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Filmbericht Unfalluntersuchung SR 111 im Schweizer Fernsehen


huschi

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Ich war für ein paar Tage in der Schweiz und habe dort durch Zufall die Filmdokumentation über die Flugunfallermittlung des Absturzes der Swissair MD-11 Flug SR 111 vor der kanadischen Küste auf SF1 gesehen. Die Qualität dieses Berichts, der hochinteressante Einblicke in die Untersuchungsarbeit gewährt, ist für mich eines der qualitativ besten TV-Dokumentationen zu dem Thema Flugunfalluntersuchung der letzten Jahre. Endlich geht es um Fakten und nicht um diese leidigen Spekulationen. Umso erstaunter bin ich, daß ich zu dem Thema SR111, zeitgleich mit der Veröffentlichung des Unfall-Abschlussberichts, jetzt hier im Forum keinerlei aktuellen Hinweise/Diskussionen gefunden habe...???

 

Für alle Interessierten gibt es noch einen Wiederholungstermin auf SFi. Hier die Mitteilung des SFDRS:

 

http://www.sfdrs.ch/content/highlights/dok...030327_2000_SF1

 

FEUER AN BORD - Die Tragödie von Swissair Flug 111

 

Am 2. September 1998 stürzte eine MD-11 der Swissair in der Nähe von Halifax in den Atlantik. 229 Menschen an Bord hatten keine Überlebenschance. Viereinhalb Jahre brauchten die Unfall-Experten des kanadischen Transportation and Safety Boards, TSB, um herauszufinden, was auf diesem Flug wirklich geschah. Es war eine der schwierigsten und aufwändigsten Untersuchungen in der Geschichte der Luftfahrt. Und in diesen viereinhalb Jahren gelangte die Swissair in die Nachlassstundung und verschwand vom Markt.

 

Wiederholungen:

28. März 03 um 06.00 Uhr auf SFi

28. März 03 um 13.16 Uhr auf SF1

29. März 03 um 10.00 Uhr auf SF1

30. März 03 um 05.06 Uhr auf SF1

04. April 03 um 06.00 Uhr auf SFi

 

 

Beim Aufprall aufs Wasser zerbrach die MD-11 in Millionen von Einzelteilen. Sie mussten zuerst vom Meeresgrund geborgen werden, bevor sie nach verdächtigen Spuren untersucht werden konnten. Schon bald einmal war klar, dass an Bord von Swissair 111 ein Feuer ausgebrochen war. Aber: Warum hat es überhaupt brennen können, was hat den Brand ausgelöst und wo genau ist das Feuer ausgebrochen? In mühsamer Kleinarbeit und mit grossem Engagement haben die Experten versucht, in diesem Untersuchungsmarathon möglichst vollständige Antworten auf diese Fragen geben zu können, Antworten, die Einfluss auf die gesamte Luftfahrt haben werden.

 

Zwei Journalisten, der Kanadier Howard Green und der Schweizer Kurt Schaad, begleiteten die Unfalldetektive exklusiv hinter den Kulissen während ihrer langen Ermittlungszeit. Entstanden ist dabei eine aussergewöhnliche schweizerisch-kanadische Koproduktion. Sie dokumentiert einerseits die minutiöse Kleinarbeit der Experten, andererseits bringt sie aber dem Zuschauer auch jene Leute näher, die ihr ganzes Leben in den Dienst der Flugsicherheit stellen. Diese Unfallexperten wollen mit aller Kraft verhindern, dass sich eine Tragödie wie die der Swissair 111 je wiederholen kann.

 

Neben der technischen Aufarbeitung der Flugzeugkatastrophe, musste bei SR 111 auch der tragische Verlust von 229 Menschenleben bewältigt werden. Für die Hinterbliebenen sass der Schock über den plötzlichen Tod ihrer Nächsten tief. Unterstützung in der Trauerarbeit erhielten sie vom damaligen Swissair Care Team, das in Halifax zum ersten Mal im Einsatz stand. Margrit Schilling, Care-Team-Mitarbeiterin der ersten Stunde, erinnert sich an die schwierige Zeit bei der Betreuung der Angehörigen.

 

Im Film stehen diese beiden Teams im Mittelpunkt. Sie sind gleichzeitig an der Arbeit, und obschon sie sich nie treffen, ergänzen sie sich ideal. Beide sind darum bemüht, zur bestmöglichen menschlichen und technischen Verarbeitung dieses tragischen Unglücks beizutragen.

 

Als vor rund 10 Jahren am Stadlerberg eine DC-9 der Alitalia zerschellte, hatte ich Gelegenheit, die Untersuchung der Unfallursache journalistisch zu begleiten. Die Regeln waren klar: der Dokumentarfilm durfte nicht vor dem Schlussbericht erscheinen. Zudem durften die Unfallexperten den Film, bezüglich der faktischen Richtigkeit, vor der Ausstrahlung sehen. Das gleiche Prinzip kam jetzt auch wieder beim Absturz von Swissair 111 zur Anwendung.

 

Flugunfallexperten über die Schulter zu schauen und zu erleben, wie sich aus tausenden von Einzelteilen mit der Zeit ein erkennbares Puzzle ergibt, ist an sich eine spannende Sache. Es ermöglicht aber vor allem den bestmöglichen Zugang zu einer komplexen Materie. Wer denn sonst, als die mit einer grossen Autonomie ausgestatteten Flugunfalluntersucher können den tatsächlichen Geschehnissen eines Flugzeugabsturzes am nächsten kommen?

 

Sie haben einen grossen Vorteil: sie sind nur den Fakten verpflichtet und haben keine juristische Funktion. Das heisst, die Unfallexperten fällen keine Urteile zum Unfallgeschehen. Ihre Aufgabe ist es, weitere Unfälle zu verhindern. Ihre Erkenntnisse münden immer in Sicherheitsempfehlungen. Diese Empfehlungen in Bestimmungen umzusetzen – oder auch nicht – obliegt dann den Aufsichtsbehörden. In den USA der mächtigen FAA oder in der Schweiz dem Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL).

 

Für mich ist denn auch die Aufdeckung von Zusammenhängen, denen meistens eine Verkettung unglücklicher Umstände zugrunde liegen, ein viel wichtigerer Ansatzpunkt, als die Suche nach Schuldigen. Ein auf dieser Voraussetzung basierender Dokumentarfilm findet die besten Informationsquellen bei denjenigen, die am nächsten am Unfallgeschehen sind: den verantwortlichen Experten einer Flugunfalluntersuchung.

 

Am 2. September 1998 stürzte eine MD-11 der Swissair in der Nähe von Halifax ins Meer. Alle 229 Menschen an Bord fanden dabei den Tod. Ein Flugzeugabsturz wird immer von derjenigen Behörde untersucht, auf deren Territorium sich das Unglück ereignet hat. So wollen es die internationalen Regeln. Im Fall von Swissair 111 war es das kanadische Transportation Safety Board (TSB).

 

Im November 1998 war ich erstmals in Halifax und traf mich mit Vic Gerden, dem verantwortlichen Untersuchungsleiter des TSB. Ich konfrontierte ihn mit dem Gedanken, die Untersuchung als Journalist begleiten zu dürfen. Vic Gerden ist ein zurückhaltend höflicher Mensch. Er nahm mein Ansinnen freundlich zur Kenntnis. Ich nehme aber an, dass er nicht sonderlich begeistert war. Sehr wahrscheinlich konnte er sich nicht vorstellen, dass ein Journalist über die ganze Zeitspanne der Untersuchung hinweg absolut dicht halten könnte. Immerhin versprach er, mein Gesuch sorgfältig zu prüfen.

 

Als ich mich im Januar 1999 erkundigte, wie meine Chancen stehen würden, erfuhr ich, dass ein kanadischer Journalist das gleiche Begehren gestellt hatte. Wenn überhaupt, so hiess es, dann nur zu zweit, man würde die Sache weiter prüfen. Im Frühling hatte man dann genug geprüft. Das TSB zeigte sich grundsätzlich einverstanden, dass Howard Green für die kanadische CBC und ich für SF DRS die Untersuchung als Journalisten begleiten konnten. Im Juni waren dann Howard und ich zum ersten Mal gemeinsam in Halifax im Hangar, wo die Untersuchungsarbeiten hauptsächlich stattfanden.

 

Anfänglich befürchteten wir, mit den Dreharbeiten etwas spät dran zu sein. Aber dadurch, dass die Bergung vom Meeresgrund aufwändig und das Flugzeug in mehr als zwei Millionen Stücke zerschellt war, gestaltete sich die Rekonstruktionsarbeit sehr schwierig. Die Untersuchung kam nur langsam voran. Wir rechneten damals mit einer Untersuchungszeit von weiteren zwei Jahren. Dass es dann insgesamt viereinhalb Jahre dauern würde, hätten sich die Experten – und vor allem auch ihre Familien – nicht träumen lassen.

 

Während Howard Green die Aktivitäten in Kanada verfolgte, drehte ich die Untersuchungsarbeit in Zürich. Der Schwerpunkt war aber in Halifax und Ottawa. So war es notwendig, zwecks Aufarbeitung und Koordinierung von Zeit zu Zeit mit meinem Partner in Kanada zusammenzutreffen. Daneben lief für beide die normale Arbeit weiter.

 

Die Unfallexperten mussten sich anfänglich erst an die Anwesenheit von Journalisten gewöhnen. Wir fanden aber nie verschlossene Türen. Wann immer wir wollten, konnten wir bei den Untersuchungsarbeiten des TSB zugegen sein. Es blieb immer genügend Zeit für vertiefende Gespräche. Die Beziehung kann am besten mit ‚gegenseitig respektvolle Distanz’ beschrieben werden.

 

Im Sommer 2002 war der Voruntersuchungsbericht fertig gestellt. Damit konnten wir selbst mit unserer Konzeptarbeit beginnen. Wir hatten rund 170 Kassetten abgedreht, etwa 150 Stunden Material mussten gesichtet und ausgemustert werden. Daraus montierten wir gemeinsam Bänder mit den wichtigsten Sequenzen. Dieses Grundmaterial, etwa 10 Stunden, diente dann je als Basis für die kanadische und die schweizerische Version. Zweieinhalb Monate verbrachte ich dann im Schneideraum. Mitte März war der 100 minütige Film fertiggestellt. Die Ausstrahlung erfolgt am 27. März, am selben Tag, an dem das TSB den Schlussbericht der Öffentlichkeit vorstellen wird.

 

 

Der Abschlussbericht ist auch online verfügbar:

http://www.bst.gc.ca/en/reports/air/1998/a...eport/index.asp

Geschrieben

Hallo huschi,

ich hab die Meldungen in 2 Foren verfolgt und habe schon überlegt, ob ich diesbezüglich hier hinweise posten soll.

 

Das Hauptproblem dürfte sein, dass die Wenigsten SR sehen können.

 

Zwischenzeitlich hat der Abschlussbericht zur Forderung nach rechtlichen konsequenzen geführt. Nachfolgend der Text dazu. Vorher aber noch einen Link zur CVR-Abschrift:

 

http://www.airdisaster.com/cvr/sr111tr.shtml

 

 

Internationaler Flugsicherheitsverband fordert strafrechtliche Ermittlungen gegen FAA

Die Vorsitzende des internationalen Flugsicherheitsverbandes (IASA) Lyn S. Romano forderte heute die Aufnahme sofortiger Ermittlungen wegen strafbarer fahrlässiger Tötung gegen die in diesem Bericht belasteten Parteien, insbesondere die US-Bundesluftfahrtbehörde (FAA). Romano äußerte sich nach Veröffentlichung des Abschlussberichts im kanadischen Halifax über den Absturz des Swissairflugs 111 am 2. September 1998, bei dem alle 229 Passagiere und Besatzungsmitglieder zu Tode kamen.

 

"Die FAA versagte in jeder Hinsicht, um die Sicherheit von 229 Personen an Bord dieses Flugzeugs zu gewährleisten ein Flugzeug, das ich von nun an als einen fliegenden Sarg bezeichnen werde. Ich nehme die FAA für deren versagende Kontrollmechanismen in die Verantwortung.

 

Die Projektmanagementstruktur der FAA stellte nicht sicher, dass die erforderlichen Voraussetzungen vorlagen, um ein mit dem MD-11-Zertifikat kompatibles System zu konzipieren, zu installieren und zu zertifizieren. Die FAA delegierte zudem eine entscheidende Komponente ihrer Aufsichtsfunktion, ohne dass sie dazu aufgrund gesetzlicher oder sonstiger Vorschriften ermächtigt war. Die Organisation, die sie zur Wahrnehmung ihrer Pflichten beauftragte, besaß nicht die erforderliche Qualifikation für die Erfüllung dieser Aufgaben. Ich habe den Bericht noch nicht einmal vollständig gelesen und verfüge schon über Argumente für eine strafrechtliche Untersuchung des kompletten Versagens der aufsichtsrechtlichen Funktion der FAA und ihres fahrlässigen strafbaren Handelns, das den unnötigen Tod von 229 Menschen zur Folge hatte."

 

Romano verlangte erneut Zugang zum vorläufigen Bericht über den Absturz, der im August letzten Jahres nur an eine beschränkte Anzahl von Parteien einschließlich den betroffenen Herstellern und der Fluglinie verteilt wurde.

 

"Ich verstehe nicht, aufgrund welcher Rechtfertigung mir der Einblick in den vorläufigen Bericht verweigert wird, zumal nun die kanadische Verkehrssicherheitsbehörde den Abschlussbericht über den Absturz des Swissairfluges 111 veröffentlicht hat. Ich halte es für eine große Ungerechtigkeit, dass mir der Zugang zu solch einem entscheidenden Element des Untersuchungsprozesses vorenthalten wird, und berufe mich nun auf die kanadischen Behörden, dieses Unrecht zu richten nicht nur in meinem eigenen Interesse, sondern auch im Interesse der nächsten Person, die unter ähnlichen Bedingungen einen Verlust erleidet. Sie fügte hinzu: Ich werde nicht ruhen, bis ich eine Kopie des vorläufigen Berichts in meinen Händen halte."

 

Abschließend forderte Romano die FAA auf, sich proaktiver und progressiver zu verhalten.

 

"Die FAA reagiert nur und führt damit den Verlust unschuldiger Menschenleben herbei. Die FAA waren die entflammbaren Eigenschaften der mit M-PET überzogenen Thermoakkustikisolierungsdecken schon Jahre vor dem Absturz der Swissair 111 bekannt sie rührte aber keinen Finger. Die FAA waren die Funken schlagenden und entflammbaren Eigenschaften der mit Kapton isolierten Leitungen schon Jahre vor dem Absturz der Swissair 111 bekannt sie rührte aber keinen Finger. Sie unternahm nichts, um diese und weitere Probleme zu beseitigen, und mein Ehemann und 228 Menschen starben aus diesem Grund. Ich aber werde etwas dagegen tun. Denn dies war kein normaler Unfall, wie so viele in der Luftfahrtbranche meinten, sondern eine vorhersehbare Katastrophe."

Geschrieben

Muss noch kurz etwas nachschieben. Habe in einem anderem Forum gelesen, dass es früher bei SF DSR mal die Möglichkeit gab, bestimmte Sendungen gegen eine Gebühr von ca. 35,--Schweizer Fränkli auf DVD zu bekommen. Habe SF DSR soeben diesbezühglich angeschrieben und werde hier wieder berichten.

 

Wer es selbst probieren will:

 

http://www.sfdrs.ch/system/frames/highlights/dok/

 

dann unter Kontakte!

Geschrieben

hi munich und hoschi,

 

Soweit ich informiert bin, gibt es alle Dok-Sendungen von SF 1 auf DVD oder Video.

 

Ich sah die Sendung auch, und musste sagen, es ist wirklich mal gut, kommt wieder mal etwas Klarheit ans Licht.

Denn hier in der Schweiz wurden direkt nach dem Unglück die willkürlichsten Gerüchte erzählt. Mich erstaunt es, dass es in den letzten 2 jahren sooo ruhig war.

 

Ich unterstütze eine möglichst schnelle Aufklärung, da ich ja selbst auch êin betroffen bin.

 

Gruess

 

hcn_tvs

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