Flugplan Geschrieben 7. Mai 2004 Melden Geschrieben 7. Mai 2004 - Von Andreas Möser - Frankfurt, 7. Mai (Reuters) - Die meisten größeren deutschen Flughäfen geraten einer Studie zufolge wegen ihrer hohen Gebühren im europäischen Wettbewerb ins Hintertreffen. "Nach London und Athen sind die Flughäfen in Deutschland die teuersten in Europa", heißt es in einer Reuters vorliegenden aktuellen Studie der Unternehmensberatung A.T. Kearney. Angesichts der gesamtwirtschaftlichen Bedeutung des Luftverkehrs bedeute dies nicht nur für die deutschen Fluggesellschaften einen erheblichen Standortnachteil. Untersucht wurden zwei Dutzend europäische Flughäfen. Von den neun deutschen Flughäfen liegen nur der im Billigfluggeschäft aktive Flughafen Hahn im Hunsrück und der Flughafen Hamburg mit ihren Gebühren unter dem europäischen Durchschnitt von 23,38 Euro. In Hamburg summieren sich für die Fluggesellschaften die Entgelte für Landung, Infrastruktur, Abstellen der Flugzeuge, Sicherheit sowie Fluggastgebühr auf durchschnittlich 20,66 Euro pro Passagier, in Hahn auf 11,70 Euro, dem niedrigsten Wert unter den europaweit untersuchten 24 Flughäfen. An der Spitze der Gebührentabelle von A.T. Kearney stehen London-Heathrow mit 33,29 Euro und Athen mit 33,04 Euro gefolgt von den deutschen Flughäfen Frankfurt (29,10 Euro), Hannover (28,88 Euro), Köln-Bonn (28,73 Euro) und München (28,47 Euro). Auch Düsseldorf (25,72 Euro), Stuttgart (25,69 Euro) und Berlin-Tegel (24,61 Euro) liegen über dem Durchschnitt. "Die hohen Kosten an deutschen Flughäfen sind in der Regel Folge expansiver Ausbauplanungen, mit denen oft kostspielige Überkapazitäten geschaffen wurden", urteilen die Autoren der Studie, Ingo Willems und Jörn Grotepaß. Hannover, zur Weltausstellung im Jahr 2000 aufwendig erweitert, steche hier besonders hervor. Der Flughafen Köln-Bonn habe nur durch gezielte Anwerbemaßnahmen die beiden wichtigsten deutschen Billigfluggesellschaften Germanwings und HLX gewonnen. Nach Ablauf der Fristen für diese Marketingzuschüsse dürfe es dort noch erhebliches Diskussionspotenzial geben. NOCH ERHEBLICHES SPARPOTENZIAL "Auch ohne die von den Flughäfen in der Regel nicht beeinflussbaren Sicherheitsentgelte und Flughafensteuern ändert sich das Bild wenig", heißt es in der Studie. "Viele der großen Flughäfen haben glücklicherweise noch ein erhebliches Kostensenkungspotenzial", sagt Willems. Der wachsende Wettbewerb der Fluggesellschaften setze auch die Flughäfen unter Druck. "Bei den Fluggesellschaften wird inzwischen jeder Cent umgedreht", sagt Willems. Bereits wenige Euro Differenz bei den Flughafengebühren seien ein wichtiges Standort-Argument, vor allem für Flüge in Europa mit mittlerweile sehr günstigen Ticketpreisen. "Nehmen Sie beispielsweise die relativ nahe beieinander liegenden Flughäfen Amsterdam, Düsseldorf und Brüssel. Dort herrscht ein immenser Wettbewerb", sagt Willems. Von den drei genannten Flughäfen ist Düsseldorf für die Fluggesellschaften der teuerste. VERALTETE STRUKTUREN AUF FLUGHÄFEN Jahrzehntelang seien Mehrausgaben nach dem vorherrschenden "Kostenzuschlagsprinzip" auf die Gebührenentgelte umgelegt worden. Subventionszahlungen der in der Regel öffentlichen Anteilseigner hätten zudem nicht gerade für Kostenbewusstsein der Flughäfen gesorgt, erläutert Grotepaß. "Es gibt auf den Flughäfen auch ein Strukturproblem. Die Wertschöpfungskette ist oft noch sehr tief." Die Flughäfen würden die meisten Dienstleistungen noch immer selbst anbieten. Das Beispiel des Hamburg Airport, der bereits fast zur Hälfte in privater Hand sei, zeige, dass sich die Auslagerung von Aufgaben günstig auf die Gebühren auswirken könne.
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