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"Alitalia kann nur noch 20 Tage überleben"


Moe

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Spiegel online:

Trotz verschiedener Rettungsversuche eskaliert die Krise bei Italiens staatlicher Fluggesellschaft Alitalia. Nun warnt auch die Firmenspitze selbst, dass der Kollaps unmittelbar bevorsteht. Die Aktie verliert deutlich.

 

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,314772,00.html

 

Handelsblatt:

Alitalia steht vor Bruchlandung

 

Trotz aller verzweifelter Rettungsversuche befindet sich die marode Alitalia weiterhin im Sturzflug. Die selbst gesetzten Umsatzziele und der erhoffte Aufschwung bei den Passagierzahlen konnten in diesem Sommer nicht erreicht werden.

HB ROM. Und es sind nicht etwa Analysten oder Wirtschaftsexperten, die Alarm schlagen, sondern die Konzernspitze selbst: Der Präsident der Fluggesellschaft, Giancarlo Cimoli, erklärte jetzt öffentlich, die Umsätze von Juli und August lägen um 17 Millionen Euro unter den Erwartungen. Und der Direktor Massimo Chieli warnte: „Ohne eine baldige Einigung über den Sanierungsplan kann Alitalia nur noch 20 Tage überleben.“

 

Knackpunkt ist nach wie vor die schwierige Verhandlung mit den Gewerkschaften über den nötigen Stellenabbau. Um die Airline wieder auf Kurs zu bringen, wird die Streichung von bis zu 5000 Arbeitsplätzen nötig sein, hieß es bereits im Juni. Jedoch gibt es bis heute keine genauen Zahlen, die Verhandlungen stocken, die Arbeitnehmervertretungen machen keinerlei Zugeständnisse. In der kommenden Woche sollen die Verhandlungen wieder aufgenommen werden. Wenn keine Einigung gefunden wird, könnte die Fluglinie am 15. September unter eine kommissarische Übergangsverwaltung gestellt werden. „Die Alitalia-Krise ist noch schlimmer als in allen Vorhersagen“, titelte die Zeitung „Il Sole 24 Ore“ am Dienstag.

 

Das Mailänder Wirtschaftsblatt stellte am Dienstag drei mögliche Szenarien für die Zukunft der Alitalia in Aussicht: Eine „traditionelle Sanierung“, die einen dramatischen Arbeitsplatzabbau zur Folge hätte. Einen „kurzfristigen Aufschwung ohne Sanierung“ mit limitierten Stellenkürzungen, was aber schon kurzfristig den Bankrott zur Folge hätte. Oder „Rettung, Sanierung und Aufschwung“ in Zusammenarbeit mit der gesamten Belegschaft, was zwar einen Stellenabbau in großem Umfang, aber auch mittelfristig die Hoffnung auf finanziellen Wachstum bedeuten würde - und als die letzte und einzige Rettungsmöglichkeit gehandelt wird.

 

Vor allem auf dem Heimatmarkt hat die Gesellschaft unterdessen bei den Passagierzahlen starke Einbußen hinnehmen müssen. Grund sind nach wie vor die hohen Ticketpreise, die teilweise 40 Prozent über denen von Easyjet und 60 Prozent über denen von Ryanair liegen. Zuletzt forderte die italienische Luftfahrtbehörde Enac bereits die britische BA und die Lufthansa auf, die Preise für einige Langstrecken- Verbindungen mit Startflughäfen in Italien zu erhöhen. Zur Begründung hieß es, die niedrigen Tarife der beiden Airlines hätten den Markt der Alitalia, die die Fernziele zu teuereren Preisen anbietet, stark beeinträchtigt.

 

Ob der kürzlich von Brüssel genehmigte Übergangskredit in Höhe von 400 Mill. Euro ausreichen wird, um den Absturz zu verhindern, ist in der momentanen Situation mehr als fraglich. Schließlich hat sich Italien verpflichtet, den staatlich garantierten Kredit innerhalb von zwölf Monaten zu tilgen.

 

Und wenn die Regierung, die derzeit noch 62 Prozent an der Airline hält, ihren Anteil tatsächlich - wie zuletzt angekündigt - auf unter 50 Prozent senkt, sind derartige Neufinanzierungen durch den Staat in Zukunft sowieso ausgeschlossen. Auch Telecom-Präsident Marco Tronchetti Provera hat sich jetzt in die Diskussionen um die Alitalia-Rettung eingeschaltet und betonte: „In der Wirtschaft kann man nicht über jedes Maß hinaus die Spielregeln verzerren, sonst gibt es bald keine Marktregeln mehr.“

http://www.handelsblatt.com

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Solche Meldungen helfen Alitalia überhaupt nicht. Da werden eher die Zulieferer kritisch und sehen zu nicht noch mehr Alitalia-Verbindlichkeiten reinzubekommen. Im schlimmsten Fall müssen dann auch Alitalia-Piloten Kerosin in bar bezahlen...... vielleicht wachen sie ja dann auf? Und selbst wenn, werden ihre Interessensvertreter und Funktionäre ihre Interessen so lange vertreten, bis nichts mehr zu vertreten da ist.

 

AZ wird wohl den SR-SN-Weg gehen, nur wird das was rauskommen wird m.E. proportional viel kleiner sein. Dafür werden LH/Air One, VolareWeb und vielleicht auf FR/U2 schon sorgen.

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AZ wird wohl den SR-SN-Weg gehen, nur wird das was rauskommen wird m.E. proportional viel kleiner sein.

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Nun gab es aber bei Sabena eine DAT die wirtschaftlich besser darstand als SN und einen solchen Kooperationspartner hat AZ (zumindest in dieser Göße) nicht, der halbwegs vernünftig das Kernstreckennetz übernehmen könnte.

 

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Dafür werden LH/Air One, VolareWeb und vielleicht auf FR/U2 schon sorgen.

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Wenn man sich die entwicklung des Inlandsflugplanes der AP anschaut, kann ich dem nur zustimmen, allerdings fliegt AP eben fast nur domestic. Der inneritalienische Verkehr war/ist bei AZ eher ein Stiefkind (bis auf ROM-MIL) was dazu führte, daß die Feederung der AZ-Hubs auch nicht gerade toll war und in Norditalien EN zum eigentlich Hubfeeder wurde. Leider aber liegt dieser Hub nicht in MIL oder ROM sondern ist MUC und die Paxe gehen dann auf LH/Star.

 

Sollte AZ scheitern, so werden davon -denn die typische AZ-Paxe ist eben nicht typische FR/U2/Volare-Paxe) so dürften in aller erster Linie AF und LH von den fehlenden internationalen Verbindungen profitieren, ein wenig auch LX und OS, die ein recht breites Italienprogramm haben

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Jetzt können wir beginnen darum zu wetten wieviele Tage AZ noch fliegt. Zwar sollte die Verlautbarung, dass AZ nur noch Geld für 20 Tage hat, die Gewerkschaften einlenken, aber die Info wird nach hinten los gehen. Zulieferer stellen auf Vorkasse um und schränken damit die Liquidität weiter ein, Paxe bleiben aus, weil sie nicht wissen, ob sie mit ihrem Ticket überhaupt noch befördert werden... Ein Todeskreislauf! Bei dem derzeitigen Schuldenberg würde selbt ein großer Personalabbau nichts mehr nutzen. Nur eine Teil-Ausgründung in eine schuldenfreie Nachfolgegesellschaft hätte da eine Chance, und an der müsste sich ganz schnell ein privater Investor beteiligen und findet sich der so schnell?

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Es war damals ja schon sehr schlimm als Ansett Australia, Canada 3000, Sabena und Swissair den Flugbetrieb eingestellt hatten.

 

Jedoch wenn Alitalia als fast Monopolist gegroundet wird, sieht es wohl noch viel schlimmer aus!

 

Flotte der Alitalia:

 

A319-100: 12 Stück

A320-200: 11 Stück

A321-100: 23 Stück

B767-300: 14 Stück

B777-200: 10 Stück

MD-82: 84 Stück

 

(ohne Alitalia Express)

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Ja, die Alitalia Beschäftigten merken vieles nicht. Denen scheint's tatsächlich egal zu sein.

So scheiterten Verhandlungen mit den Piloten und deren Gewerkschaften daran, dass die Alitalia-Führung eine Erhöhung der Blockzeiten um 20% forderte, die Gewerkschaften und die Piloten dies aber strikt ablehnten u.a. mit dem Hinweis, dass dieses den Mitarbeitern aus Sicht der Überlastung nicht zuzumuten sei.

Warum ich dass so wahnwitzig finde? Blockzeit Alitalia-Piloten: max. 477 Stunden im Jahr. 20% mehr und sie wärem im unteren LH-Bereich gelandet.

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Naja, kommt immer etwas auf die Flotte an, die man bei LH bewegt!

Selbst mti 20% wären die Ali Jungs noch LANGE NICHT an den unteren Bereich bei uns rangekommen! Ich fliege ca. 750 Block im Jahr bis jetzt und es sollen noch mehr werden!

 

Mit so einer Einstellung bei Ali find ich, daß es langsam Zeit wird, das sich Alitalia verabschiedet! Ich muß ehrlich sagen, wer sich in der diesartigen Situation so wenig um seinen Job kümmert, der hat´s einfach nicht anders verdient.

 

Sorry, wenn ich hier jemandem auf den Schlips damit trete, aber ich warte auf den Tag, wo in der Presse vermeldet wird: Alle Ali Flüge gecancelled.

 

Mein Meinung!

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Jep Flaps Full, so sehe ich das auch. V.a. weil man diese Einstellung in allen Bereichen der Alitalia findet. Z.B. die Technik - kam von einem Kollegen - hatten im Milano (nachmittags) einen kleineren Schaden an der Maschine und wollten, dass Alitalia kurz Maintenance macht, da selber keine Techniker vor Ort. Antwort Alitalia- Technik: Geht nicht wir haben jetzt gleich Feierabend. Mal abgesehen davon, dass die Technik 24h offen hat, hätten sie an dieser kurzen Rep. bestimmt fett Geld verdient, da kein Rahmenvertrag oder sonstige Abkommen...

 

@Flaps Full

Jau, hätte ich konkretisieren sollen. Denn mit +20% erreicht man die LH-Langstreckenflotte. LH ist differenzierter, v.a. im Konzern. Bei Alitalia gelten diese 477 Blocks übrigens für alle Flottenteile. Mit anderen Worten: Jungs und Mädels auf ner MD-80 haben ggü. ihren Langstreckenkollegen mehr nicht von den Pflichtruhezeiten abhängige Freizeit. Ob sich bei denen wirklich so viele darum prügeln long range ztu fliegen?

 

[ Diese Nachricht wurde geändert von: Asterix am 2004-08-25 11:05 ]

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Hallo,

 

genau! Solche Meldungen können schon helfen, da sie die Mitarbeiter, Gewerkschaften usw. vielleicht doch noch wachrütteln können, und außerdem MUSS so etwas veröffentlicht werden, denn die FG ist Börsen notiert! Da hat die Geschäftsführung gar keine andere Wahl! Wenn solche Warnungen unterblieben würde sich die Führungriege strafbar machen, oder?

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@a346

 

Ich denke LH würde die Finger von einer Übernahme lassen, da -anders als bei LX- weder die Strukturen in der Airline, das Image noch die potentielle Wirtschaftlicjkeit der Airline stimmen. AZ krankt nicht erst seit gestern (warum ist wohl die Fussion mit KL vor Jahren gescheitert), sondern wurde eigentlich immer nur vom Staat über Wasser gehalten. LH würde wohl AP und EN stärken, damit diese einen großen Teil des AZ-Potentials übernehmen könnten.

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Hansa wird die Finger von einer Übernahme lassen!

Das einzige, was passieren wird ist, daß man die Paxe wohl "mitnimmt", bzw. versucht, sich davon einen großen Kucken abzuschneiden.

Das bringt gut Geld mit den Italiener, denn die sind noch stolz drauf C zu fliegen, was da auch sehr stark gemacht wird. Für die ist das noch ein Statussymbol, was man nach aussen hin zeigen möchte.

 

Eine andere Geschichte könnte sein, daman ja schon zwei Standbeine in Italien hat, mit Air One und Dolomiti, da man die "darauf ansetzt".

 

Wir werden wohl in ca. 18 Tagen schlauer sein, wobei ich irgendwie auch nicht glaube, daß die ihre Ali pleite gehen lassen.

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Das Ringen um die Zukunft von Alitalia geht nun hoffentlich in die letzte Runde. Der Kampf zwischen den sehr starken Gewerkschaften und dem Staat (62% Anteil an AZ) eskaliert zur Zeit. In der jetzigen Form hat es Ali nicht verdient weiter zu existieren. Jeden Art der Reform wurde bisher von den Gewerkschaften verhindert. Anstatt AZ für die Zukunft zu rüsten wurde ein CEO nach dem anderen ausgetauscht.

 

AZ ist die einzige Airline die Post-9/11 ihre Workforce vergrößert hat. Gestern berichteten die Medien über den täglichen Krankenstand von Alitalia - durchschnittlich 11% der Arbeitnehmer melden sich Krank - bei LH sind es 2,2%.

 

Auf meiner Stammstrecke zwischen MUC und MXP bin ich gestern mal wieder mit den italienischen Flügeln geflogen. Selbst die Abendflüge (20:55 ex MXP) sind selten mehr als 60% voll. Und das bei EMB145 Equipment. Bei dem zeitgleichen LH Flug dagegen sind die "geliebten" Eurowings BAe146 fast immer bis auf den letzten Platz gefüllt. Und es handelt sich bei LH um reinen O/D-Traffic (sprich höherem Yield) da die Ankunft in MUC zu spät für Umsteiger ist. Im Gegensatz füttert AZ mehr als die Hälfte der MUC-Paxe aus inneritalienischen Umsteigern.

 

Der onboard Service bei AZ ist trotz nur einem Flugbegleiter immer 1A. Aber am Boden ist von AZ nicht viel zu sehen. Abfertigung in MUC erfolgt durch Air France, in MXP durch SEA-Staff. Erstaunlich das nicht mal der eigene Hub mit eigenem Personal bestückt ist. AZ Check-in Automaten sind in MXP kaum vorhanden bzw. nicht funktionstüchtig. Traurig aber wahr - LH bietet in einem Skyteamhub ein wesentlich besseres Check-in Erlebnis. LH-Quick Check-in Automaten, Globe Ground Staff in LH(ähnlichen)-Uniformen und eine ordentlich geführte eigene Lounge.

 

Die Bedeutung des norditalienischen Quellenmarkts für den LH Hub in München wurde ja bereits oft angesprochen. Die EN-Präsenz als zweitgrößter Carrier nach Flugbewegungen in München unterstreicht diese Bedeutung. Sei Sommer fliegt nun LH achtmal täglich zwischen München und Mailand. Im Vergleich zu drei täglichen AZ Flügen ist das ein massives Übergewicht. Neben den großen Frequenzunterschieden fällt auch da größere Fluggerät ins Gewicht.

 

Ich bin allerdings überzeugt das es auch in Zukunft eine Alitalia in kleinerer Form geben wird. Wahrscheinlich eher als Regional Carrier und unter anderem Namen.

 

Akayama

 

P.S. Rein persönlich wünsche ich mir noch einen langes Überleben der AZ. Denn die Ali-Kampfpreise sind zur Zeit unschlagbar icon_smile.gif

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Luftfahrt

Über die Zukunft von Alitalia sind die Gewerkschaften noch uneins

 

 

30. August 2004 Mit Spannung wird in Italien beobachtet, ob sich in dieser Woche der im Mai zum Alitalia-Chef ernannte Giancarlo Cimoli mit seinen Sanierungsplänen für die staatlich kontrollierte Fluglinie durchsetzen wird. Cimoli hat in der vergangenen Woche Verhandlungen mit den insgesamt zehn in der Alitalia-Belegschaft vertretenen Gewerkschaften begonnen.

 

 

Wenn bis zum 15. September kein Sanierungsplan vorliegt, ist nach Meinung von Cimoli der Zusammenbruch und eine Liquidation von Alitalia unausweichlich. Nach diesem Stichtag, verbreiten italienische Medien, könne die Gesellschaft möglicherweise schon ihr Flugbenzin nicht mehr bezahlen. Die liquiden Mittel der Alitalia-Gruppe, die der Bilanz von Ende 2003 zufolge noch 514 Millionen Euro betragen haben, schmelzen offenbar so schnell, daß Alitalia das Jahresende auf keinen Fall mehr erreichen kann.

 

Nach einem Verlust vor Steuern und außerordentlichen Lasten von 206 Millionen Euro in den ersten drei Monaten 2004 wurde nun in den Medien der Halbjahresverlust auf 330 Millionen Euro geschätzt. Jeden Tag, so wird geschätzt, verliert Alitalia zwischen 1 und 2 Millionen Euro. Zudem ist es der Fluglinie nicht gelungen, in der Reisesaison im Sommer ihre Umsatzziele zu erreichen.

 

Gerüchte über Entlassung von 22.000 Mitarbeitern

 

Im Gegensatz zu seinen stets erfolglosen Vorgängern hat Cimoli bisher aber keine Details für die Sanierung von Alitalia vorgelegt, sondern mit den Gewerkschaftsvertretern für die Piloten, die Flugbegleiter, die Mechaniker der Instandhaltung und das Bodenpersonal erst einmal über den Ernst der Lage gesprochen. Die in den italienischen Medien kolportierten Daten über die Entlassungen von angeblich 6000 der 22.000 Mitarbeiter wollte die Geschäftsleitung ausdrücklich nicht bestätigen. Cimolis Vorgänger war noch zurückgetreten, weil er Personalkürzungen von 1500 Mitarbeitern nicht hatte durchsetzen können. Nun verlangt der neue Alitalia-Chef, daß erst einmal alle alten Arbeitsverträge annulliert werden und dann bei Null angefangen werde.

 

Von den Gewerkschaften kommen zunächst sehr unterschiedliche Reaktionen: Ein Teil zeigte sich gesprächsbereit und will einen Zusammenbruch von Alitalia vermeiden. Eine radikale Basisgewerkschaft rief zum Streik auf. Von der Pilotengewerkschaft Unione Piloti ist zu hören, man überlege derzeit, ob es nicht besser sei, auf die Liquidation und einen neuen Start von Alitalia zu warten.

 

Großzügige Gehaltszulage und geringere Produktivität

 

Inzwischen werden in einzelnen italienischen Medien immer mehr Details darüber ausgebreitet, wie sich Flugbegleiter und Piloten durch umfangreiche Reglementierungen zu Arbeitsbedingungen und Arbeitszeiten immer großzügige Gehaltszulagen erworben haben und andererseits die Produktivität der Fluggesellschaft gelitten hat. Weil bisher die Piloten höchstens acht Stunden fliegen dürfen, reicht oft schon Gegenwind auf einem Flug nach Südamerika aus, um sich Zulagen für Extrastunden zu erwerben.

 

Zudem starten viele Interkontinentalflüge von Alitalia vom Mailänder Flughafen Malpensa. Weil aber die meisten Piloten und Flugbegleiter ihren Dienstsitz in Rom haben, müssen sie erst einmal während ihrer Arbeitszeiten nach Mailand gebracht werden. Die Alitalia-Besatzungen kämen nur auf zwei bis drei Flüge am Tag, gegenüber bis zu vier Flügen bei der Konkurrenz, heißt es. Zudem beklagte der Alitalia-Chef Cimoli, daß täglich mehr als 10 Prozent der Belegschaft nicht zur Arbeit erscheint.

 

Verluste auf 90 Prozent der Langstreckenflüge

 

Wegen der zahlreichen, früher mit den Gewerkschaften ausgehandelten Arbeitsregeln fliegt Alitalia auf rund 90 Prozent der Langstreckenflüge Verluste ein. Auch wenn dort 90 Prozent der Plätze besetzt seien (im vergangenen Jahr waren es 77 Prozent), seien immer noch keine Erträge zu erwirtschaften. Weil auch im Langstreckengeschäft die Billiglinien auf dem Vormarsch seien, werden sich die Konkurrenzsituation in diesem Marktsegment noch weiter verschlechtern, heißt es bei Alitalia.

 

Demgegenüber wünschen sich die Gewerkschaften eine neuerliche Ausdehnung der Langstreckenflüge, die während der vergangenen Jahre mangels Rentabilität ausgedünnt worden sind. Nach Meinung von Gewerkschaftssprechern hat das lückenhafte Angebot von Alitalia in den vergangenen Jahren die wachsenden Verluste verursacht. Zudem verweist man auf die unrentabel zu bewirtschaftenden Flotte mit zwölf verschiedenen Flugzeugtypen und das unzureichende System der Flughäfen in Italien, das mit Flugdrehkreuzen im Ausland nicht konkurrenzfähig sei.

 

Zur Konkurrenzfähigkeit des Service und zu den im Vergleich zur Konkurrenz höheren Preisen bei Alitalia nehmen die Gewerkschaftsvertreter dagegen nicht Stellung. Zumindest auf diesem Gebiet sollte die italienische Flugaufsichtsbehörde Erleichterung verschaffen, als sie British Airways und andere Gesellschaften anwies, ihre Flugpreise auf den Routen nach Nordamerika auf das Niveau von Alitalia anzuheben. Zwar fallen diese Routen nicht unter die Regeln des europäischen Binnenmarktes, doch hat nun nach einem Aufschrei von Medien und italienischen Konsumenten sowie einer Intervention der Europäischen Kommission die Flugaufsichtsbehörde erst einmal einen Rückzieher gemacht.

 

 

Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.08.2004, Nr. 202 / Seite 15 , tp.

Bildmaterial: ANSA

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