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[Reisebericht] Auf den Spuren Thor Heyerdahls: Von Tromsø auf die Osterinsel


Gyps_ruepelli

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Die Reise, die mich von meinem Wohnort Tromsø am Europäischen Nordmeer nach Chile führte, hatte mehrere Anlässe: Im Mittelpunkt stand die Teilnahme an einer Konferenz in Santiago de Chile, die ich mit dem Besuch bei der Familie in Deutschland und einer Urlaubsreise verbinde. Dabei bot sich das gewählte Routing an, weil es auf diesem Wege bedeutend billiger wurde als eine einzelne Buchung von Tromsø nach Santiago. Meine Urlaubsreise führte mich dann auf die berühmte Osterinsel, über die es in den verschiedensten Bereichen viel zu erzählen gibt - auch über die lokale Luftfahrt.

Aber beginnen wir mit Etappe eins:

1. Oktober 2014: TOS-OSL-CPH-BRE oder: Nordeuropäische Reiseroutine

Eine Strecke, auf der ich inzwischen einiges an Routine habe, da meine Familie in Bremen lebt. Glücklicherweise wird Bremen seit Herbst 2013 von SAS bedient, so dass diese Reise überhaupt kein Problem darstellt. Der Flug TOS-OSL ist wie üblich das längste Leg auf der Strecke - und auch das mit der größten Auslastung. Flug SK 4411, eine Boeing 737-700 (LN-RNN), war offenbar mehr oder weniger komplett ausgebucht und verließ TOS zwar nicht ganz pünktlich, landete aber kurz vor Plan in OSL. Auch von SK 1469 nach CPH (LN-RPZ, Boeing 737-600) und SK 621 nach BRE (OY-RJM, CRJ 200, operated by Cimber Air) gibt es kaum etwas besonderes zu berichten. Service war der gewohnte SAS-Standard mit einem kostenlosen Becher Tee oder Kaffee, der aber meines Erachtens auf diesen Strecken auch vollkommen ausreichend ist. Eine interessante Beobachtung machte ich auf dem Flug nach BRE - und das auch schon zum wiederholten Male: Alle Beschriftungen in der CRJ waren auf Englisch und Spanisch, so dass ich vermute, dass die Maschine gebraucht aus Spanien erworben wurde. Weiterhin interessant war, dass das Flugzeug komplett weiß war und nur einen sehr kleinen Schriftzug „operated by Cimber" trug. Die Flüge nach CPH und BRE waren beide in der Landung um die 20 Minuten früher als geplant.

3. Oktober 2014: BRE-PMI-MAD-SCL oder: Von Applaus, Boardingzeiten und hellseherischen Fähigkeiten

Nun ging es weiter auf die Langstrecke - und es ist wohl kaum verwunderlich, dass über Madrid passiert, dem europäischen Hub für Lateinamerikaflüge. In Ermangelung einer direkt durchbuchbaren Verbindung BRE-MAD (gäbe es bei Ryanair, ist aber natürlich nicht durchbuchbar) musste ich den Umweg über Mallorca nehmen - AB 3402 operated by TUIFly mit Boeing 737-800 (D-ABKJ). Ich hatte einen gewissen Respekt vor dem Mallejet, denn ich hatte noch nie in einem mehr oder weniger reinen Urlaubsflieger gesessen. Dementsprechend rechnete ich mit angetrunkenen oder wild gröhlenden Mitreisenden, aber das war nicht der Fall. Eher waren viele Familien mit Kindern an Bord. Es war ein sehr ruhiger Flug, der trotz leichter Verspätung in BRE (die Maschine war verspätet angekommen) pünktlich auf Mallorca ankam (natürlich unter Applaus, was ich immer sehr peinlich finde) und mich in den Kulturschock eines spanischen Airports entließ, der fest in deutscher Hand zu sein scheint. Alle Beschriftungen viersprachig (Katalanisch, Englisch, Deutsch und Spanisch) und man hört in dem Terminalbereich, in dem die Urlaubsflieger ankommen, fast nur Deutsch. Anders sah das aus beim Weiterflug nach Madrid. IB 3921 war in einem Inlandsbereich gedockt, in dem es nicht einmal mehr englischsprachige Boardingaufrufe gab. Außerdem wurde ich mit dem konfrontiert, was offenbar spanische Boardingpraxis ist: Auf den Displays im Flughafengebäude wird eine Boardingzeit von einer knappen Stunde vor Abflug angegeben, aber wenn das Gate dann zehn bis zwanzig Minuten nach der angegebenen Boardingzeit öffnet, tröpfeln die Gäste peu à peu ins Flugzeug. Aber egal. Ich hatte meinen Platz in der A320 (EC-LLE) und habe den ganzen Flug mit Lesen verbracht - nicht einmal unterbrochen durch den Bordservice, der bei Iberia Express offenbar nicht inbegriffen ist. Aber seis drum. Bei einem Flug von einer Stunde kann ich ohne Getränk oder Süßigkeit auskommen.

In Barajas angekommen machte ich mich sofort auf den Weg zum Flug nach Santiago, der in einem anderen Terminalbereich geht. Die Terminalsatelliten sind durch eine automatische U-Bahn verbunden, zu der man aber recht weit laufen muss. Glücklicherweise ist eine zweite Sicherheitskontrolle aber nicht notwendig. Der Terminalsatellit für die nicht-Schengen-Abflüge ist gegen elf Uhr am Abend noch erstaunlich belebt und dort findet man eine ganze Parade von Lateinamerikaflügen. Allein zwei Dreamliner der LAN Airlines waren dort gedockt - einer für SCL und einer für LIM. Ich für meinen Teil machte mich auf den Weg zu U59 und U61, wo die A340-600 (EC-JCY) stand, auf die ich mich so gefreut hatte. Ohne dass ich einen echten Grund dafür angeben kann, mag ich den Vierstrahler und diese Reise war die erste Gelegenheit für mich, ihn mal von innen zu sehen.

Der lange Langstreckenflieger war offenbar bis auf den letzten Platz besetzt für den Nachtflug. Ein individuelles Unterhaltungssystem hat sich Iberia für seine A340-600 nicht geleistet. Dafür sorgen an den Kabinenwänden angebrachte größere Displays, die manchmal auch das Bild der Kamera im Leitwerk der Maschine einspielen, was gerade beim Flug über die Anden sehr eindrucksvoll ist. Beim Start der Maschine wurde ich gewahr, dass die Gerüchte über die Steigleistungen großer Airbusse offenbar stimmen, denn EC-JCY stieg zumindest nach meinem Eindruck sehr langsam, wobei ich sagen muss, dass ich das in der Dunkelheit nicht besonders gut erkennen konnte.

Zu meiner Überraschung bekam ich als einer der ersten Gäste das Abendessen serviert und ich merkte erst später, dass es ein vegetarisches Menü war. Ich hatte nämlich mit einer deutschen Touristin den Platz getauscht, die näher an ihren Freundinnen sitzen wollte. Ich habe die Stewardess darauf aufmerksam gemacht (um zu verhindern, dass die Mitreisende etwas bekommt, was sie nicht essen kann) und eine spätere Nachfrage bei der Mitreisenden zeigte, dass man das offenbar hatte regeln können. Das vegetarische Essen war übrigens recht einfallslos und bestand nur aus Reis mit etwas Paprika und breiten Bohnen.

Ich war überrascht, wie gut ich trotz der recht beengten Verhältnisse in der A340 schlafen konnte. Ich wachte im Abstand von einer halben bis ganzen Stunde immer mal wieder auf, aber trotzdem habe ich auf diese Weise schätzungsweise vier bis fünf Stunden Schlaf abbekommen - allerdings keinen besonders bequemen. Nach einem 13stündigen Flug, der im Wesentlichen durch die Dunkelheit ging (aber einen schönen Blick auf die Morgendämmerung über Südamerika bot), landeten wir gegen halb neun - wiederum etwas vor dem Plan - in SCL. Und dann kommt das ganze Procedere, das dem EU-Bürger so fremd ist. Als erstes Passkontrolle. Für Chile braucht man kein Visum, man muss aber auf dem Flug eine sog. „Touristenkarte" ausfüllen, die zu einem 90tägigen Aufenthalt berechtigt. Die wird von der Polizei am Flughafen abgestempelt, man bekommt einen schicken rot-blauen Stempel in den Pass und ist eingereist. Das Doppel der Touristenkarte muss man aufbewahren und bei der Ausreise wieder abgeben. Ich orderte dann am Flughafen ein Taxi zu meinem Hotel, das 41 US-Dollar kostete und dann machte ich mich auf den Weg zur Gepäckausgabe.

Da ich schon einmal Iberia geflogen war, kannte ich meine Pappenheimer. 2011 bin ich DUS-MAD-SCQ und SCQ-MAD-FRA geflogen und beide Male war mein Koffer nicht mitgekommen. Deswegen hatte ich mir extra ein T-Shirt, eine Unterhose und meine Zahnbürste sowie den Steckeradapter ins Handgepäck getan. Und ich glaube, ich hatte hellseherische Fähigkeiten, denn mein Koffer wollte tatsächlich noch einen Tag in Madrid dranhängen (was ist da eigentlich los - warum schaffen die es nicht, in einer guten Stunde Koffer umzuladen, wenn das in OSL, CPH, FRA, AMS oder TXL klappt?). Eine entsprechende Verlustmeldung wurde aufgegeben (lange Wartezeiten am Iberia-Serviceschalter, die Leute haben dort mehr zu tun als bei anderen Airlines und sind sehr geruhsam) und dann ging es durch den Zoll. Der passt in Chile übrigens ganz besonders auf landwirtschaftliche Produkte auf. Das Land ist offenbar sehr frei von Tier- und Pflanzenkrankheiten und man möchte, dass das so bleibt, so dass die Einfuhr von Lebensmitteln und anderen tierischen und pflanzlichen Produkten streng geregelt ist. Der hölzerne Bleistift in meinem Handgepäck war allerdings in Ordnung. Die Kontrollen sind so streng, dass während des Wartens auf das Gepäck Spürhunde an den Gepäckbändern vorbeilaufen und die Koffer beschnüffeln. Der Zoll röntgt darüber hinaus alle Gepäckstücke.

Nachdem ich den Flughafen endlich verlassen hatte, kam die Taxifahrt ins Hotel. Der Fahrer bestand darauf, dass mein Hotel in Providencia sei, ich insistierte, weil auf meiner Bestätigung Santiago stand, aber schlussendlich hatte der Ortskundige Recht und ich wurde in ein sehr schönes, ruhig gelegenes Best Western-Hotel gebracht, das in Laufweite zum höchsten Gebäude Südamerikas, dem Torre de Costanera, steht. Der Kongress sollte erst am nächsten Tag beginnen, so dass ich noch etwas die Gegend erkundete, bevor ich recht früh am Abend ins Bett fiel. Am nächsten Tag besuchte ich morgens noch einen deutschsprachigen evangelischen Gottesdienst. Ich hatte zufällig entdeckt, dass es in der Nachbarschaft des Hotels eine entsprechende Kirche gab und das wollte ich mir nicht entgehen lassen.


11. 10. 14, SCL-IPC oder: Die Besonderheiten einer einsamen Insel

Nach einer knappen Woche Kongress brach ich am Samstagmorgen zur Osterinsel auf. Am Abend vor dem Abflug hatte ich eine Email von LAN Airlines bekommen, in der eine Verlegung des Fluges von 8.00 Uhr auf 9.30 Uhr angekündigt wurde - so weit so gut. Ich war natürlich viel zu früh am Flughafen und konnte sehen, wie die 767-300 (CC-BDO) gedockt wurde. Irgendwann bequemte man sich auch mal, den Vogel zu entladen. Nach und nach summierte sich auf der Maschine eine weitere gute Stunde Verspätung, für die LAN als Entschädigung Essensgutscheine ausgab. Ich habe meinen nicht genutzt, weil es schlussendlich doch recht schnell ging, aber ich habe noch die Erfahrung gemacht, dass Tee aus dem „Coffee to go"-Becher kochend heiß und warme Zimtschnecken von Cinnabon ziemlich eklig sind (jedenfalls kein Vergleich mit ihren Verwandten in Skandinavien). Dann ging es an Bord der Maschine, die überraschend bequem war. Es gab ein In flight-Entertainment-System in Englisch, Spanisch und Portugiesisch und man konnte auf Platz 35L gut sitzen, zumal der Spanier, der erst neben mir Platz genommen hat, sich irgendwann zu seiner Familie gesetzt hat. Auf dem Flug gab es ein passables Frühstück mit Omelett und ansonsten konnte ich mich recht gut beschäftigen - mit meinem Computer und ab und dann mal mit Rausgucken. Flug LA 841 ist zwar ein Inlandsflug, dauert aber gut fünf Stunden und führt auf den über 3500 Kilometern Flugstrecke zu 95\% über Wasser - bei größtenteils klarem Wetter.

Wie ich später auf der Insel erklärt bekam, war die Verlegung und die anschließende Verspätung des Fluges übrigens den luftfahrttechnischen Besonderheiten des Flughafens auf der Osterinsel geschuldet. Die ersten entsprechenden Gerüchte gab es schon am Gate in Santiago, aber erst am Ziel wurde es deutlich. Der Flughafen Mataveri, der am Rand des Dorfes Hanga Roa im Süden der Insel liegt, bricht mehrere Rekorde. Er hat mit über 3300 Metern die längste Runway eines südamerikanischen Landes, was der NASA geschuldet ist. Die hatte die Bahn seinerzeit verlängern lassen, um einen Ausweichhafen für Space Shuttle-Landungen in der Region zur Verfügung zu haben. Und darüber hinaus ist Mataveri nicht mehr und nicht weniger als die abgelegenste Landebahn der Welt! Über 2500 Kilometer sind es bis zum nächsten Flughafen, der in Französisch-Polynesien liegt. Und genau das ist das Problem. Es darf niemals mehr als ein Flugzeug in der Luft sein, für das Mataveri der einzig mögliche Landehafen ist, der im Fall einer Rücklandung mit Unfall ja blockiert wäre. Dementsprechend darf die Maschine aus Santiago erst dann starten, wenn eine mögliche Maschine in Gegenrichtung mindestens den halben Weg hinter sich hat.

Und wie ich erfuhr, musste es am Tag vor meiner Reise auf der Osterinsel einen schweren Verkehrsunfall gegeben haben (angesichts des lokalen Fahrstils und vieler wilder Pferde offenbar keine Seltenheit). Nun gibt es zwar auf der Insel ein Krankenhaus, aber schwere Fälle müssen in Santiago versorgt werden, was die Flug eines Ambulanzjets erforderlich machte, der natürlich Vorrang hat und für eine ordentliche Verspätung des freitäglichen Abend-Linienfluges zur Insel gesorgt hatte. Und für diesen Flug mussten wir eben noch abwarten, bis der die halbe Strecke zurückgelegt hatte.

Vor der Landung in Mataveri flog CC-BDO eine Schleife über die Insel, während derer wie wild an Bord photographiert wurde und nach der Landung des Fliegers, der übrigens sehr voll war, wurde wieder einmal geklatscht. Der Flughafen besteht natürlich im Wesentlichen aus einer Start- und Landebahn, die an beiden Enden leicht verbreitert ist, um dem Flugzeug das Drehen zu erleichtern. Daneben gibt es zwei Abstellflächen. Die größere davon ist das eigentliche Vorfeld. An der kleineren befindet sich ein Standort der chilenischen Luftwaffe, die aber keinerlei Flugzeuge hier stationiert hat, noch nicht einmal so etwas wie einen Rettungshubschrauber. Aber wahrscheinlich ist mit einem Hubschrauber bei den enormen Distanzen, die hier verhandelt werden, auch kaum etwas zu wollen. Es gibt aber zwei Feuerwehrautos und zwei Gangways, die auch beide zum Aussteigen eingesetzt wurden, so dass man schnell von Bord kam und bei schönem Wetter über das Vorfeld zum Flughafengebäude spazieren konnte, dessen Halle mir etwa so groß erschien wie die Halle eines durchschnittlichen deutschen Hauptbahnhofs.

Zu meiner Überraschung war CC-BDO auch nicht allein auf der einsamen Insel. Auf beiden Abstellflächen stand je eine Boeing 757-200, eine davon lackiert in den Farben von „TCS Expeditions" und mit britischer Registrierung, die andere trug auf der einen linken Seite die Livery von Icelandair, auf der anderen eine Bemalung des britischen Reiseveranstalters Abercrombie\&Keith. Beide Maschinen waren offenbar im Charter für Luxus-Reisegruppen unterwegs. Neben solchen Charterflügen ist der Flugplan in IPC übersichtlich: Es gibt acht Flüge in der Woche nach Santiago: Der reguläre Flug, der SCL morgens und IPC am frühen Nachmittag verlässt, verkehrt täglich außer Dienstags. Freitags gibt es einen zusätzlichen Abendflug. Montags fliegt darüber hinaus eine 767 von Santiago zur Insel und weiter nach Tahiti, der Rückflug legt in Mataveri am Dienstag einen Stopp ein, so dass es zwar täglich mindestens einen Flug IPC-SCL gibt, aber Dienstags keinen Flug SCL-IPC.


15. 10. 14, IPC-SCL oder: Wiedersehen mit CC-BDO

Als ich gerade das Taxi zum Flughafen bestieg, las ich wieder eine Email von LAN: LA 842 hat eine Stunde Verspätung und verlässt die Insel erst kurz vor drei. Egal. Trotzdem sollte man um elf Uhr am Flughafen sein und das Gepäck abgeben, das hier (einmalig) bereits vor der Aufgabe geröntgt wird. Dann hieß es lange warten. Ich hätte sicher auch noch eine Weile den Flughafen verlassen können, aber ich hatte mir auf der Insel eine Erkältung eingefangen und wollte es nicht überstrapazieren, so dass ich in der Halle in Mataveri sitzen blieb und der Dinge harrte, die da kommen mochten. Selbst im Flughafengebäude werden noch die üblichen Osterinsel-Souvenirs verkauft, allem voran natürlich Nachbildungen der Moai, der berühmten Statuen, aus allen möglichen Materialien. Eine Stunde vor Abflug wurde die Sicherheitskontrolle geöffnet und dann wartete man unter einem Vordach im Freien auf den Flug - Annehmlichkeiten einer Tropeninsel eben. Für den Flug kam wieder CC-BDO zum Einsatz und Besonderheiten gibt es kaum zu berichten, außer dass die 767 fast zehn Minuten auf der Bahn stand und wartete, bevor sie abheben durfte. Ich frage mich bis heute, ob da jemand im Tower gepennt hat oder was da los war. Die Flugbegleiter bei LAN passen übrigens auf wie die Schießhunde. Vor dem Abflug gehen sie durch die Maschine und verlangen bei jedem zu sehen, dass er angeschnallt ist. Außerdem hat diese Airline die seltsame Angewohnheit, ihre Flugzeuge zu betanken, während Passagiere an Bord sind. In dieser Zeit dürfen angeblich keine elektronischen Geräte benutzt werden, was aber viele nicht vom Musikhören mit ihren Handies oder Netbrettern (das norwegische Wort für Tablet) abhält. Und da schreiten die wachsamen Aufpasser auch nicht ein.

Der Rückflug nach Santiago war bedeutend kürzer, er dauerte nur runde viereinhalb Stunden, ich habe in dieser Zeit aber erbärmlich gefroren. Ich saß mit einer ziemlichen Erkältung, die dadurch sicher nicht besser wurde, im Zug. Gegen zehn Uhr waren wir dann wieder in Santiago und der Angestellte meines Hotels wartete schon am Ausgang auf mich, um mich abzuholen (das Best Western Hotel Los Espa\n oles in Santiago ist wirklich hervorragend!).


17. 10. 14, SCL-GRU-FRA-BRE oder: Wie man das Leben in vollen 777 genießt

Für meinen Rückflug nach Europa durfte ich mit einer weiteren für mich neuen Airline bekannt machen: Auf den beiden Legs SCL-GRU und GRU-FRA flog ich mit TAM, die auf beiden Strecken Boeing 777-300 einsetzte. Für JJ-8027 kam PT-MUN zum Einsatz. Der Flug von Santiago nach Sao Paulo dauete gut drei Stunden. An Bord wurden ein Sandwich und eine Süßigkeit sowie Getränke serviert. TAM bestuhlt ihre 777 im 3-4-3-Schema und ich saß auf Platz 45F ein wenig eingezwängt in einem Flieger, der ausgesprochen voll sein musste. Beim Web Check-in am Abend zuvor waren schon keine Fenster- oder Gangplätze mehr frei gewesen. Verglichen mit den vorherigen Flügen auf der Reise war der Flug ein wenig unruhig. Mir ist nicht schlecht geworden und es ist erst recht nichts Schlimmes passiert, aber es wackelte deutlich stärker als auf den bisherigen Flügen. Das Aussteigen in GRU ging erstaunlich flott, wobei dieser Flughafen aus meiner Sicht einige Organisationsmängel hat. Auf dem Weg von einem internationalen Flug zu einem anderen internationalen Flug musste man zwar nicht durch die Pass-, wohl aber durch eine Sicherheitskontrolle - in der nur eine Schleuse besetzt war. In Deutschland hätte ich mit Sicherheit auf der Stelle verlangt, den Koordinator zu sprechen oder wahlweise anschließend einen bösen Brief geschrieben, denn die Schlange war recht lang. Vor Allem weil niemand weiß, was diese Sicherheitskontrolle soll, weil man den Sicherheitsbereich nicht verlassen hat.

Anschließend kommt man ins Terminal 3, in dem ich mich sofort verlaufen hatte, denn JJ-8070 ging von Gate 53, einem Busgate im Untergeschoss. Das war meiner Laune nicht unbedingt zuträglich, zumal ich auf dem Weg dort hin zwei Flughafenmitarbeiter nach dem Weg gefragt hatte, die beide mehr oder weniger kein Englisch verstanden. Wie kann man im internationalen Bereich eines Flughafens arbeiten und keine englischen Zahlen verstehen? Ich war jedenfalls einigermaßen froh, dass sich mein Aufenthalt in GRU auf knappe anderhalb Stunden beschränkte.

In der 777-300 nach Frankfurt hatte ich Platz 43G am Gang, was nicht zuletzt deswegen äußerst angenehm war, weil wider Erwarten niemand neben mir saß. Kurz nach dem Start gab es Abendessen, ein sehr leckeres Rindfleischragout. Währenddessen hatte ich die Flighttrackinganezeige immer im Blick, denn wir waren um 22.50 Uhr Ortszeit in GRU abgehoben, planmäßiger Abflug war 22.15 Uhr und die Anzeige meldete als Ankunftszeit für FRA 16.10 Uhr Ortszeit. Mein Flieger nach BRE sollte aber um 16.20 Uhr gehen. Doch bis wir den europäischen Kontinent erreicht hatten, hatte sich die Ankunft um fast anderthalb Stunden auf 14.47 Uhr nach vorne verschoben. Auch dieser Flug war über Brasilien und dem Atlantik recht unruhig. Die Route führte von etwa Fortaleza in Nordbrasilien bis Vigo in Galicien über Wasser.

Eine Besonderheit von TAM ist, dass man den Flug offenbar streng nach brasilianischem Zeitschema durchführt: Die Kabine wurde erst am brasilianischen Morgen wieder beleuchtet und unmittelbar vor der Landung gab es eine deutschsprachige Ansage vom Band, die die baldige Landung und die Ankunftszeit für die Zeitzone von Sao Paulo verkündete.

Gemessen am zwölfstündigen Langstreckenflug war der knapp 50minütige Hüpfer nach Bremen natürlich lächerlich, aber immerhin war es mein erster Inlandsflug in Deutschland und mein erster Flug mit Mainline-Lufthansa. Auf LH-356 kam eine eine Boeing 737-500 zum Einsatz die auf dem Vorfeld stand und per Bus geboardet wurde. Der Flug war natürlich kurz, aber mein erster Flug mit Mainline-Lufthansa und mein erster Inlandsflug in Deutschland. Es hat aber ausgereicht, um alle Beschwerden über Lufthansa nicht nachvollziehen zu können, denn an Bord gab es trotz der kurzen Flugzeit sehr leckere Schokolade und genügend zu trinken - ich war also sehr zufrieden, als wir pünktlich in BRE ankamen, wo ich nicht einmal mehr auf mein Gepäck zu warten brauchte.


25. 10. 14, DUS-CPH-OSL-TOS oder: Länger warten als fliegen

Eine Woche nach der Ankunft in BRE ging es von DUS nach Hause zurück. In aller Herrgottsfrühe um 6.30 Uhr startete SK 620, eine CRJ900, im Nieselregen vom Düsseldorfer Flughafen. Ich hatte einen Platz am Notausgang, was sehr bequem war und wieder einmal verbrachte ich einen unspektakulären Flug komplett mit Lesen. In CPH angekommen hatte ich eine lange Wartezeit zu überbrücken und das tat ich bewusst in einer sehr schönen dänischen Bäckerei, die ich von meinen Reisen her kenne. Dort bekommt man einen extrem leckeren Orangensaft aus einem kleinen Plastikkanister zu allerlei dänischem Kleingebäck. Auch der OSL-Flug war unspektakulär - auf SK 1454 war eine Boeing 737-800 im Einsatz. In OSL angekommen musste ich wieder einmal fast drei Stunden warten, so dass das dort übliche Procedere der Abfertigung keine Probleme bereitete. Wenn man von OSL im Inland weiter fliegt, muss man nämlich seinen Koffer vom Band holen, durch den Zoll gehen und wieder einchecken.

Während der Wartezeit am Gate stellte sich dann heraus, dass SK 4418 nach TOS sehr stark mit deutschen Gästen bevölkert sein würde. Ich traf dort sogar noch auf einen Bekannten, einen Deutschen, der in TOS lebt, und der im Flugzeug auch noch neben mir saß. Die Maschine brachte ein wenig Verspätung mit, als sie in OSL ans Gate kam, aber SAS machte mal wieder ihrem Ruf alle Ehre, die pünktlichste Fluglinie Europas zu sein, denn wir waren vor der geplanten Zeit in Tromsø.

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