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728JET

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Interview aus der "Welt" von morgen:

 

DIE WELT: Herr Alvarez. Ist Fairchild Dornier noch vor dem Konkurs zu retten?

 

Antonio Alvarez: Ich würde nicht darüber reden, wenn ich nicht daran glaubte. Der Insolvenzverwalter, die Banken und der Staat arbeiten sehr gut zusammen. Das ist ein positives Signal. Außerdem hat Fairchild Dornier großartige Produkte. Sonst wären doch ursprünglich nicht Aufträge über zehn Mrd. Dollar hereingekommen.

 

DIE WELT: Diese Faktoren können eine Pleite nicht verhindern.

 

Alvarez: Die Liquidität ist zumindest erst einmal wieder da. Die Banken haben einen Massekredit von 90 Mio. Dollar gewährt; damit wird sowohl die Fertigung des 40-Sitzers 328 Jet als auch die Entwicklung des 728 Jet zunächst in Gang gehalten. Zudem übernimmt der Staat nach dem Insolvenzrecht die Bezahlung der Löhne bis zum 30. Juni. Und wir haben dem Unternehmen durch strikte Kostenkontrolle und ein effektives Liquiditäts-Management 90 Mio. Dollar Luft verschafft. Das sind insgesamt mehr als 200 Mio. Dollar. Damit haben wir Zeit gewonnen, um einen Investor zu finden.

 

DIE WELT: Boeing und der Airbus-Hersteller EADS haben schon abgewinkt. Auch der kanadische Konkurrent Bombardier scheint nicht interessiert. Wer bleibt da noch übrig? Immerhin muss ohne Retter am 30. Juni der Konkurs eröffnet werden.

 

Alvarez: Angesichts der Gespräche, die zurzeit geführt werden, möchte ich nur eines sagen: Ich bin vorsichtig optimistisch.

 

DIE WELT: Wie konnte es überhaupt zu einer so tiefen Krise kommen?

 

Alvarez: Das Unternehmen hat mehrere Probleme, die im Zusammenhang miteinander stehen. So mussten wir feststellen, dass die tatsächlichen Kosten höher waren als erwartet. Bei der Entwicklung des neuen Jets ist es zu Verzögerungen gekommen, weil einige Lieferanten die gewünschten Teile nicht wie vorgesehen konstruieren konnten. Aber der wichtigste Faktor war der 11. September 2001. Nach den Terroranschlägen erlebte die Firma wie viele in der Branche die Stornierung und Verschiebung von Aufträgen. So wurde im ersten Quartal ein Flugzeug ausgeliefert - fünf waren geplant.

 

DIE WELT: Nun werden doch weitere Millionen gebraucht?

 

Alvarez: Entscheidend ist, dass ein strategischer Partner gefunden wird, mit dem Größenvorteile genutzt werden. Die Umsatzdimension ist letztlich entscheidend für die Verhandlungen mit den Zulieferern. Und je größer das Einkaufsvolumen, desto mehr bleibt nach Abzug der Kosten übrig. Wenn der Einkäufer aber wie Fairchild Dornier auf Dauer zu wenig abnimmt, dann hat er ein strukturelles Problem: Die Margen stecken in der Klemme. Das passiert nicht, wenn die Firma eine große Mutter im Rücken hat. Für Boeing oder dem Airbus-Hersteller EADS ist das praktisch unbekannt, weil sie einfach eine Macht auf dem Markt sind.

 

DIE WELT: Welche Option bleibt, wenn die beiden Großen der Branche nicht zugreifen?

 

Alvarez: Es gibt natürlich auch die Möglichkeit, dass ein Militär-Lieferant bei Dornier Fairchild einsteigt. Denkbar ist da zum Beispiel der französische Dassault-Konzern. Dass die Kombination von Regional- und Militärflugzeugbau sinnvoll ist, beweist der brasilianische Dornier-Konkurrent Embraer.

 

DIE WELT: Ist das die letzte Option?

 

Alvarez: Natürlich wäre auch ein Verkauf von Einzelteilen eine gute Lösung. Hier gibt es durchaus Interessenten, mit denen Größenvorteile genutzt werden könnten. Ich versichere Ihnen, unsere Leute spielen rund um die Uhr alle Szenarien durch: vom gesamten Verkauf der Firma bis hin zur Liquidierung und dem Verkauf von Vermögenswerten. Sie werden eine Lösung finden.

 

DIE WELT: Wie sieht der Notfall-Plan aus, falls bis zum 30. Juni kein Investor gefunden ist?

 

Alvarez: Die Entwicklung des neuen Jets könnte zunächst eingefroren werden und die 750 Konstrukteure eine Ingenieurgesellschaft bilden. Die Fertigung des 328 Jets macht Umsatz und könnte im eigentlichen Insolvenzverfahren weiterlaufen. Gleiches gilt für das Geschäft mit der Wartung und die Montage von Heckflossen für Airbus-Maschinen.

 

Gruß

728JET

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