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airliners.de

Ex-Kanzler 707


JLennon

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Na, welch Zufall !

 

Wenn Du die ex 10 + 02 meinst, die steht jetzt bei Kingshasa Airlines former "Spirit of Africa" im Dienst. Als reg trägt sie ST-AQI, ist also im Sudan zugelassen.

 

Als ich im März 2000 in Sharjah war, wurde die Nuller gerade umgespritzt und umgebaut. Eines Abends, es war gegen 18.00 Uhr, lief ich in sengender Wüstenhitze gerade von der Serviceramp am oberen Teil des Platzes zurück Richtung Terminal. Wie damals üblich, hob ich den Daumen, als ein Servicewagen vorbeifuhr und sprang auf die Ladefläche auf. "Where do you want to go, man ?" fragte mich ein Mechaniker aus dem Sudan. "To the Terminal" antwortete ich. "Where are you from" ? fragte er. "From Germany". "Oh, Allah is sending me a translator !!!" Say what ?" "We have a big problem with an ex German Airforce Boeing 707, WE CAN NOT READ GERMAN !!!!"

 

Mich hat´s vor lauter Lachen schier von der Ladefläche des Pick Ups gehauen. "It would be a pleasure to assist you", antwortete ich. Wann gibt es schon mal die Gelegenheit, in eine flugtüchtige Nuller zu schauen.

 

Das Chaos war perfekt ! Eine nicht mehr zählbare Menge an Schwarzafrikaner versuchten, das deutsch geschriebene in der 707 irgendwie zu entziffern. Sogar eine Verbindung nach Namibia via Handy wurde hergestellt ! (Ich weiss, ist jetzt nichts für die Pisa-Verantwortlichen...)

 

HEY, WHAT DO YOU WANT HERE, brüllte es mir wie aus 1000 Kehlen in der 707 entgegen. Eine 5-minütige Standpauke des Chefmechanikers beendete aprupt das unfreundliche Verhalten und als er entgegebrüllte, dass ich der deutschen Sprache mächtig wäre, war die Freude grenzenlos.

 

In dem Kasten war aber auch alles auf deutsch beschriftet. Echt alles ! Sogar die Toilettenspülung war mit "spülen" anstatt "flush" gekennzeichnet.

 

Nachdem wir Abschnitt für Abschnitt durchgegangen waren und die Mechaniker alle Begriffe auf englisch notiert haben lud man mich zum anstehenden Ablieferungsflug nach Damaskus ein. Welch ein Drama, das sich nun an Bord der 707 abspielte. Ich überlegte, "soll ich nun meine Freundin alleine im Hotel zurücklassen und einfach......" Forget it, heute ist sie meine Frau und sie hätte es mir mächtig übel genommen !

 

Aber wenigstens zogen mir die Mechaniker die Nuller noch in´s schöne Abendlicht. Genau nach meinen Anweisungen, denn sie wollten mir unbedingt etwas gutes tun. So haben dann 3 Rollen K64 unter tösendem Gelächter Ihren Zweck erfüllt.

 

Viele Grüße

Jens

Geschrieben

Also da kommt ja wirklich Neid bei mir auf. Mach drei Kreuze, dass du sowas erleben durftest. Also für mich persönlich wäre ein solches Erlebnis nur noch durch ne DC-10, L1011 oder 741 zu toppen.

 

Also da hab ich aber gleich ein Paar fragen (denn wieviel Prozent der User dieses Forums haben schon mal eine Nuller von innnen gesehen?):

 

1) Mit welchen Anzeigen oder Devices auf Deutsch hatte die Bodencrew denn solche Probleme? Wo hast du geholfen?

 

2) Was genau haben die denn an der Maschine gemacht?

 

Lass kein Detail aus, und sei es noch so nebensächlich.

 

Danke!

 

regs jl

Geschrieben

Nach dem Ablieferungsflug von Köln/Bonn nach Sharjah wurde die Maschine erst mal im Freien umgespritzt. Ist dort aber völlig normal, da ausser dem Militär niemand Hangars zur Wartung hat.

 

Es wurden die verschlissenen Sitze herausgenommen und durch neue ersetzt. Die waren noch nigelnagelneu aus Lufthansas 707 Zeiten. Denn Kranich und Namen standen auf der Plastikfolie und die Dinger sahen total neu aus.

 

Die Küchen wurden auch völlig demontiert und dort waren die grössten Schwierigkeiten beim Wiedereinbau. Die Bezeichnung "Ofen" statt "Oven" war ja noch harmlos, aber Begriffe wie "erwärmen" oder "kühlen", ganz banale Begriffe wie "auf" oder "zu" kannten die Jungs halt nicht. Statt "Oxygen" stand z.B. "Sauerstoff" und so weiter und so fort. Es war echt der Knüller.

 

Im Cockpit war natürlich alles Standard. Was soll man da auch grossartig verändern. Aber bei der Technik ging es weiter. Namen wie "Ventil" anstatt "valvue" oder "Leitung" statt "cable", "Verbindung" anstatt "link", das kannten die verständlicherweise überhaupt nicht.

 

Es war wirklich Abenteuer pur und manchmal konnte ich mir das Lachen echt nicht mehr verkneifen. Aber die Jungs hatten Humor und gackerten halt mit.

 

In Sharjah erlebst Du immer was.

 

Gruß

Jens

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