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Was geschah mit der Landshut nach deren Entführung?


Gast

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In der Osterzeit 1980 bin ich als Schüler (UM, 10 J.) auch einmal mit der Original-"Landshut" von Frankfurt nach Genf geflogen (mir war in dem Alter dabei wirklich etwas mulmig, ich wusste aber damals nicht, ob es die "echte" Maschine war und habe mich nicht getraut, die Stewardess zu fragen.) Diese Entführung war ja damals immer noch in aller Munde, ich hatte Klassenkameraden, die neben dem Jumbo nur den Flugzeugtyp B737 kannten wegen der vielen Berichte und Bilder über diese Entführung.

 

Unsensible Erwachsene - auch Verwandte- haben mir damals auch etwas Angst vor dem Fliegen gemacht mit unbedachten Sprüchen über Entführungen. Wenn am Flugsteig arabisch aussehende Mitreisende warteten, tuschelten manche Mitpassagiere ("guck mal, das sind doch hoffentlich keine Hijacker"). Insofern hat die RAF oder wer auch immer dahinter gesteckt hat über die eigentlichen Opfer hinaus einiges an lang anhaltender Verunsicherung in die Gesellschaft getragen. Mich hat das schon auch politisch etwas beeinflusst, z.B. hat es mich als ich älter wurde auch gegen die damals unter linken Mitschülern und -studenten verbreiteten Sympathien für Linksradikalismus immunisiert. Wie man Terroristen und Extremisten, die unbeteiligte Urlauber auf diese Weise in Geiselhaft nehmen, als "Freiheitskämpfer" sehen und nach dem "Positiven" daran suchen kann, wollte mir nie so richtig einleuchten.

 

Zu dieser Deutung, der Schmidt-Regierung sei es damals vor allem um eine "Heldenaktion" gegangen: ich befürchte so etwas (unbedachte und planlose Überreaktionen unter Inkaufnahme vieler Opfer) in viel stärkerem Maße bei den heutigen dumpfbackigen Sicherheits- und Innenpolitikern. Wenn es einen Kanzler gegeben hat, der solche Dinge nicht auf die leichte Schulter nahm, dann Schmidt. Sie haben sich damals Tage Zeit gelassen mit der Entscheidung. U.a. gab es ja auch die Befürchtung einer unbedachten Gewaltaktion des somalischen Diktators mit einer großen Anzahl von Opfern. Ich weiß auch, dass Schmidt sich Rat bei Intellektuellen (Siegfried Lenz u.a.) außerhalb der Parteipolitik gesucht hat, weil er selbst stark verunsichert war. Was hätte er denn anders machen sollen?

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Zu dieser Deutung, der Schmidt-Regierung sei es damals vor allem um eine "Heldenaktion" gegangen: ich befürchte so etwas (unbedachte und planlose Überreaktionen unter Inkaufnahme vieler Opfer) in viel stärkerem Maße bei den heutigen dumpfbackigen Sicherheits- und Innenpolitikern. Wenn es einen Kanzler gegeben hat, der solche Dinge nicht auf die leichte Schulter nahm, dann Schmidt. Sie haben sich damals Tage Zeit gelassen mit der Entscheidung. U.a. gab es ja auch die Befürchtung einer unbedachten Gewaltaktion des somalischen Diktators mit einer großen Anzahl von Opfern. Ich weiß auch, dass Schmidt sich Rat bei Intellektuellen (Siegfried Lenz u.a.) außerhalb der Parteipolitik gesucht hat, weil er selbst stark verunsichert war. Was hätte er denn anders machen sollen?
dass Schmidt sich das damals leicht gemacht hat, habe ich nicht behauptet, die einzige Problematik in der Befreiung der Geiseln sehe ich darin, dass das eben auch zum Tod von 90 Geiseln hätte führen können (ich behaupte sehr leicht sogar), von daher muss man schon ausdrücken dürfen, dass das Leben von Unschuldigen aufs Spiel gesetzt wurde. Und das bewaffnete Einheiten in allen Ländern über Gebühr gehuldigt werden - wir denken an den Kult der Marines in den USA oder auch an die Rote Armee zu Zeiten der UdSSR - ist leider auch eine Tatsache. Und derartige Huldigungen erfüllen natürlich auch einen politischen Zweck, nämlich im Zweifel militärische Handlungen vornehmen zu können.

 

Und natürlich hätte man die 11 RAF-Idioten freilassen können und damit auch Schleyer retten können. Die meisten der 1977 an den Morden Beteiligten sind nach dem Jahr eh entschwunden bzw. haben sich danach nicht mehr mit Entführungen beschäftigt, sondern haben gleich gemordet. Ich gebe aber zu, daß auch die Freilassung nicht optimale Lösung gewesen wäre, aber sie wäre zumindest risikoärmer gewesen.

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Und natürlich hätte man die 11 RAF-Idioten freilassen können und damit auch Schleyer retten können. Die meisten der 1977 an den Morden Beteiligten sind nach dem Jahr eh entschwunden bzw. haben sich danach nicht mehr mit Entführungen beschäftigt, sondern haben gleich gemordet. Ich gebe aber zu, daß auch die Freilassung nicht optimale Lösung gewesen wäre, aber sie wäre zumindest risikoärmer gewesen.

 

Gerade hier lagen ja die großen Befürchtungen. Bei der Eskalationsdynamik, die die Ereignisse das ganze Jahr 1977 über kennzeichnete ("Offensive 77" der RAF, angefangen im Frühjahr mit dem Buback-Anschlag und dann systematisch weitergeführt) wären weitere Flugzeugentführungen und unbeteiligte Opfer wahrscheinlich vorprogrammiert gewesen, wenn man den Terroristen diesen "Erfolg" zugestanden hätte. Die Regierung musste damit rechnen, erneut erpresst zu werden, wenn sie einmal nachgab. So idiotisch man es aus heutiger Sicht empfinden mag, diese marxistisch inspirierten Terroristen hielten sich allen Ernstes für Interessenvertreter der Arbeiterklasse und hätten ohne Hemmungen den eingeschlagenen Weg fortgesetzt, wenn sich dieser als in ihrem Sinne zielführend herausgestellt hätte.

 

Man muss sich auch klarmachen, dass der damaligen Politikergeneration zum einen die erste Welle spektakulärer Flugzeugentführungen und -attentate Ende der 60er noch stärker präsent war als heute (die u.a. zur Einführung flächendeckender Personen- und Gepäckkontrollen geführt hatte) und dass andererseits in Bonn eine sozialliberale Koalition im Amt war, die in vielen Bereichen unter starkem Rechtfertigungsdruck stand (Entspannungspolitik, Bildungsreformen, liberalere Innenpolitik usw.). Die damals noch wesentlich rechtslastigere CDU-Opposition wartete nur darauf, dass Schmidt, der im Inneren bereits mit den ersten sozial- und finanzpolitischen Schwierigkeiten kämpfte, vor den Terroristen einknickte. Umso bedeutsamer war die Mischung aus Konsequenz und Besonnenheit, mit der diese Geschichte bewältigt wurde. Natürlich hat es perverse Züge, 100 Geiseln gegen ein einzelnes Entführungsopfer (Schleyer) abwägen zu müssen. Aber mit Militärverherrlichung hat es in diesem Fall wirklich nichts zu tun.

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  • 2 Wochen später...
Aber die Original- "Landshut" ist doch bestimmt bis zur Indienststellung der D-ABHM nicht mehr unter diesem Namen geflogen? Kann mir nicht vorstellen das sich ein Passagier Ende der 70er wohlgefühlt hätte wenn er beim Einstiegen liest "Dieses Flugzeug trägt den Namen der Stadt Landshut"

 

Nach der Entführung wurde die Maschine erst mal repariert und gereinigt und dabei auch der Name entfernt. 1983 hab ich sie in FRA mal am Gate stehen sehen und da war der Name definitiv nicht mehr angebracht. Aber da waren die Tage für die 737QC bei LH eh schon gezählt.

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