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Neues Interview mit Hr. Hunold


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Geschrieben

Mittwoch, 10. März 2004

 

 

Air-Berlin auf Expansionskurs

Joachim Hunold prüft Börsengang und will bis zu 70 neue Flugzeuge kaufen

 

Air Berlin wurde mit viel Geschick zur zweitgrößten Fluggesellschaft in Deutschland ausgebaut

Foto: ddp

 

Berlin - Die Air-Berlin will noch in diesem Jahr entscheiden ob sie an die Börse geht und wie viele Flugzeuge angeschafft werden. Damit stellt sich die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft auf einen immer härteren Wettbewerb ein. Wie wird sich der Tourismus-Markt entwickeln? Welche neuen Ziele will Air-Berlin ansteuern? Mit dem Air-Berlin-Chef Joachim Hunold sprach Ernst August Ginten

 

Berliner Morgenpost: Wie läufts Geschäft?

 

Joachim Hunold: Das Jahr wird nicht wesentlich besser als 2003. Wir werden auch in diesem Jahr durch die neue Ferienordnung beim Pauschalreisegeschäft noch einige Probleme haben.

 

Wie hoch war ihre Auslastung in 2003.

 

Die lag im Schnitt bei 78 Prozent.

 

Sie haben Ihren Umsatz von knapp 700 Mio. in 2002 auf 900 Mio. in 2003 gesteigert und dabei rund 9,6 Mio. Fluggäste befördert. Die Rendite ist sicher nicht schlecht. Warum gehen Sie nicht an die Börse?

 

Wir haben uns in den letzen Jahren zur zweitgrößten deutschen Airline nach der Lufthansa entwickelt. Deshalb prüfen wir jetzt, ob sich ein Börsengang für uns auszahlen würde. Wir würden natürlich eine gehörige Portion Unternehmertum aufgeben, könnten also nicht mehr so flexibel wie bisher auf Marktveränderungen reagieren.

 

Aber Sie denken trotzdem darüber nach und werden sich wann entscheiden?

 

Im Laufe dieses Jahres. Auf unserem Markt wird es einen harten Verdrängungswettbewerb geben. Da muss man schon sehr darauf achten, wie stark die eigenen Ressourcen sind, um eine solche Phase überstehen zu können. Wir haben allein im letzten Jahr 16 Flugzeuge mehr eingesetzt.

 

Bleibt es dabei, dass sie bis 2010 über 50 neue Flugzeuge kaufen wollen und welcher Hersteller bekommt den Zuschlag?

 

Ob es 50 oder 70 werden, steht noch nicht fest. Wir wollen einen Teil unserer derzeitigen Flotte ersetzen und mit dem anderen Teil weiter wachsen - wenn sich der Markt positiv entwickelt. Unser neuer Partner Niki Lauda wird jetzt weiter mit Airbus verhandeln und wir mit Boeing. Ich hoffen, dass wir uns Mitte des Jahres für ein Angebot entscheiden können.

 

Easyjet macht Ihnen jetzt auch in Dortmund Konkurrenz, Hinrich Bischoff will Gexx weiter ausbauen. Alle Billigflieger starten zu den klassischen Ferienzielen. Fühlen Sie sich dem Konkurrenzdruck wirklich gewachsen?

 

Wir haben im letzen Jahr nur rund acht Millionen in den City-Shuttle investiert, das ist relativ wenig. Außerdem machen wir den Briten jetzt im eigenen Land Konkurrenz und fliegen von London-Stansted nach Palma de Mallorca. Die Strecke ist bereits sehr gut gebucht und wird laufen.

 

Sie gelten als Kostenführer und Preisbrecher. Wo sind Sie besser?

 

Wir haben früh genug angefangen, Linie zu fliegen und zwar mit niedrigen Kosten. Wir haben bereits 1998 den Mallorca-Shuttle gestartet - also fast zur gleichen Zeit, als Easyjet in England antrat. Wir haben sehr flache Entscheidungsstrukturen, einen Super-Markennamen und eine junge, motivierte Belegschaft. Bei allen bisherigen Passagierbefragungen haben wir Bestnoten bekommen, die unser Konzept bestätigen.

 

Werden die Deutschen das Reisen wieder entdecken?

 

Ich hoffe es. Aber die Menschen sind aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Situation sehr vorsichtig und verunsichert. Bei den Reiseveranstaltern ist sichtbar, dass die Frühbucherrabatte gezogen haben. Aber im Moment plätschern die Buchungen so dahin.

 

Sind genauso viele Überkapazitäten im Markt wie 2003?

 

Die Planung der Veranstalter im vergangenen Jahr war eine Katastrophe. Es gab zwei Monate, wo die Auslastung einigermaßen gestimmt hat - im August und September. Dieses Jahr ist die Planung etwas realistischer.

 

Wie sieht bei Ihnen derzeit der Mix zwischen Geschäfts- und Privatreisenden aus?

 

Sehr unterschiedlich. Auf Strecken wie Wien oder Zürich sind es über 30 Prozent Geschäftsreisende. Viele davon sind bereits Vielflieger

 

Wollen Sie demnächst auch osteuropäische Metropolen ansteuern?

 

Wir werden ab Mai von Berlin, Hamburg, Düsseldorf und München nach Budapest fliegen. Aber auch Warschau und Prag können wir uns vorstellen.

 

Da will auch ihre Konkurrenz überall hin. Wie viele Charter- und- oder Billigfluggesellschaften haben Platz auf dem europäischen Markt?

 

Es wird auf jeden Fall in den nächsten Jahren auf dem Billigfliegermarkt noch viel Geld verbrannt werden. Man muss jetzt beobachten wie sich das Straßburger Urteil gegen die Subventionierung von Ryanair durch die Fughäfen auswirken wird. Wir erhoffen uns zum Beispiel von unserer Klage gegen den Flughafen Berlin-Schönefeld, dass die Subventionierung ausländischer Billigfluggesellschaften ein Ende findet.

 

Wird es in fünf Jahren überhaupt noch reine Charterflieger geben?

 

Die Pauschalreise wird sich dramatisch verändern. Es wird dazu kommen, dass es auch dafür voll flexible Tagespreise geben wird. Ich rechne damit, dass es bereits in diesem Jahr den ersten virtuellen Reiseveranstalter geben wird. Denn bereits heute schon können Reiseveranstalter über eine Datenleitung bis kurz vor Abflug auf unsere Sitze zugreifen.

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