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Fraport-Mitarbeiter schmiert in Taschkent


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Harte D-Mark für Flughafen in Taschkent

 

Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Fraport-Mitarbeiter wegen Bestechung / Generaldirektor wollte Schmiergeld

 

Bei der Modernisierung des Flughafens von Taschkent in Usbekistan durch die Fraport vor drei Jahren wurde Schmiergeld bezahlt. Zwei deswegen entlassene Mitarbeiter klagen nun gegen Fraport. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen deren Vorgesetzte.

 

VON PETER RUTKOWSKI

 

 

Frankfurt · 24. Oktober · "So etwas darf auf keinen Fall geduldet werden." Fraport-Sprecher Wolfgang Schwalm ist da ganz kategorisch. Korruption und der Name des Frankfurter Flughafenbetreibers in einem Atemzug? Leider so geschehen. 1998 wünschte sich das zentralasiatische Usbekistan einen westlich-modernen Flughafen in seiner Hauptstadt. Auftragsvolumen 26,4 Millionen Mark. Das von der Kreditanstalt für Wiederaufbau vermittelte Geschäft wollte sich Fraport keinesfalls entgehen lassen.

 

127 Fahrzeuge sollten nach Taschkent, Schulung und komplettes Ersatzteillager inklusive. Aber damit Fraport auch nur eine Schraube liefern durfte, wollte der Generaldirektor der "Usbekistan Airways" und Chef des Flughafens Taschkent mit 500 000 Mark geschmiert werden. "Geschäfte mit Usbekistan laufen nur, wenn ,nebenbei' was möglich ist", soll ein Fraport-Hauptstellenleiter gesagt haben, gegen den die Staatsanwaltschaft im Rahmen des 1999 verabschiedeten Internationalen Bestechungsgesetzes ermittelt. Denn das Schmiergeld wurde gezahlt.

 

Auf Umwegen. Der Oberurseler Rechtsanwalt Werner Ronimi, der den Fraport-Einkäufer für Usbekistan in dessen Klage gegen seine fristlose Entlassung vor dem Frankfurter Arbeitsgericht zurzeit vertritt, zeichnet den Hergang der Bestechung nach: Der Fraport-Vertreter in Usbekistan habe die Schmiergeldforderung an seinen Abteilungsleiter gemeldet, der habe wiederum erklärt, mit Fraport gehe das nicht, aber man könne einen Subunternehmer einschalten. Mit dem ersten Kandidaten sei man nicht handelseinig geworden, dann habe der Fraport-Vertreter in Usbekistan die Koblenzer Firma Kroll als Ersatz aufgetan. Kroll habe fingierte Monteursrechnungen ausgestellt und dem Fraport-Mann das Geld in bar übergeben, das dieser wiederum dem Fluglinien- und Flughafen-Chef Arslan Ruzmetov Ende 2000 in Taschkent aushändigte.

 

Usbekische Journalisten bezeichnen Ruzmetov als "einen der korruptesten Männer des Landes". Der Ex-Pilot modernisierte die "Uzbekistan Airways", kaufte angeblich westliche Jets zum doppelten Marktpreis. Im Juni 2002 trat er aber zurück. Vermutungen nach, weil einer seiner Beamten illegal Waffen hortete. Die Schmiergeldzahlung an Ruzmetov kam erst ans Licht, als Subunternehmer Kroll in Konkurs ging, die dortige Staatsanwaltschaft bei Kroll entsprechende Fraport-Belege ohne erkennbare Gegenleistung fand und die an ihre Frankfurter Kollegen sowie Fraport weiterleitete.

 

Nachdem die Staatsanwaltschaft die Büros des Usbekistan-Vertreters und des Einkäufers durchsucht hatte, wurden die beiden Mitarbeiter von Fraport-Innenrevisor Otto Geis zu der Sache befragt, was dieser beim jüngsten Arbeitsgerichtstermin diese Woche zu Protokoll gab. Für Januar 2004 ist der nächste Termin anberaumt.

 

Zu den Kündigungen kam es erst, nachdem der Einkäufer seinen Kenntnisstand vor der Staatsanwaltschaft offengelegt habe. Ronimis Mandant unterschrieb Dokumente, in denen das Schmiergeld von Kroll auftaucht ; "in gutem Glauben, seine Vorgesetzten hätten das geregelt", sagt Ronimi.

 

Der Fraport-Betriebsrat hat den Kündigungen inzwischen wegen "Organisationsverschulden" und "sozialer Aspekte" widersprochen - beide Männer sind an die 60 und praktisch nicht mehr vermittelbar. Die Geschäftsleitung aber hält weiterhin die Geschassten für die Kroll'sche Schmiergeldaktion verantwortlich und fordert das Geld von ihnen zurück. Obwohl die Staatsanwaltschaft gegen alle Beteiligten des Usbekistan-Geschäfts ermittelt.

 

Ronimi argumentiert, dass die Vorgesetzten der Kläger von Anfang an von dem Vorgang wussten. Er verweist auf die "geschäftsüblichen" "NA", was für "Nebenabgaben" oder "nützliche Aufwendungen" steht, bis 1998 sogar steuerlich absetzbar. Bei seiner Vernehmung vor der Staatsanwaltschaft habe der Abteilungsleiter, der die Subunternehmeridee ins Spiel brachte, erklärt, ihm sei bekannt, "dass es sich bei ,NA' um Schmiergeld handelt". Besagter Abteilungsleiter habe auch selbst in ein Schaubild zum Auftragsablauf den Posten "NA-Empfänger" handschriftlich eingetragen. Vom Einkaufsleiter und dem Usbekistan-Vertreter gibt es Rechnungstabellen inklusive Bestechungsgeld. Alles für den Fraport-Vorstand, dessen Sitzungsprotokoll aber keinerlei Einwände verzeichne, erklärt der Anwalt.

 

Fraport hat sich im Juni 2003 unter dem Begriff "Werte-Management" einen Moralkodex gesetzt, der ausführt, was an "Höflichkeitsgeschenken" (bis zu 40 Euro) akzeptabel ist und was nicht. Fraport-Sprecher Schwalm sagt: "Unsere Ethik der Firmenpraxis schließt aktive wie passive Bestechung grundsätzlich aus."

 

 

 

 

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Copyright © Frankfurter Rundschau online 2003

Dokument erstellt am 25.10.2003 um 00:01:02 Uhr

Erscheinungsdatum 25.10.2003 | Ausgabe: S | Seite: 25

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