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Arbeitsbedingungen vs. Gewinne der LVGen


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Einige Luftverkehrsgesellschaften (LVG) machen Gewinnen in Milliardenhöhe (z.B. Ryanair und LH). Damit werde die Aktionäre und Topmanager sicherlich ein gutes Auskommen haben. Es gibt jedoch auch die Gegenseite,auf deren Rücken diese Gewinen erweirtschaftet werden.

 

Ich war gestern am Flughafen Frankfurt udn ahbe selber dort eine kleine Luftfrachtsendung per Sonderfahrt abgeholt, nachdem sie vor rund 4 Wochen (!) eingetroffen war und solange auf dem Vorfeld stand ohne eingecheckt zu werden! Auf dem Vorfeld in Frankfurt sollen ca. 1000 ULD (Ladeeinheiten für Luftfracht) stehen - teils Container, teils Paletten - alle dem Wetter ausgesetzt. Inhalte wie üblich bei Luftfracht alles mögliche: Elektronik, Textilien usw. Etzliche Cartons dürften bestimmt bereits durchgeweicht sein von der Feuchtigkeit.

 

Warum stehen diese ULD dermassen lange auf dem Vorfeld? Sicher ist zu einem die Importmenge gegenüber dem Vorjahr deutlich gestiegen (mir wurden 20%) genannt. Andererseits ahben die Handlignsgesellschaften am Flughafen zu wenig Personal. Sie zahlen nur den gesetzlichen Mindestlohn und finden dafür nicht genug Mitarbeiter. Die, die sie haben, sind demotiviert. Die Wartezeiten bei der Frachtsausgabe und damit die Wartezeiten für die LKW betragen bis zu 24 Stunden! Die Schuld hierfür liegt sicher nicht bei dem Lagerpersonal!

 

Die LKW-Unternehmer haben inzwischen Forderungen gegenüber den Umschlagsgesellschaften zum Teil in 6- bis 7-stelliger Höhe für den Nutzungsausfall der LKW, Personalkosten (Personal, das warten muss auf Beladung, ist nicht produktiv) usw. Ob diese Kosten jemals ersetzt werden, ist mehr als fraglich. Mich würde es nicht wundern, wenn es noch einige Konkurse bei LKW-Unternehmern in nächster Zeit geben wird.

 

Die Arbeitsbedingungen im Cockpit und in der Kabine sollen, so wie ich hier lese, ja auch ständig schlechter werden (z.B. alte LTU-Gehäter vs, AB-Gehälter vs.Eurowingsarbeitsbedingungen). Ryanair lagert gleich sämtliche Risiken auf die Piloten aus, die als Scheinselbständige sich verdingen müssen und sämtliche Risiken für Krankheit, Urlaub, zeiten der Nichteinplanung usw. tragen.

 

Im Hamburg und Bremen gab es diesen Sommer stundenlange Wartezeiten bei der Ausgabe von Passgiergepäck - aufgrund von Personalmangel, in Düsseldorf gab es große Probleme mit dem Dienstleister für die Sicherheitskontrollen. In Frankfurt sind die Zustände - zumindest im Frachtbereich - unhaltbar. In Bremen versuchte man gut bezahlte Arbeitsplätze in eine Billigtochtergesellschaft  der Flughfen GmbH zu übertragen. In Folge dessen wurde der Geschäftsführer beurlaubt, da das Tischtuch zwischen Gewerkschaft, Betriebsrat und der GF zerschnitten war.

 

Wenn man alles in einem großen Zusammenhang sieht, sind es immer wieder die Abreitsbedingungen für den Großteil in der Branche Beschäftigten. Dagegen stehen die Milliardengewinne der LVGen und deren Aktionäre.

 

Wie wird es sich in den nächsten Jahren weitergehen? Kommt es zu einem großen Knall?

Wie ist die Situation in den anderen EG-Ländern?

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12 hours ago, Andy said:

Diese Zustände sind nicht luftfahrtspezifisch. Anfertigung eines Schlosszylinders, Möbellieferzeiten, von behördlichen Abläufen ganz zu schweigen. Das Geschäftsleben ist teilweise einfach vergreist.

das hat mit Vergreisung nichts zu tun, sondern damit, daß die Leute vollkommen zu recht zu den Bedingungen nicht arbeiten wollen und die Unternehmen zumeist aus ideologischen Gründen nicht bereit sind, z.b. die Löhne so zu gestalten, daß genügend Leute bereit sind, die entsprechenden Tätigkeiten auszuübern....es stimmt allerdings, daß dies nicht Luftfahrtspezifisch, sondern eben das Ergebnis der Ausformung des Kapitalismus ist, mit dem wir seit 1979 mehr oder weniger beglückt werden.

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In der Luftfahrt - speziell im Bereich Cockpit - herrscht ein extremes Überangebot an Personal in Europa. Sagen wir 5000 Lizenzinhaber tummeln sich hier und es gibt nur 300 Stellen zu besetzen. Es herrscht ein Arbeitgeber-Markt und da die Verzweiflung nach Investition von über 60.000 Euro in die eigene Ausbildung für den CPL/IR(A) sehr, sehr groß ist, lässt man eben ALLES mit sich machen.

 

  1. z.B. "Pay2Fly" (selbst bezahlen um zu fliegen und Erfahrung zu sammeln - kein Gehalt beziehen)
  2. man unterschreibt prekäre Arbeitsverträge (z.B. rechtswidrige Scheinselbständigkeit bei Ryanair)
  3. man ist bereit die Kosten für die Musterberechtigung (Type Rating) - ca. 30.000 Euro - selbst zu tragen
  4. man bezahlt die Kosten für das Assessment Center (bei Ryanair z.B. 350 Euro) selbst

So funktioniert das halt, wenn es unzählige Bewerber, aber nur eine sehr begrenzte Anzahl an Stellen gibt.

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Mal von mir ein paar allgemeine Gedanken dazu:

Das Schlimme an der Problematik ist, wenn man als Kunde sagt "ich bin bereit etwas mehr zu bezahlen, damit die Mitarbeiter einen anständigen Lohn haben ", die zusätzlichen Einnahmen eben nicht an die Mitarbeiter weiter gereicht werden.

Es wird der Allgemeinheit immer vorgeworfen, nach dem Geiz ist geil Prinzip vorzugehen.

Viele (die meisten ?) haben aber inzwischen gemerkt, daß der Preis einer Ware/Dienstleistung zunehmend vom Gegenwert entkoppelt wurde (das ist schon sehr weit fortgeschritten). Wozu dann noch auf irgend jemanden Rücksicht nehmen ...

Ein großer Teufelskreis ...

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vor einer Stunde schrieb MHG:

Mal von mir ein paar allgemeine Gedanken dazu:

Das Schlimme an der Problematik ist, wenn man als Kunde sagt "ich bin bereit etwas mehr zu bezahlen, damit die Mitarbeiter einen anständigen Lohn haben ", die zusätzlichen Einnahmen eben nicht an die Mitarbeiter weiter gereicht werden.

Es wird der Allgemeinheit immer vorgeworfen, nach dem Geiz ist geil Prinzip vorzugehen.

Viele (die meisten ?) haben aber inzwischen gemerkt, daß der Preis einer Ware/Dienstleistung zunehmend vom Gegenwert entkoppelt wurde (das ist schon sehr weit fortgeschritten). Wozu dann noch auf irgend jemanden Rücksicht nehmen ...

Ein großer Teufelskreis ...

Leider sind mir heute die Likes ausgegangen. Volle Unterstützung. Ich würde bei Flugbuchungen nicht um jedes Euro feilschen, wenn ich wüsste, dass das Geld bei Leistungserbringern ankommt. Heute habe ich keine Lust, irgendwelche Aktionäre oder CEOs mit Millionengehältern mitzufinanzieren.

Aus dem Teufelskreis kommt man ohne Überwindung des aktuellen Wirtschaftssystems wahrscheinlich nicht raus.

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  • 3 Wochen später...

Ich finde es ist bei Erfolg nicht korrekt Pauschal Aktionäre und CEO das Geld nicht zu "gönnen". Wenn ein CEO seine Arbeit gut macht soll er sein Geld erhalten und die Aktionäre müssen belohnt werden, schließlich geben diese ihr Geld gegen Vorschusslorbeeren. Und welche Summen aus dem Umsatz für was verwendet werden, sollte dem Unternehmen verbleiben. 

Der Punkt mit dem verwässerten Produkt trifft es hingegen sehr gut. Heute ist es mitunter garnicht mehr möglich Produkte/ Dienstleistungen zu vergleichen und daran den Preis zu bewerten. 

Mich ärgert es zutiefst, wenn ich bewusst ein Markenprodukt/-Dienstleistungen kaufe und dafür mehr bezahle und ich sehe 2 Wochen später das gleiche Produkt im Ramschladen ohne Namen zum halben Preis. Daher kommt auch die Spirale des Billigen. Wenn ich mir nicht sicher sein kann für ein hochpreisige Produkt bessere Leistung zu erhalten, wähle ich dieses heutzutage gar nicht mehr aus.

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vor 1 Stunde schrieb wartungsfee:

Ich finde es ist bei Erfolg nicht korrekt Pauschal Aktionäre und CEO das Geld nicht zu "gönnen". Wenn ein CEO seine Arbeit gut macht soll er sein Geld erhalten und die Aktionäre müssen belohnt werden, schließlich geben diese ihr Geld gegen Vorschusslorbeeren. Und welche Summen aus dem Umsatz für was verwendet werden, sollte dem Unternehmen verbleiben. 

Der Punkt mit dem verwässerten Produkt trifft es hingegen sehr gut. Heute ist es mitunter garnicht mehr möglich Produkte/ Dienstleistungen zu vergleichen und daran den Preis zu bewerten. 

Mich ärgert es zutiefst, wenn ich bewusst ein Markenprodukt/-Dienstleistungen kaufe und dafür mehr bezahle und ich sehe 2 Wochen später das gleiche Produkt im Ramschladen ohne Namen zum halben Preis. Daher kommt auch die Spirale des Billigen. Wenn ich mir nicht sicher sein kann für ein hochpreisige Produkt bessere Leistung zu erhalten, wähle ich dieses heutzutage gar nicht mehr aus.

Volle Zustimmung.

Meine Anmerkungen sollten dies im Prinzip auch so im allgemeinen Kontext darlegen.

Das Dilemma ist eben nicht Branchenspezifisch, sondern eine generelle Entwicklung die sich immer weiter verstärkt.

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