Focus Geschrieben 3. März 2005 Melden Geschrieben 3. März 2005 Aus der Financial Times Deutschland: Münchner Flughafen fürchtet Platznot Von Jenny Genger, München Der Chef des Münchner Flughafens rechnet damit, dass die Kapazität des zweitgrößten deutschen Luftverkehrsdrehkreuzes schon bald nicht mehr ausreicht. Ausbau müsste aus eigener Kraft geschafft werden. "Wir glauben vor allem vor dem Hintergrund des Wachstums 2004, dass wir im Jahr 2008 deutliche Engpässe spüren werden", sagte Michael Kerkloh, Geschäftsführer des Münchner Flughafenbetreibers FMG, der FTD. Er habe deshalb nun eine Studie in Auftrag gegeben, um den Ausbaubedarf zu untersuchen. Dabei werde auch die Erfordernis einer neuen Start-und-Lande-Bahn geprüft. "Darüber entscheiden wir noch in diesem Jahr", so Kerkloh. Flugzeuge auf dem Frankfurter Flughafen Das Platzproblem ist an beiden deutschen Großflughäfen ein heißes Thema. Frankfurt Fraport, der mit gut 51 Millionen Passagieren führende Standort, platzt bald aus allen Nähten. Das schwerfällige Ausbauprogramm für die neue Start-und-Lande-Bahn verzögert sich um Jahre; sie wird frühestens 2009 in Betrieb gehen. Hauptkunde Lufthansa weicht deshalb bereits mit immer mehr Flügen nach München aus und leistet sich somit als einzige große Linienfluggesellschaft ein zweites Drehkreuz. Im vergangenen Jahr war München unter allen europäischen Drehkreuzen am stärksten gewachsen: Die Passagierzahl legte um 10,8 Prozent auf 26,8 Millionen zu, die Flugzeugbewegungen um 8 Prozent. Das sprengt nun die Mittelfristplanung. Die sah laut Kerkloh ein Wachstum von durchschnittlich vier Prozent mehr Bewegungen pro Jahr vor. "Wenn der Trend jetzt anhält, müssen wir uns mit Kapazitätserweiterungen und einer neuen Bahn befassen." Überdurchschnittliches Wachstum Alle Indikatoren deuten darauf hin. So erwartet Kerkloh für dieses Jahr erneut ein überdurchschnittliches Wachstum mit fünf Prozent mehr Bewegungen und sechs Prozent mehr Passagieren. Ein Ausbau würde nach Ansicht des Flughafenchefs aber kaum vor 2010 realisiert werden können. Bis dahin müsse das zusätzliche Aufkommen über ein effektiveres Verkehrsmanagement bewältigt werden: durch den Einsatz größerer Flugzeuge und die Entzerrung gedrängter Start- und Landezeiten. Die nötigen Investitionen für einen Ausbau scheut Kerkloh nicht: "Über die Finanzierung mache ich mir keine Sorgen, wenn wir unser Sparprogramm schaffen." Der Flughafenchef hat im vergangenen Jahr damit begonnen, die Kosten zu trimmen. Bis 2007 sollen sie um 100 Mio. Euro gekürzt werden, danach um jährlich 50 Mio. Euro. Die Schnitte setzen wie beim Hauptkonkurrenten in Frankfurt vor allem bei den Personalkosten des Bodenabfertigungsdienstes an. Gewinne in Aussicht Kerkloh will in zwei Jahren wieder Gewinne vorweisen. Der Flughafen schrieb in den vergangenen zwei Jahren wegen eines 1,5 Mrd. Euro teuren neuen Terminals rote Zahlen. Im laufenden Jahr soll der Verlust von zuvor 55 auf 20 Mio. Euro reduziert werden, konkretisiert Kerkloh erstmals. Der Umsatz solle um rund vier Prozent auf 680 Mio. Euro steigen. Seine Gesellschafter will der Flughafenchef an dem Geschäftserfolg beteiligen: "Wir wollen darauf hinwirken, die Einlagen der Gesellschafter zu honorieren und eine gewisse Ausschüttungsfähigkeit zu erlangen." In der 13-jährigen Firmengeschichte hat die FMG erst einmal, im Jahr 2002, eine Dividende ausgeschüttet. Der Münchner Flughafen ist komplett in öffentlicher Hand von Bund (26 Prozent), dem Freistaat Bayern (51 Prozent) sowie der Stadt München (23 Prozent). Bund und Stadt haben bereits mehrfach Interesse an dem Verkauf ihrer Anteile signalisiert. Konkrete Privatisierungspläne sind bislang allerdings nicht bekannt. Eine Hürde stellt auch das vom Bund gewährte zinslose Darlehen über 1,3 Mrd. Euro dar. Das müsste vor einer Privatisierung zurückgezahlt werden. Forderungen seien aber nicht erhoben worden, so Kerkloh. Investitionen für einen Ausbau müsste die FMG aus eigener Kraft stemmen, da die Gesellschafter weitere Zuschüsse ablehnen. Kerkloh ist zuversichtlich: "Die Kombination von Eigenfinanzierungskraft aus dem Cashflow und Fremdfinanzierung auf Grund der Reputation unseres Unternehmens werden ausreichen."
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