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Wandern im Kaukasus (Armenien und Georgien mit LOT)


martin.stahl

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Auf dem Weg nach Singapur überflog ich vor 16 Jahren auch den Kaukasus und war damals fasziniert von der Gebirgslandschaft. Irgendwann wollte ich das auch einmal von unten sehen und dieses Jahr war es soweit. Von Armenien und Georgien wusste ich praktisch nichts. Hinter der Türkei, ehemalige Sowjetrepubliken und politische Krisen hatte es dort auch gegeben. Daher sollte es schon eine geführte Reise sein, da ich keine Vorstellung von den Ländern hatte und auch nicht wusste, wie ich dort auf eigene Faust zurechtkommen würde. Andererseits hatte ich keine Lust, jeden Tag mit dem Bus von einer Sehenswürdigkeit zum nächsten Museum zu fahren und die Kulturgeschichte in allen Details erklärt zu bekommen. Daher entschied ich mich für eine Wanderreise, da man bei den Wanderungen mehr von der Landschaft zu sehen bekommt und in früheren Urlauben gelegentliche Wandertouren auch Spaß gemacht hatten. Im Schnitt an jedem zweiten Tag wanderten wir durch die Landschaft, an den anderen Tagen waren wir mit dem Bus im Land unterwegs bzw. besichtigten die Städte. Ziel der Wanderungen war meistens ein mittelalterliches Kloster, so dass die Kultur nicht zu kurz kam. Und Kloster gab es in beiden Ländern wahrlich genügend zu sehen, so dass die Ziele nicht ausgingen.

 

02.08.19

LO 380 Frankfurt - Warschau

Embraer Regional Jet 195 SP-LNP, Gate B5, Sitzplatz 25 D

Startbahn 25C, Landebahn 33

Geplante Flugzeit: 19:50 – 21:35 Uhr, tatsächlich: 21:26 – 22:58 Uhr

 

Die Anreise nach Eriwan war die chaotischste, die ich je erlebt hatte. Als ich mich am Freitagnachmittag zum Frankfurter Flughafen aufmachte, ahnte ich noch nicht, dass ich erst 24 Stunden später als geplant ankommen sollte. Der geplante ICE zum Frankfurter Flughafen war in Nürnberg hängen geblieben und hatte so viel Verspätung eingefahren, dass er nicht mehr in Frage kam. Alternativ der Regionalexpress. Als ich am Aschaffenburger Hauptbahnhof auf diesen wartete, bekam ich mit, dass wegen eines Polizeieinsatzes (Bankraub) der Frankfurter Hauptbahnhof komplett gesperrt wäre. Da niemand wusste, wie lange diese Sperrung dauern würde und wann ich endlich den Flughafen erreichen würde, bat ich kurz entschlossen einen Freund um Hilfe, mich jetzt sofort zum Flughafen zu fahren. Die Anreise mit dem Auto klappte problemlos und ich war pünktlich am Flughafen, der kurz vorher ebenfalls wegen eines lokalen Unwetters ebenfalls geschlossen war. Dies erklärte aber nicht die lange Schlange vor der Gepäckabgabe der Lufthansa, wo gerade einmal sechs Schalter geöffnet waren. Immerhin wurden wir in der Schlange mit Getränken, Süßigkeiten und Eis versorgt. Nach einer Dreiviertelstunde war ich meinen Koffer los und sah hinter mir eine Warteschlange, die sich mittlerweile verdoppelt hatte. Eine Systemstörung bei der Lufthansa hatte zu diesem Chaos geführt. Bevor die Menschenmenge sich an der Sicherheitskontrolle stauen sollte, brachte ich diese schnell hinter mich und wartete auf den Abflug nach Warschau. Die LOT-Maschine kam bereits mit einer halben Stunde Verspätung nach Frankfurt und als wir planmäßig starten sollten, begann erst das Boarding und dann saßen wir wegen des verpassten Slots noch eine Stunde in der Maschine. Um 21:37 Uhr hoben wir endlich in den verregneten dunklen Himmel ab.

 

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Es war mein vierter Flug nach Warschau und der erste auf dieser nördlichen Route über Suhl, Jena, Dresden und Lodz. Kurz nach dem Start umflogen wir noch ein Gewitter.

 

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Als wir um 22:56 Uhr in Warschau landeten, sah ich unsere Maschine nach Eriwan noch am Gate stehen. Prompt hatten wir eine Außenposition auf dem Vorfeld und standen eine gefühlte Ewigkeit im Bus, bis der endlich zum Terminal fuhr. Noch vor uns war die Besatzung mit ihrem Crewbus losgefahren. Als wir das Terminal endlich erreicht hatten, wurde der Anschlussflug als gestartet angezeigt und ich war einer der gestrandeten Passagiere, der beobachtete, wie das Flugzeug zur Startbahn rollte. Insgesamt waren wir acht Passagiere, die den Anschluss nach Eriwan verpasst hatten, darunter eine Frau aus meiner Reisegruppe. Wir wurden auf den Flug am nächsten Abend umgebucht und bekamen ein Hotel in Flughafennähe und mussten irgendwie den Tag in Warschau sinnvoll herumbringen. Vor allem den Reiseveranstalter informieren, dass wir einen Tag später ankommen würden. Nachts erreichten wir dort niemanden, erst am nächsten Morgen.

Statt Eriwan also Warschau. Wir beide aus der Reisegruppe machten einen 14 km langen Stadtrundgang durch Warschau. Ich hatte die Innenstadt von Warschau vor Jahren schon einmal gesehen, aber da war Anfang Januar bei Kälte und Dauerregen. Bei Sonnenschein präsentiert sich Warschau deutlich freundlicher.

 

Der Kulturpalast inmitten der modernen Innenstadt, das höchste Hochhaus Polens, errichtet auf Anweisung Stalins.

 

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Der Marktplatz der restaurierten Altstadt

 

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Der Königspalast vom anderen Ufer der Weichsel aus

 

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03.08.19

LO 727 Warschau - Eriwan (durchgeführt von GetJet Airlines)

B737-400 LY-MGC, Gate 13N, Sitzplatz 24 A

Startbahn 33, Landebahn 09

Geplante Flugzeit: 22:20  – 3:55 Uhr, tatsächlich: 23:13 – 4:36 Uhr

 

Den Abend verbrachte ich noch auf der Besucherterrasse des Flughafens, bis es zu dunkel für Fotos wurde. Dann den Essensgutschein im Restaurant eingelöst und das Gate aufgesucht. Durchgeführt wurde unser Flug mit einer B737-400 der litauischen GetJet Airlines, deren Maschinen derzeit für die LOT fliegen. Ich hätte nicht gedacht, noch einmal mit einer B737-400 fliegen zu können. Die Maschine war ausgebucht und wir acht Gestrandeten hatten daher Glück, dass wir auf diesem Flug noch untergekommen waren. In der Reihe hinter mir unterhielt ein Passagier lauthals die Mitreisenden und wir warteten… und warteten. Irgendwann kam die Durchsage, dass ein Passagier mit seinem Sauerstoffgerät an Bord kam und es Probleme mit seiner Dokumentation gäbe. Hätten sie am Vortag genauso lange auf uns gewartet, hätten wir den Flug nicht verpasst. Endlich kam der Passagier an Bord und es ging mit fast einer Stunde Verspätung los. Immerhin war es mein erster Start in Warschau auf der Bahn 33, die sonst fast nur für Langstreckenflüge genutzt wird, und nach dem Start um 22:28 Uhr überflogen wir ein Feuerwerk, das aber nicht extra für uns gezündet wurde. Der Nachtflug war sehr unruhig, da das Sauerstoffgerät des alten Mannes anscheinend nicht richtig funktionierte und die Besatzung sich die ganze Zeit mit einer der Sauerstoffmasken im Flugzeug um ihn bemühte.

 

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Über die westliche Ukraine und den Osten Rumäniens ging es auf das Schwarze Meer und bei Trabzon erreichten wir den Osten der Türkei und es war nur noch ein kurzes Stück bis nach Armenien. Um 4:34 Uhr landeten wir in Eriwan oder Jerewan, wie die Stadt auf Armenisch heißt. Immerhin klappte der Transfer und wir lagen um halb sechs in unseren Betten und hatten zwei Stunden Schlaf, bevor wir zu ersten Wanderung aufbrechen sollten.

Unsere Reisegruppe bestand aus zwölf Personen und war bunt gemischt. Es ging eine Woche durch Armenien und die zweite Woche durch Georgien. Die Reiseleiterin war eine junge Armenierin, die uns mit Herzblut ihr Land zeigte und stets hilfsbereit und zuvorkommend war, wie ich es selten erlebt hatte.

 

Die Reiseroute durch beide Länder.

 

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Die erste Wanderung führte uns außerhalb von Eriwan in die Azat-Schlucht und auf dem Weg dorthin bekam ich die ersten Eindrücke von Armenien. Die Straßen in genauso schlechtem Zustand wie die Federung unseres Reisebusses. Dementsprechend wurden wir eine Woche lang durchgeschüttelt und meine Rückenwirbel und Bandscheiben wurden in dieser Zeit durcheinander gewirbelt und neu sortiert, was dem Rücken ganz gut getan hat.

 

In der Azat-Schlucht

 

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Blick von der Schlucht in das Dorf Garni mit dem Sonnentempel – errichtet im 1 Jhd. n. Chr.

 

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Die Tempelanlage

 

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Mit dem Bus ging es noch ein Stück weiter zum Höhlenkloster Geghard, das teilweise in den Felsen gehauen wurde. Eine Innenwand ist die Felswand.

 

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Jeden Abend gingen wir in einem Restaurant essen und erlebten so die Vielfalt der armenischen (und später georgischen) Küche. Stets eine Runde verschiedenster Vorspeisen, häufig eingelegtes Gemüse, Kräuter, Brot (auch das Fladenbrot Lavasch), anschließend ein Fleischgericht und als Nachtisch in der Regel Obst. Dadurch bekam ich trotz des verpassten ersten Tages noch ein bisschen von Eriwan zu sehen.

 

Der Republiksplatz

 

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Der Platz am Abend mit einer Show aus Springbrunnen, Musik und Licht

 

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Wir verabschiedeten uns von Eriwan und fuhren die türkische Grenze entlang Richtung Osten. Erster Halt war das Kloster Chor Virap.

 

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Vom Kloster aus hat man einen Panoramablick auf den Berg Ararat in der Türkei.

 

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Nach einer Weinprobe ging es in ein enges Seitental im Gebirge zum Bergkloster Norawank.

 

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Die kleinen Fenster in den Kuppeln der Kirchen sorgen für interessante Lichteffekte.

 

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Nach langer Fahrt erreichten wir den Ort Goris, wo wir für die nächsten beiden Tage unser kleines Hotel mit einem schönen Garten bezogen, wo der Tisch für das Abendessen schon gedeckt war.

 

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Wir waren nahe der Grenze zu Aserbaidschan und in Sichtweite war die Region Bergkarabach, einer Region, die von Aserbaidschan beansprucht wird, aber von Armeniern bewohnt wird. Bis zum Waffenstillstand 1994 hatte es mehrere blutige Auseinandersetzungen um Bergkarabach gegeben.

Mit einer modernen Seilbahn ging es über das enge Tal des Flusses Vorotan in die kleine Ortschaft Tartev, wo die nächste Wanderung startete.

 

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Hinter dem Ort trafen wir einen einheimischen Landwirt, der auf Russisch erklärte, dass er auf der Suche nach einer Frau sei und ob jemand von unserer Gruppe Interesse hätte. Englisch wird in Armenien praktisch nicht gesprochen.

 

Rast oben im Gebirge

 

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Ziel des Rundwanderwegs war das Kloster Tartev.

 

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Mit der Seilbahn ging es wieder zurück zum Bus. Anmerkung: Hunde waren in der Seilbahn nicht erlaubt. Ausnahme: „Except dogs of decorative breed that are carried by hand.“

 

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Das Höhlendorf Khndzoresk, dessen Bewohner erst vor recht kurzer Zeit in modernere Wohnungen umgezogen sind.

 

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Über die wackelige Hängebrücke ging es ins Höhlendorf.

 

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Vereinzelt leben immer noch Menschen hier. Dieser Bewohner hat es sich mittlerweile im Bauwagen gemütlich gemacht.

 

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Auch mit einem Freiluftfernseher war er ausgerüstet.

 

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Die Kühe liefen teils mitten auf dem Weg herum, teilweise verschwanden sie auch im dichten Gestrüpp.

 

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Mitten auf der einsamen Hochebene liegen die Steine von Zorakhar, die gerne als das Stonehenge Armeniens vermarktet werden. Aber wahrscheinlich sind diese Steine gar keine prähistorische Kultstätte, sondern Reste einer ehemaligen Mauerverstärkung. In der Mitte der Steine befindet sich eine tischähnliche Begräbnisstätte.

 

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Es ging ein ganzes Stück auf der holprigen Straße zurück in ein kleines Resort, wo wir eine Nacht verbrachten und am nächsten Morgen zur Bergwanderung zu den Resten der Festung Smbataberd aufbrachen.

 

Der Wanderweg in der Gebirgslandschaft

 

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Oben angekommen auf den Resten von Smbataberd.

 

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Auf dem Weg nach unten machten wir Rast in diesem originellen Freiluftcafé am Ortsrand von Jeghegis und probierten lokale Birnenlimonade, während der Inhaber an der Stromleitung herumschraubte.

 

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Man beachte die Position des Lichtschalters.

 

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Der Blick über die Sonnenblume nach oben zur Festung Smbataberd. Von da waren wir gekommen.

 

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Vor uns lag eine lange Strecke im Bus bis hinter den Sewansee. Daher gab es im nächsten Restaurant auch gegrillten Fisch aus dem Sewansee. Nicht erschrecken, hier wurde nur Holz für das Schaschlik nachgelegt.

 

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In rund 2400 m Höhe auf dem Selimpass, der Teil der alten Seidenstraße ist.

 

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Die alte Karawanserei Selim auf dem Pass verbindet die christlich-armenische Kultur mit der islamisch dominierten Kultur Persiens.

 

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Entlang der Straßen findet man immer wieder solche Grabstelen mit kleinen Picknickplätzen darum. So können die Angehörigen angenehmer der Toten gedenken und die Plätze sind auch leichter zu reinigen.

 

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Das Sewan-Kloster oben auf einer Halbinsel am Sewansee.

 

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Der Sewansee in 2000 m Höhe in der Abenddämmerung.

 

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Nächste Station war der Kurort Dilidjan, Ziel der nächsten Wanderung das Kloster Goshavank.

 

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Und mit dem Bus zum Kloster Haghartsin.

 

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Beeindruckend war diese Steinskulptur in einem alten Stadtteil von Dilidjan. Im Inneren des Kranzes sieht man das Ebenbild des Bildhauers.

 

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Letzter Tag in Armenien. Es ging durch ein schmales Gebirgstal kilometerweit über die Straße, die bedingt durch die Baustelle den Charakter einer Schotterpiste hatte. Dann den Berg hinauf  in die Ortschaft Sanahin mit dem dortigen Kloster. Vor dem Kloster gab es sogar eine Tafel mit der Beschreibung in Blindenschrift – in vier Sprachen.

 

Der kleine botanische Garten.

 

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Im Kloster Sanahin

 

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Friedhof hinter dem Kloster. Dominierend ist der jeweilige große Grabstein, der immer ein eingraviertes Foto der verstorbenen Personen zeigt. Im Gegensatz zu unseren Friedhöfen bleiben die Gräber auf Dauer.

 

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In diesem Fall zeigt der Grabstein auch, wie die vier jungen Armenier ums Leben gekommen waren. Man sieht, wie ihr Auto von der Straße abgekommen war.

 

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Das Kloster Sanahin war Ausgangspunkt der letzten armenischen Wanderung zur benachbarten Ortschaft Haghpat mit dem dort ansässigen Kloster.

 

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Kloster Haghpat

 

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Im Hintergrund der Ort Sanahin, wo die Wanderung begann. Dann ging es über die große Wiese, an Pferden und Kühen vorbei, runter in die Schlucht und auf der anderen Seite wieder hoch nach Haghpat zum Kloster.

 

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Damit verabschiedeten wir uns von Armenien. Es ging über die Baustellenschotterpiste noch bis zur Grenze nach Georgien, wo wir uns herzlich von der armenischen Reiseleiterin und dem Bus verabschiedeten. Der Grenzübertritt verlief schnell und ohne Komplikationen und auf georgischer Seite wurden wir von der neuen Reiseleiterin und dem modernen Bus empfangen. Es ging gleich weiter nach Tiflis (Tbilissi), wo wir spät am Abend noch in die georgischen Tischsitten (im Klartext: Trinksprüche) eingeführt wurden.

Weitere Unterschiede zwischen Armenien und Georgien: Während in Armenien die Zweitsprache Russisch ist, ist es in Georgien Englisch. Viele Schilder sind auch auf Englisch beschriftet und man kommt mit Englisch gut zurecht. Und während in Armenien vor allem Kuhfladen die Wanderwege gekennzeichnet haben, sind es in Georgien überwiegend Pferdeäpfel. :-)

Georgien begann mit der Erkundung von Tiflis und ich war von der Stadt wirklich positiv überrascht. Die alten Viertel wurden restauriert und gleichzeitig gibt es einige sehr moderne Gebäude. In den Vororten natürlich auch Plattenbauten. Mit der Altstadt will Tiflis sich als UNESCO-Weltkulturerbe bewerben und Georgien würde auch gerne der EU beitreten. Daher findet man in Tiflis immer wieder Flaggen der EU. Nicht zu übersehen waren aber auch die Spuren der Armut. Einerseits verfallene Gebäude, andererseits viele bettelnde Menschen. Einerseits gibt es eine sehr reiche Schicht, andererseits eine sehr arme, der das monatliche Einkommen bzw. die Rente nicht zum Leben reicht. Entsprechend trifft man auch auf viele Bettler bzw. Georgier, die mit einfachen Ständen sich etwas dazuverdienen müssen. Eine Mittelschicht ist kaum vorhanden.

 

Der Fluss Mtkvari teilt Tiflis in zwei Hälften. Der Blick vom Flussufer auf die Festung Nariqala.

 

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Neben der Festung die Mutter Georgiens. Die Holzkonstruktion ist in Aluminium eingehüllt.

 

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Die beiden Röhren am Rand des Rike-Parks wurden als Konzert- und Ausstellungshalle erbaut. Jedoch kam es nie dazu und sie stehen nun ohne Funktion einfach herum. Dahinter der Präsidentenpalast – eine Mischung aus Reichstag (die Kuppel) und Weißem Haus.

 

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Die Metekhi-Kirche im Stadtzentrum auf einem Plateau über dem Fluss.

 

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Die Schwefelbäder – weniger als Schwimmbad zu verstehen, sondern als Dampfbad mit Massage, Thermalquellen etc.

 

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Das Blaue Bad

 

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Typisch für Tiflis: Die Holzbalkone

 

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Die Metekhi-Kirche mit dem Reiterstandbild des Königs Gorgasali

 

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Die Sioni-Kirche aus dem 6. Jahrhundert – nicht einmal die älteste Kirche.

 

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Viele originelle Schilder bewarben den georgischen Wein.

 

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Wechselstube

 

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Das Marionettentheater von Reso Gabriadze

 

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Der beleuchtete Fernsehturm ist einer der Gründe, weshalb Tiflis auch als Paris des Ostens bezeichnet wird. Im Vordergrund die Friedensbrücke.

 

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Im Gegensatz zu früher werden die Straßenhunde in Tiflis nicht mehr eingefangen und getötet, sondern kastriert und geimpft. Die gelbe Ohrmarke ist das Zeichen, dass sie kastriert sind. Die Straßenhunde sind im Stadtbild von Tiflis allgegenwärtig, aber überhaupt nicht aggressiv. Ich weiß nicht, ob dieser Hund abfärbte oder so dreckig war, aber nach dem Streicheln war meine Hand schwarz. Von dem Kätzchen konnte die Farbe nicht kommen.

 

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Platz der Freiheit

 

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Talstation der Funikular auf den Mtatsminda. Dort oben befinden sich der Fernsehturm und ein Vergnügungspark und man hat einen großartigen Blick auf Tiflis.

 

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Hier der Blick auf Tiflis. Das pilzartige Gebäude ist das Bürgeramt.

 

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Die Residenz des reichsten Georgiers  Bidsina Iwanischwili (Wohn- und Geschäftsgebäude). Von dort blickt er direkt auf den Präsidentenpalast und der Präsident entsprechend auf seine Residenz. Ein Jahr lang war er sogar der Regierungschef Georgiens.

 

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Die erst 2004 fertig gestellte Sameba-Kathedrale

 

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Kirche der Jungfrau Maria am Stadtrand

 

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Nach zwei Tagen verließen wir Tiflis und besuchten ganz in der Nähe die frühere Hauptstadt Mtskheta, wo die Flüsse Mtkvari und Aragvi zusammenfließen.

 

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Kirche Sveti Tskhoveli in Mtskheta, die durch ihre asymmetrische Bauweise auffällt.

 

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Die Jvari-Kirche überblickt die beiden Flüsse und Mtskheta.

 

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Die Festung Ananuri am Aragvi-Stausee

 

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Solche Picknickplätze waren am Straßenrand immer wieder zu sehen. Häufig mit Schafen in einem Gatter und dem Hinweis, dass hier halal geschlachtet würde. Sprich, man kann hier ein Schaf kaufen, schlachten lassen und dann grillen.

 

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Es ging die alte Heerstraße entlang mitten in den Kaukasus.

 

Blick ins Aragvi-Tal

 

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Auf dem Kreuzpass in 2400 m Höhe. Die Aussichtplattform zeigt auf der Mosaikwand von 1983 die russisch-georgische Freundschaft.

 

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Abends erreichten wir unser letztes Ziel, den Ort Stepansminda (auf Russisch: Kasbegi), nur etwa 15 km vor der Grenze zur russischen Föderation. Mitten im Gebirge und so bekamen wir in unserem Hotel fantastische Sonnenauf- und -untergänge mit. Hier wirft die aufgehende Sonne den Schatten des Gipfels auf die Dunstschicht der Atmosphäre.

 

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Der Kasbek, auf Georgisch Mqinwarzweri, ist der dritthöchste Berg Georgiens. Nach der griechischen Mythologie wurde Prometheus, der den Menschen das Feuer brachte, an diesen Berg geschmiedet, damit der Adler ihm täglich die Leber herausriss. Im Vordergrund auf dem kleineren Berg die Dreifaltigkeitskirche, die wir bei einer späteren Wanderung besuchten.

 

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Mit Jeeps ging es ins Sno-Tal, wo wir erst einen Blick auf den Kasbek hatten, bevor die heutige Wanderung begann.

 

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Wir wanderten in dieses schöne Tal hinein, immer den Berg Tschauchebi vor uns. Wir waren bei weitem nicht die einzige Wandergruppe.

 

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Erstes Etappenziel war der kleine, eiskalte Bergsee. Zwei besonders Wagemutige sprangen sogar hinein und waren ganz schnell wieder draußen.

 

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Einige aus unserer Reisegruppe blieben am See, ein anderer Teil machte sich auf zur nächsten Etappe, nämlich den Gipfel des Thetu in 3380 m Höhe. Ich war erst unschlüssig, ob ich diese Bergtour mitmachen sollte, da ich keine Erfahrung mit Bergwanderungen hatte, aber irgendwann ist das erste Mal. Außerdem hatten wir den lokalen Bergführer für den ganzen Tag bezahlt und dann wollte ich auch den ganzen Tag etwas davon haben. :-)

 

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Es ging weiter aufwärts, meistens steil.

 

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Hier waren wir auf fast 3200 m Höhe. Ich schreckte wieder davor zurück, den Gipfel vor mir zu besteigen, da es keinen wirklichen Wanderweg mehr gab. Aber die 3200 m hätte ich schon gerne erreicht. Also ging ich mit vier anderen aus der Gruppe noch ein Stück weiter.

 

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Und noch ein Stück und noch eines. Eigentlich war es jetzt nicht mehr weit. Und dann war ich zu meiner eigenen Überraschung doch oben auf dem Gipfel angekommen.

 

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Blick ins Sno-Tal zu dem kleinen See, von dem aus wir zur zweiten Etappe gestartet waren.

 

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Runter ging es natürlich schneller und weniger anstrengend als hinauf.

 

Am nächsten Tag wanderten wir wieder bergauf zur Dreifaltigkeitskirche. Hier waren die Kleiderregeln für Besucher besonders streng und die Mönche achteten auf die Einhaltung. Männer durften keine Kopfbedeckung tragen, Frauen mussten eine tragen. Für beide Geschlechter keine kurzen Hosen und für Frauen generell keine Hosen. Für solche Fälle lagen Schürzen bereit, die man sich umbinden konnte.

 

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Da diese Wanderung recht kurz war, ging es am Nachmittag noch eine Schlucht entlang zum Gveleti-Wasserfall. Dass ich diesen Tripreport schreiben kann, liegt nur daran, dass uns auf dem Rückweg nach Stepansminda zum Glück kein Fahrzeug entgegenkam, während unser Fahrer in einer unübersichtlichen Kurve überholte. So kamen wir am Abend noch in den Genuss der Estragon-, der Sahne-Vanille- und der Guaranalimonade

 

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Wir verabschiedeten uns von Stepansminda und traten den Rückweg nach Tiflis an. Vom Pass runter ins Tal ging es diesmal zu Fuß auf unserer letzten Wanderung durch alpine Wiesen.

 

Schiresorts in Gudauri und es wird fleißig weiter gebaut.

 

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In Gudauri startete die letzte Wanderung. Die Wiesen waren teilweise mannshoch und man musste auf den engen Wegen sehr konzentriert laufen. Zum Abschied trat ich mitten in einen Kuhfladen und beschloss in diesem Moment, meine Wanderschuhe separat mit Vorwäsche zu waschen.

 

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Am Abend erreichten wir wieder Tiflis und hatten ein letztes gemeinsames Essen. Wer mit der LOT über Warschau zurückflog, musste mitten in der Nacht aufstehen, um den Rückflug zu erreichen.

 

17.08.19

LO 724 Tiflis - Warschau (durchgeführt von GetJet Airlines)

A319 LY-JAY, Gate 100A, Sitzplatz 2 F

Startbahn 13R, Landebahn 33

Geplante Flugzeit: 4:55  – 6:40 Uhr, tatsächlich: 5:04 – 6:42 Uhr

 

Ich hatte mir extra einen Sitzplatz möglichst weit vorne ausgewählt, um im Fall einer erneuten Verspätung und eines knappen Anschlusses schnell aussteigen zu können. Noch bei der Kofferabgabe bekam ich die Bordkarte für 3 A, doch eine Stunde später beim Einsteigen eine neue Bordkarte mit 2 F. Ich hätte ein Upgrade bekommen, aber niemand konnte mir sagen wieso. Vor allem war ich sauer, dass mein Fensterplatz gegen einen am Gang getauscht wurde. Mein ursprünglicher Platz war schon neu vergeben und ich fragte den Passagier am Fenster, ob er mit mir tauschen würde, was er bereitwillig machte. Und dann saß ich in der zweiten Reihe in der Premium-Klasse. Der Airbus gehörte früher der Germania und war von außen völlig weiß und trug im Inneren noch den Germania-Schriftzug. Die Sitzabstände waren recht eng, aber wir in den ersten beiden Reihen bekamen vor dem Start Wasser bzw. Saft gereicht. Nach dem Start konnten wir aus dem gesamten Getränkeangebot auswählen, während die hinteren Reihen wie üblich bei LOT nur Wasser und Kaffee/Tee bekamen. Was ich gar nicht kapierte: Der Passagier direkt vor mir und ich bekamen auch ein warmes Frühstück. Ich machte daraus ein Sektfrühstück. Die beiden Passagiere neben mir erhielten nur die Getränke, aber kein Frühstück. Sie hatten auch ein Upgrade in die Premium-Klasse erhalten und ich habe noch nie erlebt, dass innerhalb einer Reihe der Service unterschiedlich war.

 

Um 5:11 Uhr hoben wir in Tiflis ab, und kaum waren wir über den Wolken, gab es schon die Morgendämmerung zu sehen. Und die Blitze der Gewitter unter uns. Die Routenführung war wie auf dem Hinweg über das Schwarze Meer, um die Krim und den Osten der Ukraine zu vermeiden.

 

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Im Anflug über die Weichsel auf Warschau.

 

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Um 6:39 Uhr landeten wir in Warschau und ich musste mir keine Sorgen um den Anschluss nach Frankfurt eine Stunde später machen. Nun war es an der Zeit, sich von den anderen unserer Reisegruppe zu verabschieden, da wir in verschiedene Richtungen weiterflogen. Beim Umsteigen bekam ich noch die GetJet-Maschine vor die Linse, mit der wir zwei Wochen zuvor nach Eriwan geflogen waren.

 

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Air China war gleich nach uns gelandet.

 

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LO 381 Warschau - Frankfurt

Embraer Regional Jet 195 SP-LNE, Gate 41, Sitzplatz 26 D

Startbahn 29, Landebahn 25 R

Geplante Flugzeit: 7:45 – 9:45 Uhr, tatsächlich: 7:01 – 9:52 Uhr

 

Beim Einsteigen wurde mein Rucksack sofort mit einem Aufkleber versehen, ich solle ihn unter dem Vordersitz platzieren. Das habe ich auch noch nie erlebt. Aber hinten war das Flugzeug recht leer, so dass ich nicht nur einen freien Nebensitz hatte, sondern auch genügend Platz in der Gepäckablage. Um 7:11 Uhr starteten wir und es gab zum Abschied noch einen Blick auf die Warschauer Innenstadt.

 

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Die Route war etwas südlicher als auf dem Hinflug und über Deutschland warteten dicke Wolken und die Frankfurter Innenstadt erwartete uns im Regen, als wir um 9:39 Uhr auf der Nordwestlandebahn aufsetzten.

 

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Wir waren nur rund 10 Passagiere, die in Frankfurt ausstiegen und am Gepäckband warteten. Und warteten. Nach über einer halben Stunde kamen die paar Koffer. Bis auf meinen. 10 Minuten, nachdem das Band aufhörte, weitere Koffer auszuspucken, kam auch die Anzeige „beendet“. Die Anzeige wird durch eine Zeitschaltuhr gesteuert und hat mit dem tatsächlichen Ende nichts zu tun. Also Informationswert gleich Null. Ich meldete meinen Koffer bei Lost & Found und immerhin erfuhr ich, dass er schon in Frankfurt gelandet war, aber durch ein Versehen zur Ryanair-Maschine nach Dublin weitergeleitet wurde. Immerhin wurde er da wieder herausgeholt und zur Ausgabe geschickt, aber da es noch eine Weile dauerte, bis er dort endlich erschien und ich den zweiten Zug nach Hause nicht auch noch verpassen wollte, ließ ich ihn nach Hause liefern. Zum Glück wurde er noch am gleichen Abend geliefert und als erstes wanderten die Schuhe mit Kuhdung-Duft in die Waschmaschine.

Ich hatte zwei spannende, aber auch anstrengende Wochen hinter mir. Von Armenien und Georgien habe ich nun auch eine Vorstellung und während Eriwan und Tiflis bisher Städte waren, wo ich mich vorher nicht hingetraut hätte, würde ich nun ohne Bedenken wieder dorthin reisen. Vor allem in Tiflis kommt man problemlos zurecht, da es keine Verständigungsprobleme gibt.

 

Copyright aller Fotos: Martin Stahl

 

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Das sind atemberaubende Bilder und tolle Landschaften! Ich bin mir sicher, dass du bei diesem Urlaub extrem vom Alltag abschalten konntest.... Das ist Urlaub, wie man ihn haben kann, wenn man nur will!

 

Und andere machen 4* Alanya, knallen sich 14 Tage lang die Birne voll und posten am Ende ein paar Fotos vom versifften Duschvorhang vom Hotel samt kritischer Kommentare bei Holidaycheck...

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vor 9 Stunden schrieb PhilBER:

Danke für's mitnehmen, Martin! Deine Bilder sind sehr eindrucksvoll. Wie habt ihr euch mit der Reiseleitung unterhalten? Auf deutsch, auf englisch, mit Händen & Füßen?

Wie groß waren die Wandergruppen?

 

Sowohl die Reiseleiterin in Armenien als auch die in Georgien haben sehr gut Deutsch gesprochen. In Armenien hatte man ansonsten mit Englisch keine Chance, da dort als Fremdsprache Russisch gelernt wird. Als zweite Fremdsprache je nach Schule Englisch, Deutsch oder eine andere Sprache. In Georgien konnte man sich problemlos auf Englisch verständigen.

Unsere Reisegruppe bestand aus 12 Personen.

 

Martin

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  • 6 Monate später...

Ich habe den Bericht mit großem Interesse gelesen. In Georgien waren wir mit einer organisierten Rundreise, Armenien haben wir im Mai mit Ryanair gebucht. Tiflis möchten wir evtl. nochmals als Städtereise besuchen, war auf der Rundreise zu wenig Zeit

für individuelle Eindrücke.

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