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Mit bmi Regional nach Karlstad zum Fahrradfahren


martin.stahl

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Seit 2014 fliegt die britische bmi Regional von Frankfurt nach Karlstad mit Zwischenlandung in Jönköping. Das ist eine der exotischeren europäischen Strecken ab Frankfurt in zwei recht kleine schwedische Städte, von denen ich bis dahin gar nicht wusste, dass es sie gibt bzw. dass es dort Flughäfen gibt. Zielgruppe dürften daher auch eher Geschäftsreisende bei entsprechendem Preisniveau sein. Bis ich an einem Sonntagabend im Frühjahr um 22.30 Uhr las, dass bmi diese Strecke im Angebot hätte, buchbar nur noch bis Mitternacht. Lust, diese Strecke zu fliegen, hatte ich schon. Karlstad oder Jönköping? Natürlich Karlstad, um so die Zwischenlandung in Jönköping mitzuerleben. Tatsächlich fand ich für Anfang August einen der günstigen Flüge und überlegte, wann ich zurückfliegen sollte. Noch am gleichen Tag? Hätte einen Aufenthalt von 2 Stunden bedeutet und das würde nicht reichen, um den kleinen Flughafen doch mal zu verlassen. Auf Google Earth schaute ich mir Karlstadt an, das am Nordufer des Vänern liegt, dem größten See der Europäischen Union. Der Klarälven verzweigt sich in mehrere Seitenarme, die durch Karlstad fließen, und der Ort sah ganz nett und interessant aus. Also suchte ich mir ein Hotel für eine Nacht und buchte kurz vor Mitternacht den Flug und das Hotel und überlegte mir, was ich in den zwei Tagen in Karlstad anstellen könnte. Das Hotel würde Fahrräder verleihen. Prima, mit dem Fahrrad war ich bei meinen Städtetouren noch nie unterwegs.

 

03.08.15

BM 1912 FRA-JKG-KSD

Er145 G-RJXE

Gate B2, Sitz 7 A, Startbahn 07 C, Lande- und Startbahn in Jönköping 01, Landebahn in Karlstad 03

Planmäßig: 9:50 – 12:45, tatsächlich 10:01 – 12:28

 

bmi Regional verkündete auf seiner Homepage, dass man 48 Stunden vorher online einchecken könnte. Dies gelte aber nicht für Frankfurt und München. Trotzdem wurde beim Check-In Frankfurt als möglicher Startflughafen angezeigt. Einchecken konnte man natürlich nicht. Vielleicht lag es ja daran, dass an diesen beiden Flughäfen die Abfertigung durch die Lufthansa übernommen wird? Also probierte ich es 23 Stunden vor Abflug, über die Lufthansa-Homepage einzuchecken und das funktionierte tatsächlich. Zwar wurde mir ein anderer Buchungscode angezeigt als bei bmi, aber es war mein Flug. Nur die Miles & More-Nummer akzeptierte er nicht. Ständig kam die Fehlermeldung, die Nummer könnte nicht erfasst werden, ich solle es noch einmal probieren.

Angesichts der Ferien in Hessen und Bayern war ich dennoch zwei Stunden vorher am Flughafen. So viel wie erwartet, war aber nicht los. Am Automaten wollte ich noch einmal meine M&M-Nummer eingeben, wieder diese Fehlermeldung. Also gab ich den Koffer am Schalter auf und fragte dort nach. Immerhin bekam die Dame an ihrem Monitor angezeigt, dass es für diesen Flug keine Meilen gäbe, auch wenn er in Kooperation mit Lufthansa durchgeführt wurde. Warum erfahre ich das nicht, wenn ich selbst die Nummer eingebe, sondern bekomme nur die Fehlermeldung mit der Aufforderung, es erneut zu versuchen?

Durch die Sicherheitskontrolle war ich schnell durch und durfte erstmals den Körperscanner erfahren, der mittlerweile in Frankfurt ohne viel Aufheben installiert wurde. An einem Bein zeigte der Scanner einen gelben Fleck an und dann wurde auch nur noch dieses Bein abgetastet und nicht mehr wie früher der gesamte Körper.

Gate B2 war früher für die Berlin-Flüge der Lufthansa reserviert, später auch für andere Flüge. 2006 war ich von B2 mit Sterling nach Kopenhagen geflogen. Aber dieses Gate existiert mittlerweile gar nicht mehr, sondern musste  einem Anbau Platz machen. Das jetzige B2 ist ein Busgate im Obergeschoss, und so ging es dann auch mit dem Bus zu unserem Embraer Regional Jet 145, der ganz im Westen des Flughafens, in der sog. Schweinebucht, abgestellt war. Mit British Midland war ich mehrfach geflogen. Zuerst 1995 von Frankfurt nach London, dann 2012 auf einem der letzten Flüge nach Manchester, den sie für Lufthansa durchführten, bevor diese sich von British Midland zurückzog. British Midland als eigene Fluggesellschaft existiert nicht mehr, sondern nur noch die ehemalige Regionaltochter bmi Regional, mit der es nun nach bei traumhaftem Flugwetter nach Karlstad gehen sollte.

Der Flug war fast ausgebucht, und da 07-Betrieb herrschte (meine Lieblings-Startrichtung und das erste Mal seit drei Jahren), mussten wie erst ans andere Ende der Centerbahn rollen.

Dabei erfuhren wir, dass die einzige Toilette an Bord defekt sei und wir knapp drei Stunden lang ausharren müssten.

 

Die Flugstrecke über Gießen, Marburg, Hannover, Lübeck, Kopenhagen bis nach Jönköping.

 

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Um 10:13 Uhr hoben wir dann mit einem schönen Blick auf das Flughafenvorfeld ab. Die andere bmi-Maschine stand vorher noch neben uns und ist auf dem Weg nach Bristol.

 

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Gleich nach dem Abheben die Linkskurve über Frankfurt-Niederrad.

 

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Rückblick zum Flughafen mit allen vier Bahnen.

 

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Nordwestkreuz mit Frankfurt-Rödelheim. Dort (rechts unten) lebten früher meine Großeltern. Wenn wir sie besuchten und über das Frankfurter Kreuz fuhren, sah ich ein Flugzeug nach dem anderen landen. Einmal wollte ich darin sitzen und das Kreuz von oben sehen. So war meine Flugleidenschaft entstanden.

 

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Marburg

 

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Hannover

 

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Flughafen Hannover

 

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Lüneburg

 

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Lübeck

 

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Travemünde in der Lübecker Bucht.

 

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Insel Fehmarn

 

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Ein Teil von Kopenhagen. Ich hatte bei meinem Besuch vor 9 Jahren die Stadt gar nicht derart groß in Erinnerung.

 

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Dann kamen wir nach Schweden. Wälder und viele Seen. Eine wunderschöne Landschaft.

 

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Um 11:35 Uhr hatten wir den kleinen Flughafen von Jönköping erreicht, wo ein Teil der Passagiere ausstieg. Nach gut 20 Minuten ging es weiter auf die letzte kurze Etappe nach Karlstad.

 

Wir überflogen vor allem den Vänern, den großen See.

 

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Slottsbronn beim Anflug auf Karlstad.

 

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Um 12:27 erreichten wir schließlich den Flughafen von Karlstadt, mitten im Birkenwald gelegen, und waren auch gleich auf dem kleinen Vorfeld, bei dem vor allem der Rasenmähroboter aufgefallen war.

 

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Unser Flugzeug war das einzige auf dem Vorfeld und es gab an diesem Tag auch nur diese beiden Flüge nach und von Frankfurt.

 

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So, jetzt war ich also da. Wie in die Stadt kommen, zu der es noch 15 km sind? Ich hatte mich im Vorfeld auf der Flughafenhomepage schlau gemacht und erfahren, dass kein Linienbus fährt, sondern nur ein Bus oder ein Sammeltaxi auf Vorbestellung. Also hatte ich das ganze online gebucht, und als ich das Terminal betrat, stand schon ein Taxifahrer mit meinem Namen auf einem Schild in der Ankunftshalle. Ich war der einzige Passagier in die Stadt, und sobald ich meinen Koffer hatte, ging es los. Zum Vergleich: Ein reguläres Taxi in die Stadt kostet rund 350 Kronen. Dieses Sammeltaxi, das mich zum Hauptbahnhof brachte, nur 75 Kronen. Dafür lief ich gerne den einen Kilometer durch das Stadtzentrum zu meinem Hotel.

 

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Von hier waren es nur wenige Schritte bis zu einem der Hauptarme des Klarälven. Hier die größte Steinbrücke Schwedens, die Östra Bron. Die Poller im Wasser sind die Duckdalben, die früher beim Flössen zum Einsatz kamen. Zwischen ihnen waren Holzstangen befestigt, um die im Wasser treibenden Holzstämme auf dem Weg zu halten.

 

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Die kleine Flussinsel Gubbholmen.

 

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Die Fahrräder im Hotel waren alle verliehen, aber gleich ums Eck war die Touristeninformation, wo ich einen weiteren Fahrradverleih ausfindig machen konnte, und ich machte mich gleich zu Fuß die 3 km dorthin auf den Weg.

 

Und das war es in seiner ganzen Pracht, mein Leihfahrrad. Ich konnte es gleich bis zum nächsten Tag mieten und musste nur meinen Namen angeben, sonst weiter nichts.

 

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Nun ging es per pedale weiter, und zwar gleich auf den Klarälvsbanan.  Das ist eine stillgelegte Bahnstrecke in nördliche Richtung, die als Radweg ausgebaut wurde und 90 km lang durch die schwedische Landschaft führte. Ich fuhr den Weg solange, wie ich Lust hatte und genoss die Ruhe. Vereinzelt fanden sich Gehöfte oder kleine Dörfer, aber bis zur nächsten Stadt waren es 25 km, die ich radelte.

 

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Der Klarälven in der nächsten Ortschaft Forshaga.

 

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Hier fand ich endlich einen Supermarkt, um mich mit einer Flasche Wasser und süßen schwedischen Teilchen einzudecken.

 

Ich radelte noch ein Stück weiter bis zum See Syrsjon und machte hier kehrt, um rechtzeitig wieder in Karlstad zu sein.

 

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Im Hotel gab es einen Whirlpool, wo ich mit zwei anderen Gästen artig im warmen Wasser saß, bis die Dame endlich alles Wischbare auf dem Bildschirm ihres Smartphones gewischt und getippt hatte. Dann hatte ich den Pool für mich alleine und probierte die verschiedenen Blubberblasen und Massagedüsen aus, bevor ich mich noch zu einem Rundgang durch das Stadtzentrum auf machte.

 

Die Domkirche

 

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Das Rathaus am Marktplatz mit dem Freiheitsmonument.

 

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Das Ufer des Klarälven in der Abenddämmerung.

 

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Am nächsten Tag blieb mir noch der Vormittag und ich radelte in die andere Richtung zum See.

 

Am Schleppkahnkanal

 

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Es ging weiter auf die Insel Hammarö, die eine kleine Ortschaft enthält, ansonsten vor allem Wälder und ein Naherholungsgebiet.

Nach einer Stunde hatte ich einen Campingplatz am Ufer des Vändern erreicht und genoss ein wenig die Wellen am Ufer.

 

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Dann musste ich mich wieder auf den Rückweg machen, im Hotel auschecken und das Fahrrad zurückbringen. Am Bahnhof wurde ich als einziger Passagier wieder vom Sammeltaxi abgeholt und zum Flughafen gebracht.

 

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04.08.15

BM 1917 KSD-JKG-FRA

Er145 G-RJXE

Gate B, Sitz 6 A, Startbahn 21, Lande- und Startbahn in Jönköping 19, Landebahn in Frankfurt 25 L

Planmäßig: 15:00 – 18:00, tatsächlich 15:04 – 17:54

 

In dem kleinen Terminal öffnete der Check In-Schalter eine Stunde vor Abflug und die 12 Passagiere waren schnell eingecheckt. Ich wurde gefragt, ob ich gleich zum Gate gehen wollte oder erst später. Da ich später ging, wurde die Bordkarte am Schalter deponiert, bis ich dann tatsächlich durch die Sicherheitskontrolle ging. Es gibt zwei Wartebereiche A (für internationale Flüge) und B für Flüge im Schengen-Raum. Unser Flugzeug war das gleiche wie am Tag zuvor und während ich noch überlegte, ob sie mittlerweile die Toilette repariert hätten, kam am Gate der Hinweis, dass die Toilette defekt sei und man daher besser jetzt gehen soll. Dann war der Flug zum Einsteigen bereit. Der erste Passagier öffnete die Glastür und marschierte zum Flugzeug, die anderen elf hinter ihm. Die Bordkartenkontrolle fand an der Flugzeugtür statt.

 

Um 15:09 Uhr waren wir wieder in der Luft und flogen das kurze Stück nach Jönköping. Die Toilette war immerhin teilweise funktionsfähig. Da die Spülung nicht ging, hatte die Flugbegleiterin Wasserflaschen bereitgestellt, um eine Benutzung der Toilette zu ermöglichen.

 

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Karlstad von oben

 

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Die Insel Erstaviken im See Vättern

 

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Jönköping

 

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Um 15:35 Uhr hatten wir wieder das kleine Terminal von Jönköping erreicht und die restlichen 9 Passagiere stiegen zu. Damit war es ein gemütlicher Heimflug in der halbleeren Maschine.

Um 16:09 Uhr ging es auf die letzte Etappe nach Frankfurt. Diesmal ging es über Kopenhagen, Braunschweig, Eschwege und Fulda.

 

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Flughafen Jönköping beim Start.

 

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Flughafen Kopenhagen

 

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Mit der deutschen Küste erreichten wir eine dichte Wolkendecke, die bis zu unserer Reiseflughöhe erreichte. Erst über Fulda kamen wir wieder aus den Wolken heraus.

Unterwegs kam dieser tolle Moment: Der Blick aus dem Fenster, dazu das leise Klappern aus der Flugzeugküche und der Kaffeeduft, der durch die Kabine zieht. Es gibt nur wenige Dinge, die entspannender sind.

 

Blick auf die Rhön mit der Autobahn A7.

 

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Das Kraftwerk Staudinger bei Hanau am Main.

 

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Um 17:47 Uhr setzten wir in einem Regenguss in Frankfurt auf und gut zwei Stunden später war ich auch wieder zuhause. Als ich auf dem Weg dorthin am Flughafen im Bus saß, kam eine Frau angerannt und bellte zur offenen Tür hinein: „Fernbahnhof!?!“ Ein Befehl? Eine Frage? Wollte sie mit diesem Bus zum Fernbahnhof fahren? Ein Fahrgast kam dann auf die Idee, dass sie vielleicht nach dem Weg fragte, und erklärte ihn kurz.

Kurios.

 

Copyright aller Fotos: Martin Stahl

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  • 2 Wochen später...

Tolles Foto vom abendlichen Klarälven, Klasse! Danke für den Bericht.

Ist nicht sooweit, aber war lange nicht mehr in Karlstad. Muss mal wieder hin.

 

Zum Inlandsflug: Ja, die Strecke (FRA-) JKG-KSD wird separat von BMI angeboten, die zweite BMI-Strecke (TXL-) KLR-KID nicht. Warum weiß ich nicht. Hier fliegen sie aber im Auftrag für Sparrow, vielleicht deswegen.

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Ich denke, dass Kalmar-Kristianstad für größeren Lokalverkehr zu kurz ist - 2:20h mit dem Auto (190km) bzw. 2:57h mit einem Stop (Hässleholm) mit dem Zug. Bei einem kurzen Check gibt es auf der Route Kalmar-Kristianstad auch kurzfristig mehr als genug 299 SEK-Spartickets bei der SJ, selbst kurzfristig - da wird wohl kaum auf dieser kurzen Route jemand einen Flug für 399 SEK oder mehr buchen.

 

Dazu liegt der Flughafen KID auch eher unzentral (16km von Kristanstad), die Umgebung des Flughafens ist auch eher sehr dünn besiedelt. Hatte eben auch gesehen, dass Sparrow die Strecke ab dem September auf nur noch 2/7 kürzt. 

 

Karlstad-Jonköping ist dann mit 241km (2:50h Fahrzeit laut Google Maps) bzw. min. 2:53h mit dem Zug+Bus (min. 2x umsteigen, Verbindungen mit einem Stop in Hestra bzw. Värnamo gibt es nur 3-4x am Tag) schon eine andere Liga. Generell sind auch die SJ-Preise auf der Route teurer.

 

Zumal durch die Flugzeiten (2x werktäglich) vermutlich auch immer mal wieder Passagiere den Sameday-Return buchen. 

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