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Drohender Fluglotsenstreik August / Oktober 2011


touchdown99

Empfohlene Beiträge

"Die Gewerkschaft forderte die Fluggesellschaften auf, sofort Maßnahmen einzuleiten"

Und was sollen die machen? Auf der Linie geht vielleicht die eine oder andere Umbuchung. Aber die Ferienflieger? Wenn da mal eben zwei Umläufe ausfallen? Da stehen dann wieder mal tausende Urlauber rum. :angry:

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Ich habe auch für vieles Verständnis, aber dass sich die Flugloten bzw. deren Gewerkschaft die Hauptwoche der Sommerferien (diese und kommende Woche haben alle 16 Bundesländer in Deutschland Sommerferien!!!) aussuchen, kann ich nicht nachvollziehen und wird bestimmt auch nicht gerade für Verständnis sorgen.

 

Es bleibt nur zu hoffen, dass die DFS die Schlichtung anrufen wird, um so zumindest den Streik bis nach den Sommerferien rauszögern zu können.

 

Das Problem sind zudem nicht nur die Ferienflieger, auch die Urlauber, die Anschlussflüge in anderen Ländern separat gebucht haben. Auch ich gehöre dazu: Fliege (hoffentlich!) Montag nach Miami ab DUS mit AB, will dann einen Tag später von MIA nach LAS mit US Airways fliegen, wenn ich nicht pünktlich in Miami ankomme, geht meine ganze Reiseplanung (u.a. LAS, HNL, LIH, KOA, BNA und YVR) den Bach runter...

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Na toll, habe Donnerstag früh gebuchten Flug - mit nicht umbuchbarer Hotelbuchung als größten Kostenfaktor. Was habe ich denen getan? So kurzfristig - um den Reisenden maximal eins auszuwischen ... Hat es die DFS wirklich zu 100% selbst in der Hand, per Anruf der Schlichtung den Streik effektiv zu verhindern?

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Alle Flugbewegungen werden betroffen sein.

 

Und noch etwas Hintergrundinfo, weil es sonst ja immer in der Presse untergeht:

 

2008 haben DFS und GdF einen Tarifvertrag abgeschlossen, der pro Lotse bis zu 150 Überstunden jährlich vorsah. Diese Überstunden wurden zum Jahresende zum 1,5-fachen Satz vergütet, was einerseits einen Anreiz für die Lotsen darstellte, andererseits auch einen Anreiz für die DFS um neues Personal auszubilden. Die Laufzeit des Tarifvertrags ist bis Ende diesen Jahres. Wohlgemerkt, das ist nicht der Tarifvertrag um den jetzt verhandelt wird. Hierbei handelt es sich um den Vergütungstarifvertrag (am 31.05.2011 ausgelaufen), die Überstundenregelung findet sich im Belastungsausgleichtarifvertrag (läuft am 31.12.2011 aus). Die DFS hat festgestellt, dass sie ihr Personalproblem innerhalb der letzten drei Jahre nicht in den Griff bekommen hat, was von einem Großteil der Lotsen auch so vorhergesehen wurde. Dafür war der Mangel einfach viel zu groß. Ab dem 01.01.2012 gilt für Fluglotsen einen Obergrenze von 80 Überstunden im Jahr, so steht es im Tarifvertrag. Die DFS macht jetzt eine Anhebung der Überstundengrenze auf bis zu 250 Stunden zur Vorbedingung für Gehaltsverhandlungen. Gleichzeitig soll die wöchentliche Arbeitszeit ohne Lohnausgleich um zwei Stunden ansteigen. Das bedeutet unterm Strich 350 Stunden Mehrarbeit pro Jahr, wovon nur 250 vergütet werden sollen. 350 Stunden entsprechen 42 Arbeitstagen, das bedeutet eine durchgehende 6-Tage Woche, wenn man den Urlaub berücksichtigt.

 

Möchte wirklich jemand, dass Fluglotsen sechs Tage in der Woche jeweils 8:15 Stunden arbeiten, zu jeder Tages- und Nachtzeit? Darum geht es wirklich, das Geld ist nur ein Nebenkriegsschauplatz, der aber von der Presse gepusht wird, weil es so schön plakativ ist.

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Es war wohl ein grosser Fehler, die hoheitlichen Aufgaben in private Hände überzuleiten.

 

@skybear: Ist schon klar, dass die Gehaltsforderungen Nebensache sind. Bei mehr als 10.000 im Monat sollte man ja auch nicht meckern.

Warum habt ihr denn erst einen Tarifvertrag ausgehandelt (150 Überstunden) und beschwert euch dann, dass die Belastung doch zu gross sei. Die Vergütung hierzu nimmt man aber gerne mit.

 

Ich werde mal meinen Nachbarn fragen (Elektromeister), ob es in seiner Branche auch einen

Tarifvertrag, Vergütungstarifvertrag und Belastungsausgleichtarifvertrag gibt.

 

Vielleicht gibt es ja demnächst einen zusätzlichen Vertrag, der noch definiert werden muss, aber da sind ja die Gewerkschaftler schnell dabei, um noch etwas herauszuholen. Irgendwie müssen die ja auch ihre Freistellung ihrer Klientel gegenüber begründen.

 

 

 

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Möchte wirklich jemand, dass Fluglotsen sechs Tage in der Woche jeweils 8:15 Stunden arbeiten, zu jeder Tages- und Nachtzeit? Darum geht es wirklich, das Geld ist nur ein Nebenkriegsschauplatz, der aber von der Presse gepusht wird, weil es so schön plakativ ist.

Praktisch müsste die Arbeitszeit ja bereits jetzt so hoch sein, um die Auslastung zu erreichen, allerdings eben besser bezahlt, und vermutlich hat der einzelne Lotse eine höhere Kontrolle über die Gestaltung seiner Überstunden.

 

Das erinnert mich an Spanien. Da eskalierte der Konflikt auch auch um die Arbeitszeit- und Überstundenregelung, angefeuert durch akutem Personalmangel. Warum schaffen die es nicht, genug Leute auszubilden? Sind die Anforderungen zu hoch, oder ist die Ausbildung den Betreibern zu teuer?

 

 

Es war wohl ein grosser Fehler, die hoheitlichen Aufgaben in private Hände überzuleiten.

Ohne jegliches Detailwissen meinerseits: Wäre nicht das erste Mal, dass nach Privatisierung kurzfristiges Profitdenken die Karre in den Schlamassel fährt. Und dann die Kosten auf die Beschäftigten abwälzen.

 

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Wenn man durch den Streik seinem Arbeitgeber schadet, ok... das könnte ich vielleicht ansatzweise noch verstehen. Also z.B. wenn Zugbegleiter keine Tickets mehr kontrollieren würden. Aber bei jeglichen Steiks bei denen Dritten geschadet wird hört mein Verständnis auf, sei es nun bei der Bahn oder bei allem was mit der Fliegerei zu tun hat.

 

Und mit geschadet meine ich nicht mal eine Stunde länger zu warten, sondern tatsächliche Kosten zu haben die dann von niemandem übernommen werden. Wenn es nach mir ginge, würde ich die Arbeitgeber streikender Mitarbeiter voll schadensersatzpflichtig machen und diesen zudem die Möglichkeit geben die Kosten bei längeren oder unberechtigten Streiks (ich könnte es auch Erpressung nennen) von den eigenen Mitarbeitern einzuklagen.

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Nun gut, das würde also allgemein bedeuten, dass nur die Arbeitnehmer streiken dürfen, deren Streiks für Mitmenschen keine Auswirkungen haben. Interessanter Ansatz. Fände ich als Arbeitgeber gut, da würden ja schon mal viele Arbeitnehmer in Deutschland ihre Anliegen nicht mehr mit Streik durchsetzen können.

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Nein, das will ja auch keiner! Aber beispielsweise wie in meinem Fall ist das schon ziemlich ätzend: Es hängt ja nicht nur von einem Flug ab, ich habe in MIA ein nicht stornierbares Hotel gebucht, wenn ich meinen Anschluss mit US am Folgetag verpasse, darf ich mir ein neues Ticket kaufen, evtl. verpasse ich weitere Anschlüsse nach HNL zwei weitere Tage später etc. Und dass kann echt nicht sein, dass man seinen Urlaub, den man gut 10 Monate im voraus bucht, dann mal eben mit ein paar hundert oder sogar tausend Euro "aufpeppen" muss...

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Nun ja, dem Wesen eines effektiven Streiks ist nun mal eigen, dass auf Einzelschicksale keine Rücksicht genommen werden kann. Der dem Sankt-Florian-Prinzip folgende Ansatz "die dürfen immer dann eisenhart streiken, wenn ich gerade nicht betroffen bin, sondern nur die anderen" ist zwar originell, aber etwas realitätsfern und konzeptionell nicht wirklich zielführend.

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Es geht hier auch nicht um Einzelschicksale, aber es ist Hauptferienzeit und es gibt nicht wenige Familien, die ein Jahr auf ihre eine oder zwei Wochen Pauschalurlaub auf Mallorca etc. sparen müssen und nun dadurch evtl. mehrere Tage ihres Urlaubs verlieren.

 

Ich bin generell der Auffassung, dass jeder ein Streikrecht haben sollte, aber der Zeitpunkt ist - gelinde gesagt - ungünstig gewählt...

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Ich bin generell der Auffassung, dass jeder ein Streikrecht haben sollte, aber der Zeitpunkt ist - gelinde gesagt - ungünstig gewählt...

 

Was, mit anderen Worten formuliert, genau dem entspäche was touchdown99 beschrieben hat. Alle Firmen, die zur Zeit ihre Reiseaktivitäten der Ferienzeit wegen heruntergeschraubt haben finden den Zeitpunkt bestimmt nicht so "ungünstig".

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Hallo Zusammen,

 

ich bin doch etwas überrascht, dass dem Sicherheitsgedanken, der der Arbeitsbelastung zugrunde liegt, keine Beachtung geschenkt wird. Das sollte doch für jeden, der ein Flugzeug benutzt, interessant sein.

 

Übrigens ein Thema, das auch in anderen Bereichen der Luftfahrt zu finden ist (Cockpit, Technik, Abfertigung).

 

Gruß

 

AOG

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Mein Nachbar war Fluglotse, ging letztes Jahr in Rente, und erzählt gerne, wie sich die Arbeitsbedingungen die letzten Jahre über verändert haben, nicht immer zum Besseren in seinen Augen. Das mag ich mal so glauben, wenn man für gleiches Geld immer länger arbeiten soll.

Zu den immer wieder angeführten Gehaltserhöhungen möchte ich jetzt nichts sagen, denn alle Debatten über das Geld sind bei Aussenstehenden immer leicht, nun, ja, "neidbehaftet".

 

Den immer wieder genannten "Sicherheitsgedanken" möchte ich allerdings etwas entgegenstellen:

Wer entscheidet denn bitteschön, dass es für den Luftverkehr "sicher" ist, wenn ein Fluglotse x Stunden an y Tagen die Woche bei z möglichen Überstunden arbeitet, bei x+1 und y+1 sowie z+1 jedoch "unsicher"?

Ich als Sesselpupser habe zwar keine Verantwortung für Flugzeuge, bzw. Menschenleben. Der Arbeitgeber mutet mir jedoch zu, dass ich nicht nur nach meinen regulären 7,75h täglicher Arbeit sicher mit dem Auto wieder nach Hause komme, sondern zu Zeiten von Jahresabschluss, etc. auch mitten in der Nacht nach 10 oder gar 12 Stunden. Auch hier gibt es einen nicht zu unterschätzenden Sicherheitsaspekt. Sicherlich auch bei beispielsweise Gabelstaplerfahrern oder Chemiearbeitern. Wenn die bei Mehrarbeit, Übermüdung, Überlastung o.ä. Mist bauen, dann können auch hier Menschen sterben - nicht nur bei Fluglotsen.

Deshalb hat der Gesetzgeber für ein Arbeitszeitgesetz gesorgt und innerhalb dieser Grenzen bewegt sich wohl der angedachte neue Tarifvertrag.

Ich kann verstehen, dass man über Mehrarbeit und die Ausdehnung der Soll-Arbeitszeit nicht glücklich ist, aber immer wieder zu prophezeien, dass im Falle dessen gleich Flugzeuge vom Himmel fallen, dass finde ich schon sehr überzogen und unnötig.

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In einigen Ländern gibt es zumindest eine gesetzliche Vorankündigungspflicht von z.Bsp. 4 Wochen bei Verkehrsstreiks - damit haben die Reisenden, Hotels usw. die Chance, sich einzustellen. Die Gewerkschaft will hier den Reisenden maximalen Schaden zufügen, indem noch nicht mal heute klar ist, was morgen passiert (da erst gestern angesetzt und damit die rechtliche Klärung nicht abgeschlossen). Ich werde dann wahrscheinlcih auf Hotelkosten sitzen bleiben, die mir keiner rückerstattet.

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Nun ja,

 

ich wollte auch nicht anderen Berufen unterstellen, dass es da die Problematik nicht gibt. Die wird es in allen Bereichen geben.

 

Es geht aber auch um die Tendenz. Ein bißchen mehr Arbeit geht noch. Ein bißchen weniger Personal schafft das auch. Diese Aufgaben können auch unerfahrenere Übernehmen. Und dieser Trend ist in der Luftfahrt seit Jahren zu beobachten.

 

Noch ein Beispiel: nach der Nachtschicht zählt der erste Tag als frei, auch wenn man schon 7 Stunden gearbeitet hat. Argument: der erste Nachtschichttag ist doch auch zur Hälfte frei, man arbeitet ja nur 2-3 Stunden an dem Tag. Dass das aber in der Realität gewaltg hinkt stört seit paar Jahren niemanden mehr.

 

Wie gesagt, bestimmt auch in anderen Berufsfeldern, aber wir sind hier nunmal im Luftfahrtforum und ich kenne halt die Luftfahrt am besten und keine anderen Bereiche.

 

Gruß

 

AOG

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Ich als Sesselpupser habe zwar keine Verantwortung für Flugzeuge, bzw. Menschenleben. Der Arbeitgeber mutet mir jedoch zu, dass ich nicht nur nach meinen regulären 7,75h täglicher Arbeit sicher mit dem Auto wieder nach Hause komme, sondern zu Zeiten von Jahresabschluss, etc. auch mitten in der Nacht nach 10 oder gar 12 Stunden. Auch hier gibt es einen nicht zu unterschätzenden Sicherheitsaspekt. Sicherlich auch bei beispielsweise Gabelstaplerfahrern oder Chemiearbeitern. Wenn die bei Mehrarbeit, Übermüdung, Überlastung o.ä. Mist bauen, dann können auch hier Menschen sterben - nicht nur bei Fluglotsen.

Deshalb hat der Gesetzgeber für ein Arbeitszeitgesetz gesorgt und innerhalb dieser Grenzen bewegt sich wohl der angedachte neue Tarifvertrag.

Ich kann verstehen, dass man über Mehrarbeit und die Ausdehnung der Soll-Arbeitszeit nicht glücklich ist, aber immer wieder zu prophezeien, dass im Falle dessen gleich Flugzeuge vom Himmel fallen, dass finde ich schon sehr überzogen und unnötig.

 

Die Nachhausefahrt kann ich so nicht gelten lassen, weil dieses Risiko alle Arbeitnehmer tragen, unabhängig vom Beruf. Es handelt sich auch eher um ein "privates" Risiko und jeder sollte selbst abschätzen, ob er noch in der Lage ist Auto zu fahren oder nach einem sehr langen Arbeitstag vielleicht besser ein Taxi nimmt.

 

Was die anderen Berufe angeht will ich nicht widersprechen, ganz im Gegenteil. Störfälle in Kernkraftwerken treten besonders häufig nachts auf, wenn die Mitarbeiter dort besonders ermüdet und unkonzentriert sind. Ich kenne die Arbeitszeiten und Arbeistbedingungen in Kernkraftwerken nicht, aber ich wünsche mir, dass dort nur ausgeruhte und gut bezahlte Menschen ihren Dienst tun. Alles andere wäre eine vorsätzliche Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung.

 

Schlechtere Bedingungen in anderen Industriebereichen sind keine Rechtfertigung für eine Verschlechterung der Bedingungen in der Luftfahrt.

 

Die Kollisionen über Lyon (März 1973), Zagreb (1977) und Überlingen (01. Juli 2002) zeigen überdeutlich, welch katastrophale Auswirkungen eine Absenkung des Sicherheitsniveaus langfristig haben kann.

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Schlechtere Bedingungen in anderen Industriebereichen sind keine Rechtfertigung für eine Verschlechterung der Bedingungen in der Luftfahrt.

 

Die Kollisionen über Lyon (März 1973), Zagreb (1977) und Überlingen (01. Juli 2002) zeigen überdeutlich, welch katastrophale Auswirkungen eine Absenkung des Sicherheitsniveaus langfristig haben kann.

Ich kann dir in vielen Ansichten sicherlich folgen. Aber wieso soll ausgerechnet ein Fluglotse besser gestellt sein als besipielsweise jemand in der Industrie? Kollidieren wegen einem Fluglotsenfehler zwei A380, haben wir 1000 Tote, wird in Frankfurt-Hoechst ein Schalter falsch umgelegt, ist die ganze Stadt gelb und keiner weiss, was das ist, mit unabsehbaren Folgen (Seveso). Man kann diese Gefahren also nicht relativieren oder anders gewichten. Beides ist auf seine Weise für alle Beteiligten gleich schlimm.

 

Gibt es eigentlich unabhängige Studien, was ein Fluglotse an Arbeitszeit leisten "sicher" kann und ab wann es sicherheitsbedenklich wird?

Wie nah soll man denn jetzt an die gesetzlichen Grenzen herankommen?

 

 

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Die Nachhausefahrt kann ich so nicht gelten lassen, weil dieses Risiko alle Arbeitnehmer tragen, unabhängig vom Beruf. Es handelt sich auch eher um ein "privates" Risiko und jeder sollte selbst abschätzen, ob er noch in der Lage ist Auto zu fahren oder nach einem sehr langen Arbeitstag vielleicht besser ein Taxi nimmt.

Einspruch!

 

Der Weg zur Arbeit ist ebenso wie der Weg von der Arbeit eben kein "privates Risiko".

Die sogenannten Wegeunfälle sind über die jeweils zuständige Berufsgenossenschaft abgedeckt und Unfälle gehen im Falle des Falles in die Unfallstatistik des Arbeitgebers ein.

(Hält man auf dem Heimweg jedoch noch mal kurz beim Bäcker, Getränkemarkt oder Supermarkt, ist in diesem Moment der versicherte Heimweg allerdings beendet.)

Und so gesehen fällt es sehr wohl in die Verantwortung des Arbeitgebers, wie der Mitarbeiter nach hause kommt, bzw. das er nach der Arbeit überhaupt noch in der Lage ist, selber den Heimweg anzutreten.

Leider verfahren da mittlerweile viele Arbeitgeber nach dem "Kölner-Prinzip". (Et hat noch immer jut jegange.)

 

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Und noch etwas Hintergrundinfo, weil es sonst ja immer in der Presse untergeht:

 

2008 haben DFS und GdF einen Tarifvertrag abgeschlossen, der pro Lotse bis zu 150 Überstunden jährlich vorsah. Diese Überstunden wurden zum Jahresende zum 1,5-fachen Satz vergütet, was einerseits einen Anreiz für die Lotsen darstellte, andererseits auch einen Anreiz für die DFS um neues Personal auszubilden. Die Laufzeit des Tarifvertrags ist bis Ende diesen Jahres. Wohlgemerkt, das ist nicht der Tarifvertrag um den jetzt verhandelt wird. Hierbei handelt es sich um den Vergütungstarifvertrag (am 31.05.2011 ausgelaufen), die Überstundenregelung findet sich im Belastungsausgleichtarifvertrag (läuft am 31.12.2011 aus). Die DFS hat festgestellt, dass sie ihr Personalproblem innerhalb der letzten drei Jahre nicht in den Griff bekommen hat, was von einem Großteil der Lotsen auch so vorhergesehen wurde. Dafür war der Mangel einfach viel zu groß. Ab dem 01.01.2012 gilt für Fluglotsen einen Obergrenze von 80 Überstunden im Jahr, so steht es im Tarifvertrag. Die DFS macht jetzt eine Anhebung der Überstundengrenze auf bis zu 250 Stunden zur Vorbedingung für Gehaltsverhandlungen. Gleichzeitig soll die wöchentliche Arbeitszeit ohne Lohnausgleich um zwei Stunden ansteigen. Das bedeutet unterm Strich 350 Stunden Mehrarbeit pro Jahr, wovon nur 250 vergütet werden sollen. 350 Stunden entsprechen 42 Arbeitstagen, das bedeutet eine durchgehende 6-Tage Woche, wenn man den Urlaub berücksichtigt.

 

Sehr interessant das einmal so ausführlich dargestellt zu bekommen. Danke dafür.

 

Kannst du eventuell mal darstellen wie die tatsächliche Arbeitszeit eines Fluglotsen heute im Schnitt aussieht? Wieviele Stunden arbeitet ein Fluglotse heute effektiv pro Jahr? Pausenzeiten zählen natürlich nicht, Urlaub rausgerechnet.

 

Für einen normalen Arbeitnehmer rechne ich folgendermaßen: 225 Arbeitstage im Jahr (365 Tage - 52 Wochenenden - ca. 10 Feiertage - 25 Urlaubstage). 8h Regelarbeitszeit, d.h 1.800h Regelarbeitszeit pro Jahr. Dazu kommen etwa 20 Überstunden pro Monat, also ca. 2.000h Gesamtarbeitsstunden pro Jahr.

 

Durch einen Fluglotsen in der Verwandschaft habe ich insgesamt folgenden subjektiven Eindruck:

Ich finde dass Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen schon fast dreist sind, da die heutigen Arbeitsbedingungen bereits "erste Sahne" sind. Bei mir fragt niemand ob ich nach 2 oder 3h intensiver Arbeit nicht mal eine Pause machen möchte. Einen Pausenraum gibt es nicht, auch keine Kantine o.Ä. Wenn viel zu tun ist muss die Arbeit fertig werden, egal ob ich dann 12, 14 oder 16h im Büro bin. Fehler dürfen trotzdem nicht passieren, auch wenn ich "nur" wirtschaftliche Verantwortung habe. Wenn ein Kollege krank ist müssen die restlichen Arbeitnehmer die Arbeit übrigens übernehmen, da wird kein "Sektor runtergeregelt", sondern einfach mehr gearbeitet. Sicherlich ist das alles nicht 1:1 auf Fluglotsen übertragbar, aber die heutigen Arbeitsbedingungen der Lotsen sind meiner Meinung nach schon einzigartig gut.

Natürlich stürzt sich die Presse noch viel mehr auf die geforderte Gehaltssteigerung weil das für den Durchschnittsbürger viel verständlicher ist. Zusätzlich zu den besseren Arbeitsbedingungen auch noch 6,4% mehr Geld zu fordern, ist meiner Meinung nach aber die noch größere Frechheit. Natürlich versucht jeder für sich das Beste zu ereichen, aber eine so hohe Forderung auf ein sowieso schon sehr hohes Gehalt ist einfach nur dreist. Warum begnügt man sich nicht mit einer moderaten Steigerung von 2-3% und stellt die besseren Arbeitsbedingungen in den Vordergrund? Anscheinend hat diese Berufsgruppe die Bodenhaftung verloren, anders kann ich mir die gestellten Forderungen nicht erklären.

 

Vielleicht löst dieser Gedanke jetzt heftige Diskussionen aus, aber eigentlich müsste es mindestens einen weiteren Anbieter für die Luftraumüberwachung geben. Natürlich bestens kontrolliert um die Sicherheit nicht zu gefährden, aber in einem normalen Wettbewerb wäre ich sehr interessiert wie sich Gebühren für die Airlines und Gehälter für die Lotsen entwickeln würden... Eigentlich gibt es keinen Grund keinen Wettbewerb zuzulassen!

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