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Rafik Khalifa - Geschichte eines Aufstieges!!!!


viasa

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Ich habe im Internet ein Buch über Mister Khalifa gefunden. Natürlich möchte ich euch dies nicht vorenthalten. Hier nun die für uns Aviatikfreaks interessanten Kapitel.

 

Rafik Abdelmoumen Khalifa : Portrait eines modernen Algeriers

 

Optimistisch, kreativ, großzügig und fröhlich…

Ernsthaft, verantwortungsbewusst, zurückhaltend, fast schon schamhaft… Dies sind die ganz widersprüchlichen Eigenschaften, mit denen ihn seine Familie und seine Kollegen beschreiben.

Dank dieser Charaktereigenschaften wurde er zu einem der Pioniere der Marktwirtschaft in seinem Land, so wie sein Vater einer der Gründer des modernen Algeriens gewesen war….

 

 

Khalifa Airways : die erste private Fluggesellschaft Algeriens

 

Eroberung des Himmels : Endlich durch Algerien reisen

 

Eine Fluggesellschaft gründen? Für Rafik Khalifa, leidenschaftlicher Flugzeugfan, war dies schon immer ein Traum, oder sogar mehr - ein Projekt, das sicherlich in der gleichen Zeit entstand, wie das der Bank.

Wir haben schon erfahren, dass für ihn der Entwicklungsstand einer modernen Gesellschaft von der effizienten Funktionsweise seines Banksystems und des Transportwesens abhängt. Und eine Fluggesellschaft ist nicht nur Schaufenster eines Landes, sondern auch Botschafterin.

Immer begierig, neue Bereiche zu entdecken, ist Rafik Khalifa sofort da, wenn sich eine Gelegenheit bietet. Er weiß, dass der algerische Luftraum sich bald dem privaten Sektor öffnen wird. Er weiß auch, dass Air Algérie die enorme Nachfrage der 30 Millionen Algerier bei weitem nicht erfüllen kann, und dabei sind die zwei Millionen Algerier oder Franzosen algerischer Abstammung, die in Frankreich leben und regelmäßig ins Heimatland zurückkehren, selbst wenn nur für die Ferien, noch nicht einmal mitgerechnet.

Der französisch-algerische Markt umfasst jährlich 1,4 Millionen Passagiere.

Einziges Hindernis beim Erobern dieser Kunden dies- und jenseits des Mittelmeers ist, dass die Algerier nur mit großen Schwierigkeiten Visa erlangen können und obendrein zu bestimmten Zeiten des Jahres Flugtickets überhaupt nicht zu haben sind.

Die veraltete Flotte von Air Algérie, die seit 1963 das Monopol am algerischen Luftverkehr hält, leidet unter diesem veralteten System, das den Bedürfnissen der Menschen, die sie befördert, in keiner Weise Rechnung trägt. Die Flugtickets können nicht im Reisebüro gebucht werden, man erhält sie nur in den Verkaufstellen von Air Algérie, wo man teilweise stundenlang Schlange stehen muss, besonders vor den Ferien. Per Telefon buchen ? Alle Leitungen sind ständig überlastet, und so kann es manchmal mehr als eine Stunde dauern, bis man jemanden am Apparat hat.

Weiterhin fliegt Air France Algerien seit der blutigen Geiselnahme eines ihrer Airbusse durch algerische Terroristen 1994, die mit der Ermordung von drei Passagieren und dem Tod von vier Luftpiraten bei der Stürmung durch die Spezialeinheit GIGN (Groupe d'Intervention de la Gendarmerie Nationale) endete, nicht mehr an. Die vier täglichen Direktflüge Air Algéries von der französischen Hauptstadt nach Algerien können die Nachfrage nicht befriedigen. Oft muss man mit einer Verbindung über Belgien oder Tunesien vorlieb nehmen.

Wenn sich eine Gelegenheit bietet, muss sie ergriffen werden

Khalifa Airways, zu 100 % Tochter der Khalifa-Gruppe, hat einen einzigen Aktionär : Rafik Khalifa hält 100 % der Anteile.

Dank des Erfolges von KRG Pharma und der El Khalifa Bank verfügt Rafik Khalifa über genügend Mittel, um erneut eine strategische Neuorientierung durchzuführen. Diese Methode des jungen Unternehmenschefs wird viel seltener verwendet als die Strategie der Weiterentwicklung der Ausgangsaktivität oder der systematischen Diversifizierung.

Bei der strategischen Neuorientierung geht der Unternehmenschef hingegen von einem ersten effizienten Pol aus und orientiert sich dann auf einen seinem Sektor benachbarten Bereich, um nicht noch einmal die Anfangsphase der Unternehmensgründung, wo alles zu lernen war, absolvieren zu müssen. So hatten die Angestellten von Khalifa Airways leichtes Spiel, da ihnen der Weg von den Pionieren der El Khalifa Bank geebnet worden war !

Zu diesem Schritt gehört jedoch auch Mut, denn der Luftverkehr ist ein Sektor mit anfangs geringer Rentabilität, der große Investitionen, hohes Fachwissen und sehr gut ausgebildete Fachleute benötigt. Wie immer schlagen die Kollegen und Freunde Rafik Khalifas die Hände über dem Kopf zusammen, als er ihnen von seinem Projekt erzählt. "Ich sagte zu ihm : 'Warte doch zumindest, bis die Bank richtig läuft !'", erinnert sich seine Kollegin Sakina Taïbi. "Aber als er uns informierte, hatte er schon alle Verbindungen geknüpft…"

"'Das Pferd von hinten aufzäumen', das könnte der Wahlspruch für alle seine Projekte sein", amüsiert sich einer seiner Berater. Sein Optimismus ist unerschütterlich, und diese Herangehensweise hat sich bisher bewährt…

Rafik Khalifa ist so sicher, die Zulassung für seine Fluggesellschaft zu erlangen, sobald die Regierung den Luftraum privatisiert, und hat es so eilig, sein neues Vorhaben auf den Weg zu bringen, dass er trotz geknüpfter Kontakte zu Flugzeugherstellern ein erstes Flugzeug bei Turkish Airways chartert. In den drei Monaten, in denen er auf die Genehmigung zur Eröffnung der ersten Flugverbindung zwischen Algier und Oran wartet, bleibt die Boeing 737 jedoch am Boden. "Ich verwendete sie als Dienstflugzeug für meine Geschäftsreisen", lacht Rafik Khalifa. "Ganz allein flog ich in dieser riesigen Maschine mit meinen Türken !"

Im Juni 1998 wird endlich das lang erwartete Gesetz zur Privatisierung des algerischen Luftraums verabschiedet. Die erste Maschine von Khalifa Airways - sie ist blau-weiß gestrichen und trägt das Symbol der Linie, den Kondor - hebt im August 1999 in Richtung Oran ab… mit einer türkischen Besatzung, die nur auf Englisch mit den Passagieren kommunizieren kann ! Das Ereignis kommt genau zur richtigen Zeit, um den ersten Geburtstag der kleinen Melissa Nour Djihane feiern zu können. Offensichtlich bringt sie ihrem Papa wirklich Glück.

 

Den Traum finanzieren: ein Airbus namens Melissa

 

"Wie wird man am besten Millionär? Als Milliardär anfangen und eine Fluggesellschaft gründen."

Dieser von Hania Khalifa häufig zitierte Witz machte die Runde, als ihr Mann sein Vorhaben, erster privater Fluglinienbetreiber Algeriens zu werden, in die Tat umzusetzen beginnt…

Aber der ehemalige Mathespezialist ist leidenschaftlicher Anhänger von Finanzierungsplänen : intellektuell fordert ihn das sogar am meisten heraus. Er weiß, was er zu tun hat, um eine Flugzeugflotte zusammenzustellen.

Auf keinen Fall will er sich veraltete Maschinen zusammenkaufen, die billig von den großen Fluggesellschaften abgegeben und notdürftig geflickt und nur schnell neu gestrichen werden. Rafik Khalifa will gutes, neues Material. Er hat allerdings nicht die Mittel, gleich eine große Investition zu tätigen. Eine einfache ATR72 (Regionales Transportflugzeug) mit 68 Sitzen kostet 16,8 Millionen Dollar… El Khalifa Bank kann sich nach so kurzer Bestehenszeit eine derartige Investition nicht erlauben. Daher entscheidet sich Rafik Khalifa für die Finanzierungsmethode des Leasings : eine Art Mietkauf auf Industrieebene. Dank seiner florierenden Banktätigkeit verfügt er über die nötige Glaubwürdigkeit für diese Art von Operationen.

Anstatt zu kaufen, mietet man über einen bestimmten Zeitraum eine Maschine bei einem Verleiher. Dieser gibt eine Bestellung bei einem Flugzeugbauer auf. Da der Verleiher ständig eine große Zahl von Bestellungen aufgibt, gewährt man ihm bedeutende Preisnachlässe, die eine kleinen Fluggesellschaft nie auszuhandeln vermag.

Auf diese Weise wird Khalifa Airways der erste Airbus A310-300 zur Verfügung gestellt. Rafik Khalifa findet mit Patrice de Puymorin bei Airbus in Toulouse einen sehr hilfsbereiten Ansprechpartner, "einen der Väter von Khalifa Airways", wie ihn Sakina Taïbi nennt.

Rafik Khalifa verfolgt jede Etappe der Lieferung, achtet auf jedes Detail, bis hin zum Aufsprühen des großen Kondors, den er sich als Symbol gewählt hat - nach Aussagen seiner Frau ohne bestimmte Absicht : "Als er ihn zeichnete, wusste er nicht einmal, was ein Kondor ist. Nichtsdestotrotz handelt es sich bei diesem Vogel aus den Anden mit seinen drei Metern Flügelspanne um das größte Geschöpf an unserem Himmel… Daraus lässt sich viel über die bewussten oder unbewussten Absichten des forschen Chefs Khalifa entnehmen.

Es kommt der Moment der Taufe des Flugzeuges. Melissa Nour Djihane wird es heißen, das ist schon vereinbart. Melissa heißt auf Griechisch Biene, Nour auf Arabisch Licht … Wieder ein symbolträchtiger Name. Biene des Lichts, ein schöner Name für ein Flugzeug in einem Sonnenland… Die kleine Namensgeberin ist beim Eröffnungsflug der ersten Maschine, die inzwischen viele Geschwister hat, nicht dabei…

Heute umfasst Khalifa Airways dreißig Flugzeuge, davon fünfzehn Airbus (A310-300, A319, A320, A330-300, A300 B4 Cargo), fünf Boeing 737, sieben ATR72 für Inlandsflüge, zwei Embraer 145 und ein Privatflugzeug Challenger für Geschäftsleute, das schon oft berühmte Passagiere, wie z.B. Zinedine Zidane, an Bord genommen hat…

Von den derzeit dreißig Maschinen, die in Betrieb sind, wurden die ersten siebzehn geleast. Die anderen wurden gekauft : nach nur zweijährigem Bestehen ist Khalifa Airways nach Egypt Air schon der zweitgrößte Airbus-Käufer auf dem afrikanischen Kontinent. Die Fluggesellschaft bestellte kürzlich spektakuläre achtzehn Airbus : zehn Maschinen für Mittel- und acht für Langstrecken, die ab 2004 geliefert werden sollen. Rafik Khalifa erläuterte neulich der Zeitschrift "Jeune Afrique", wie er diesen Kauf finanziert hat : Wir stürzen uns durch diese Transaktion nicht in den Ruin : Selbst finanzieren wir nur 15 %, der Rest kommt von Geldgebern außerhalb der Gruppe.

Die Gesellschaft erwartet unter anderem zehn neue ATR72 mit einer Kapazität von 72 Plätzen, lieferbar vor Ende 2002. Im Kaufauftrag ist eine Klausel enthalten, die die Ausbildung der Techniker beim Flugzeughersteller in Toulouse vorsieht. Immer um technologisches Spitzenniveau bemüht, gewährleistet das Unternehmen die Wartung der Flotte bei den kompetentesten europäischen Flugzeugbauern (die A310 bei Air France, die ATR bei Air Littoral und die Motoren bei Lufthansa).

Für eine so junge Gesellschaft verlief der Aufstieg ungemein schnell. Aber die Kunden folgen : 800 000 Passagiere im Jahr 2000, 2001 sollen es fast doppelt so viel sein. Das entspricht einem Marktanteil von 20 % im Luftverkehr, und das mit außerordentlich hohen Auslastungsquoten von ungefähr 75 %…

Ein Erfolg, der sich auf dieselben Kriterien wie der der El Khalifa Bank stützt : Modernität, Effizienz und… ein Lächeln als Geschenk.

 

Ein Lächeln als Geschenk : eine Gesellschaft im Dienste der Kunden

 

Rafik Khalifa verfügt nicht nur bei der Finanzierung, sondern ebenso im Marketingbereich über außerordentliches Geschick.

Er mobilisiert auf Anhieb die gesamte Palette des Marketing-Mix. Mit einer starren Konkurrenz konfrontiert, bietet er neue Flugzeuge und einen Service an, der von allen als ausgezeichnet gepriesen wird : Respekt des Kunden, Einhaltung der Abflug- und Ankunftszeiten, kleine Aufmerksamkeiten und Extradienste… - alles regelmäßig von einer Inspektorin überprüft, die incognito an Bord der Flugzeuge reist.

Das Lächeln der Stewardessen von Khalifa Airways - inzwischen so berühmt, dass die Gesellschaft es als Grundlage für ihren Slogan "Algerien, ein Lächeln als Geschenk" verwendet hat - wird manchmal von kleinen Gesten begleitet : So erhielten am 8. März letzten Jahres alle weiblichen Passagiere anlässlich des Internationalen Frauentages ein Parfüm als Geschenk. Lässt sich nur hoffen, dass sie es nicht alle gleichzeitig ausprobiert haben ! Dieser Einfall zeigt auf jeden Fall, wie kreativ die Gesellschaft in ihrem Umwerben neuer und alter Kunden ist…

Für den Verkauf der Tickets hat Khalifa Airways freundliche Schalter eingerichtet. Durch seine Angliederung an das System Amadeus kann sie den algerischen Reisenden endlich ein modernes Buchungssystem bieten, das von allen Reisebüros aus zugänglich ist. Eine weitere Neuheit ist, dass man seine Flugtickets jetzt auch auf der Website der Fluggesellschaft buchen kann. Die Bestellungen werden täglich bearbeitet. Ein Segen für die Fluggäste, die bisher stundenlang in den Büros von Air Algérie warten mussten… Nun können die Kunden ihre Flugreisen in aller Ruhe und bisher ungekannter Flexibilität vorbereiten.

Die Preise sind dank einer aggressiven Vertriebspolitik sehr eng kalkuliert und liegen so um 20 % unter denen der Konkurrenz. Neben günstigen Pauschalpreisen für Wochenendreisen (900 Francs ; 137,20 Euro) für einen Aufenthalt von weniger als zwei Tagen), bietet die Gesellschaft Sonderpreise an Feiertagen wie dem Aïd-Fest, zu Neujahr oder zur Ramadan-Zeit an. Für die Unterbrechung des Fastens während des Flugs sind sogar Datteln an Bord !

Eine weitere clevere Marketingstrategie sind die bei Eröffnung der Fluglinie praktizierten sehr niedrigen Aufpreise bei Überschreiten des zulässigen Gepäckgewichts. Wenn man weiß, dass die in ihr Dorf zurückkehrenden Algerier oft eine Reihe von Gegenständen im Gepäck haben, die es vor Ort noch nicht gibt, kann man sich vorstellen, dass viele Kunden von diesem interessanten Angebot profitierten.

Weiterhin bietet die Gesellschaft ihren Stammkunden Vielfliegerprogramme mit zahlreichen Privilegien und außerordentlich interessanten Preisangeboten : Mit der Karte Khalifa Plus können die angesammelten Flugmeilen in neue Flugtickets umgewandelt werden.

Anlässlich des ersten Jahrestages der Gründung der Fluglinie - und des zweiten Geburtstages des Khalifa-Töchterchens - wurde im September 2000 ein In-flight-Magazin gestartet, das natürlich den Namen… Melissa Nour trägt. Eine Qualitätszeitschrift auf Hochglanzpapier mit allgemeinen Themen, die in ihrer ersten Ausgabe über die Casbah von Algier, einen Spaziergang auf der chinesischen Mauer und das Internet berichtete, sowie ein Gespräch mit dem Sportpiloten Nassim Sidi Saïd und eine Hommage an die Mutter des algerischen Kinos, die berühmte und beliebte Ouardia Hamitouche veröffentlichte…

 

Höher, schneller, weiter : der unaufhaltsame Aufstieg von Khalifa Airways

 

In den nur zwei Jahren seit ihrer Gründung scheint Khalifa Airways den Kampf um den algerischen Luftraum schon gewonnen zu haben; zumindest, was die privaten Betreiber angeht. Der Kampf war jedoch hart und ist es immer noch. Im derzeitigen Kontext ist es nicht einfach, ausländische Flugziele zu erobern, wenn es sich um einen Zielort handelt, der als "problematische Zone" eingestuft wird. Schwer ist es auch, sich als kleiner Neuankömmling unter den großen etablierten nationalen Gesellschaften, die über das Monopol verfügen, und keinerlei Interesse daran haben, dies aufzugeben, einen Platz zu verschaffen…

Rafik Khalifa wählte als ersten Zielmarkt die Inlandsflüge. Diese Entscheidung war umso wichtiger, als dass das Landesinnere von Air Algérie viel weniger angeflogen wird und Reisen im Auto in bestimmten Regionen gefährlich sein können…

Seit dem Eröffnungsflug der Verbindung Alger-Oran-Alger wurde die Flugzahl innerhalb eines Jahres auf sechs pro Tag erhöht. Bechar, Gardaïa, Bejaïa, Constantine und sogar der weite Süden mit Tamanrasset… Die blau-weißen Flugzeuge von Khalifa Airways durchziehen den Himmel des Landes und machen den Flugverkehr zu einem fast schon banalen Verkehrsmittel, sogar auf kurzen Strecken. Am attraktivsten bleibt jedoch der Markt der zwei Millionen Algerier und Franzosen algerischer Abstammung, die in Frankreich leben. Sie machen heute 90 % der Kunden aus Frankreich aus, die restlichen 10 % entfallen auf französische Geschäftsleute, die im Moment immer zahlreicher nach Algerien reisen.

Um neue Kunden anzuziehen, hat sich Khalifa Airways für eine sehr originelle Kommunikationsstrategie entschieden. Fast keine Werbung in Zeitschriften, dafür aber in den Metrostationen von Paris, Marseille und Lyon. Außerdem werden Raï-Konzerte, Auftritte junger algerischer Komiker, Spiel- und Dokumentarfilme über Algerien - oder auch glanzvollere Ereignisse wie die von der Lyoner Modelagentur Acti-Pro organisierte und im algerischen Fernsehen übertragene Wahl zur französischen Miss Algerien 2000 gesponsort… Eine sehr lokal ausgerichtete Strategie, die bei jeder Eröffnung einer neuen Flugverbindung mit zahlreichen Promotion-Aktionen einhergeht. Nicht zu vergessen die beiden spektakulärsten Flügel dieser außerordentlich aktiven Kommunikationsstrategie: die Partnerschaften mit Fußballclubs und das Engagement im sozialen, kulturellen und humanitären Bereich.

Diese im Inland dank des Einfallsreichtums Rafik Khalifas und seines Teams sehr erfolgreiche Strategie erweist sich im Ausland hingegen als schwieriger umzusetzen. Das heißt jedoch nicht, dass dort keine Nachfrage besteht. Aber es kann teilweise sehr lange dauern, die nötigen Genehmigungen zu erlangen.

Seit 16. Septembre 1999 sind die ersten Flugverbindungen Khalifa Airways nach Frankreich in Betrieb : Algier-Lyon und Algier-Marseille. Wie immer legte Rafik Khalifa Wert darauf, dass vorher Erkundungsflüge zu den betreffenden Flughäfen durchgeführt werden.

An diesem Tag findet er im Flughafen von Algier zweihundert festsitzende Air Algérie-Passagiere vor, darunter Frauen, Säuglinge und Kleinkinder…

Er überlegt nicht lange, sondern nimmt sie alle an Bord und befördert sie kostenlos nach Marseille, Lyon und Paris! Als die Behörden der Zivilluftfahrt ihm vorwerfen, Passagiere ohne Genehmigung befördert zu haben, antwortet er: "Aber das sind doch alles meine Freunde!"

Diese unter großem Lachen erzählte Anekdote sagt viel über die Großzügigkeit, den Sinn für Humor und die unkonventionelle Seite dieser Persönlichkeit aus… Der junge Geschäftsmann lacht jedoch weniger, wenn man ihm Steine in den Weg legen will. Als er 1999 die Flugverbindungen Algier-Lyon und Alger-Marseille eröffnet, rechnet er fest damit, dass Paris, Toulouse und Lille im nächsten Jahr folgen werden.

Aber als am 26. März 2000 diese auf Werbeplakaten bereits angekündigten Verbindungen aufgenommen werden sollen, bleiben die Maschinen von Khalifa Airways am Boden. Die Generaldirektion für Zivilluftfahrt (DGAC) hat mit dem Argument, dass die Gesellschaft mit zwölf Flügen pro Woche zwischen Frankreich und Algerien (neun nach Marseille und drei nach Lyon) schon ihre Quote erreicht habe, nicht die nötige Fluggenehmigung erteilt. Es kursieren Gerüchte, dass entweder von Air France, die ihre Flüge nach Algerien wieder aufnehmen will, oder Air Algérie, die den Aufstieg des jungen Konkurrenten argwöhnisch betrachtet, Druck ausgeübt wurde…

Weiteres Argument der DGAC waren die unzureichenden Sicherheitsvorkehrungen : Seit der Geiselnahme im Airbus von Air France zwischen Algier und Marseille sind die Sicherheitsanforderungen bei Flügen in "problematische" Gebiete stark gestiegen.

Während sich einige seiner Kollegen entmutigen lassen, bleibt Rafik Khalifa hartnäckig. Erstes Ziel: Toulouse. Der Mittelmeer-Pyreneen-Raum unterhält wichtige Handelsbeziehungen zu Algerien, besonders in den Bereichen Arzneimittel, Lebensmittel und erdölhaltiges Material. Dort leben 24000 algerische Staatsangehörige. Der junge Unternehmenschef mobilisiert die Gebietskörperschaften und die Toulouser Handelskammer. Und die Toulouser Flughafenbehörden unterstützen ihn beim Bewältigen der administrativen Schwierigkeiten.

Am 26. Mai 2000 zahlt sich die Hartnäckigkeit und der Optimismus Rafik Khalifas letztlich aus : Der erste Airbus A310-300 von Khalifa Airways startet in Toulouse mit Ziel Oran. Ehrengast dieses Eröffnungsfluges ist Joseph Younès, bevollmächtigter Botschafter im Weißen Haus, der sich "sehr zufrieden mit dem freundlichen Empfang durch das Personal dieser Fluglinie" äußert und seinem langjährigen Freund, Präsident Bouteflika zur Eröffnung der Fluglinie Oran-Toulouse-Oran gratuliert.

Seit August 2000 wird auch Spanien erobert, und so bestehen inzwischen Verbindungen nach Alicante, Barcelona und Palma de Mallorca : Die spanischen Behörden, die zur gleichen Zeit wie die britschen, italienischen, indischen und syrischen kontaktiert wurden, reagierten am schnellsten.

Trotz dieser großen Anstrengungen auf internationaler Ebene baut die Gesellschaft ebenso ihr Netz an Inlandsfluglinien aus : Zwischen Algier, Oran, Bejaïa, Constantine, Bechar, El Oued, Tindouf, Adrar, Hassi Messaoud, Jijel, Djanet, Annaba, Ghardaïa, Tamanrasset und Tiaret entsteht ein dichtes Netz, das bald das gesamte Gebiet überziehen soll… Einige der nicht rentablen Zielorte wurden, wie schon erwähnt, von Air Algérie immer mehr vernachlässigt. Dank der kleinen Maschinen von Khalifa Airways, besonders der kürzlich erworbenen ATR72 (Regionale Transportflugzeuge), können regelmäßige Verbindungen zu Preisen um bis zu 25% billiger als die der staatlichen Fluggesellschaft gewährleistet werden. Der Süden Algeriens wird von Khalifa Airways jetzt zu 98 % abgedeckt.

Anfang 2001 übernimmt Khalifa seinen Konkurrenten Antinéa Airlines unter der Bedingung, die Identität des Unternehmens beizubehalten und alle 180 Angestellten zu übernehmen. Ein gutes Geschäft, das es ihm ermöglicht, Flugrechte für andere Verbindungen zu erlangen (Alger-Lille, Marseille-Constantine usw.) sowie schnell seine Flotte und sein Personal zu verstärken.

Im April 2001 wird feierlich die achte internationale Flugverbindung Khalifa Airways' eingeweiht: Dubaï. Die Gesellschaft erhält als 101. die Genehmigung, eine Fluglinie in dem kleinen Emirat zu betreiben, das oft als das Venedig der Golfregion bezeichnet wird. Um als Ausländer das Geschäft abschließen zu können, benötigt man einen Garanten aus dem Emirat. El Madjid Travel Agency, die Khalifa Airways in Dubaï repräsentiert, fungierte als Mittelsmann.

Der liberalste aller Golfstaaten fasziniert Rafik Khalifa ganz besonders, denn er sieht in seinem Flughafen ein Vorbild für Algier… Der internationale Flughafen von Dubaï befördert jährlich 12,5 Millionen Passagiere und ist eine der wichtigsten Drehscheiben des Luftverkehrs zwischen dem fernen Osten und Europa. Außerdem ist er ein international bekanntes Ziel für Shopping-Reisende, die in dem gigantischen Einkaufzentrum mit unzähligen Boutiquen steuerfrei Luxusartikel zu unschlagbaren Preisen erwerben können. Der algerische Selfmademan interessierte sich sehr für diese erfolgreiche Strategie und tauscht seine Erfahrungen mit engen Freunden des Scheich Al Maktoum aus.

Trotz des großen Erfolges von Khalifa Airways bleibt noch eine wichtige Hürde zu nehmen: Die DGAC verweigert ihm erneut die Genehmigung für die Flugverbindung nach Paris Charles-de-Gaulle und enthält der Gesellschaft so den lukrativsten Markt vor, der die Hälfte des Flugverkehrs zwischen Frankreich und Algerien ausmacht. Auf diese Weise wird die potenzielle internationale Entwicklung der Gesellschaft stark eingeschränkt. Doch um in Bejaïa festsitzende Passagiere der kleinen französischen Chartergesellschaft Aéris zu befördern, beschlagnahmten die Behörden eine Maschine von Khalifa Airways. Aber statt sie wie vorgesehen in Orly landen zu lassen, was sicherlich einen ärgerlichen Präzedenzfall geschaffen hätte, landeten die armen Passagiere… in Lille und fuhren anschließend im Bus nach Paris!

Eine weitere Anekdote, die Khalifa in Lachen ausbrechen lässt. Seinem unerschütterlichen Optimismus kann keiner etwas anhaben. Seinen Kollegen, die an der Langsamkeit, mit der der Prozess vorangeht, Paris zu erobern, verzweifeln, sagt er im Pariser Sitz des Unternehmens in der belebten Rue Galvani lächelnd: "Du wirst sehen, wir kriegen die Verbindung!"

Und man glaubt ihm. Besonders, wenn man ihn die unsterblichen Worte Rastignacs aus "Vater Goriot" von Balzac sagen hört: "Paris, und jetzt zu uns beiden !"

In der Zwischenzeit wartet er auf Genehmigungen anderer Städte : Montréal, New York, London, Mailand, Frankfurt, Djedda, Istanbul, Kairo und Casablanca…

 

Festessen in der Luft : Khalifa Catering

 

Erfolgsgeschichten fangen oft genauso an: ein Geschäftsmann ist nicht mit dem Service zufrieden, der ihm zuteil wird und entscheidet, diesen selbst anzubieten, weil er so sicher sein kann, beste Qualität zu bieten… Etwa auf diese Weise entstand Khalifa Catering, einer der letzten Ableger der Gruppe.

Eines Tages befand sich Rafik Khalifa an Bord eines seiner Flugzeuge, gemeinsam mit mehreren hochrangigen Gästen, wie z.B. dem Werbefachmann Jacques Séguéla, und wartete ungeduldig auf den Start. Mehrere Minuten verstreichen, nichts geschieht… Am Ende werden es drei Stunden Wartezeit, und alles das, weil die Essenslieferung nicht eintrifft…

Das ist zu viel. Der Chef von Khalifa Airways fordert den Kommandanten auf, die Maschine zu starten. Die Passagiere kommen letztlich an ihrem Zielort an… aber mit dem Magen in den Kniekehlen !

"Das wird nie wieder vorkommen", sagt sich Rafik Khalifa. Er stellt fest, dass der Kauf von fertigen Gerichten teuer ist und man obendrein dem Zeitplan und der Qualität einer Fremdfirma ausgeliefert ist, über die man keine Kontrolle hat. Es wird also höchste Zeit, Khalifa Catering zu gründen…

Wie immer geht es auch bei dieser neuen Aktivität besonders um einen freundlichen Empfang und hohe Qualität. Er weiß, dass seine Kunden nicht unbedingt zu den reichsten zählen : "Viele Leute sind froh, im Flugzeug etwas Gutes zu essen zu bekommen. Selbst auf den kürzesten Strecken werden die Passagiere großzügig verköstigt. Es ist wichtig, dass sie etwas zu essen bekommen. Wenn sie essen, langweilen sie sich nicht. Denn wenn sie sich langweilen, fangen sie an zu kritisieren!", sagt der junge Mann lachend.

Die Passagiere von Khalifa Airways kommen

also zufrieden und gesättigt am Zielort an. Auch das ist im Slogan der Gesellschaft “Algerien, ein Lächeln als Geschenk”, enthalten…

 

Das Ganze Buch ist zu finden auf http://www.khalifa.ws

 

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It's all about aviation in Switzerland and Europe

 

[ Diese Nachricht wurde geändert von: viasa am 2003-03-17 11:10 ]

  • 1 Monat später...
Gast Swissfighter
Geschrieben

Irgendwie scheint sein Imperium langsam den Bach herunter zu gehen. In mehreren Ländern bestehen Anzeigen wegen Betrugs. Vielen Firmenteilen droht die Liquidation.

Geschrieben

Nun, der Leasinggeber wird versuchen schnellstmöglich einen neuen Kunden zu finden, ansonsten Flug zu einem günstigen Abstellplatz, evtl. Umlackieren in White.

 

Der Leasingnehmer wird verklagt.

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