesamten Frachtaufkommen binnen eines Jahres von 19 auf 29 Prozent erhöht. Das ist nicht nur eine quantitative Veränderung, sondern auch Ausdruck einer neuen Qualität, die der Münchner Flughafen als Luftfracht-Umschlagplatz erreicht hat. Ganz offensichtlich wird unser Flughafen auch für jene Airlines immer attraktiver, die ausschließlich im Cargobereich tätig sind. Mit diesem Angebot übernimmt der Flughafen München zunehmend die Funktion eines trucking-in-airports, d. h. eines Flughafens, zu dem Luftfracht per LKW gebraucht wird, um dann abgeflogen zu werden.

 

Da der Frachtverkehr sich in der Vergangenheit immer wieder als Frühindikator für die Gesamtentwicklung bewährt hat, sind die hervorragenden Ergebnisse aus der Luftfracht für mich auch ein Hinweis darauf, dass der Luftverkehr insgesamt in nächster Zeit wieder deutlich anziehen wird. Für eine solche Trendwende sprechen auch die bis dato vorliegenden Koordinationswerte für den kommenden Winterflugplan. Die Luftverkehrsgesellschaften haben für die Winterflugplan-periode 2002/2003 fast 170.000 Flüge an unserem Flughafen angemeldet, über vier Prozent mehr als im vergangenen Winter. Auch hier ist ein Blick auf die Gesamtentwicklung der deutschen Flughäfen aufschlussreich, denn an den übrigen Airports liegt die Anzahl der für den Winter koordinierten Flüge gegenwärtig um durchschnittlich vier Prozent unter den Vorjahreszahlen.

 

Dass wir für die zweite Jahreshälfte wieder Zuwächse in allen Verkehrssegmenten erwarten dürfen, ergibt sich schon aus der Verkehrsentwicklung des letzten Jahres. Beim Vergleich mit den Vorjahreswerten ändert sich ab Mitte September nämlich die Ausgangslage, weil wir dann die schwachen Verkehrsergebnisse zugrunde legen müssen, die nach den Terroranschlägen im letzten Herbst verzeichnet wurden. Bezogen auf das gesamte Verkehrsjahr 2002 werden wir beim Passagieraufkommen - wie ich bereits im Januar angekündigt habe - u. U. erstmals leicht unter dem Vorjahreswert liegen, vielleicht schaffen wir aber auch noch ein +/- Null. Bei der Fracht und dem Bewegungsaufkommen werden dagegen wieder neue Höchstwerte zu erwarten sein.

 

Im Jahr 2003 wird der Flughafen München ohne Zweifel auch beim Passagieraufkommen wieder an die großen Wachstumserfolge anknüpfen, die wir in den vergangenen Jahren konstatieren konnten. Für einen massiven Wachstumsschub dürfte insbesondere das Terminal 2 sorgen, das wir in etwa einem Jahr in Betrieb nehmen werden. Derzeit laufen hier die Innenausbau- und Installationsarbeiten auf Hochtouren. Fast 2.000 Beschäftigte sind momentan auf der Baustelle im Einsatz, Tendenz weiter steigend. Allein 250 Mitarbeiter der Firma Siemens treiben den Bau der Gepäckförderanlage voran. Wie Sie wissen, bauen und betreiben wir dieses Terminal gemeinsam mit der Deutschen Lufthansa AG, die zusammen mit ihren Partnern ein exklusives Nutzungsrecht für das neue Terminal erhält. Mit dem neuen Abfertigungsgebäude wird die Passagierkapazität des Flughafens auf dann rund 50 Millionen Fluggäste pro Jahr verdoppelt. Über den genauen Zeitpunkt für die Inbetriebnahme des zweiten Terminals wird unser Aufsichtsrat voraussichtlich auf seiner Sitzung in der kommenden Woche beraten.

 

Je mehr sich das Terminal seiner Fertigstellung nähert, desto deutlicher richtet sich unser Augenmerk natürlich auf die Inbetriebnahme der neuen Anlagen. Zur Vorbereitung dieser Inbetriebnahme haben wir gemeinsam mit der Lufthansa ein Team von Spezialisten formiert, das die zahlreichen Einzelmaßnahmen steuert und koordiniert. Um diese Aufgabe in einer prozessorientierten und zielgerichteten Weise zu bewältigen, wurden zunächst die zentralen Funktionsbereiche definiert, die für den reibungslosen Betrieb des Terminals entscheidend sind. Zu diesen sogenannten Kernprozessen zählen beispielsweise die Passagierabfertigung, die Gepäckabfertigung und die Flugzeugabfertigung, dazu zählen aber auch solche Themen wie Sicherheit, landseitige Verkehrserschließung oder Mitarbeiterschulung. Den verschiedenen Kernprozessen wurden dann kompetente Koordinatoren zugeordnet, die für ihre jeweiligen Sachgebiete gewissermaßen die Fäden in der Hand halten.

 

Unterstützt werden die Kernprozess-Koordinatoren durch eine Vielzahl von Inbetriebnahmeverantwortlichen, die jeweils einzelne Teilbereiche der Kernprozesse repräsentieren. Wenn wir beispielsweise das Gesamtspektrum der Passagierabfertigung betrachten, ergibt sich hier eine Aufgliederung in verschiedene Subprozesse wie zum Beispiel das Check-in, die Fluggastinformation, die Passagierkontrolle, die Zollabfertigung oder die Ein- und Ausreisekontrolle. An diesem Beispiel wird zugleich deutlich, dass neben der Flughafen München GmbH und der Lufthansa auch andere Funktionsträger wie in diesem Fall das Luftamt Südbayern, der Zoll und der Bundesgrenzschutz an den Kernprozessen beteiligt sind. Auch diese Behörden sind durch eigene Inbetriebnahmeverantwortliche unmittelbar in unsere Vorbereitungen eingebunden.

 

Bei der Planung der Inbetriebnahme profitieren wir natürlich ganz erheblich von den Erfahrungen, die wir beim Start des neuen Münchner Flughafens, aber in der Folgezeit auch bei vergleichbaren Projekten an anderen bedeutenden Luftfahrtstandorten gesammelt haben. Nach der erfolgreichen Betriebsverlagerung zum neuen Standort im Erdinger Moos waren die Experten der FMG wiederholt als international gefragte "Inbetriebnahme- und Umzugshelfer" im Einsatz, die unter anderem an den Flughäfen von Kuala Lumpur, Athen und Brüssel sachkundig "Starthilfe" bei verschiedenen Neu- und Ausbauvorhaben gaben.

 

Das Aufgabenspektrum, das wir in Vorbereitung der Inbetriebnahme des neuen Terminals zu bewältigen haben, ist ebenso komplex wie anspruchsvoll. Wir müssen nicht nur gewährleisten, dass sämtliche technischen Systeme vom ersten Tag an reibungslos funktionieren, sondern wir müssen darüber hinaus auch dafür Sorge tragen, dass die verschiedenen Komponenten in ihrem Zusammenspiel harmonieren. Das gilt natürlich in besonderem Maße für zentrale Bestandteile der neuen Infrastruktur wie etwa die Gepäckförderanlage oder die Fluggastinformationssysteme. Um Pannen und Fehler weitestgehend ausschließen zu können, müssen wir die verschiedenen Systeme über mehrere Monate unter möglichst realistischen Bedingungen testen. Diese Probeläufe werden zum Jahresanfang 2003 mit einzelnen Betriebssystemen beginnen und in den folgenden Monaten immer mehr miteinander verzahnt werden, so dass wir im kommenden Frühjahr den gesamten Abfertigungsbetrieb im Zusammenspiel proben können. Der Probebetrieb wird dann unter Einbeziehung authentischer Flugplandaten sowie mit "Fluggastdarstellern" und Flugzeugen ein sehr realitätsnahes Bild vom späteren Betrieb im Terminal 2 zutage fördern.

 

Die für einen effizienten Abfertigungsbetrieb im Terminal 2 notwendigen Prozesse und Systeme stellen keinesfalls in allen Bereichen Kopien der Verfahrensweisen im Terminal 1 dar. Es gibt hier zum Teil gravierende Unterschiede, die sich aus der Konfiguration des neuen Terminals und aus seiner funktionalen Ausrichtung als Drehscheibe für den Umsteigerverkehr ergeben. Zu den wesentlichen Neuerungen gehört in diesem Zusammenhang sicherlich das sogenannte Hub-Control-Center, das wir im Terminal 2 einrichten. In dieser bereichsübergreifenden Schaltzentrale wirken rund 30 Fachleute aus den verschiedenen operativen Feldern - vom FMG-Bodenverkehrsdienst über die FMG-Verkehrszentrale und die Lufthansa-Technik bis hin zur Lufthansa-Station - zusammen, um gemeinsam das Abfertigungsgeschehen zu koordinieren. Auch diese integrierte Betriebssteuerung dient dem Zweck, die Hubqualitäten zu stärken und die im internationalen Vergleich erstklassige Umsteigezeit von nur 30 Minuten zu gewährleisten.

 

Das Beispiel vom Hub-Control-Center macht auch deutlich, dass wir nicht nur neue technische Systeme und Verfahrensweisen zu erproben haben, sondern dass natürlich auch die im Terminal 2 tätigen Mitarbeiter auf neue Aufgaben und Arbeitsweisen vorbereitet werden müssen. Analog zur technischen Vorbereitung der Inbetriebnahme werden wir deshalb ein umfangreiches Schulungsprogramm für die im Terminal 2 eingesetzten Mitarbeiter durchführen.

 

All die Maßnahmen, die uns im Hinblick auf die Inbetriebnahme des neuen Terminals gegenwärtig beschäftigen, erinnern naturgemäß an die damaligen Vorbereitungen auf den 17. Mai 1992 und tatsächlich gibt es hier eine ganze Reihe von Parallelen. Zwar werden wir im kommenden Sommer keinen neuen Flughafen in Betrieb nehmen, aber gleichwohl wird unser Flughafen nach der Inbetriebnahme des neuen Terminals nicht mehr der gleiche sein. Vor zehn Jahren haben wir mit der Eröffnung des Münchner Flughafens die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass sich in München eine bedeutende Drehscheibe des internationalen Luftverkehrs entwickeln und etablieren kann. Diese Wegstrecke konnten wir binnen einer Dekade erfolgreich bewältigen: München ist inzwischen das unumstrittene zweite große Gateway in Deutschland und rangiert heute bei weiter steigender Tendenz bereits auf Platz 8 unter den passagierstärksten europäischen Airports. Mit dem Terminal 2 gewinnt unser Flughafen jetzt die Kapazitäten und technischen Ressourcen, um seine neue Rolle optimal auszufüllen und in den kommenden Jahren weiter auszubauen.

 

Für mich persönlich, der ich mit Ablauf des Monats August in den Ruhestand wechseln werde, schließt sich damit gewissermaßen der Kreis. Die neu formierte Geschäftsführung unter dem Vorsitz meines Nachfolgers Dr. Michael Kerkloh wird - da bin ich sicher - das enorme Potenzial, das unser Airport mit den zwei Terminals bietet, zu nutzen wissen, um diesen großartigen Flughafen erfolgreich in die nächste Dekade zu führen.

 

Innenausbauten für das neue Abfertigungsgebäude gehen zügig voran

Die Arbeiten auf der Terminal-2-Baustelle des Münchner Flughafens laufen auf Hochtouren. Rund 2.000 Beschäftigte von insgesamt mehr als 50 Firmen arbeiten derzeit teilweise in drei Schichten rund um die Uhr. Nahezu fertiggestellt sind die Fassaden der zentralen Halle, des Piers sowie des Verwaltungsgebäudes. Bereits abgeschlossen ist die Verglasung des Hallendachs. Von den insgesamt rund 100.000 Quadratmeter Natursteinboden ist bereits mehr als die Hälfte verlegt. Auf den Ebenen 04 und 05, die für Abflüge im Schengen- bzw. Non-Schengen-Verkehr vorgesehen sind, ist der Boden bis auf wenige Restflächen fertiggestellt.

 

Gegenwärtig konzentrieren sich die Bauarbeiten vor allem auf den Innenausbau des neuen Abfertigungsgebäudes. Der Einbau der technischen Gebäudeausrüstung - von der Elektroinstallation über Kabelzugarbeiten bis zum Einbau der Klima- und Lüftungstechnik - ist voll im Gange. Unter anderem werden 90 Kilometer Kabeltrassen, 25 Kilometer Abwasserleitungen sowie 40 Kilometer Löschwasserleitungen verlegt. Die Lüftungskanäle würden aneinandergelegt eine Gesamtlänge von 150 Kilometern erreichen. Derzeit wird die zentrale Lüftungssteuerung des Terminals eingebaut. Der Probebetrieb für Heizung und Lüftung ist bereits ab November dieses Jahres geplant.

 

Fest montiert sind bereits die insgesamt 26 Fahrsteige, 71 Rolltreppen sowie 61 Aufzüge. Der sogenannte Skywalk, eine leicht ansteigende Glasröhre, die quer durch das Terminal zur Besucherterrasse auf dem Dach führt, ist bereits begehbar. Im August fällt der Startschuss für die Verkleidung der abgehängten Decken. Um das neue Terminal ins richtige Licht zu setzen, werden insgesamt 50.000 Beleuchtungskörper in Position gebracht, der Großteil davon wird in den kommenden Monaten in den Decken installiert. Die ersten der insgesamt 124 Check-in-Einrichtungen sind inzwischen schon zu besichtigen, noch vor dem Jahresende sollen sämtliche Schalter und Automaten installiert sein.

 

Mehr als die Hälfte der Gepäckförderbänder, die sich über zwei Ebenen auf einer Fläche von rund 50.000 Quadratmetern erstrecken, sind bereits eingebaut. Die Bänder erreichen eine Gesamtlänge von 40 Kilometern. Für den Antrieb der Gepäckförderanlage werden insgesamt 19.000 Elektromotoren installiert. Der Einbau der beiden Leitrechner, mit denen die gesamte Anlage gesteuert wird, steht unmittelbar bevor.

 

Weit fortgeschritten ist auch der Bau der insgesamt 24 direkt ans Terminal angeschlossenen Fluggastbrücken. Die festen Bauteile dieser Verbindungsstege, die einen schnellen und bequemen Zugang zum Flugzeug ermöglichen, werden in wenigen Wochen fertiggestellt sein. Bereits ab August wird mit der Montage der beweglichen "Finger" begonnen, an denen die Jets andocken. Bis Ende des Jahres sollen alle Fluggastbrücken komplett installiert sein.

 

Die Gepäcksortierhalle auf dem künftigen Vorfeld Ost, die zu einem späteren Zeitpunkt zu einem Satelliten ausgebaut werden kann, ist im Rohbau bereits fertiggestellt. Derzeit werden hier Restarbeiten für die Metallfassade durchgeführt. Auch die Konturen des zweiten Towers sind schon jetzt zu erkennen. Von dem 46 Meter hohen Turm aus werden alle Rollvorgänge auf dem Vorfeld Ost von sogenannten Vorfeldlotsen der Flughafen München GmbH überwacht und gesteuert.

 

Auf dem Vorfeld Ost - der sogenannten "Ramp 2" - können bereits seit dem vergangenen Herbst bis zu 18 Flugzeugabstellpositionen genutzt werden. Vor allem in den Verkehrsspitzen werden hier bereits heute regelmäßig Maschinen aus dem Kurzstreckenverkehr positioniert.

 

Zeitgleich mit dem neuen Abfertigungsgebäude entsteht an der südlichen Zufahrt zum neuen Terminal ein großes Parkhaus. Ein Teil der vier unterirdischen Ebenen mit etwa 1.400 Stellplätzen wurde schon im vergangenen Jahr in Betrieb genommen. Im November dieses Jahres werden hier auf insgesamt elf Geschossebenen insgesamt 6.400 Stellplätze zur Verfügung stehen.

 

Bis auf Markierungsarbeiten ist auch die Straßenanbindung zum neuen Terminal aus südlicher und nördlicher Richtung fertiggestellt. Die letzte noch laufende Baumaßnahme zur landseitigen Verkehrserschließung des Terminals ist die Anbindung nach Osten für den Autoverkehr von und nach Erding.

 

Seit Beginn der Bauarbeiten wurden bislang 341 Aufträge mit einem Gesamtvolumen von 853 Millionen Euro vergeben. Mit 248 Aufträgen wurden 88 Prozent aller Aufträge an Unternehmen mit Sitz im Freistaat bzw. an Arbeitsgemeinschaften mit bayerischer Beteiligung vergeben. Mit 272 Aufträgen - dies entspricht über 80 Prozent aller Vergaben - partizipierten mittelständische Firmen oder Arbeitsgemeinschaften mit mittelständischer Beteiligung in hohem Maße am Bau des neuen Terminals.

 

Das neue Abfertigungsgebäude mit einer Kapazität von bis zu 25 Millionen Fluggästen jährlich ist ein Gemeinschaftsprojekt der Flughafen München GmbH und der Deutschen Lufthansa AG. Beide übernehmen gemeinsam die unternehmerische Verantwortung für Bau und Betrieb des Terminals. Das Terminal 2, das von dem Münchner Architekturbüro Koch + Partner entworfen wurde, ist speziell auf die besonderen Anforderungen des Drehscheibenkonzeptes der Lufthansa zugeschnitten und wird exklusiv von der Kranichlinie und ihren Partnern innerhalb und außerhalb der Star Alliance genutzt werden.

 

Die Gesamtkosten des neuen Abfertigungsgebäudes belaufen sich einschließlich aller Infrastrukturmaßnahmen auf rund 1,3 Milliarden Euro. Die Inbetriebnahme des Terminal 2 am Münchner Airport ist für die Sommerflugplanperiode 2003 vorgesehen.

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