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airliners.de

Autobahn für ein Flugzeug


Moe

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Geschrieben

Das stand heute bei uns in der Tageszeitung:

 

Für den europäischen Airbus A 380 wird in Frankreich eine Idylle zerstört

 

Autobahn für ein Flugzeug

 

Von RP-Korrespondent MATTHIAS BEERMANN

 

PARIS. Wie durchnummerierte Todeskandidaten stehen sie Spalier. 300 alte Platanen am Ortsausgang des Dorfes Levignac in Südwestfrankreich. Mit roter Ölfarbe hat man Zahlen auf die Rinde gepinselt. Denn die knorrigen Riesen, die seit Generationen die Landstraße säumen, haben ihren letzten Frühling erlebt. "Bis zum Herbst", knurrt der Tankwart, "wird alles platt gemacht." Dann liegt seine Autowerkstatt an einer Schwertransport-Trasse, die quer durch den Ort zu den Airbus-Werks-hallen im 25 Kilometer entfernten Toulouse führt. Eine Autobahn für ein neues Flugzeug, den A 380, Europas kühne Antwort auf den amerikanischen Jumbo-Jet von Boeing.

 

Auf der weltgrößten Luftfahrtschau, die noch bis 22. Juni Flugzeug-Fans nach Le Bourget bei Paris lockt, ist der "Luxusdampfer der Lüfte" einer der Messe-Stars. Bisher gibt es nur Modelle zu bestaunen, doch schon Anfang 2004 sollen die ersten Exemplare des A 380 zusammengenietet werden. In Paris haben sie vor zwei Jahren ein Sondergesetz durchgepeitscht: Der Bau einer gigantischen Straße, über die die Bauteile für den Riesenvogel (80 Meter Spannweite, 73 Meter Länge, bis zu 840 Passagiere) nach Toulouse verfrachtet werden sollen, wurde zum "nationalen Interesse" erklärt. Mitten in eine idyllische Hügellandschaft, bisher vor allem bekannt für ihre malerischen Dörfer, Armagnac-Brennereien und die berühmte Enten-Stopfleber, wird seither unter Hochdruck der Airbus-Boulevard geklotzt.

 

In den 49 direkt betroffenen Ortschaften hat sich nach anfänglichem Widerstand schnell Resignation breit gemacht. "Die Leute kuschen, weil sie glauben, dass sie ohnehin keine Chance haben." Die Besitzerin eines Schreibwarenladens in Levignac zuckt mit den Achseln. 240 Kilometer Asphaltband quer durch vier Departements, über kleine Landstraßen. Spezial-Laster unter Polizeischutz, jeder 50 Meter lang, acht Meter breit und bis zu 14 Meter hoch, bilden einen Konvoi, der - bepackt mit vormontierten Rumpfteilen und Tragflächen - im Schritttempo nach Toulouse kriechen wird.

 

Ein irrsinniger Aufwand, aber so beteuert man bei Airbus, "wir haben keine andere Wahl". Denn vom Milliarden-Kuchen A 380 wollen natürlich alle beteiligten Länder ein Stück haben. Wie bei den anderen Modellen der Airbus-Familie wird auch das größte Passagierflugzeug der Welt an verschiedenen Standorten vorgefertigt. Ein Lufttransport der Bauteile ist bei den gigantischen Ausmaßen nicht drin. Also muss eine Spezial-Fähre den A-380-Bausatz einsammeln. Der Rumpf stammt aus Hamburg, die Tragflächen kommen in England an Bord, im westfranzösischen Nantes wird das Cockpit eingeladen. Spanien liefert das Höhenleitwerk zu. Von Bordeaux aus geht es auf Lastkähnen die Garonne flussaufwärts bis zum Hafen von Langon, wo schon die Spezial-Tieflader warten. Endstation: die größten Montagehallen der Welt, die eigens für den A 380 gerade bei Toulouse aus dem Boden gestampft werden.

 

Die Behörden haben hoch und heilig versprochen, dass die Airbus-Piste für den Durchgangsverkehr gesperrt bleibt. Aber da macht sich Paul Boubon keine Illusionen. "Die Straße ist eine optimale Verbindung vom Mittelmeer zum Atlantik. Es wird nicht lange dauern, bis sie auch benutzt wird." Monsieur vermietet im beschaulichen Thermalstädtchen Barbotan-les-Bains Ferienwohnungen an Kurgäste: "Von unseren Quellen und der Ruhe hat bisher der ganze Ort gelebt." 17 000 Gäste kommen im Jahr. "Aber mit der Straße", fürchtet Boubon, "da machen die künftig wohl einen großen Bogen um Barbotan."

 

Den großen Bogen - Boubon kann bis heute nicht begreifen, warum ihn nicht die vermaledeite Straße macht: "Es gibt eine Alternativstrecke." Aber den entsprechenden Vorschlägen einer Bürgerinitiative haben sich die Verantwortlichen samt und sämtlich taub gestellt. Also haben sich die Bagger schon bis auf wenige Kilometer an Barbotan herangefressen. Eine frisch geschlagene Schneise durchquert ein Waldstück, das eigentlich als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist. "Ein Skandal", meint Boubon. "In ein paar Jahren wird ein Gericht das alles für illegal erklären. Aber dann ist es längst zu spät."

 

Quelle: http://www.rheinische-post.de

Geschrieben

Sowas nennt man Forstschritt - schön zu lesen, dass nicht nur das Mühlenberger Loch (auch ehemaliges Naturschutzgebiet) in Finkenwerder dran glauben musste ...

 

Aber wenn wir schon Flieger bauen wollen wie Amis, müssen wir auch wie Amis mit der Natur umgehen, oder ?

Geschrieben

Ich weiß, dass ich mit meiner Meinung oft vereinzelt dastehe, aber ich denke, dass die Wirtschaft wichtiger ist und auch sein muss als die Umwelt! Denn nur so erreicht man Wohlstand und Zufriedenheit.

Geschrieben

A340ST lol würde ich gerne sehen!!!

 

ich bin auch dafür das die umwelt der wirtschaft weichen muss.der A380 hat ja schon sehr viele bestelungen. und wird den amis mit ihrer ( band_akti_brem_logo.gif

 

[ Diese Nachricht wurde geändert von: flusifan am 2003-06-21 09:45 ]

Geschrieben

Sicher, für wirtschaftliches Wachstum muss immer ein Stück Natur geopfert werden, aber in vielen und vorallem in diesem Fall hätte es wesentlich umweltfreundlichere Alternativen gegeben. Allerdings spricht ja bekanntlich nicht nur die Wirtschaft ein Wörtchen mit, sondern noch viel mehr die Politik. Und da lag eben von vorne herein fest, WO der A380 gebaut wird, komme was da wolle.

Geschrieben

Die Autobahn an sich ist wohl notwendig für die A380.

 

Nicht notwendig ist hingegen, ALternativstrecken nicht einmal zu prüfen. Sicherlich gäbe es Mittel und Wege, das Ganze ohne die Zerstörung einer Ortsidylle und den Plantanen zu machen. In Frankreich hat man i.d.R genügend Platz, m Parallel- oder Umgehungsstraßen zu bauen.

 

Sehr schade...

 

Gruß

Alex

Geschrieben

ad LH-A380:

Diese Aussage ist nicht korrekt:

Mit ein bisschen Nachdenken kann man Wirtschaftswachstum - und somit in unserem Wirtschaftssystem - Wohlstand und Zufriedenheit, sehr wohl mit einem weniger an Umweltzerstörung erreichen.

Gerade in diesem Fall stellt sich die Frage ob nicht eine Umgehungsstraße denselben Effekt bei weniger Naturzerstörung gehabt hätte, und selbst in D wäre mit etwas Mut und Vision vielleicht Rostock als A380 Endfertigungsstätte nicht nur die Rettung für das Naturschutzgebiet in HH gewesen, sondern auch steigende Zufriedenheit und Wirtschaftswachstum in einer anderen Region.

Bzgl. vernünftigen Einsatz von Ressourcen und "Wirtschaften mit Hirn" könnte ich DIr aus dem Stegreif einen mehrstündigen Vortrag halten, aber das würde den Rahmen hier sprengen...

Also: Hirnkastl einschalten, Natur erhalten und es sich trotzdem verdammt gut gehen lassen.

 

_________________

http://public-transport.net/airplane.htm

 

[ Diese Nachricht wurde geändert von: A320 am 2003-06-22 23:21 ]

Geschrieben

@Moe: so weit mir bekannt, sind die Pläne für den A340ST leider wieder in einer der untersten Schubladen verschwunden.

 

Das Problem hier wäre ja auch sicherlich, dass man ein Flugzeug bräuchte, dessen Frachtraum von innen grösser wäre, als der Rumpf des A380 von aussen - das wäre wohl derzeit in bisschen viel für Airbus. Ist man doch gerade dabei mit dem A380 neue Maßstäbe zu setzen - da kann man nicht zeitgleich noch wieder einen drauf setzen ...

 

Aber wer weiss - vielleicht erleben wir ja noch einen gestretchten A380 als den Über-Beluga icon_wink.gif

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