Gast Jörgi Geschrieben 21. März 2005 Melden Geschrieben 21. März 2005 Auf der nächsten internationalen Ausstellung in Hannover wird die Firma Suchoi nicht ihre berühmten Jagdflugzeuge Su-30 und deren Modifizierungen, sondern das Zivilflugzeug RRJ-95 vorstellen, das mehr als Russian Regional Jet bekannt ist. Dieses Projekt wird gemeinsam mit französischen Partnern realisiert. Für die Avionik sorgt die französische Firma Thales, den Antrieb und die Motogondel werden die französische Firma Snecma und die russische Forschungs-Produktions-Vereinigung Saturn herstellen, die Fernsteuersysteme kommen von der deutschen Firma Liebherr und der russischen Forschungs-Produktions-Vereinigung Woschod, die Klimaanlagen werden von Liebherr und das Fahrwerk vom französischen Unternehmen Messier Dowty hergestellt, das Treibstoffsystem wird von Intertechnique, die Elektrik von Hamilton Sundstrend, die Innenausstattung des Cockpits von B/E Aerospace, die Hilfsantriebsanlagen von Honeywell und vom russischen Unternehmen Saljut und die Pilotensessel von Ipeco sein. Wie wir sehen, ist der "französische Beitrag" zu RRJ-95 überaus beträchtlich. Die Leitung der Firma Suchoi hat ganz bewusst unter den in ihren Flugzeugbaubranchen namhaften Firmen nach Geschäftspartnern gesucht, die ihrem Zivilflugzeugprogramm helfen könnten, auf den Weltmarkt zu kommen. Denn in der Flugzeugklasse, zu der der RRJ gehört, hat Suchoi genug Konkurrenten, darunter die russische Tu-334, die ukrainische An-148, die brasilianische Embraer, die kanadische Bombardier und selbst die chinesische ERJ... Nicht alle dieser Flugzeuge fliegen bereits, nicht alle haben die notwendigen Zertifizierungstests absolviert, nicht alle haben die notwendige staatliche Unterstützung, die übrigens das Projekt der Suchoi-Zivilflugzeuge bekommen hat, dennoch ist die Konkurrenz ganz schön spürbar. Siegen wird derjenige, der eine bessere Flug- und Betriebsqualität, mehr Wirtschaftlichkeit und mehr Komfort für die Fluggäste bietet, aber auch von den größten Produzenten und Betreibern der Flugzeugtechnik unterstützt wird. Deshalb müssen sie daran geschäftlich interessiert sein, so meint man in der Firma Suchoi, dass gerade dieses Flugzeug erfolgreich ist. Dieses Interesse liegt bereits auf der Hand und wird unter anderem auch von den französischen Partnern bekundet. Beim Frankreich-Besuch von Russlands Regierungschef Michail Fradkow im Dezember vergangenen Jahres und bei seinen Verhandlungen mit führenden Repräsentanten Frankreichs wurde erklärt, dass die Regierungen beider Länder das Projekt der Familie der russischen RRJ-Maschinen, die mit Antrieben SaM146, ein gemeinsames Produkt der französischen Firma Snecma und des russischen Unternehmens Saturn, ausgestattet werden, als vorrangig betrachten. Russlands Regierung fasste einen Beschluss über die Unterstützung des Projektes. Im Haushalt 2005 wurde eine staatliche Garantie für Projekte in Höhe von rund 100 Millionen US-Dollar vorgesehen. Außerdem wurden die Projekte SaM146 und RRJ von der Regierung Russlands in das föderale Zielprogramm "Entwicklung der zivilen Luftfahrttechnik für die Jahre 2002 bis 2010 und für den Zeitraum bis 2015" aufgenommen. Dabei wurde bekanntgegeben, dass das RRJ-Programm im Laufe von 2005 eine Finanzierung in der Form von staatlichen Garantien für Kredite in Höhe von 2,7 Milliarden Rubel (rund 100 Millionen US-Dollar) bekommen wird. Dieses Versprechen wird eingehalten. Unterzeichnet wurde ein Vertrag über die Lieferung von 50 Flugzeugen der Fluggesellschaft Sibir, vorbereitet wurden Angebote an die Fluggesellschaften UTAir und Pulkowskije Avialinii. Wie es bei Suchoi hieß, gibt es auch mündliche Vereinbarungen mit AIR FRANCE, IBERIA und andereneuropäischen Firmen über den Kauf von RRJ-Maschinen. Die gesamte Vorbereitungsarbeit - Fertigstellung des technischen Entwurfs, Ausstattung der Maschine und Wahl der Lieferanten für Werkstoffe und Ausrüstungen sowie eine verbindliche Bestellung für die ersten 50 Flugzeuge wie auch der Beginn von deren Zertifizierung gemäß den russischen und den europäischen Normen, sind abgeschlossen. Beschlossen ist auch ein Plan der Serviceleistungen für die Maschinen nach dem Verkauf, der Ausbildung des Personals und eines umfassenden Service-Engineerings. In den Suchoi-Betrieben in Komsomolsk am Amur und in Nowosibirsk wurde mit dem Zusammenbau von Maschinen begonnen. Wie Michail Pogossjan im RIA-Nowosti-Gespräch mitteilte, soll das Flugzeug seinen ersten Testflug im 3. Quartal 2006 absolvieren. "Wir beginnen mit der Produktion von Flugzeugen, die für die Tests bestimmt sind", sagte der Suchoi-Generaldirektor. "Ich bin zuversichtlich, dass dieses Programm das gesamte notwendige Potential hat, um einen Durchbruch der russischen Luft- und Raumfahrtbranche zu gewährleisten. Erstmals bietet ein russischer Hersteller ein Produkt an, das allen Anforderungen des Weltmarktes gewachsen ist und ein hohes Exportpotential aufweist. Wir werden von führenden europäischen Staaten unterstützt, darunter auch von Frankreich. Dies bietet Russland eine einmalige Möglichkeit, feste Positionen auf dem Weltmarkt der zivilen Luftfahrttechnik einzunehmen." Das Flugzeug der RRJ-Familie, mit dessen Bau in Komsomolsk am Amur und Nowosibirsk begonnen wurde und das auf der Ausstellung in Hannover vorgestellt werden soll, ist in gewisser Hinsicht wirklich einmalig. Es handelt sich dabei nicht nur um die hohe Wirtschaftlichkeit seiner Triebwerke und anderer Bordausrüstungen sowie darum, dass die Maschine 3050 bis 4485 Kilometer ohne Nachtanken zurücklegen kann. Es handelt sich nicht nur um den maximalen Komfort für 95 Fluggäste, der an einem 1:1-Modell der Kabine gezeigt wird, die Suchoi nach Hannover bringen wird. Die Maschine hat alles Beste aufgenommen, was die internationale Luftfahrttechnik heute zu bieten hat. Davon zeugt auch die Beteiligung der französischen Firmen Thales, von Snecma, Messier Dowty u.a. Der Snecma-Generaldirektor für Zivilflugzeuge, Jean-Pier Cojan, erklärte in einer Pressekonferenz in Moskau, dieses Projekt sei in technischer Hinsicht "das beste in seiner Klasse sowohl bei der Nutzlast als auch bei der Reichweite". Verwendet werde die beste Avionik unter allen Maschinen dieser Gruppe. Dies werde eine modifizierte Variante der Avionik sein, mit der die größte Passagiermaschine der Welt, die A380 ausgestattet ist. "Darüber hinaus wird RRJ den besten Antrieb haben", betonte er. Das Programm des russischen Regionalflugzeugs wird auf 600 Millionen Dollar geschätzt. Der erwartete Verkaufsumfang soll mehr als zehn Milliarden Dollar betragen. Der Bedarf des Weltmarktes an solchen kleinen, relativ preiswerten und extrem bequemen Passagierflugzeugen wird von Experten für die nächsten 20 Jahre auf rund 5 500 Stück geschätzt. Allein in den nächsten Jahren - die Serienproduktion soll 2007 aufgenommen werden - werden die GUS-Länder 300 und die Staaten Europas, Nordamerikas und Südostasiens mehr als 400 Stück brauchen. Die Firma Suchoi will am Export dieser Maschinen praktisch genauso viel verdienen wie an ihren Kampfflugzeugen, d. h. mehr als 1,5 Milliarden Dollar im Jahr. Die Firma hat bereits 70 Millionen Dollar ins RRJ-Projekt investiert, stellte Michail Pogossjan fest. In nächster Zeit will Suchoi nicht nur die Ausgaben zurückfließen lassen, sondern auch Gewinn aus dem Projekt ziehen. Nicht ausgeschlossen ist, dass die Produktion der Suchoi-Zivilflugzeuge mit Unterstützung französischer sowie anderer europäischer und amerikanischer Firmen den gleichen geschäftlichen Erfolg bringt wie auch die Jagdflugzeuge dieser berühmten Firma. http://russlandonline.ru/ruwir0010/morenews.php?iditem=3837 [ Diese Nachricht wurde geändert von: Jörgi am 2005-03-21 13:28 ]
MiG MFI Geschrieben 21. März 2005 Melden Geschrieben 21. März 2005 Wäre das nichts für die Lufthansa?
Micha Geschrieben 22. März 2005 Melden Geschrieben 22. März 2005 Auch wenn ich den Russen den Erfolg gönne, bin ich noch sehr skeptisch. Hoffen wir mal, dass das große euphorische Projekt nicht mit großer Ernüchterung endet, sollte es ein Erfolg sein, hätten Tuplev und Ilyshin in Sachen Zivilflugzeuge nicht mehr viel zu lachen.
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