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Ryanair-Reportage: von Investitionen und Hoffnungen am Hahn


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Irischer Frühling durch Billig-Flieger

 

Reportage: Ryanair belebt den Hunsrück

Von Karin Umlauff

 

 

Rapsfelder, Pferdekoppeln, Wälder. Alle paar Kilometer ein Dorf. Einsam. Idyllisch. So kennt man den Hunsrück. Eine idyllische, aber einsame Gegend, sollte man meinen. Doch seit die Jets von Ryanair täglich bis zu fünfzehn Mal von hier starten, ist nichts mehr wie früher. Die irische Billig-Airline hat vor zwei Monaten auf dem ehemaligen Militärflughafen ihr deutsches Drehkreuz eröffnet.

 

 

 

Von wo sonst kommt man für 18 Euro nach Oslo oder für neun Euro nach Mailand? Ein Intercity der Deutschen Bahn bringt einen für diesen Preis gerade mal von Köln nach Bonn. Es kommt vor, dass Frankfurter oder Mainzer mal eben für einen Tag zum Sightseeing nach Pisa fliegen. Oder eine vierköpfige Familie mit dem Auto aus München anreist, um am nächsten Morgen zu einer Hochzeit nach Glasgow zu fliegen.

 

Hunsrücker Geschichten

 

Solche Geschichten kann der Hunsrücker Hotelier Matthias Klein seit Februar viele erzählen. Seine Sieben-Zimmer-Herberge "Zum Felsenkeller" im Örtchen Sohren ist seitdem fast immer ausgebucht: "Einmal hatten wir ein deutsch-irisches Paar, das bei uns die Taufe seines ersten Kindes gefeiert hat", erzählt der Hotelier. "Die Familie der Mutter kam mit dem Auto aus Meckenheim, die Verwandten des Vaters mit Ryanair aus Irland."

 

Auf diese Entwicklung hat die Region zehn Jahre lang gewartet: Nachdem die US-Armee 1993 ihren Militärstützpunkt in Hahn zugemacht hatte, ging es in der ohnehin strukturschwachen Gegend weiter bergab: "Damals verlor die Region 800 Arbeitsplätze", und es wurde still im Hunsrück. "Noch schlimmer war, dass die 250 Millionen Mark, die die Amerikaner der Region pro Jahr an Wertschöpfung brachten, wegfielen", erzählt Hagen Suchardt von der mittelständischen Initiative "Regionalrat Wirtschaft" des Rhein-Hunsrück-Kreises.

 

Schon 1992 kam die Idee auf, die Militärbasis in einen zivilen Flughafen umzuwandeln, für Fracht- und Passagierverkehr. Schnell entwickelte sich Hahn in nur acht Jahren zum viertgrößten Frachtflughafen in Deutschland, hinter Frankfurt, Köln/Bonn und München. Dagegen ließ die Entwicklung des Passagierverkehrs auf sich warten. Hin und wieder ein paar Charterflüge nach Mallorca, mehr war nicht drin.

 

"Der Hahn" war bestens geeignet

 

Doch dann kam Ryanair. Dank eines neuen EU-Gesetzes konnte sich die Airline aus Irland europaweit ausdehnen. Wichtiger Bestandteil des Ryanair-Konzepts: Von kleinen Flughäfen aus operieren, um Kosten zu senken. Allerdings sollen die Flughäfen in der Nähe von großen Städten liegen. "Der Hahn", wie die Hunsrücker sagen, war somit bestens geeignet: Frankfurt City ist zwar 126 Kilometer weit entfernt, aber vom Hunsrück aus sind Köln, Saarbrücken, Trier und Luxemburg in weniger als zwei Stunden zu erreichen.

 

Eigentümer des Flughafens Hahn ist die Fraport AG (73,07 Prozent), der auch der Frankfurter Flughafen gehört, sowie das Land Rheinland-Pfalz (26,93 Prozent). Zusammen setzten sie alles daran, Ryanair den Hunsrück schmackhaft zu machen. Im November 2001 war es so weit: Die Airline gab bekannt, sein deutsches Drehkreuz in Hahn zu eröffnen. Zuvor hatten Rheinland-Pfalz und Fraport AG kräftig investiert. Allein die letzten Umbauten des Passagierterminals kosteten 11,5 Millionen Mark. Weiteres Großprojekt: Ausbau der Bundesstraße 50, die künftig vierspurig zur Autobahn A 61 im Osten und zur A1 im Westen führen soll.

 

Ryanair hat Hahn in der Hand: "Sollten sich die Iren entschließen dicht zu machen, müssen sie nur ihre Schilder abschrauben und mit den Maschinen zurück nach Dublin fliegen", schätzt Hagen Surchardt die Situation ein. "Für die Unternehmen hier im Kreis wäre das eine Katastrophe. Sie haben viel investiert." So hat beispielsweise ein Bus-Unternehmer Kredite aufgenommen, um den Bau einer großen Tankstelle inklusive Restaurant direkt beim Flughafen zu finanzieren. Auch Gastronomie- und Kioskbetreiber im Terminal sind finanzielle Risiken eingegangen. Sollte es dem Flughafen gelingen, die Passagierzahl in diesem Jahr wie geplant von 400 000 auf 1,2 Millionen zu verdreifachen, und in den kommenden Jahren weiter zu steigern, dürften sich die Investitionen lohnen. Noch gibt es keine Zahlen, die die wirtschaftlichen Veränderungen seit Februar belegen könnten. Doch rund um den Hahn ist man sich einig: Die ersten beiden Monate lassen hoffen.

 

 

HANDELSBLATT, Samstag, 20. April 2002, 08:10 Uh

 

Interview mit Ryanair Finanz-CEO Cawley

 

Interview: Der Aero-Aldi

 

 

Von Astrid Oldekop, Junge Karriere

 

 

Im Februar hat die irische Billigfluglinie Ryanair im Hunsrück ihr deutsches Drehkreuz eröffnet. Während der Rest der Branche unter den Folgen des 11. Septembers leidet, expandiert Ryanair. Die Iren ärgern die etablierten Fluggesellschaften mit aggressiver Werbung. Mit Dumpingpreisen sorgt Ryanair für Wirbel unter den etablierten Fluggesellschaften. Die Redaktion sprach mit Commercial Director Michael Cawley, dem zweiten Mann bei Ryanair.

 

Wie wird sich die deutsche Binnenluftfahrt in den kommenden fünf Jahren verändern?

 

Michael Cawley: Es wird mehr Auswahl und mehr Wettbewerb geben, die Preise werden sinken. Auch in Deutschland werden wesentlich mehr Menschen fliegen. Diese Erfahrungen haben wir in Großbritannien, Italien, Frankreich und Skandinavien gemacht. Wir wollen die Zahl unserer Fluggäste in fünf Jahren verdoppeln, in zehn Jahren verdreifachen. Pilot bei einem Billigflieger, das heißt: täglich mehrere Ziele anfliegen, jeden Abend zurück zum Heimatflughafen, denn Übernachtungskosten für die Crew müssen vermieden werden.

 

Ist das noch ein Traumberuf?

 

Michael Cawley: Der Beruf des Piloten bleibt attraktiv. Unsere Piloten verdienen durchschnittlich 125 000 Euro im Jahr, dazu kommen Aktienoptionen, die über fünf Jahre laufen und 125 000 Euro wert sind. Damit gehören sie zu den am besten bezahlten in der Branche. Wir haben bereits Personal, das von Lufthansa zu uns gewechselt ist.

 

Welche Auswirkungen hat der Kampf zwischen etablierten Fluggesellschaften und Billiglinien auf die Beschäftigtenzahl in der deutschen Luftfahrt?

 

Michael Cawley: Es wird mehr Jobs für Piloten geben; auch bei Lufthansa muss die Zahl der Piloten nicht unbedingt abnehmen. Pro Flugzeug brauchen wir 30 Leute: Piloten, Ingenieure und Flugbegleiter. Dazu kommen pro Flieger mindestens 50 weitere Personen am Flughafen. In Frankfurt Hahn werden wir zwischen acht und zehn Flugzeuge stationieren, das macht allein fast 1.000 neue Jobs in Frankfurt-Hahn. In Deutschland wollen wir insgesamt vier bis fünf Heimatflughäfen eröffnen. Damit schaffen wir 4 000 neue Jobs.

 

 

HANDELSBLATT, Samstag, 20. April 2002, 08:10 Uhr

 

Eine Erfolgsgeschichte

 

 

Die Ryanair-Chronik

 

 

Ryanair fliegt mittlerweile auf 75 Strecken in 13 Ländern. Im Jahr 2001 wurden 12 Millionen Passagiere gezählt. 44 Maschinen stehen derzeit zur Verfügung. Aber die Airline befindet sich auf klarem Expansionskurs: Gerade wurden 150 Boeings im Wert von 9 Milliarden Dollar bestellt. Erklärtes Ziel: Die größte Airline Europas zu werden. Angefangen hat alles vor 17 Jahren ...

 

 

 

Sohren ein Örtchen, Frechheit Ryanair.jpg

logo_hahn.gif

Noch 2 Tage bis zur Terminaleröffnung

 

 

 

[ Diese Nachricht wurde geändert von: Paddy0 am 2002-04-20 17:34 ]

Geschrieben

Wenn Ryanair zur grösten Airline Europas wird dann ziehe ich ganz schnell nach Amerika, Austarlien oder Asien.

 

HILFE

 

_________________

Good luck, Swiss!

 

[ Diese Nachricht wurde geändert von: Tomas am 2002-04-20 17:35 ]

 

[ Diese Nachricht wurde geändert von: Tomas am 2002-04-20 17:35 ]

 

[ Diese Nachricht wurde geändert von: Tomas am 2002-04-20 17:39 ]

Geschrieben

wow, tomas - um die zwei dämlichen zeilen hinzuklatschen musstest du dich dreimal korrigieren? Respekt!

Geschrieben

Mal abgesehen von Austarlien- kannst du jetzt nochmal korrigieren. icon_smile.gif

 

Der Bericht trifft aber irgendwie genau den Nagel auf den Kopf. Diese "große" Tankstelle mit Restaurant befindet sich gut 1 KM vom Hahn weg. Kurz vor der Abbiegung kannst nochmal volltanken.

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