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Enteisungsflüssigkeit und aerodynamische Folgen


Axel

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Frage des fliegenden Laien: Enteisungsflüssigkeit ist eine relativ zähflüssige Pampe, die vor dem Start mindestens auf die Tragflächen, oft aber auch auf den Rumpf aufgesprüht wird. Letzte Woche auf dem Rückflug von FRA nach TXL habe ich beobachtet, daß das Zeugs sich erst sehr langsam wieder vom Rumpf löst - nach mehr als 10 Minuten Steigflug waren die Fenster in der Mitte der Maschine immer noch blind, weil draußen die zähe Pampe vorbeifloss.

 

Meine Frage: Durch die klebrige Enteisungsflüssigkeit ist die Außenhaut des Flugzeugs ja nicht mehr glatt, sondern rauh. Das müsste doch den Luftwiderstand enorm vergrößern und sich negativ auf die Flugeigenschaften auswirken, gerade im Steigflug. Wie kann das gehen?

 

A.

Geschrieben

Ziel der Enteisungsflüssigkeit ist es ja neue Eisbildung zu verhindern. Dann wird diese Flüssigkeit oder Pampe wohl kaum negative Einflüsse auf die Aerodynamik haben. Ich würde sagen, dass sich die Pampe der Flügelform anpassen kann und so keine Probleme bereitet. Das Eis hingegen ist fest und starr und führt zum Strömungsabriss.

Geschrieben

Ich denke sehr wohl, dass die "Pampe" Einfluss auf die Flugeigenschaften haette, waere sie beim rotieren noch auf den Tragflaechen. Eis und Schnee bewirken folgendes: Durch Eis und Schnee verschlechtert sich die Oberflaechenbeschaffenheit des Fluegels. Voraussetzung fuer Auftrieb ist eine glatte Beschaffenheit des Fluegels, damit die Luft gleichmaessig ohne Verwirbelungen vorbeistroemen kann. Im Falle von Schnee oder Eis auf der Tragflaeche ist eine gleichmaessige Stroemung nicht mehr gegeben, was im schlimmsten Fall zu einem Stroemungsabfall fuehrt. Schnee und Eis erhoehen einerseits den Luftwiderstand, andererseits verschlechtert Schnee und Eis den Auftrieb. Um dies zu verhindern wird das Flugzeug zunaechst mit Wasserdampf enteist und dann mit einer Glykol-Alkohol Mischung gesprueht. Mal ist diese braeunlich, mal gruenlich. Kann auch sein, dass es in einem Arbeitsgang passiert. Beim Take off run ist die "Pampe" zwar noch auf dem Fluegel, ist jedoch bei vR runter vom Fluegel (durch die Startgeschwindigleit). Bei vR ist also die urspruengliche Beschaffenheit des Fluegels wieder erreicht und der Flieger kann abheben. Was den ersten Beitrag angeht: Ich habe schon mehrmals erlebt, dass die kleinen Fenster noch weit nach dem Start beschlagen waren.

So oder so aehnlich muesste es sein. Trotzdem lasse ich mich gerne belehren...

 

[ Diese Nachricht wurde geändert von: EGLL am 2004-12-27 17:08 ]

Geschrieben

Die De-icing fluid hat keinen (zumindest zahlenmäßig erfassbaren) negativen Einfluss auf die Aerodynamik!

Beweisführung:

in den entsprechenden Handbüchern (FCOM)erscheint kein Hinweis auf verändertes Auftriebsverhalten. Nach dem De-icing wird lediglich das Mischverhältnis, Type und damit die "holdover time" bestimmt.

Dann wird ein "normaler" take off durchgeführt.

 

Das die Grenzschicht etwas beeinflusst wird, dürfte klar, aber vernachlässigbar, sein!

Geschrieben

Axel,

 

so dickflüssig und zäh ist die "Pampe" nun auch wieder nicht. Schön wär´s. Wer schon einmal an/unter einem frisch enteisten Flugzeug zu tun hatte, weiß wovon ich rede...

Geschrieben

Die Enteisungsflüssigkeit muss mit beginn des „Take off Roll“ anfangen vom Flugzeug abzufließen.

Mit erreichen der Abhebegeschwindigkeit muss sie vollständig abgeflossen sein.

 

Dadurch hat sie keine negative Auswirkung auf die Aerodynamik.

 

Wird allerdings die "Hold over Time" (Vorhaltezeit)

der Enteisungsflüssigkeit überschritten, könnte die Flüssigkeit festfrieren.

 

Das würde dann die Aerodynamik extrem negativ beeinflussen.

 

Die Vorhaltezeit beträgt je nach Wetter zwischen 8 Stunden bei Frost und 3 Minuten bei gefrierendem Regen.

 

Gruß.

Geschrieben

alle Enteisungstypen ( I, II, IV ) sind mehr oder weniger zähflüssig wie Schampoo oder ähnliches. Je nach Mischung mit Wasser hebt sich die Zähflüssigkeit auf.

 

sollte man als Bsp. 100% Typ II als Wiedervereisungschutz verwenden, ist der Flügel zwar komplett mit einem Film belegt, aber dieser Typ hat die Eigenschaft sich ab 60 Knoten bis spätestens 90 Knoten sich zu verflüchtigen. Bei VR ist das Zeug zu 95% entfernt !

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