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airliners.de

Strafgefangene bei Lufthansa


Bobby

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Diesen Artikel habe ich bei Recherche zufällig gefunden. Der Vorfall liegt schon fast 2 Jahre zurück,

ist einfach unglaublich, lest selber.

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erschienen am 22. Aug 2002 im Hamburger Abendblatt,

von Jens Meyer-Odewald :

 

Ticket-Skandal: Klage droht LUFTHANSA.

Die Fluggesellschaft prüft rechtliche Schritte gegen die Justizvollzugsanstalt Glasmoor.

Es geht um Millionen Daten.

 

 

Die Justizvollzugsanstalt Glasmoor in Norderstedt war jahrelang Zentrum eines internationalen Handels mit vertraulichen Daten. Hier wurden illegal Listen mit persönlichen Angaben von Lufthansa-Passagieren erstellt - mit Namen, Kreditkartennummern, teilweise sogar mit Adresse und Unterschrift - und meistbietend verkauft. Die Lufthansa will jetzt strafrechtliche Schritte gegen die Haftanstalt prüfen.

 

"Diese Flugscheine und Daten können nur durch einen eklatanten Verstoß gegen die Aufsichtspflicht der Behörden nach draußen gedrungen sein", sagt Sprecher Thomas Jarchow. Besonders schwerwiegend sei, dass die Lufthansa schon einmal auf Sicherheitsmängel hingewiesen habe, offensichtlich aber nichts passiert sei. Das Unternehmen hatte im Gefängnis Glasmoor abgeflogene Flugscheine von Häftlingen glätten, säubern und sortieren lassen, um die Tickets anschließend aus abrechnungstechnischen Gründen zu scannen. Auftraggeber war die Gesellschaft für Dokumentenbearbeitung (GBD) in Norderstedt, eine Lufthansa-Tochter mit 160 Mitarbeitern. Monat für Monat gingen mehrere hunderttausend Dokumente durch die Hände der Häftlinge, darunter oft auch Gutschriften des Lufthansa-Rabattsystems "Miles & More".

 

Neben geheimen Daten wurden in großem Stil auch abgeflogene Lufthansa-Tickets aus dem Gefängnis geschmuggelt. So gelangten unter anderem Details über eine Reise des Topmodels Claudia Schiffer von New York nach Frankfurt auf den Daten-Schwarzmarkt, angereichert mit der geheimen Nummer ihrer American-Express-Karte. Auch Franz Beckenbauer und Tennisprofi Michael Chang, der für 8522,50 Mark nach Südafrika düste, sind vom Sicherheitsloch im Knast betroffen. Das Abendblatt konnte entsprechende Listen, die aus Glasmoor herausgeschmuggelt wurden, einsehen.

 

Beckenbauers Büro beim FC Bayern München ("Das darf doch nicht war sein!") reagierte wie das Management Claudia Schiffers ("Unfassbar!") entsetzt. Nach Abendblatt-Informationen sind weitere Prominente betroffen.

 

"Der Handel mit vertraulichen Daten florierte", sagte ein ehemaliger Glasmoor-Häftling dem Abendblatt. Begehrt seien auch Informationen über normale Passagiere gewesen - Vielflieger aus der Business- und First-Class. Speziell aus der kanadischen Großstadt Vancouver sei "erstklassige Datenware" in die Haftanstalt gekommen. Angereichert mit Adresse, Unterschrift und Geheimnummer. Der Kurs: 50 Euro für zehn dieser "erstklassigen" Datensätze. Durch sie konnten die Abnehmer zum Beispiel erfahren, wie oft und wie lange ein Geschäftsmann nicht zu Hause war - einfaches Spiel für Einbrecher.

 

"Die Promi-Tickets und Schnipsel mit Unterschriften haben wir in unseren Hosentaschen aus dem Arbeitsbereich gebracht", verrät ein Häftling auf Freigang. "Die Kreditkartendaten wurden auf Schmierzetteln notiert." Über die öffentlichen Fernsprecher im Gefängnis oder durch Besucher wurden die Informationen nach draußen geschafft. "Völlig problemlos", heißt es unisono. Da bis vor einem Jahr noch Wirtschaftskriminelle für den Lufthansa-Job arbeiten durften, war klar, wie wertvoll die Angaben in gewissen Kreisen sein können.

 

"Diese Vorfälle sind schlimm, ich kann sie aber nicht vollkommen ausschließen", sagte Gefängnisdirektor Wolfgang Schuchardt zum Abendblatt, "wir haben ordnungsgemäß kontrolliert und Stichproben durchgeführt." In einem offenen Vollzug sei aber keine totale Überwachung möglich - dessen sei sich der Auftraggeber bewusst gewesen. Bei Tageslöhnen von umgerechnet sieben Euro sind dringend benötigte Aufträge in der Anstalt natürlich konkurrenzlos preiswert.

 

Wie viele Daten aktuell noch auf dem grauen Markt zu kaufen sind, ist ebenso unbekannt wie die Höhe des Schadens. Fest steht: Durch Betrug mit Kredit- und Scheckkarten entstand in Deutschland 2001 ein Schaden von 75 Millionen Euro.

 

Die Justizvollzugsanstalt erklärt: Im offenen Vollzug sei keine totale Überwachung möglich - das wußte der Auftraggeber.

Geschrieben

Unfassbar, dass man solche sensiblen Daten Kriminellen zugänglich macht. Eine Klage der Lufthansa gegen die Haftanstalt ist ja wohl auch ein Witz. Eigentlich sollte man als LH-Kunde die LH verklagen, dass sie so etwas auch noch zugelassen hat.

Geschrieben

Lustig, dass das Thema wieder ausgebuddelt wird. In Hamburg war die Geschichte für ein paar Tage ein Dauerbrenner. Danach wurde es still, da herauskam, dass für ähnliche Arbeiten nahezu jeder Konzern - und sei es über Umwege - eine JVA mit ähnlichen Aufträgen eingedeckt hat. Strafgefangene sind halt günstige Arbeitskräfte... Die LH hatte nur "Pech", dass es bei denen zum Missbrauch gekommen ist... Hätte aber jede andere Firma auch treffen können.

 

[ Diese Nachricht wurde geändert von: FloHH am 2004-07-18 00:47 ]

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