akayama Geschrieben 31. August 2003 Melden Geschrieben 31. August 2003 Wie jeden Sonntag gibt es heute auch mal wieder etwas Neues von der Swiss. Ein sehr guter Artikel der NZZ, der wirklich lesenswert ist. http://www.nzz.ch/2003/08/31/wi/page-article92BXZ.html Lufthansa tut sich schwer Der Chef der deutschen Airline, Wolfgang Mayrhuber, traf sich mit Swiss-Präsident Pieter Bouw. Die Zeit der «Nicht-Gespräche» läuft nun aber ab ... Der Lufthansa-Chef suchte darüber hinaus bei seinem Besuch in der Schweiz den Kontakt mit weiteren Wirtschaftsgrössen und führte, wie dies im deutschen Kommunikationsjargon heisst, zahlreiche «Nicht-Gespräche». Er wich dem heiklen Thema Swiss auch im Gespräch mit der «NZZ am Sonntag» nicht aus. Er erklärte auf den Einwand, die Lufthansa werde die Swiss schlucken und zum kleinen Zubringer degradieren, dass sein Unternehmen bereits andere Airlines mehrheitlich beherrsche. Wie das Beispiel Air Dolomiti zeige, lasse man diesen Gesellschaften ihre Identität. Man müsse in einem Konzern hinter den Kulissen die Kräfte bündeln, doch vor den Kulissen dem Kunden eine Auswahl bei den Produkten lassen. ... Die interne (LH) Diskussion dreht sich offenbar vor allem um die Frage, wie die Kapitalmärkte auf eine Übernahme der Swiss reagieren könnten. Die Lufthansa verfügt noch als einzige grosse Airline über ein Triple-B- Rating. Die vergleichsweise günstige Benotung will die Finanzabteilung der Lufthansa keinesfalls aufs Spiel setzen. ... Um den Prozess voranzutreiben, müssten nun bald auch die vorsichtigen Frankfurter zur Einsicht kommen, dass risikolose Merger quasi ein Widerspruch in sich sind. ... Die Swiss-Führung arbeitet derweil weiter an der Erstellung einer zweiten Option. Neidlos muss man die Leistung der Managementspitze anerkennen. Glaubt man gut informierten Quellen bei der Swiss, liegt inzwischen eine Einladung an die Swiss von der Oneworld-Allianz zum Beitritt vor. Die Briten gaben ihren Widerstand schliesslich auf. Möglicherweise auch deshalb, weil sie gerade ein verbessertes Codeshare-Abkommen mit American Airlines verkünden konnten. Damit wird die vergleichsweise schwache Verbindung von British Airways (BA) mit dem amerikanischen Partner auf den massgebenden Nordatlantik-Strecken etwas gestärkt und die Angst vor der Konkurrenz der Swiss mit ihrem Open- Sky-Abkommen in die USA etwas geringer. Dass die Möglichkeit der Allianz von der Swiss noch nicht jubelnd vorgestellt wurde, enthüllt den finanziellen Druck, unter dem die Airline steht. Der Versuch, auch von den Briten eine Kapitalbeteiligung zu erreichen, unterstreicht, dass die Swiss selbst nicht mehr an ihr Überleben nur durch einen Allianz-Beitritt glaubt. Immer drängender wird zudem die Frage eines neuen Betriebskredites für das Unternehmen. Wenn sich die Swiss innerhalb der nächsten acht bis zwölf Wochen keine frische Liquidität in Höhe von einer halben Milliarde Franken sichern kann, muss das Unternehmen - will es ein zweites, völlig chaotisches Grounding verhindern - das geordnete Herunterfahren der Organisation ankündigen. Wie ein Swiss-Insider erklärt, müsse das Unternehmen das organisierte Herabfahren zwei bis drei Monate vor dem Ende ankündigen und brauche dafür «noch einige hundert Millionen Franken Liquidität, um in der letzten Phase Löhne, Waren und Sozialpläne finanzieren zu können». Die Swiss verfügte Ende Juni 2003 noch über rund 800 Millionen Franken an flüssigen Mitteln. Von März bis Juni 2003 verlor das Unternehmen gesamthaft 133 Millionen Franken. Laut Kommerzchef William Meaney verlief der Juli «unerwartet gut», doch die Buchungsstände im September und November sähen «schwach» aus: «Darüber bin ich ein bisschen besorgt.» Weiter erklärte Meaney, das neu eingeführte Billig-Konzept in Europa werde zu Beginn zu Einnahmerückgängen führen und erst Mitte 2004 werde die Kostenbremse voll durchschlagen. Rechnet man also vorsichtig mit einem monatlichen Abfluss von 50 Millionen und berücksichtigt, dass die liquiditätswirksamen Kosten der Restrukturierung in Höhe von 200 Millionen vom Liquiditätspolster bis Ende Jahr abzuziehen sind, dann verfügt die Swiss Ende September de facto nur noch über eine Cash-Reserve von 450 Millionen Franken. Damit nähert man sich schon vor den Parlamentswahlen Mitte Oktober jenem Punkt, an dem die Swiss ihr Ende ankündigen muss. Finanzfachleute halten es für ausgeschlossen, dass die Swiss bei der Variante Alleingang oder auch beim reinen Beitritt zur Oneworld einen Kredit erhält. Die Zeitschrift «Finanz und Wirtschaft» befragte gestern den mit der Kreditbeschaffung beauftragten Banker Hans-Jörg Rudloff. Nach Einschätzung des Blattes sind die «Kreditverhandlungen nicht in der Endphase». Das Zeitfenster zur Rettung der Swiss schliesst sich rasch. [ Diese Nachricht wurde geändert von: akayama am 2003-08-31 15:12 ]
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