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Defekte Hydraulikpumpe Airbus A330


Max80

Empfohlene Beiträge

Hallo zusammen,

 

möglicherweise gibt es hier Experten, die mir als Luftfahrt-Laien bezüglich einer speziellen Fragestellung Auskunft geben können:

 

Folgendes Szenario:

Ein Airbus A330 --- Langstreckenflug Asien-Europa.

Flugzeug verlässt nach komplettiertem Boarding den Stellplatz und rollt in Richtung Runway.

Plötzlich Stop vor Erreichen des Runways.

Meldung des Piloten, dass ein Defekt an einer Hydraulikpumpe vorliegen könnte.

Rückkehr des Flugzeugs zum Gate, Techniker kommt an Bord.

Nach ca. 1h Meldung, dass Hydraulikpumpe defekt und Flug annulliert.

 

Meine Frage:

Hört sich die Abfolge der Ereignisse korrekt an? Fällt eine defekte Hydraulikpumpe erst nach Abkoppeln vom Gate auf dem Rollfeld auf? Hätte hier ein früherer Check erfolgen können/müssen? Handelt es sich hier um einen üblichen, häufiger vorkommenden Defekt oder eine ungewöhnliche Konstellation?

 

Vielen Dank!

 

Gruß Max

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Ich bin selber weder kein Pilot, dennoch ist es meine ich so das die Stellflächen (also Seitenruder, Höhenruder etc) oft während des Taxi zur Bahn gecheckt werden. Wenn dort auffällt das etwas nicht läuft wie es soll ist es durchaus plausibel das man zum Gate zurückkehrt und das überprüft. 

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Am Gate laufen nur die beiden elektrischen Pumpen. Während des Pushback werden die Triebwerke gestartet und erst danach laufen die beiden Pumpen, die von den Triebwerken angetrieben werden. Eine der beiden wird wohl ein Problem gehabt haben. Vor dem Takeoff an der Halteposition erfolgt spätestens der Check der Anzeigen während der "Before Takeoff" Checklist.

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Am 11.2.2020 um 15:01 schrieb Max80:

 

Hört sich die Abfolge der Ereignisse korrekt an? Fällt eine defekte Hydraulikpumpe erst nach Abkoppeln vom Gate auf dem Rollfeld auf? Hätte hier ein früherer Check erfolgen können/müssen?

Die Engine Driven Pumps können erst während bzw. nach dem Triebwerksstart getestet werden. Vermutlich ist dabei ein Fehler aufgetreten. Vielleicht sind beim A330 die Filter überwacht und einer der Filter hat gemeldet, dass er voll ist (zum Beispiel mit Spänen aus der Pumpe). Oder eine fluktuierende Druckanzeige (von einem defekten Sensor) oder zu wenig Druck oder Überhitzung (von einer defekten Pumpe). Die Ursachen können vielfältig sein.

Wahrscheinlich ist aber, dass es kein so gravierender Defekt war, dass die Flight Crew von sich aus gesagt hat, dass der Flug so nicht sicher stattfinden kann. Wenn der Flug erst einmal begonnen hat (meistens zählt dabei der Zeitpunkt nach dem Engine Start, wenn alle preflight tests abgeschlossen sind), kann mit einigen Defekten bzw. Fehlermeldungen trotzdem geflogen werden.

Wenn man auf einer Außenstation ist und zurück nach Hause fliegt, wird diese Option lieber gewählt, als wegen eines kleinen Problems eine große Verspätung zu produzieren. Die Crew hat da in einem gewissen Umfang Zugriff auf die MEL, sofern keine maintenance procedure gefordert ist, bzw diese von der Crew durchgeführt werden kann.

Fliegt man jedoch von "Zuhause" ins Ausland, wird man auch wegen kleinerer Gründe den Flug abbrechen und lieber direkt reparieren lassen, statt sich dann auf Station um das Problem zu kümmern, wo man wahrscheinlich keine Bodenzeit, keine Teile und nicht genug Personal hat. Wahrscheinlich hat die Crew während des Rollens zur Startbahn mit der Einsatzzentrale oder dem technischen Support Rücksprache gehalten, ob es sinnvoll (oder sicher) ist den Flug fortzusetzen, oder nicht.

 

So einen Fall hatte ich mal bei einem Mitflieger. Während des Rollens ist die MCDU (unter Anderem das Interface zum Flight Management System) des Kapitän ausgefallen. Das ist generell kein Problem, es ist Redundanz vorhanden. Die MCDU vom Copilot kann 100% der Aufgaben übernehmen, die beiden Systeme sind exakt gleich. Und es gibt eine dritte MCDU, die während des Fluges vom Kapitän genutzt werden könnte. Nach der nächsten Landung müsste sich dann aber ein Mechaniker um das Problem kümmern. Das wäre auch keine Große Sache gewesen, einfach die MCDU 1 und 3 tauschen. Der Kapitän hätte dann wieder seine Funktionierende MCDU und Nummer 3 ist nicht ganz so wichtig, die dürfte dann defekt weiter fliegen. Allerdings hätten wir ein größeres Problem, wenn irgendwann auf dem Umlauf (wir fliegen nicht nur hin und zurück, sondern es ist eher eine Runde mit oft 5-7 Legs) eine weitere MCDU ausfällt. Dann hätten wir unsere Reserve schon vor dem Verlassen der Homebase aufgebraucht und müssten im Ausland auf Ersatzteile warten. Also hatten wir uns dazu entschieden den Flug abzubrechen und die defekte MCDU noch zuhause durch eine neue zu ersetzen. So haben wir zwar eine Verspätung von einer Stunde produziert, aber eine potenzielle viel größere Verspätung im Ausland vermieden.

 

Gerade eine Hydraulikpumpe ist da schon ein größeres Problem. Die kann man generell eher nicht per MEL defekt fliegen lassen und wenn doch, muss man sie ausbauen. Wenn die Ursache also tatsächlich die Pumpe war (was vermutlich während des Rollens eruiert worden ist), ist es definitiv besser den Flug abzusagen und die Passagiere auf den nächsten Flug umzubuchen, statt das gleiche auf der Auslandsstation machen zu müssen, wo man on top keinen Ersatzflieger hat, auf eine neue Pumpe warten muss, sich passendes Werkzeug leihen muss, wahrscheinlich im Freien arbeiten muss etc.

 

Es könnte aber auch ein Problem mit einem redundanten System sein. Ich glaube der A330 hat als Backup in jedem Hydrauliksystem eine elektrische Pumpe und im blauen System zwei Engine Driven Pumps. Wenn eins dieser Backups ausfällt, muss das nicht direkt ein größeres Problem sein, kann aber eins werden, wenn unterwegs ein weiteres Bauteil versagt. Besonders bei ETOPS Flügen. Das könnte dann im schlimmsten Fall zu einem inflight return oder einer diversion führen. In so einem Fall wird das Problem auch auf einer Außenstation direkt angegangen, auch wenn es aufwendig und unbequem ist

 

Generell gilt in der Luftfahrt das Prinzip "better be safe than sorry". Der Flug wird nicht grundlos abgesagt worden sein, schon gar nicht wenn ihr schon bis kurz vor die Startbahn gerollt seid. Da ist ein technischer Defekt tatsächlich am wahrscheinlichsten.

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