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Wie umweltschädigend sind LCC???


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Die Pläne für neue Discount-Fluglinien seien nicht nur volkswirtschaftlicher, sondern auch ökologischer Wahnsinn, polterte ein Bahn-Oberer gegen die fliegende Konkurrenz. Tatsächlich sind die billigen Airlines umweltschädlich - aber nicht schädlicher als andere.

 

Die Konkurrenz wird härter, die Wortwahl rauer. Seit Ryanair, easyJet und Nachahmer auf den deutschen Markt streben, hat die Bahn Angst vor dem Fliegern - und sucht nach Defensivstrategien.

Bisher verließ sie sich auf steuer- und wettbewerbsrechtliche Argumente. Bahnchef Hartmut Mehdorn monierte, dass Airlines, anders als die Bahn, keine Mineralölsteuern zahlen. Oder dass die Landegebühren am Flughafen Hahn wettbewerbsverzerrend niedrig seien. So wettert das Staatsunternehmen Bahn AG gegen indirekte staatliche Hilfen, die andere erhalten.

 

Dreifach in die Falle

 

Für den grünen Fundi gilt die Bahn dagegen, gleich nach dem Fahrrad, als besonders nobles Verkehrsmittel - und sogar das ungeliebte Auto schneidet besser ab als das Flugzeug. Beim Spritverbrauch pro Kopf liegen Passagier-Jet und Pkw zwar in etwa gleich auf. Weil Flieger Kohlendioxid, Stick- und Schwefeloxide in höhere Regionen blasen und Kondensstreifen ziehen, schneiden sie in der Klimawirkung aber mindestens doppelt, nach manchen Berechnungen viermal so schlecht ab wie Autos.

 

Trotzdem schrecken selbst Parteigänger von Greenpeace oder dem Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) davor zurück, easyJet, Ryanair und Co. als besonders üble Öko-Frevler anzuklagen. Es lasse sich derzeit nicht seriös beantworten, ob Billig-Airlines umweltschädlicher fliegen als Lufthansa oder andere klassische Carrier, urteilt auch Stefan Rommerskirchen vom Prognos-Institut. Wer den Billigfliegerboom zum ökologischen Wahnsinn erklärt, tappt so in mindestens drei Vereinfachungsfallen.

 

Flug-Aufkommen: Je billiger Flüge werden, desto mehr Leute fliegen, desto stärker die Treibhaus-Wirkung - viele könnten das für eine Platitüde halten. Wenn ein Wochenendtrip nach London nur noch 50 Euro kostet, glaubt nicht nur Karl Otto Schallaböck vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, könnte das ganz neue Zielgruppen für Airlines erschließen.

 

Allerdings: Die Flugbranche gilt, ganz unabhängig von Preisen, als Wachstumssektor. Der Hersteller Boeing ging auch nach dem 11. September davon aus, dass in den kommenden zwei Jahrzehnten die Passagierzahl um 4,9 Prozent jährlich steigt. Ob und inwieweit die Billig-Airlines den Megatrend verstärken, ist kaum seriös zu beziffern, da dafür nötige Studien fehlen. Das sagt Gerrit Schrammen vom BUND, und ein Kollege von Greenpeace gibt ihm Recht.

 

Noch immer stritten Experten darüber, wie preiselastisch die Flug-Nachfrage ist, konkretisiert Dietrich Brockhagen vom Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung für Globale Umweltveränderungen (WBGU). Manche glauben, dass die Nachfrage bei einem Preisverfall um 75 Prozent um ein Fünftel steigt, andere halten den Effekt für kleiner. Je nach Prämisse lässt sich fast jedes Ergebnis errechnen.

 

Eine Umfrage unter Ryanair-Passagieren ergab jedenfalls, dass fast die Hälfte sonst mit einer anderen Marke geflogen wäre - ob nun billig oder nicht. So bleibt das preisbedingte Plus bei den Passagierzahlen wohl kleiner, als viele angesichts der Discount-Euphorie denken.

 

Effizienz: Je mehr Menschen die Airlines ins Flugzeug locken, desto dramatischer der Umweltschaden - auch diese Annahme trifft ist nur halb zu. Bedeutender ist, auf wie viele Jets sich die Passagiere verteilen. Nun gehört es zum Geschäftsmodell der Billigflieger, die Sitzauslastung durch Lockangebote und Sonderkonditionen für Frühbucher noch konsequenter nach oben zu treiben, als es die klassischen Carriert tun. So ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein easyJet-Flug voll ausverkauft ist, größer als etwa bei einem Air-France-Flug mit höheren Ticketpreisen. Der Schadstoffausstoß bei easyJet wäre dann pro Passagier wahrscheinlich sogar dann geringer, wenn Air France das modernere Flugzeug einsetzt.

 

Flotten-Alter: Auch bei Flugzeugen gilt: Je moderner, desto niedriger liegen Verbrauch und Schadstoffausstoß. Ryanair aber setzt mindestens 20 Flugzeuge ein, die mehr als 20 Jahre alt sind. EasyJet-Gründer Stelios Haji-Ioannou hat sich das bereits genutzt, um auf subtile Weise Zweifel an der Sicherheit des Nebenbuhlers zu säen. Zweifel an den der Umweltverträglichkeit gesellen sich dazu. Auch stammen die Ryanair-Flugzeuge allesamt vom US-Hersteller Boeing, dessen Jets als ineffizienter gelten als Airbusse.

 

Trotzdem nimmt Prognos-Experte Rommerskirchen die Discounter hier erneut in Schutz vor pauschalen Vorwürfen. Denn es sind die Billigflieger, die den Druck zur Modernisierung besonders spüren und ein starkes Interesse daran haben, auch ihre älteren Jets Kerosin sparend nachzurüsten. Ihre Profitmargen heben die Billigheimer vor allem über konsequente Kosten-Knauserei. Zudem fielen seit dem 11. September 2001 vor allem die billigen Flieger durch Orders für neue Flugzeuge auf. Allein Ryanair will bis zu 2010 mindestens hundert Jets bei Boeing kaufen. Auch easyJet plant, seine Flotte für fünf Milliarden Dollar zu vergrößern.

 

 

 

[ Diese Nachricht wurde geändert von: Controller am 2002-12-01 14:29 ]

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Seit Ryanair, easyJet und Nachahmer auf den deutschen Markt streben, hat die Bahn Angst vor dem Fliegern - und sucht nach Defensivstrategien.

Bisher verließ sie sich auf steuer- und wettbewerbsrechtliche Argumente. Bahnchef Hartmut Mehdorn monierte, dass Airlines, anders als die Bahn, keine Mineralölsteuern zahlen. Oder dass die Landegebühren am Flughafen Hahn wettbewerbsverzerrend niedrig seien. So wettert das Staatsunternehmen Bahn AG gegen indirekte staatliche Hilfen, die andere erhalten.

Und genau deshalb versucht dieser Saftladen erst gar keine Bahnverbindung zum Hahn zu ermöglichen, weil sie FR und überhaupt den Hahn nicht leiden können. Aber anstatt zu blockieren sollten sie gefälligst lieber die Strecke ganz an RPE abgeben und nicht ewig ihre Klappe dazwischen stecken!

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