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Moderne Verkehrsflugzeuge Boeing 757


Zulu

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Moderne Verkehrsflugzeuge (5):Boeing 757

Der Ferienflieger auf Abruf

Der erfolgreiche Zweistrahler war lange das Rückgrat der Urlauberflotten / 2004 ist Schluss

 

 

 

 

Heute sind die Cockpittüren während des Fluges verschlossen, als das noch anders war, bedurfte es an Bord einer Boeing 757 besonderer Aufmerksamkeit, bevor man die Kanzel betreten konnte: Der Arbeitsplatz der Piloten liegt niedriger als das Niveau der Passagierkabine – eine Stufe ist zu überwinden. Das ist einmalig in großen Verkehrsflugzeugen.

 

Im August 1978 begann der Produktionsstart nach Großbestellungen durch Eastern Air Lines aus den USA (schon lange vom Markt verschwunden) und British Airways. Boeing sah die 757 als legitimen Nachfolger ihres ersten großen Verkaufsschlagers, der dreistrahligen 727, die genau 1831 mal verkauft werden konnte. Die 757 bedient sich des Rumpfquerschnitts der erfolgreichen früheren Modelle mit einem Mittelgang und setzt damit die Tradition der Typen 707, 727 und 737 fort. Dazu kamen neue Tragflächen, neue Rumpfnase, zwei effiziente Triebwerke mit hohem Nebenstrom-Verhältnis unter den Tragflächen sowie ein modernes Cockpit mit Bildschirm-Displays anstelle alter Analog-Anzeigen.

 

Im Januar 1983 stellte Eastern die erste Boeing 757 in den Liniendienst – ihren Höhepunkt erreichten die Auslieferungen rund ein Jahrzehnt später. In Europa waren die neuen 757 von Anfang an bei Ferienfliegern beliebt und bildeten etwa bei Condor (Thomas Cook) und LTU lange das Rückgrat der Flotten.

 

Im krassen Gegensatz zu fast allen anderen Modellreihen gab es 16 Jahre lang nur eine einzige Version der 757 – die 757-200 für maximal 224 Passagiere. Lediglich eine erfolgreiche Päckchen-Frachter-Variante steht noch als 757-200PF bei Kurierdiensten wie UPS im Einsatz. Lange Jahre war die 757 im Markt der 150-200-Sitzer beinahe das einzige moderne Angebot, erst in den letzten Jahren drangen gestreckte Versionen anderer Erfolgstypen wie die Boeing-Modelle 737-800 und -900 sowie der Airbus A 321 in diesen Bereich vor und nagten an der ohnehin zurückgehenden Nachfrage für die 757. Ende der 1990er Jahre entschloss sich Boeing dann zur Flucht nach vorn und gewann den deutschen Ferienflieger Condor als Erstbestellerin einer um 7,11 Meter auf 54,08 Meter verlängerten Version 757-300, die ideal für den Bedarf der Urlaubs-Airlines auf stark gefragten Strecken schien. Doch dem Muster war kein Glück beschieden. Zwar entstanden Synergie-Effekte durch die höhere Passagierzahl (maximal 279) – aber die Touristik-Märkte schrumpften in den Folgejahren überraschend stark.

 

Heute sind einige der 757-300 von Thomas Cook in der Wüste abgestellt oder fliegen für andere Gesellschaften, der Verkauf der gesamten Flotte ist beabsichtigt. Auch anderswo fand Boeing nur mühsam Käufer für die lange 757, Continental Airlines wandelte jüngst einen Teil ihrer Bestellungen in Orders für die 737-800 um. Im Oktober fiel daraufhin die lange erwartete Entscheidung: Ende 2004 wird die Produktion der 757 im Werk Renton am Ufer des Lake Washington bei Seattle eingestellt. „Continentals Entscheidung war ein Faktor, aber vor allem die neuen Perspektiven durch unsere geplante völlig neuartige 7E7 Dreamliner und die Konkurrenz im eigenen Hause durch die 737 der neuen Generation", sagt Alan Mulally, Chef von Boeings ziviler Produktion. Damit werden von der 757-300 vermutlich nur 55 Exemplare gebaut werden – nur die verkürzte Boeing 747SP mit 45 Exemplaren ist noch seltener. Von der Version 757-200 dagegen werden bis dahin immerhin 992 Exemplare ausgeliefert sein -– damit zählt der Zweistrahler weltweit eindeutig zu den Erfolgsmodellen.

 

Die 757 war viele Jahre eines der sichersten Flugzeuge überhaupt, der erste Unfall mit Toten geschah erst 1990. Insgesamt sind bis heute acht Totalverluste zu beklagen – davon zwei am 11. September 2001 am Pentagon und in Pennsylvania. Gerade in Deutschland machte die 757 zweimal unrühmliche Schlagzeilen: Im Februar 1996 stürzte eine Birgenair-757 nach dem Start in der Dominikanischen Republik ab, alle 189 Insassen, fast alles deutsche Touristen, starben. Und im Sommer 2002 stieß ein Frachtflugzeug des Kurierdienstes DHL stieß über dem Bodensee mit einer Tupolew zusammen.

 

Andreas Spaeth

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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