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Lächeln bei Aeroflot neuerdings erlaubt


akayama

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http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,246807,00.html

 

Lächeln bei Aeroflot neuerdings erlaubt

 

Die russische Aeroflot versucht das negative Image der Sowjet-Ära abzulegen. Trotz eines westlichen PR-Managers kein leichtes Unterfangen - machte die Airline doch lange Zeit mit Abstürzen, Skandalen und schlechtem Service Schlagzeilen.

 

Moskau - "Wir konkurrieren jetzt nicht nur mit Kras Air und Sibir, sondern auch mit British Airways, Air France und Lufthansa", sagt Tatjana Zotowa, Marketingchefin bei Aeroflot - und begründet damit, warum die russische Airline eine Image-Kampagne gestartet hat, die 30 Millionen Dollar kosten soll.

Tom Austin, Chef der dafür angeheuerten britischen PR-Agentur Identica, hat dabei keinen leichten Job. Vom Standard der internationalen Konkurrenz ist Aeroflot noch Dimensionen entfernt. Zwei Jahre lang hat Austin die Image-Korrektur vorbereitet - und stieß dabei auf manche Denkweise, die westlichen Vielfliegern fremd ist. Noch in den neunziger Jahren hieß es bei Aeroflot: "Wir lächeln nicht, weil wir es Ernst nehmen, Sie glücklich zu machen."

 

Aus der bisherigen Geschichte Aeroflots blieben vor allem die negativen Schlagzeilen und der Mangel an Komfort in Erinnerung: 1923 gegründet, machte die Fluglinie durch autoritäre Stewardessen in martialischen Uniformen, routinemäßige Verspätungen und Flugkatastrophen von sich Reden. So erwarb sie den Spitznamen "Aeroschrott".

 

Nach dem Kollaps der Sowjetunion war es durchaus üblich, dass die Crew gegen Bezahlung ein paar Passagiere extra an Bord nahm. Auch Alkoholexzesse der Piloten sollen keine Seltenheit gewesen sein. Zeitweise mangelhafte Sicherheitsmaßnahmen hatten Folgen: Im Jahr 1991 stürzten 36 Aeroflot-Flugzeuge ab, 252 Menschen starben. Für großes Aufsehen sorgte auch der Absturz eines Aeroflot-Airbus' in der sibirischen Tundra 1994. Rund 75 Menschen starben, weil der Pilot seinem 15-jährigen Sohn die Kontrolle über das Flugzeug überlassen hatte.

 

Inzwischen hat sich indes einiges getan: Seit 1995 ist Aeroflot formal ein privatisiertes Unternehmen, auch wenn 51 Prozent der Aktien weiter dem Staat gehören. Um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können, wurden die Sicherheitsstandards verbessert, die Flotte wurde teilweise erneuert. Rund 20 Prozent der Flugzeuge stammen mittlerweile von Airbus und Boeing.

 

Auch die Geschäftsbilanz lässt sich in Zeiten vielfacher Airline-Pleiten durchaus sehen. Dieses Jahr rechnet Aeroflot mit einem Zuwachs des Passagieraufkommens um fünf Prozent, der Nettogewinn soll von rund 75 auf 100 Millionen US-Dollar steigen.

 

"Die Wahrnehmung im Westen ist viel schlechter als die Wirklichkeit", sagt denn auch PR-Direktor Lev Koshliakov. Um das äußere Auftreten zu polieren, werden jetzt die 110 Flugzeuge blau, orange und silber gestrichen. Die Stewardessen erhalten Designer-Uniformen und werden in Freundlichkeits-Trainings geschickt. Auch das Essen soll verbessert werden.

 

Indirekt wird die Image-Kampagne übrigens von der Konkurrenz finanziert: Allein europäische Fluglinien zahlen auf Grund weiter bestehender Regeln aus der Sowjet-Zeit jährlich rund 300 Millionen Dollar als Abgaben für den Nonstop-Überflug über Russland - Geld, das an Aeroflot fließt. Dass während des Irak-Krieges viele Jets über Russland umgeleitet wurden, sorgte für Extraeinnahmen.

 

Bedenken hat der britische PR-Berater Austin noch wegen des Aeroflot-Logos: Die geflügelte Sichel, die von einem Hammer gekreuzt wird, passt nicht so recht zu den neuerdings bunten Flugzeugen mit lächelnden Stewardessen. Umfragen ergaben denn auch, dass die Passagiere die Sowjet-Symbolik größtenteils ablehnen.

 

Trotzdem entschied das Management, das alte Markenzeichen vorerst beizubehalten. Marketingfrau Zotowa: "Es ist doch nur ein Logo."

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