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Raketenabwehr an Ziviljets im Test


Chris99

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Raketenabwehrsysteme werden nun an Ziviljets getestet

 

ERSTE TESTS

 

US-Passagierjets bekommen Anti-Raketen-Laser

 

Terror-Angriffe auf Passagierjets mit Hilfe tragbarer Raketen gehören zu den Alpträumen westlicher Regierungen. In den USA werden jetzt erstmals Abwehrsysteme in Flugzeugen getestet - obwohl Experten sie für teuer und unwirksam halten.

 

Es könnte der Auftakt zu einem gewaltigen Investitionsprogramm in Sachen Flugsicherheit sein: Derzeit werden in den USA drei Passagierflugzeuge mit Abwehrtechnik gegen tragbare Raketen ausgerüstet. Das Infrarotlaser-System soll anfliegende Geschosse entdecken und unschädlich machen, ehe sie dem Jet gefährlich werden können. Die Flugzeuge sollen nach der Installation der Systeme aber zunächst ohne Passagiere fliegen, wie die "New York Times" berichtet.

 

Mit den vom US-Ministerium für Heimatschutz finanzierten Tests geht ein umstrittenes Projekt in die nächste Phase. Die US-Regierung hat Anfang 2004 Northrop Grumman und BAE Systems beauftragt, militärische Raketenabwehrsysteme für Ziviljets tauglich zu machen - und eine Summe von 120 Millionen Dollar bereitgestellt. Sollte die zivile Flotte in den USA tatsächlich in großen Stil mit der Technik ausgestattet werden, dürften sich die Rüstungskonzerne über Aufträge in zweistelliger Milliardenhöhe freuen.

 

Spätestens seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 treibt Sicherheitsexperten weltweit die Angst um, Terroristen könnten mit tragbaren Raketen, so genannten Manpads (Man-Portable Air Defense Systems), zivile Flugzeuge vom Himmel holen. Die Angst scheint durchaus begründet: Die Kleinraketen, die von der Schulter abgefeuert werden können, wiegen meist weniger als 20 Kilogramm und sind damit hoch mobil. Zudem sind Manpads auf den Waffenmärkten der Welt zehntausendfach verfügbar, ältere Versionen oft schon für wenige hundert Dollar.

 

Umstrittener Nutzen für zivile Luftfahrt

 

Wie ernst die Bedrohung sein kann, bewies im November 2002 eine Beinahe-Katastrophe: Über der kenianischen Hafenstadt Mombasa beschossen Mitglieder des Terrornetzwerks al-Qaida eine israelische Boeing 757 mit zwei Raketen des russischen Typs SA-7 "Strela". Die Geschosse verfehlten den mit 271 Passagieren besetzten Jet nur um wenige Meter. Im November 2004 wurde ein Airbus A300 der deutschen DHL während des Starts in Bagdad von einer Rakete getroffen, konnte aber notlanden.

 

Die Kleinraketen - die amerikanische "Stinger" ist die bekannteste ihrer Art - suchen automatisch Hitzequellen wie den Abgasstrahl eines Triebwerks. In Militärflugzeugen sind schon länger Abwehrsysteme im Einsatz. Die "Directional Infrared Countermeasures" (DIRCM) machen hitzesuchende Raketen mit Infrarot-Lasern unschädlich.

 

Allerdings ist umstritten, ob der Einsatz solcher Systeme in Ziviljets praktikabel ist: Dem möglichen Zugewinn an Sicherheit stehen Horrorvisionen von ständigen Fehlalarmen, verängstigten Reisenden und Chaos im Luftverkehr gegenüber.

 

Zudem wären die Kosten einer generellen Einführung der Technik horrend. Die zivile Flotte der USA besteht aus 6800 Flugzeugen. Experten gehen davon aus, dass allein der Einbau der Abwehrsysteme mindestens zehn Milliarden Dollar verschlingen würde. Zusammen mit Wartungs- und Betriebskosten könnte sich der Preis in 20 Jahren auf 40 Milliarden Dollar summieren, rechnet die kalifornische Rand Corporation vor.

 

Zugleich mehren sich unter Fachleuten die Stimmen, die eine Neubewertung des Risikos anmahnen. Zu den schon lange vorhandenen Zweifeln, ob die militärische Abwehrtechnik überhaupt in Ziviljets funktionieren kann, gesellen sich nun Warnungen vor einer Überbewertung der Gefahr. Manpads, glauben manche Experten, sind gar nicht so gefährlich wie von manchen Rüstungskonzernen gern behauptet.

 

Gewehrkugel so gefährlich wie Rakete?

 

So untersuchte etwa die Rand Corporation die Sicherheitslage am internationalen Flughafen von Los Angeles und kam im Januar zu dem Schluss, dass eine tragbare Rakete eine kleinere Bedrohung darstelle als eine Autobombe oder ein Sprengsatz in einem Gepäckstück. Große Passagierflugzeuge seien heute so konstruiert, dass sie auch nach dem Verlust eines Triebwerks weiterfliegen - sogar wenn der Motor explodiert. Die Autoren sehen ein Flugzeug von einer Rakete gar kaum stärker bedroht als von einer Kugel aus einem großkalibrigen Präzisionsgewehr.

 

Widerspruch gegen die Einführung der Militärtechnik melden darüber hinaus ausgerechnet jene an, die von Terrorangriffen auf Passagierjets direkt betroffen wären: die Pilotenvereinigung Air Line Pilots Association, die Fluglinien-Zusammenschluss Air Transport Association of America und der Luftfahrtkonzern Boeing. Sie alle fordern, mehr Geld in alternative Sicherheitsmaßnahmen zu investieren - etwa die Kontrolle von Flughäfen, schärfere Begrenzung der Rüstungsexporte und technische Änderungen, die Flugzeuge widerstandsfähiger gegen Raketenbeschuss machen.

 

Die Kosten für die Raketenabwehrsysteme "stehen in keinem Verhältnis zum Nutzen", sagte Boeing-Sprecher Jim Proulx der "New York Times". Zwar würde die US-Regierung wohl den Einbau der Abwehrsysteme finanzieren, doch Boeing befürchtet, später für die Wartung und die erhöhten Benzinkosten aufkommen zu müssen - was sich im Jahr auf über eine Million Dollar pro Flugzeug summieren könne.

 

Die Rand Corporation räumt in ihrer Studie zwar ein, dass ein erfolgreicher Raketenangriff auf einen Passagierjet Hunderte töten, wirtschaftliche Folgeschäden von über 15 Milliarden Dollar und einen nicht abzuschätzenden Vertrauensverlust in die Flugsicherheit auslösen könnte. Aber verglichen mit den Kosten für andere Sicherheitsvorhaben solle die Regierung zunächst "weniger kostspielige Ansätze" testen.

 

Einige Abgeordnete im Kongress beginnen bereits offen zu fragen, was wirklich hinter den Bemühungen der eifrigsten Raketenabwehr-Befürworter steht. Zu ihnen gehören etwa die kalifornische Senatorin Barbara Boxer, in deren Heimat der Rüstungskonzern Northrop Grumman beheimatet ist, und der Republikaner John Mica. Zu dessen größten Wahlkampfspendern gehört die internationale Militär-Interessenvertretung Electronic Warfare Association, Rüstungskonzerne wie Raytheon und Lockheed Martin - und auch Northrop Grumman.

 

Das Raketenabwehr-Projekt sei "nicht das Ergebnis der Analyse potentieller Bedrohungen, der Fähigkeiten von Terroristen oder deren Zielen" kritisierte der republikanische Abgeordnete Christopher Cox, immerhin Vorsitzender des Kongress-Ausschusses für Heimatsicherheit. Das Raketenprogramm sei "zu stark angetrieben von politischen Interessen und Lobbyisten".

Geschrieben

Zum Thema der Israelischen 757-300 der Arkia beim Start in Kenia:

 

Es wurde damals spekuliert, ob das Flugzeug nicht schon mit Eloka-Systemen ausgerüstet war!!! Angeblich haben Israelische Passagier Jets sowas eingebaut! Stand glaube damals in der Flug-Revue oder der Aero!

 

Gruss MAX777

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