Lan343 Geschrieben 25. März 2004 Melden Geschrieben 25. März 2004 Hallo! Als neuer User habe ich mir gedacht, dass ich doch auch mal einen Tripreport hier veröffentliche. Meine Reise mit TANS ist jetzt zwar schon etwas länger her (November 2002), aber ich denke wirklich veraltet ist er nicht, und außergwöhnlich allemal . Also viel Spaß! Hintergrund: Zu meiner geplanten Reise nach Iquitos (von Lima aus) fehlte noch der geeignete Flug. Auf dieser Strecke war die einzige Alternative zu TANS Aero Continente, und (auch wenn ich sonst nur geringfügig dem Ruf einer Airline folge) in diesem Fall hatte TANS eindeutig den bessren Ruf (zumindest zu dieser Zeit, da es noch vor dem Absturz bei Chachapoyas war). Preislich lagen beide gleich, und so wurde TANS die "Airline meines Vertrauens" für diese Strecke. 1. Allgemeine Informationen TANS Perú – das „TANS“ steht für „Transportes Aereos Nacionales de la Selva“ – frei übersetzt Nationale Lufttransportgesellschaft des Regenwaldes. Ihre Ursprünge hat TANS Perú auch in Iquitos, der über Straßen nicht erreichbaren Stadt am Amazonas. Sie ging aus einer Division des peruanischen Militärs hervor, die ursprünglich Passagiermaschinen zum Transport von militärischem Personal und Fracht anschaffte. Schließlich wurden regelmäßige Flugverbindungen zwischen Iquitos und Lima angeboten, weitere Städte innerhalb Perus wurden angeflogen und mit den vorhandenen Boeing 737-200 verwandelte man sich in eine zivile Fluggesellschaft. Heute betreibt TANS eine aus Boeing 737-200 und Fokker F-28 bestehende Flotte. Die typischen Touristenziele wie Cuzco oder Arequipa stehen dabei genauso auf dem Flugplan wie Iquitos und weitere regionale Ziele im Norden. 2. Buchung Die Buchung wickelte ich zunächst über ein Reisebüro ab; allerdings änderten sich später meine Reisedaten, und so buchte ich später direkt bei TANS um, da das Reisebüro eine Gebühr dafür verlangte, TANS selbst aber diese Umbuchung kostenlos vornahm. Auch wenn das Reisebüro in diesem Fall seriös war, empfehle ich Flüge in Peru immer direkt bei der jeweiligen Fluggesellschaft zu buchen. In diesem Fall nämlich kann man auch direkt Sitzplätze reservieren und bekommt die Informationen sozusagen aus erster Hand. Die Buchung und Umbuchungen waren jedoch beide unkompliziert, und es vielen keine Mehrkosten an. Ich konnte auch schon direkt Sitzplätze reservieren; mir wurden dabei jeweils Plätze in der zweiten Reihe am Fenster zugesagt. Meine Flüge von Lima nach Iquitos und zurück waren jedoch nicht nonstop: Auf dem Hinflug wurde ein Stop in Pucallpa, und auf dem Rückflug ein Stop in Tarapoto eingelegt; beides eher kleine Städte, geographisch ungefähr auf der Hälfte der Luftlinie zwischen Lima und Iquitos gelegen. 3. Check-in und Boarding Am Morgen des Abfluges fand ich mich schon früh am Flughafen ein. Der TANS-Schalter war bereits geöffnet und zum Glück gab es noch keine langen Warteschlangen. Beim Einchecken machte ich die Dame noch einmal auf meine reservierten Sitzplätze aufmerksam; ihr Gesichtsausdruck jedoch verriet, dass von einer Sitzreservierung anscheinend nichts im Computer stand. Sie sagte, für mich wären keine Plätze reserviert worden, aber sie würde mir gleichwertige geben. Ich landete schließlich in der vierten Reihe am Fenster – das war immer noch vor der Tragfläche und somit war daran auch nichts auszusetzen. Wie auch bei meinem Flug nach Cuzco mit LanPeru wurde mir mitgeteilt, die Abflugzeit sei nach vorne verlegt worden, und ich habe mich deswegen besonders zeitig am Gate einzufinden. Für mich aber war schon klar, dass es im Endeffekt nicht früher losgehen würde, und dementsprechend hetzte ich mich nicht so sehr ab wie ich es bei meinem Flug mit LanPeru getan hatte. Nach dem Check-in und des Bezahlens der Sicherheitsgebühr kam ich schließlich zu den Sicherheitskontrollen und zum Abfluggate. Wie erwartet tauchte die Großzahl der für das Abfertigen dieses Fluges zuständigen Belegschaft nicht früher auf als für die ursprüngliche Abflugzeit vorgesehen. Dann ging es los mit dem Boarding – allerdings nicht wie man es vielleicht von anderen Airlines gewohnt war, sondern á la TANS: Während sich zwei der drei Damen über sicher wichtige Themen unterhielten (zumindest guckten sie so ) und durch die Glaswand auf das Vorfeld sahen, wo dann auch irgendwann unsere Maschine stehen sollte, ging eine Dritte durch die Reihen und fragte jeden nach seiner Bordkarte. Diese riss sie aber nicht ab, sondern hakte nur den Namen auf ihrem Klemmbrett ab. Komisch, eigentlich reicht es doch, die Namensliste mit den an Bord gegangenen Passagieren zu vergleichen?! Aber naja, wenn es ihr Spaß macht soll sie es tun. Mit der Zeit trudelten dann auch immer mehr Passagiere am Gate ein, auf dieser Strecke offensichtlich auch viel mehr Einheimische als auf dem Flug nach Cuzco, die u.a. auch Topfpflanzen mit an Bord nehmen wollten. Langsam wurde mir klar, warum hier eine extra-Dame abgestellt war um die Bordkarten zu überprüfen: Ihre Zusatzaufgabe bestand wohl darin, nicht erlaubtes Handgepäck nachträglich noch als normales Gepäck aufzugeben, und davon gab es eine ganze Menge. Während die extra-Dame dann also noch fleißig Diskussionen über Topfpflanzen führte, kam schließlich die Maschine angerollt, und kurze Zeit später ging es los. TANS verzichtet beim Boarding offensichtlich auf Ansagen (eine Anlage für solche Ansagen ist in Lima auch nicht vorhanden; deswegen macht es auch LanPeru so, dass sie ihre eigenen Lautsprecher mitbringen), aber man sieht ja, wenn die Tür aufgeht und sich alles in Bewegung setzt. Jetzt wurde zu meiner erneuten Verwunderung nicht der größere Teil der Bordkarte wie üblich, sondern der kleinere abgerissen und einbehalten. Aber naja, ich hatte ja schon gesehen, dass TANS alles ein bisschen anders handhabt... Das Check-in in Iquitos wurde von meinem Touristenführer übernommen und ich bekam wieder einen Fensterplatz in einer der ersten Reihen zugewiesen. Das Boarding verlief diesmal „normaler“, d.h. vorher gab es keine Extrakontrolle und man konnte direkt zum Flugzeug gehen. Der einzige Unterschied bestand in den Bordkarten, welche hier aufgrund der fehlenden Drucker von Hand geschrieben wurden (das war allerdings auch kein Problem). 4. An Bord – Ausstattung und Komfort Die Boeing 737-200 sah an sich sehr gepflegt aus: die Wände waren mit dem TANS-Logo versehen, genauso wie die einheitlich gestalteten Sitze. Der Sitzabstand an sich war recht klein und die Sitze recht hart, aber für die kurze Reise ließ es sich auch noch gut aushalten. Anfangs saß ich in einer vollen Dreierreihe am Fenster, dann aber setzten sich meine zwei Sitznachbarn irgendwo anders hin zu ihren anderen Freunden, und nur der Gangplatz wurde wieder neu besetzt, das bedeutete mehr Bewegungsfreiheit. Auf dem Rückflug ging es genauso, nur dass ich hier von Anfang an eine komplette Reihe für mich alleine hatte. Was mir auffiel, war die unterschiedliche Konfiguration der Küchen in den Boeings; offensichtlich waren sie also von anderen Airlines gekauft worden. Allerdings machte die Maschine auf dem Rückflug einen genauso gepflegten und sauberen Eindruck und war von den Farben und Logos her gleich gestaltet. 5.An Bord – Service Tja, das mit dem Bordservice ist bei TANS so eine Sache. Nachdem die mäßig freundlichen Flugbegleiterinnen uns begrüßt hatten und die Sicherheitsvorführung vorrüber war, sprach die Chefstewardess noch von einem Frühstück, dass auf dem ersten Flugabschnitt von Lima nach Pucallpa serviert werden würde. Das „Frühstück“, wie sie es genannt hatte, bestand aus einem fertig verpackten Kuchen, wie man ihn in Peru in jedem Supermarkt und kleinen Laden kaufen kann, und einem Trinkpäckchen. Am Anfang lagen unter den vielen Apfelsaftpäckchen wohl auch noch ein paar andere Sorten, aber die waren schon in den ersten Reihen vergeben worden. Soviel zum Thema Bordservice. Auf dem Rückflug von Tarapoto nach Lima gab es dasselbe, nur die Flüge von und nach Iquitos wichen davon ab: Hier gab es auf dem Hinflug TANS-Bonbons und auf dem Rückflug nichts (trotz gleicher Flugzeit). Außerdem gab es auf der Strecke Tarapoto – Lima neben dem „Abendessen“ noch eine Zeitung für jeden. 6. Pünktlichkeit und Anschlussverbindungen Anschlussverbindungen hatte ich mit TANS keine; bei den Stops konnte man immer im Flugzeug bleiben. Ansonsten aber denke ich gibt es bei TANS keinen Transferservice für das Gepäck (wie es in Lima generell keinen zu geben scheint), d.h. bei einem etwaigen Anschlussflug muss man erst sein Gepäck wieder in Empfang nehmen und anschließend wieder neu einchecken. Pünktlich waren ansonsten alle Flüge. 7. Negative Erfahrungen mit TANS Neben dem nicht üppigen, aber immer hin vorhandenem Bordservice sind mir seitens der Crew noch ein paar Dinge aufgefallen: Da wäre zum ersten Mal das mit den Sicherheitsvorführungen. Die langweiligen wahrscheinlich so ziemlich jeden, aber sie müssen gemacht werden. Und obwohl auf dem Hinflug nicht Spanisch sprechende Passagiere in Pucallpa einstiegen, wurden die anschließenden Vorführungen nur noch auf Spanisch gemacht. Das ist jetzt nicht soo schlimm, man hat ja schließlich auch noch die Sicherheitskarte, aber dennoch wäre genug Zeit für ein paar kurze englische Erklärungen gewesen. In puncto Sicherheit hatte ich soweit ein gutes Gefühl (soweit man das als Laie beurteilen kann), allerdings „vergaß“ die Crew anscheinend, vor der Landung in Iquitos noch einmal die Sitzgurte und -lehnen zu kontrollieren. So waren die meisten Lehnen nicht hochgeklappt und wahrscheinlich auch nicht jeder Sitzgurt angelegt. Die Landung war nun sehr ruhig und nichts passierte, aber es wurde noch nicht einmal mit einer Ansage vorher aufgefordert, sich anzuschnallen. Zeit dafür wäre auch en masse gewesen, denn überlastet war die Crew auf gar keinen Fall. Zum Thema Freundlichkeit ist noch zu sagen, dass sich das gesamte Bordpersonal in diesem Punkt sehr zurückhielt. Auf dem Hinflug ging es noch einigermaßen mit der Freundlichkeit, aber vor allem auf dem Rückflug schien sich die Crew auch untereinander nicht besonders gut zu verstehen. Während man noch beim Warten am Gate beobachten konnte, wie zwei Stewardessen lachend Fotos vor dem Flugzeug machten, war dieses Lachen an Bord komplett verschwunden und durch missmutige Blicke ausgetauscht worden. Besonders schräg wurde ich angeguckt, als ich auch eine spanische Zeitung haben wollte. Die Stewardess wollte anscheinend nicht glauben, dass ich auch das ein- oder andere Wort spanisch sprach und zögerte zunächst mit einem kritischen Blick, bevor sie mir schließlich doch die Zeitung gab. Was hatte sie bitte dabei zu verlieren? Sie musste die Zeitung doch nicht bezahlen. Auch schleierhaft war mir das Nicht-Stattfinden des Bordservices. Es gab zwar Turbulenzen, aber die hielten nicht den gesamten Flug über an, und es wäre immer noch genug Zeit für Bonbons gewesen. Aber die Damen zogen es vor, sich in die erste Reihe zu setzen, Kreuzworträtsel zu lösen oder zu schlafen. In Tarapoto dann stiegen noch ein paar Mechaniker zu. Sie belegten die erste Reihe auf der anderen Seite und bekamen sehr großzügig noch weitere Trinkpäckchen ausgehändigt. Von den Piloten war auf keinem Flug etwas zu hören, außer der Aufforderung an das Kabinenpersonal, zum Start bzw. für die Landung ihre Sitzplätze einzunehmen. Alles in allem also vermittelte das Bordpersonal keinen guten Eindruck in Sachen Servicebereitschaft, Freundlichkeit und Sicherheitsbewusstsein. 8. Fazit Die Flüge an sich waren nicht besonders lang, und so war es auch nicht schlimm, wenn es eben mal keine Bonbons gab oder der Pilot keine Ansprache hielt. Aber angenehm wäre es auf jeden Fall gewesen, und was mich wirklich gestört hat waren die fehlenden Kontrollen auf dem Hinflug. Ich würde TANS als eine von der Freundlichkeit und vom Service her mittelmäßige Fluggesellschaft einstufen. Auch die Kabine war immer sauber und die Sitze voll funktionsfähig. Wie es jetzt mit der Sicherheit aussieht weiß ich nicht. Ich würde aber auf jeden Fall sagen, dass man mit TANS fliegen kann (wenn schon LanPeru nicht auf der Strecke fliegt), ohne Angst haben zu müssen. Und müsste ich noch einmal zwischen Aero Continente und TANS entscheiden, würde ich wahrscheinlich auch wieder TANS nehmen. [ Diese Nachricht wurde geändert von: Lan343 am 2004-03-25 22:14 ]
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