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airliners.de

Flughafen Lübeck zu verkaufen!


ChrischMue

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Geschrieben

Es ist soweit: Lübecks Flughafen steht zum Verkauf. Die Stadt will sich von

bis zu 90 Prozent der Geschäftsanteile trennen. Das geht aus der

europaweiten Ausschreibung hervor.

 

Bisher wird der Airport erst in einer Internet-Datenbank sowie im EU-

Amtsblatt angeboten. Doch in dieser Woche soll er auch in der Frankfurter

Allgemeinen Zeitung (FAZ), der Financial Times und dem Handelsblatt

offeriert werden. Die Stadt sucht - wie bereits bei den Stadtwerken und den

städtischen Kliniken - einen strategischen Partner, der die städtische

Gesellschaft aus den roten Zahlen führt. Denn die Flughafen Lübeck GmbH

fährt jedes Jahr ein dickes Minus ein - trotz wachsender Passagierzahlen.

 

Im Vorjahr betrug das Defizit stolze 2,5 Millionen Euro. Als Grund wird die

dünne Eigenkapitalausstattung der Gesellschaft angegeben. "Das Stammkapital

liegt bei 25 000 Euro. Und das bei einer Bilanzsumme von 15 Millionen Euro

- das ist absolut ungesund", sagt Flughafen-Chef Peter Steppe. "Wir

brauchen einen Partner, der das Eigenkapital kräftig aufstockt." Er habe

sich "zehn Jahre abgestrampelt", damit es mit dem Flughafen aufwärts gehe.

Diese Entwicklung müsse nun fortgesetzt werden. "Da kann uns nur eine

Privatisierung helfen." Denn bisher muss in Blankensee jede Investition auf

Pump finanziert werden - wie derzeit die Erweiterung der Abflughalle. Wegen

des erhöhten Passagieraufkommens durch die Linienflüge mit der irischen

Fluggesellschaft Ryanair rechnet Lübeck mit mehr als 600 000 Fluggästen in

diesem Jahr.

 

In der Stadt hat man sich für eine Veräußerung von bis zu 90 Prozent

entschlossen. "Wir wollen künftig von Investitionen und

Verlustbeteiligungen frei bleiben, jedoch noch ein bisschen mitreden

können", erklärt Wirtschaftssenator Wolfgang Halbedel (CDU). Die

Bürgerschaft hatte zuvor sogar grünes Licht für einen Komplett-Verkauf

gegeben. Auch CDU-Politiker Uwe Küsel, zugleich Aufsichtsratsvorsitzender

der Flughafen GmbH, verweist auf das Mitspracherecht: "Bei zehn Prozent

Anteilen werden unsere Argumente immerhin zur Geltung kommen", meint er.

 

Das Interesse am Regionalflughafen in Blankensee sei weltweit gegeben,

heißt es in Aufsichtsratskreisen. "Wir gehen davon aus, dass sich

klassische Flughafen-Betreiber, aber auch Baukonsortien und

Investorengruppen angesprochen fühlen", sagt Rolf Brass von der Berenberg

Consult GmbH. Das Hamburger Unternehmen, eine Tochter der Berenberg Bank,

ist für die Stadt als Berater tätig. "Wir denken, dass es ein spannendes

Investment sein kann", so Brass. Es handele sich schließlich um einen

neuen, modernen Flughafen mit einer schlanken Struktur. Überdies erfahre

der Airport eine gute Entwicklung durch die Low-Cost-Carriers. Auch die

Verkehrsanbindung von Hamburg sei "hervorragend" - besonders, wenn erst die

A 20 fertig ist. Interessensbekundungen können bis zum 21. April

ausgesprochen werden. Anschließung werden die Bewerbungen gesichtet und

konkrete Angebote eingefordert. Die Stadt will den Verkauf noch in diesem

Jahr über die Bühne bringen. Als entscheidend wird jedoch der

Planfeststellungsbeschluss zum Airport-Ausbau betrachtet. "Wenn das nicht

durchkommt, müssen wir neu nachdenken", so Brass.

 

Zum Wert des Flughafens mochte sich niemand äußern. "Das muss der Markt

zeigen. Daher machen wir ja ein öffentliches Bieterverfahren", so Steppe.

Für den SPD-Politiker Jörg Hundertmark ist schon das Einsparen des

jährlichen Zuschusses ein Gewinn. "Das ist für mich langfristig die

eigentliche Haushaltsersparnis."

 

Von Julia Paulat, LN

 

ln-online/lokales vom 24.03.2003 19:02

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