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Stehplätze und Übergewichtsgebühren


Il-62

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- eine satirische Fiktion: was aus den Billigfliegern im Jahr 2020 geworden sein wird -

 

 

Noch vor einigen Jahren hätte niemand mit dem Wiedererstarken der siechenden Billigflieger gerechnet: In die Krise waren die vermeintlichen Schnäppchen-Airlines seit dem Jahr 2010 geraten, als auch die letzten Reisenden endlich merkten, dass das Geschäftsmodell aus dem Ruder gelaufen war und ihnen fürs Flugticket einschließlich aller Gebühren, Abgaben und Zuschläge auf vielen Strecken weit mehr abverlangt wurde als bei den als teuer verrufenen etablierten Linienfliegern. Die Nachfrage verschob sich zurück zur alteingesessenen Konkurrenz.

 

Jetzt aber sind die fusionierten Unternehmen Ryan Easy und Air Berlinfly die nahezu unumschränkten Herrscher an Europas Himmel - weil einstige Rivalen vom Markt verschwanden oder Konkurrenten wie LuftSwiss und die mit albernem Namen fusionierte Air Airways British France viele ihre Jets abgezogen haben und sie angesichts der großen Nachfrage und des latenten Lieferengpasses der Flugzeughersteller vor allem auf den weit ertragreicheren Strecken zwischen China und Indien einsetzen. Seit der globalen Luftverkehrs-Liberalisierung von 2012 ist das möglich.

 

Alitalia und Olympic unterdessen sind kurz nach ihrer Fusion und dem Anschluss an die Air Burundi-Gruppe in die lange erwartete Pleite gerauscht. Austrian ist nach Verkauf und Umbennenung in Russia Jet kaum noch in Mitteleuropa anzutreffen, Iberia pendelt bloß noch zwischen Barcelona und Buenos Aires.

 

Mit geschicktem Marketing und viel Krachmacherei haben die Billigflieger in diese Lücke hinein Kunden mit denselben drei Tricks wie zwischen 2000 und 2010 wieder in die Preisfalle locken können: 1. Rücke zehn Tickets gratis heraus und lasse die Masse deshalb glauben, alles wäre günstig. 2. Lasse sie glauben, morgen wäre alles teurer - dann kaufen sie Teures noch heute. Und, drittens, gebe ihnen erst im letzten Buchungsschritt und auch dann nur in Flüsterton oder Kleingedrucktem preis, dass sie an Deinen lustigen Zusatzgebühren ganz nebenbei verarmen werden. Ryanairs seit inzwischen über zwei Jahrzehnte dominante PR-Figur Michael O'Leary, einer der Macher der Fusion mit Easy jet zur neuen RyanEasy vor sechs Jahren, mischt in der aktuellen Kampagne unterdessen nicht mit. Der ergraute Senior des Konzerns erholt sich noch von den Folgen seines jüngsten Sturzes vom Triebwerk einer fahrenden Maschine. Dort hatte er für Fotografen während der Startphase einer nagelneuen Boeing 797 Handstand gemacht und wurde von unerwartetem Vogelschlag auf dem Rollweg aus dem Gleichgewicht gebracht.

 

Inzwischen akzeptiert die Billigflieger-Kundschaft sogar ohne Murren, dass standardmäßig nur noch Stehplätze vergeben werden und Sitzplätze aufpreispflichtig sind. RyanEasy wird nichtmal der Kunstgriff nachgetragen, als einzige Airline für das Benutzen der Halteschlaufen an den Stehplätzen zwölf Euro Aufpreis bei Vorreservierung, 25 Euro bei spontanem Festhalten zu kassieren.

 

Für das kommende Jahr 2021 sind nach erfolglosem Intervenieren der Kartellbehörden darüberhinaus auch die lange umstrittenen Übergewichtsgebühren branchenweit beschlossene Sache. Demnach schließt der Flugpreis nur noch ein zulässiges Körpergewicht von maximal 80 Kilo bei männlichen und 65 Kilo bei weiblichen Passagieren ein - Handgepäck mitgerechnet. RyanEasy hat bereits angekündigt, "im Interesse der Passagiere und deren Gesundheit", so eine Sprecherin, die Obergrenzen bei 70 und 50 Kilo festzusetzen und darüberhinaus die Übergewichtgebühren verlangen - "mit deutlichen Online-Rabatten bei Vorausreservierung der Über-Kilos". Unterdessen arbeiten Mitbewerber bereits an werbewirksamen Untergewichtsabschlägen, die demnächst beworben werden sollen.

 

Da ist es nur noch eine Marginalie, dass zum Beispiel ein Flug Hamburg-München, für den noch 2007 im Flugplan bloß 80 Minuten veranschlagt waren, jetzt im Schnitt zwei Stunden 10 dauert: wegen der zeitraubenden und teils kilometerlangen Rollwege auf den in den letzten Jahren stark ausgebauten Airports. Damit einher gingen regelmäßig Zuständigkeitsstreitereien der Verwaltung, weil Terminalgebäude und Landebahnen desselben Flughafens inzwischen häufig in unterschiedlichen Gemeindegebieten, manchmal in unterschiedlichen Bundesländern liegen.

 

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Quelle: "der flugleiter" 4/2007; mit freundlicher Genehmigung zur Weiterverbreitung durch die Redaktionsleitung.

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Ryanairs seit inzwischen über zwei Jahrzehnte dominante PR-Figur Michael O'Leary, einer der Macher der Fusion mit Easy jet zur neuen RyanEasy vor sechs Jahren, mischt in der aktuellen Kampagne unterdessen nicht mit. Der ergraute Senior des Konzerns erholt sich noch von den Folgen seines jüngsten Sturzes vom Triebwerk einer fahrenden Maschine. Dort hatte er für Fotografen während der Startphase einer nagelneuen Boeing 797 Handstand gemacht und wurde von unerwartetem Vogelschlag auf dem Rollweg aus dem Gleichgewicht gebracht.

 

 

Loooooool, sehr geil.

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