Il-62 Geschrieben 19. Dezember 2004 Melden Geschrieben 19. Dezember 2004 Flugzeugverkäufe werden bekannterweise in Dollar fakturiert, Airbus produziert aber kostenmäßig im Euro-Raum. Nun frag' ich mich, wie lange Airbus noch die Durststrecke mit dem starken Euro durchhält? Kann mich noch an Mitte der Achtziger Jahre erinnern, als der Dollar ebenfalls schwach war, daß es Airbus finanziell diesbezüglich sehr schlecht ging. Sicherlich wurde seitens der Treasury eine Kurssicherung durchgeführt, es stellt sich jedoch die Frage, wie lange diese noch Bestand haben wird, und vor allem bis zu welchem Dollar-/Euro-Kurs sich Airbus abgesichert hat? Zweite Frage, die sich stellt, ist der zum Teil ruinöse Wettbewerb. Ich frage ich mich, ob Airbus überhaupt noch Geld verdient? Einem Bericht zufolge will/wird Air Asia 40 Flugzeuge des Typs A320 für 1,2 Mrd. $ kaufen, was einem Stückpreis von ~30 Mill. $ entspricht. Kennt evtl. jemand die offizielle Preisliste von Airbus (ggf. ein Link) mitteilen? Boeing soll ja auch ihre B737-800 angeboten haben, jedoch soll aus dem Rennen gefallen sein; wobei die B738 von der Pax-Zahl her zwischen dem A320 und A321 positioniert ist. Laut offizieller Boeing-Preisliste kostet die B738 je nach Version zwischen 61,5 bis 69,5 Mill. $. Trotzdem: Wie kann Airbus seinen vergleichbaren Flieger (A320 zu B738) „so billig“ anbieten, quasi zum halben Preis? Kann jemand zu dem einen [starker Euro] oder anderem Sachverhalt [massiver Wettbewerb] was berichten? [ Diese Nachricht wurde geändert von: IL-62 am 2004-12-22 14:37 ]
Loran Geschrieben 19. Dezember 2004 Melden Geschrieben 19. Dezember 2004 Deine Annahme ist richtig, AI geht an die Susbtanz. Der Listenpreis für die A320 liegt irgendwo bei US$ 50-55 Millionen, daran lässt sich der Grund für die Menge der Grossaufträge erkennen. AI gewährt Rabatte und Kampfpreise, die jenseits vom reellen Wert liegen. Der Break-Even Point der A320 Reihe ist weit überschritten, deswegen werden die Kisten irgendwie unter die Leute gebracht. Boeing könnte sicherlich nachziehen, jedoch wird das dann ein ruinöser Preiskampf, von dem keiner profitiert, kurzfristig die Airlines vielleicht, nicht aber langfristig wenn einer der beiden Hersteller verschwindet. Die US Regierung hält den Dollarkurs absichtlich niedrig um ihre ihren Export anzukurbeln. Wie es AI-intern aussieht ist schwer zu sagen, denn solche Nachrichten dringen nur spärlich nach aussen. AI macht zwar Gewinn, jedoch drücken die Entwicklungskosten des A380 massiv auf den Konzern. Der break Even Point von ca. 240 Flugzeugen wird wohl auch nicht mehr stimmen, wobei keine Zweifel bestehen dass dieser Punkt erreicht wird. [ Diese Nachricht wurde geändert von: Loran am 2004-12-19 20:07 ]
Gast Jörgi Geschrieben 19. Dezember 2004 Melden Geschrieben 19. Dezember 2004 Verstehen sie Spass ? Airbus manövriert sich ohne Not experimentell in die Nähe des finanziellen Ruins, nur um vielleicht Boeing eine Zeit lang zu ärgern, verkauft annähernd gleich gute Flugzeuge, wie Boeing, zu erheblich günstigerem Preis-Leistungs-Verhältnis, noch dazu so viele. Also es ist wirklich Zeit, sich um die finanzlielle Situation von Airbus, gar um deren Angestellte, zu sorgen, ob die überhaupt noch Geld verdienen. Man sieht es ja am A380, was es sich Airbus ausserplanmässig kosten lässt, nur um die Kunden zufrieden zustellen. Das ist doch marktwirtschaftlich völlig daneben. Auf den hohen Euro-Kurs hat sich das junge Unternehmen Airbus noch längst nicht wirklich eingestellt. Jedenfalls ist ja im Internet oder sonst wo auch gar nichts darüber zu finden. Das kann für Airbus gar nicht gut enden, auf alle Fälle nicht so ambitioniert, wie Airbus es womöglich tatsächlich vor hat -) [ Diese Nachricht wurde geändert von: Jörgi am 2004-12-19 21:38 ]
YHZ Geschrieben 19. Dezember 2004 Melden Geschrieben 19. Dezember 2004 @ IL-62 Wenn man sich zu einem bestimmten Währungskurs abhedged, so der Fachausdruck, dann fixiert man diesen Kurs, ganz egal, wie stark das Underlying - sprich der Wechselkurs EUR/USD - sich bewegt respektive wie weit er in die eine oder andere Richtung ausschlägt. Die einzig relevante Frage ist wie lange sich Airbus abgehedged hat. @ Loran Der EUR/USD Kurs ist momentan dort, wo er ist, weil der Markt es so einschätzt. Die Fed - die Währungshüter des USD in Washington - kann den Markt zwar beeinflussen ist aber alleine gesehen nicht stärker als der Markt und hat am Devisenmarkt auch nciht interveniert, wie das beispielsweise die BoJ andauernd tut. Somit ist der USD nicht bei 1,33 EUR, weil es die Fed will, sondern weil der Markt den fairen Wechselkurs momentan so einschätzt. Und zum A380: wenn Airbus nur halbwegs seine Verkaufsziele erreicht, und danach sieht es momentan sehr stark aus, dann wird das Unternehmen eine Kapitalrendite jenseits von 15% erzielen und das ist eine konservative Rechnung! @ Jörgi Airbus schreibt schwarze Zahlen. Und das schon länger. Somit manövriert sich das Unternehmen sicherlich nicht an den Rand des finanziellen Ruins. Wenn du dir mal die Mühe machst und die Bilanz von Airbus & EADS in Ruhe durchliest, dann wirst du sicherlich zum gleichen Schluß kommen @ all Wenn Airbus 40 A320 unter Listenpreis verkauft, dann ist das kaufmännisch gesehen auf lange Sicht vielleicht gar nicht so falsch. Denn wer einmal 40 Maschinen von einem Hersteller kauft, der ist schon relativ gebunden. Außerdem gibt es ja auch so etwas wie Folgegeschäfte, sprich Ersatzteile und Schulungen, und an denen verdient Airbus auch ganz gut, die sind aber im Verkaufspreis nicht inkludiert. Und wann hat Boeing die letzte Maschine zum Listenpreis verkauft? Eben ... Außerdem wären die Produktionskosten eher relevant und wer weiß, vielleicht liegen die bei 30 Mio USD? Dann würde Airbus zwar keinen Gewinn mit diesen Maschinen machen, aber auch keinen Verlust. Würde sich Airbus wirklich an den Rand des finanziellen Ruins zu bewegen, dann würden die Anteilseigner - mächtige Konzerne wie etwa DaimlerChrysler - sicherlich nicht so einfach zusehen!
Gast Jörgi Geschrieben 19. Dezember 2004 Melden Geschrieben 19. Dezember 2004 IL-62 ... äh ... ich nehme mir mal die Bilanzen von Airbus & EADS in Ruhe vor. ... ist ja unglaublich, diese Schleuderpreise ähm ... und steigen nicht die Produktionskosten pro Flugzeug und damit die niedrigstmöglichen Verkaufspreise, wenn zunehmend kleinere Stückzahlen einzelner Modelle verkauft werden ? [ Diese Nachricht wurde geändert von: Jörgi am 2004-12-19 22:31 ]
728JET Geschrieben 19. Dezember 2004 Melden Geschrieben 19. Dezember 2004 Das €-Argument zieht nicht unbedingt. Etwa 40% der Komponenten werden aus dem Dollar-Raum zugeliefert, bei Boeing sinds umgekehrt etwa 25-30% die aus dem Euroraum kommen (Alenia z.B.). Die Währungsrisiken sind für beide relativ ähnlich. Für Boeing sind sie sogar noch ein Stück größer, da sie mehr fremdbeziehen als Airbus. Airbus hat so niedrige Produktionskosten, dass sie durchaus auf etwa 50% des Listenpreises oder noch niedriger gehen können. Den Listenpreis bezahl niemand, weder bei A noch bei B, beim kanadischen B, E oder wem auch immer. Nicht nur Erstkunden bekommen Rabatte, sondern jeder. Der eine mehr (NH 50% bei der B7E7, AK 50% bei der A320, FR ~55% bei der B738), andere bekommen weniger. Standard sind dem Vernehmen nach aber etwa 20-30% Preisnachlass. Der Unterschied besteht hauptsächlich darin, dass Airbus einen internen Life-Cycle-Preis errechnet, und über eine längere Laufzeit Geld verdient. Boeing hingegen sieht den Unitpreis als das Hauptargument. Dieser MUSS positiv sein – dies ist nicht der Fall bei Airbus, da man hier LANGFRISTIG verdient. Dazu kommt noch, dass durch die stark gestiegenen A32S Produktionszahlen zu Fixkostendegressionen kommt, die wieder an die Kunden weitergegeben werden können. Übersetzt heißt dies nix anderes, als das Airbus umso günstiger produziert, je mehr Maschinen sie verkaufen. Nix neues. Mit freundlichen Grüßen 728JET
Loran Geschrieben 19. Dezember 2004 Melden Geschrieben 19. Dezember 2004 Das gilt ja für alle Branchen, ist ja nichts Neues. In der Automobilindustrie z.B. werden die Kisten irgendwie an den Mann gabracht, hauptsache man bleibt nicht darauf sitzen, Geld wird erst mit den teuren Ersatzteilen verdient. Wenn ich meinen Wagen nur aus Ersatzteilen zusammenbauen würde, läge er bei ca. dem 2,5-fachen Preis. Dennoch geht die Euro-Stärke an keiner Branche spurlos vorbei, auch nicht an der Luftfahrt. Klar das A & B viel outgesoucrt haben, aber die Angestellten sitzen zu 80% dennoch in USA oder Europa. Und die werden auf €- oder US$-Basis bezahlt. Lohnkosten aber werden aus den Umsätzen der Produkte bezahlt, und die sind von den verkauften Stückzahlen abhängig. Airbus wird schon wissen was zu machen ist, sind ja keine Anfänger. Aber die Gewinne würden definitv höher sprudeln bei einem ausgeglichenen €/US$-Verhältnis.
Gast Jörgi Geschrieben 19. Dezember 2004 Melden Geschrieben 19. Dezember 2004 Auszug - Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.12.2004, Nr. 297 / Seite 17 Interview mit Airbus-Chef Noël Forgeard, der im nächsten Jahr zusammen mit dem Deutschen Thomas Enders die Führung des Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS übernehmen wird. Warum kostet der A 380 1,45 Milliarden Euro mehr als geplant? Die Zahl ist die Obergrenze einer Schätzung. Bis Ende dieses Jahres haben wir nicht mehr Geld ausgegeben als vorgesehen. Aber es liegt noch Arbeit vor uns. Ich habe meine Aktionäre über das Risiko informiert. Wir werden natürlich handeln, um die Mehrkosten so gering wie möglich zu halten. Ich war sehr unglücklich darüber, wie diese Zahl kommuniziert wurde. Sie kam von Herrn Hertrich. Sind Sie nicht für Transparenz? Man kann nicht einfach so eine Zahl ohne Hintergrund in die Welt setzen. Wir verkaufen mehr Flugzeuge, und wir haben die Produktionskosten um 7 Prozent im Jahr verringert. Die Mehrkosten des A380 wird die Umsatzrendite von Airbus in den kommenden drei Jahren nicht wesentlich belasten. Die Veröffentlichung dieser Zahl hing mit der Führungsdebatte zusammen. Sie war der Versuch, die Entscheidung zu beeinflussen. Wenn Sie nach Schaden für das Unternehmen fragen, hier ist er entstanden. Die Kosten muß man in der Perspektive sehen: Der A380 wird über seine Lebenszeit deutlich mehr als 100 Milliarden Dollar Einnahmen bringen. In der Geschichte sind die Schätzungen aller solcher Projekte deutlich übertroffen worden, außer beim A 340-600. Die Boeing 777 hat fast zweimal soviel gekostet wie angenommen. Dennoch wurde die Maschine ein bemerkenswerter Erfolg, denn Boeing hat die Produktionskosten gut kontrolliert. Wann wird der A380 profitabel sein? 2007 haben wir den ersten Gewinn auf Jahresbasis. Die Gewinnschwelle ist erreicht, wenn wir 250 Maschinen verkauft haben. Ich rechne damit, daß die kumulierten Kosten ungefähr 2013 gedeckt sind. Das Gespräch führte Christian Schubert.
YHZ Geschrieben 19. Dezember 2004 Melden Geschrieben 19. Dezember 2004 Ich glaube, dass das ein sehr wichtiger Punkt ist. Airbus ist ein Unternehmen, dass längerfristig denkt, soweit dass im wirtschaftlichen Umfeld möglich ist. Und wie auch schon die B777 und die 747 davor, so kostet die Entwicklung eines komplett neuen Flugzeuges immer mehr, als die veranschlagten Projektkosten. Dafür haben diese Modelle auch alle die erwarteten Gewinne bei Weitem übertrffen. Der A380 wird wirtschaftlich ein durchschlagender Erfolg - und wir reden hier von über 100 Mrd € Umsatz und über 15% Rendite (bei einem Listenpreis von ca $ 250 Mio). Und ich gehe jede Wette ein, dass Airbus mehr als 250 Maschinen verkaufen wird und das vor 2013! Man kann über Airbus denken, was man will, aber wirtschaftlich wird dieses Unternehmen hervorragend gemanagt (Ganz abgesehen von der Tatsache, dass das Unternehmen grandiose Flugzeuge entwickelt und baut)
Il-62 Geschrieben 19. Dezember 2004 Autor Melden Geschrieben 19. Dezember 2004 @728JET Mit deiner These, daß das Euro-Argument nicht zieht, stimmt leider nicht ganz. Von deiner Ausführung, sprich von der Komponenten-Seite, d.h. Einkaufspreise magst du noch Recht haben. Dies sind aber eindeutig nur die variablen Kosten. Was Du komplett unterschlägst, und da muß ich Loran Recht geben, sind die fixen Kosten. Diese betragen je nach Unternehmen bis zu 40 % der Gesamtkosten und werden immer noch in der jeweiligen Landeswährung gezahlt, und sind völlig unabhängig von verkauften Stückzahlen. Im Gegensatz: sie können sogar noch steigen, je mehr Stück verkauft werden. @Jörgi Nix für ungut, aber des mit den Bilanzen, da haste mich mit YHZ verwechselt. Er hat Dir nämlich vorgeschlagen, diese zu studieren;-)
Gast Jörgi Geschrieben 20. Dezember 2004 Melden Geschrieben 20. Dezember 2004 IL-62 ... ja stimmt ... aber schön, wieder von dir zu lesen. Hier kommen richtig gute Statements zusammen, meine natürlich ausgenommen ... schmunzel -) Zum schwachen US-Dollar: Airbus hat meines Wissens mehrfach offiziell verlautbaren lassen, wie auch im Internet nachzulesen, das Airbus sich bis zu einem gewissen Kurs abgesichert hat und derzeit bereits darüber nachdenkt, nochmal ein Sparprogramm aufzulegen, wegen dem ernsthaft problembereitenden anhaltend schwachen US-Dollar, den so wohl wirklich keiner ernsthaft vorher sehen konnte. Ausserdem beabsichtigt Airbus Produktionskapazitäten im Dollar-Raum aufzubauen, wie sie es zB. bei einem eventuellen Tanker-Auftrag in den USA beabsichtigen. Also ich denke schon, dass Airbus für den realen Dollar/Euro-Kurs gerüstet ist bzw. sich rüstet und ich glaube kaum, dass Airbus über einen günstigeren Euro/Dollar-Kurs sinniert oder gar dahin träumt -) [ Diese Nachricht wurde geändert von: Jörgi am 2004-12-20 10:56 ]
YHZ Geschrieben 20. Dezember 2004 Melden Geschrieben 20. Dezember 2004 Natürlich spürt Airbus den hohen EUR/USD Kurs. Aber vor etwas über einem Jahr war der Kurs bei 0,85. Damals war Boeing in der misslicheren Lage. Airbus wird, so wie die gesamte Euro Raum Exportwirtschaft, noch einige Zeit mit dem hohen EUR/USD Kurs leben müssen, und der Kurs wird - laut Prognose - auch noch weiter steigen. Zumindest über 1,35, wenn nicht sogar noch höher.
Il-62 Geschrieben 22. Dezember 2004 Autor Melden Geschrieben 22. Dezember 2004 @YHZ Als der Euro-Kurs bei 0,85 USD lag, da war aber Boeing nicht in so misslicherer Lage wie jetzt umgekehrt Airbus. Wie schon bekannt, werden Flugzeuge in Dollar fakturiert und Boeing selbst produziert ja (sprich Kosten) im Dollar-Raum. Das hatte höchstens negative Folgen für die Kunden, sprich Airlines, die nicht aus dem Dollar-Raum kamen. Vielleicht gewährte Boeing diesen Kunden höheren Rabatt.
Gast Jörgi Geschrieben 22. Dezember 2004 Melden Geschrieben 22. Dezember 2004 IL-62 ... YHZ hat ja gar nicht geschrieben, dass Boeing in gleich so misslicherer Lage gewesen wäre, wie Airbus ... nur das Boeing in (verhältnismässig) misslicherer Lage war oder lese ich das etwa falsch ? Da hat YHZ meiner Ansicht nach nichts Falsches oder zu korrigierendes geschrieben, wie es sich bei dir dem Anschein nach liesst. [ Diese Nachricht wurde geändert von: Jörgi am 2004-12-22 15:01 ]
Empfohlene Beiträge
Archiviert
Dieses Thema ist jetzt archiviert und für weitere Antworten gesperrt.