{Tripreport 11} Aviatischer Irrsinn: Hamburg-Sønderborg via CPH mit QI

[Manxxx]

 

 

Natürlich legen Butterbarkassen nahezu stündlich in SGD an und spülen Hundertschaften gelangweilter Senioren an Dänemarks südliche Küsten und animieren jene zum zollbefreiten Einkauf. Wobei ich nicht weiß, ob das wirklich noch so ist wie damals….meine Eltern berichteten jedenfalls seinerzeit von solchen Erlebnissen.

Knapp 30 km nördlich der deutsch-dänischen Grenze auf der Halbinsel ‚Als’ gelegen, fristet ‚ßönndeboh’ wie die Dänen zu sagen pflegen, jedenfalls ein Dasein, welches nicht permanent von Heerscharen norddeutscher Flugtouristen gestört zu werden scheint.

Schon beim Einschecken in HAM kam der erwartete Kommentar: „Da hätten Sie aber auch mit dem Auto hinkommen können!“ - <Klar – schockt aber nich’ so> (hätte man in den 70ern entgegnet).

 

Überhaupt ist meiner Meinung nach das Fliegen nach Dänemark total überteuert! Meist geht es über CPH (von FRA-BLL mal abgesehen) und der Flug muß ewiglich vorher gebucht werden, um überhaupt bezahlbar zu sein in der Econoventenklasse.

 

Egal, ich hatte es mir in den Kopf gesetzt, nach Sonderburg zu fliegen und so mussten wir sehr sehr früh am 14. November 2009 aufstehen, um den Anschluß nach CPH zu bekommen.

Die SEN-Lunge in Hamburg öffnet um 5.20 in der Früh und so war vorher noch ein wenig Zeit, sich den Magen zu stählen, bevor es um 06.35 nach Kopenhagen ging.

So sah die Streckenführung übrigens aus, für Diejenigen, die mit den Gefilden nördlich des Fischkoppäquators nicht so vertraut sein sollten:

 

SK 648 OY-DMI CRJ 200

HAM – CPH

Klasse M

planmäßig: 06.35 – 07.25

mitgeteilte Flugzeit: 0:35

tatsächliche Flugzeit: 0:39

Start/Landung: 06:38/07:17

 

Cimber fliegt ja zeitweise für SAS, ist aber seit Kurzem selbst nicht mehr *Allianz-Mitglied.

So erlebten wir die scheinbar kuriose Situation, daß QI zwar ab HAM unter SK-Nummer fliegt, ab CPH nach SGD aber unter eigener Nummer und damit außerhalb jeglicher Benefits der Allianz – die schöne Kopenhagen-Lunge durften wir uns also nur von außen ansehen und hatten zu darben…

Ins nationale Terminal war es ein langer Weg, aber CPH ist meiner Meinung nach einer der schönsten, entspannendsten und ruhigsten Flughäfen Europas und es macht mir immer wieder Spaß, hier umzusteigen.

In einer kleinen Imbissecke frühstückten wir noch ein bißchen (2 belegte Brötchen mit Blümchenkaffee für umgerechnet 20 Mark) und dann nahte der Abflug zum besonderen Ziel:

QI 105 OY-RTF ATR 72

CPH – SGD

Klasse E

planmäßig: 10.45 – 11.25

mitgeteilte Flugzeit: 0:40

tatsächliche Flugzeit: 0:32

Start/Landung: 10:54/11:26

 

Und an einer kleinen Imbissecke schienen wir gelandet zu sein – nachdem 98% der Paxe sich abholtechnisch versorgt hatten, schauten wir etwas dumm aus der Wäsche und suchten nach dem Taxitelefon, was wir nach dem Befragen des scheinbar letzten überlebenden Flugplatzmitarbeiters auch fanden.

Das dritte einlaufende Taxi war dann unseres.

Ein unfreundlicher Drache, der die englische (und deutsche) Sprache mehr zu hassen schien als jeder Franzose aus Aix-en-Provence (e)chauffierte uns für 175 Kronen (25 Fußnofos) ins Zentrum. Dumm nur, daß wir keinerlei Danski-Kronen bei uns hatten (SGD verfügt über weniger als einen Geldautomaten) und Sir Drach auch keine Kreditkarten annehmen mochte/konnte. Zum Glück konnte die Hotelrezeption aushelfen. Die gehörte übrigens zum ‚Hotel Comwell’, dem angeblich einzigen **** Hotel der Stadt.

Die Sterne über dem Comwell-Schriftzug sind übrigens keine, das sind Scheinwerfer.

Das Zimmerchen war leider noch nicht bezugsfertig und so besichtigten wir ein wenig die nähere Innenstadt.

Hier zum Beispiel das Rathaus in der Perlegade – DIE Füßchengängerzone schlechthin.

Nach einer gebenedeiten Bratwurstlabung stiefelten wir weiter gen Norden, bemerkten aber, daß die hiesigen Gschäfterl am Sonnabend schon gegen 13 Uhr schlossen….schade.

Immerhin war unser ‚Superior-Zimmer’ bezugsbereit. Sogar mit Kaffee-/und Teezubereitungsmöglichkeit ausgestattet und mit apartem Meerblick

Seltsamerweise aber ohne Haartrockner. An der Rezeption entspann sich dazu folgender Dialog:

«Entschuldigen Sie, auf dem Zimmer ist kein Föhn, könnten wir einen bei Ihnen ausleihen?»

«Da müsste aber eigentlich einer sein. Haben Sie im Bad nachgesehen – oder hinter dem Fernseher? Natürlich geben wir Ihnen trotzdem gern einen!»

Sie sucht und sucht….kommt schließlich zurück: «Tut mir Leid, die sind leider alle ausgeliehen!». Jaja, so ist das eben mit den Föhnen, die es auf (fast) jedem Zimmer gibt.

Allerdings waren wir nun völlig fertig mit der Welt ob des frühen Aufstehens um 4 Uhr in der Früh und mussten wenige Stunden ruhen.

Den Abend verbrachten wir dann schmausend bei einem passablen Italiener mit Wein und Pizza – aber auch hier wurden keine EUROCARTEN angenommen und so reichten meine 430 Kronen gerade eben für die Zeche.

Da checkout Time hier nicht noon, sondern 11 Uhr bedeutete, nahmen wir gegen 10.30 Uhr die Frokost ein. Selten habe ich so eine unangenehme Rühreibereitung verkosten dürfen. Um Punkt 11.04 Uhr klingelte das Zimmertelefon – zu Recht, immerhin hatten wir um 4 Minuten überzogen und uns noch immer nicht verkrümelt. Einen guten Aufbewahrungsraum für die Koffer gabs dann doch noch für uns und so spazierten wir zunächst mal gen nahe gelegenem Strand

Man denke sich dazu einen sommerlichen Monat und 39 Touristen mehr pro Quadratmeter, dann wäre das doch fast wie am Mittelmeer, oder nicht?

Den Pfad weiter hinan, am Schloß vorbei, begegneten wir an der Adresse Strandvej 2 einem Nistkasten für Flugsaurier, der Größe des Einflugloches nach zu urteilen.

Wir schlenderten noch etwas die Havnegade entlang…

Vermutlich soll das Schildchen bedeuten, daß man hier nicht grillen darf – oder aber, die Planken dafür nicht als Brennmaterial verwenden möchte.

Man beachte das unschuldig aussehende Möwchen. Nach den Aufnahmen war mein Mantel heimtückisch mit Exkrementen ausgestattet.

Wir brauchten noch ein paar Krönchen für die Taxifahrt zurück zum Fliegehafen, aber als wenn es nicht hätte sein sollen, waren fast alle Geldautomaten außer Betrieb. Schließlich fanden wir dann doch noch einen – zum Glück.

Der Taxifahrer wirkte zwar sehr nett, aber sein langsamer Fahrstil brachte mich fast zur Verzweifelung. Grüne Ampeln fuhr er grundsätzlich bremsend an, als hoffe er auf eine Wendung zum umsatzsteigernden ROT.

Nunja, es kostete haargenau 176 Kronen und wir waren die ersten beim Check in.

Zeit genug, eine alte ex Austrian Arrows sowie den Verzollungsbriefkasten zu bewundern, war noch ausreichend vorhanden.

Der Rückflug nach Kopenhagen wurde dann auch aufgerufen

 

QI 110 OY-RTC ATR 72

SGD – CPH

Klasse E

planmäßig: 14.00 – 14.40

mitgeteilte Flugzeit: 0:35

tatsächliche Flugzeit: 0:36

Start/Landung: 14:00/14:36

 

In Kopenhagen war der gesamte Flughafen schon vollends auf Weihnachten ausgerichtet. Tannenbäume, Schmuck, Geschenkartikel und auch der warme Holzparkettboden schufen eine sehr angenehme Atmosphäre. Wenn ich da an das hektische Frankfurt denke…

 

Nun durften wir auch in die SAS-Lunge (da SK-Flugnr.) und die Zeit am Boden verging fast wie im Fluge.

Das letzte Leg:

SK 651 OY-MBT CRJ 200

CPH – HAM

Klasse E

planmäßig: 17.35 – 18.25

mitgeteilte Flugzeit: 0:35

tatsächliche Flugzeit: 0:35

Start/Landung: 17:45/18:20

 

Das war mein kurzer Tripreport mit viel Gelaber und wenigen Bildern aus dem herbstlichen Sønderborg. Wie immer danke ich allen Interessierten fürs Lesen.

Achja…wenn ihr auch mal nach SGD wollt:

Hier ist ein kleiner Stadtplan:

 

 

[monsterl]

Genial - endlich mal ein Tripreport über das legendäre Sonderborg :D :D :D

 

Ich flieg am 24.04 von DUS nach CPH mit AB, CPH-SGD mit CI, Sonntagsmorgen dann mit der Bahn nach CPH und von dort mit der SK wieder zurück nach DUS.

 

Wie würdest du es einschätzen, kann man Flughafen->Downtown auch laufen? Das dürften ja max. 5km sein...

[Manxxx]

Genial - endlich mal ein Tripreport über das legendäre Sonderborg :D :D :D

 

Ich flieg am 24.04 von DUS nach CPH mit AB, CPH-SGD mit CI, Sonntagsmorgen dann mit der Bahn nach CPH und von dort mit der SK wieder zurück nach DUS.

 

Wie würdest du es einschätzen, kann man Flughafen->Downtown auch laufen? Das dürften ja max. 5km sein...

 

Es sind ziemlich genau 7 Kilometer laut Taximeteranzeige zwischen Fliegehafen und unserem Hotel (was vielleicht bedeutet, daß es bis zum Zentrum 6,5 km sind). Ist zwar keine schöne Wanderstrecke, da teilweise Landstraße -aber zur allergrößten Not kann man das sicher in 1,5 Stunden bewältigen. Es soll aber auch OPNV geben, habe ich gelesen.

[plocie]

Auch wieder ein interessantes Nord-Ziel. Und dazu ein sehr amüsanter kurzweiliger Text. Habe herzlich gegrinst. Vielen Dank :)

[Paule22]

Virkelig dejlig! Mange tak!

 

Hab letztes Jahr Anfang Juni den Trip so ähnlich gewagt SGD-CPH-SGD aber nur von Esbjerg aus. Meine Mitmenschen hielten mich auch für wahnsinnig, aber bei den Schleuderpreisen da auf der Strecke - nun gut. Mit der OY-RTF bin ich auch unterwegs gewesen, den anderen Weg dann mit der OY-CIL (ne 42er).

 

Das mit dem Drachen im Taxi kann ich gut nachvollziehen, Dänemark brodelt innerlich(ob mit den Sprachen und oder den Einwanderern) - interessiert nur ausserhalb Dänemark scheinbar leider/zum Glück niemanden. Ist in SGD immernoch die adrette junge Dame am Check-In und langweilt sich?

 

ÖPNV gibt es, aber damals bei mir nur 4mal am Tag, was ja recht sinnvoll wäre bei 4 Flügen, der Busfahrplan passt aber nicht mit den Abflügen zusammen. Deswegen bin ich einen Weg mit dem Bus gefahren und einen gelaufen. 7km klingt erstmal sehr happig, habe es dann aber schnellen Schrittes inklusive McDonalds Stop auf dem Weg in 1:30h in die Stadt geschafft. Die Landstraße vom Flughafen hat überall Bürgersteig und dann kommt ein Stück wo man als Fußgänger nicht laufen darf und links über eine Brücke muss. Dann etwas durchs Dickicht an der Landstraße langschlagen und dann kommt schon das goldene M. Dort rechts und bald wieder links und man kommt an der Fußgängerzone aus. War nicht so schlimm wie ichs mir vorgestellt hatte. Vielleicht nimmt einen ja auch jemand vom Flughafen mit - könnte ich mir zumindest vorstellen - obwohl, wenn man deutsch ist und kein dänisch spricht, naja die Hoffnung stirbt zuletzt.

 

Übrigens, der Zug von Sønderborg nach Lunderskov(dänische Bahnexperten wissen wovon ich rede) ist rein gefühlsmäßig der langsamste Streckenabschnitt der Welt und gebührt der Bezeichnung des Zuges (IC) nicht. Falls es noch Fragen gibt, einfach fragen.

[fly ham]

Sehr schön geschriebern Bericht, da werden Erinnerungen an meine Klassenfahrt war als wir segeln waren und in Sonderborg für ne Nacht angelegt haben, ich finde allerdings Sonderborg ne doofe Stadt, deine Luftaufnahme und das Foto der Austrian finde ich aber schön :)

[shamu]

Schöner Tripreport,

 

hat mich doch sehr zu meinen heutigen Reise nach Sonderburg inspiriert:

 

http://killerwal.com/2010/04/06/tripreport...rburg-danemark/

 

Keine guten Nachrichten habe ich aber zum aktuellen Stand der OE-LCH. Der Zustand sieht wirklich schlimm aus:

 

Vorflügel fehlen komplett, Heckleitwerk teilweise demontiert, keine Triebwerke mehr, Radom fehlt. Dazu kommt noch, dass sie nicht mehr auf eigenen Füßen steht, sondern auf einen Wagen montiert wurde. Weiß jemand, was mit ihr passieren soll? Laut airfleets ist ja "stored"

[Manxxx]

schön, Sonderborg mal auf diese Weise wieder zu sehen - Danke für den Bericht. Es gibt auch in einer so kleinen Stadt immer wieder neue Perspektiven.

Aber ich muß endlich meinen Chinabericht vom Juli 2009 weiterschreiben...seufz

<_<