dschoene Geschrieben 15. Juni 2005 Melden Geschrieben 15. Juni 2005 Mahlzeit, Ich versuch mich heute mal selbst an einem Reisebericht. Vorab schon mal eine "Entschuldigung" an die Hardcore-Experten, die Registrationen der Vögel hab ich nicht notiert, aber das sollte auch so gehen ;) Zur Vorgeschichte Ich bin seit 2 Jahren mit einer Russin liiert, hatte aber bisher nie die Möglichkeit, mit ihr in ihre Heimat zu fliegen, also war's Zeit, dieses zu ändern und meine Russisch-Kenntnisse einem verschärften Praxistest zu unterziehen. Irgendwann Mitte Mai rief mich mein Mädel (zu der Zeit auf "Heimaturlaub" in Omsk) an und frug, ob ich nicht mal "auf einen Sprung nach Omsk" kommen möchte (O-Ton, kein Scherz). Das ließ mir exakt 8 Tage, um mir 'n Visum und Flugtickets zu besorgen und das, wo wir Deutschen eh' schon nicht für unsere Spontanität verschrien sind. Direktflüge nach "Omsk Zentralnij" (dazu später mehr) gibt es von HAJ und HAM, allerdings nur am Wochenende, in der Woche gehts nur über Umstieg in Moskau, dafür aber täglich. Der Flug nach Omsk würde mit Aviakompania Sibir stattfinden, soviel war schon klar, also Tickets in Hannover bestellt und gleich dort abgeholt, die kennen mich da schon, da ich schon öfter für's Frau dort die Tickets abgeholt habe. S7 operiert hauptsächlich von Domodedovo, also blieb nur noch ein Flug aus der Heimat nach DME zu finden, denn einen Transfer von Sheremejevo nach Domodedovo wollte ich mir nicht zwingend geben. Nach einer ganzen Weile Suchen's fand ich schliesslich einen entsprechenden Flug mit dba von Tegel nach Domodedovo. 19.05.2005 - Hinflug 1. Etappe TXL-DME Ich bin kein sehr erfahrener Flieger, meine vorherige Flugerfahrung belief sich auf 3 Inlandsflüge mit dem Werksflieger von VW - von Braunschweig nach Ingolstadt. Seit dieser Zeit ist mir jedoch klar, daß ich unter übler Flugangst leide, so daß ich mit äußerst gemischten Gefühlen in TXL startete. Der Checkin war aufgrund der sehr beengten Platzverhältnisse in TXL entsprechend stressig. Lange Schlangen vor nur 2 Schalter und immer wieder zwängten sich Paxe aus gelandeten Fliegern zwischenmang - Richtung Ausgang. Entsprechend gereizt war die Stimmung. Nach erfolgten Checks landeten wir im Zubringerbus, der uns zum dba-Vogel karrte - eine Boeing 737-hastenich-gesehn (glaube 600). Angesichts des mit 15° und klarem Himmel eher ruhigen Wetter hoffte ich auf einen ebenso ruhigen Start, wurde aber leider enttäuscht, denn das Trum sackte immer wieder leicht durch während des Aufstiegs- Für einen regelmäßigen Flieger sicher nix schlimmes, aber wenn man, wie ich, eh' schon den kalten Angstschweiß in den Flossen hat, dann ist das eine eher nervenaufreibende Erfahrung. Das Platzangebot in Eco war durchaus in Ordnung, jedenfalls besser als in der fliegenden Kettensäge, gechartert durch einen nahmhaften deutschen Automobilhersteller. Insgesamt war der Flug auch sehr ruhig und das catering war angesichts von nur 2 Stunden Flugzeit auch sehr gut. Die Landung war natürlich wieder "Horror vom Feinsten", aber eben nur für unsereins, die anderen Paxe um mich herum sprachen von einer "sehr ruhigen Landung" - soviel zur Relativitätstheorie. 2. Etappe - Erkundungen in DME Um 14:15 planmäßig gelandet, stand ich vor der "Aufgabe" mir bis zum Abflug um 22:40 irgendwie die Zeit zu vertreiben immer im Hinterkopf die Warnung meiner Frau, mich nicht unbedingt aus dem Flughafen Richtung Innenstadt zu entfernen. Zwar mag da wohl eher Ihre Besorgnis ob meiner Naivität und Unerfahrenheit auf russischem Boden dahinter gestanden haben, aber ich wollte es auch nicht unbedingt ausprobieren. Zum Glück ist DME ziemlich groß und definitiv mit westlichen Standards zu vergleichen. Dies und ein mitgebrachter mp3 player liessen die Zeit relativ schnell vergehen und die Registration für Inlandsflüge beginnt schon 3 Stunden vor dem Boarding, so daß ich die letzten 3 Stunden in der sehr komfortablen Check-in zone verbrachte. Die Sicherheitschecks waren sehr strikt. Man bekommt zwei Plastikwannen und 'n paar plastiksocken in die Hand gedrückt und dann heissts, Schuhe in die eine, alle Tascheninhalte, Gürtel etc. in die andere Wanne und ab zur Durchsuchung. Irgendein übereifriger DME-Bediensteter hat dann allerdings meine "Sammelsurium-Wanne" weggeräumt, in der noch mein Reisepass und meine Flugtickets lagen (!!!) Also had ich mir den nächsten Grenzbeamten gegriffen, ihm die Sache erklärt und 5 Minuten (und einen Herzkasper) später, überreichte er mir freundlich meine Papiere. Das nennt man wohl Glück. 3. Etappe : DME-OMS Trotz meiner zuvor geschilderten Flugangst freute ich mich auf die Abschlußetappe. Nicht nur, weil sie mich endlich nach OMS brachte (ich hatte mein Mädel zu der Zeit fast 3 Monate nicht mehr gesehen), sondern, weil mich schon immer die russischen Vögel interessierten. Mit Sibir in einer TU-154M stand auf dem Plan. Der Vogel war voll besetzt und machte einen sehr gepflegten Eindruck. Die Innenausstattung hatte den ganz besonderen Charme der sowjetischen Technik. Solide und schmucklos, aber wenn ich was für's Auge will, dann geh' ich ins Museum oder schau mir mein Frauchen an ;) Das Jaulen der Triebwerke ist einfach nur geil. Mag aus der Sicht des Ökonomen oder des Flugexperten so eine Solojew-Düse noch so ineffizient sein, die Teile singen ein herrliches Lied :) Wie schon zuvor kann man meine Gefühle vor dem Start nicht zwingend als "freudige Erwartung" bezeichnen, aber ich sollte positiv überrascht werden. Ich konnte ja in HAJ schon öfters Starts von TU-154M's beobachten und wusste daher, dass die ganze Sache etwa so abläuft: Der Pilot haut die "Handbremse" rein, lässt die Triebwerke jodeln, Handbremse wech und dann gehts im Sprint steil nach oben. Nun wurde mir auch klar, warum die russischen Stewardessen vorher Bonbon's verteilten, ohne diese Hilfestellung wär's angesichts der Eile, mit der der Flugkapitän richtung Himmel strebte ziemlich schwierig geworden mit dem Druckausgleich. Ohne einen einzigen Durchsacker zog er wie am Lineal auf Reisehöhe - mir kams vor wie Rekordzeit. Ich hatte nicht mal Zeit mir die Vorderfüße kalt zu schwitzen, definitiv ein (positiver) Unterschied zur ersten Etappe. Das catering war sehr gut. Die Flugbegleiter schoben ihr wägelchen durch den gang und fragten jeden, ob er denn Mjaso (Fleich) oder Kuriza (Huhn) bevorzuge. Dabei wurde ich Zeuge folgenden Gesprächs zwischen Pax und Steward : S: Wi Mjaso ili Kurizu budete ? P: Ribo u was est? S: Da jest, posjalusta. zu deutsch : S : Möchten Sie Fleisch oder Huhn? P : Haben Sie Fisch? S : Ja, haben wir, bitte schön. Irgendwie ging mir da dann doch irgendwie was durch die Lappen ;) Frage 1 : Wenn mich jemand fragt, ob ich Fleisch oder Huhn möchte, wie kommt man dann darauf nach Fisch zu fragen? Und nummer 2 : Warum nimmt der steward den Fich nicht in seine Options-Frage mit auf, wenn er ihn doch offensichtlich dabei hat? Die russische Seele ist geheimnisvoll. Während des Fluges entsponn sich ein sehr anregendes Gespräch mit meiner russischen Nachbarin, die doch sehr verwundert schien, einen Teutonen an Bord vorzufinden, noch dazu einen der russisch spricht. Zumindestens hier im Osten Germaniens gibts jedoch noch genug davon, obwohl ich mir in jungen Jahren freilich nie geträumt hätte, daß ich mein Schulrussisch mal brauchen würde. ;) Die Landung um 5:00 früh in OMS war, wie schon der Start, von wesentlich erträglicherer Natur als es in der 737 in DME der Fall war. Die große Überraschung folgte jedoch noch. Von DME etwas "verwöhnt" erwartete ich in Omsk freilich auch einen riesigen Klotz von Flughafen, schliesslich ist Omsk nun nicht gerade 'n Kuhdorf, sondern eine ausgewachsene Millionenstadt. Der Flughafen allerdings läßt jeden deutschen Provinz-Flugplatz aussehen, wie 'n Mega-Hub. Der "checkout" bestand darin, daß wir das Rollfeld durch ein Blechtor verliessen und das wars. 'Ne alte Baracke, in der ein Ural-Kipper die Koffer runterkippte stellte die Gepäckausgabe dar. Irgendwie alles ein wenig "hemdsärmlig" bei den Freunden in der Föderation. Nach der Rekord-Checkout-Zeit von etwa 10 Minuten schloß ich mein Mädel in die Arme und eine der interessantesten Wochen meines Lebens nahm seinen Anfang, das Ende der Selbigen so wie den Rückflug, den gibts evtl. in einem späteren bericht. [/i]
Gast United Geschrieben 16. Juni 2005 Melden Geschrieben 16. Juni 2005 Hmm, in Russland fliegen ist immer lustig, mein Flug nach Novosibirsk war auch mal so ähnlich und die TUs sind wirklich coole Flugzeuge. Noch so als Anmerkung, die DBA war bestimmt keine 736 sondern eher ne 733, denk ich mal ...
dschoene Geschrieben 16. Juni 2005 Autor Melden Geschrieben 16. Juni 2005 Hmm, in Russland fliegen ist immer lustig, mein Flug nach Novosibirsk war auch mal so ähnlich und die TUs sind wirklich coole Flugzeuge. Noch so als Anmerkung, die DBA war bestimmt keine 736 sondern eher ne 733, denk ich mal ... Yo, 737-300 hab' ich gestern auf 'nem Photo gesehen, also keine 600 :-)
crowd Geschrieben 16. Juni 2005 Melden Geschrieben 16. Juni 2005 Netter Bericht, der mal aus einer etwas anderen Perspektive geschrieben wurde. Freu mich schon auf den Bericht über den Rückflug.
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