AirMichi Geschrieben 20. Juli 2005 Melden Geschrieben 20. Juli 2005 Hallo zusammen, nach meinen Infos landete am Abend des 18.7. die DL 118 (B763, 199DN) auf dem Weg von ATL über CDG nach BOM in MUC. Grund war offensichtlich ein Passagier, der in einen lebensbedrohlichen Zustand geraten war (Herzstillstand o.ä.). Bei der Notlandung überhitzten die Bremsen und an der Position fingen einige Reifen Feuer und platzten. Die am 19.7. planmäßig in München landende DL 130 flog die notgelandeten 212 Passagiere weiter nach Bombay, während die zweite Maschine wieder "geflickt" wurde und flog schließlich am Nachmittag offensichtlich mit Passagieren (sie wurde zum Terminal geschleppt) wieder zurück nach Atlanta. Diese Informationen stammen aus unterschiedlichen Quellen. Fehler bitte ich zu berichtigen! Weiß jemand genaueres zum Hergang? Grüße, AirMichi
mucflyer Geschrieben 20. Juli 2005 Melden Geschrieben 20. Juli 2005 Grund für die überhitzten Bremsen war angeblich ein zu spätes Aufsetzen und ein entsprechender Bremsvorgang...
Bjoern Geschrieben 20. Juli 2005 Melden Geschrieben 20. Juli 2005 An der Position ist meiner Meinung nach nur 1 Reifen geplatzt, die anderen waren schon vorher hin. Außerdem war der Flieger wohl einige Tonnen über dem MaxLW, was bei der Flugstrecke auch zu erwarten wäre. Alles andere stimmt. Grüße, Björn
Chris99 Geschrieben 20. Juli 2005 Melden Geschrieben 20. Juli 2005 Der Atlanta-Flug am 19.7. 10:00 wurde daraufhin zunächst gecanncelt, da die Maschine nach BOM benötigt wurde (Paxe nach ATL kann man leichter umbuchen als die gestrandeten für BOM). Um 14:00 ist dann die Maschine dann doch nach ATL gestartet.
D-ATUI Geschrieben 20. Juli 2005 Melden Geschrieben 20. Juli 2005 Bei der Notlandung überhitzten die Bremsen und an der Position fingen einige Reifen Feuer und platzten. Die am 19.7. planmäßig in München landende DL 130 flog die notgelandeten 212 Passagiere weiter nach Bombay, während die zweite Maschine wieder "geflickt" wurde und flog schließlich am Nachmittag offensichtlich mit Passagieren wieder zurück nach Atlanta. Was hat hier wieder der Begriff Notlandung zu suchen? Die Verwendung ist wirklich inflationär. Für mich ist das eine unplanmässige Zwischenlandung wegen eines Medical Incident. Die Crew muss dann natürlich wissen, ob sie wegen MaxLW-Restrictions o.ä. landen kann oder nicht oder was sie darüberhinaus riskiert. So schlimm es klingt, aber das Leben eines Einzelnen Herzinfarkt-Patienten kann es wohl kaum wert sein, jenes der restlichen Mitreisenden in Gefahr zu bringen. Ich kenne die med. Ausrüstung von Delta nicht, aber sie dürfte allemal ausreichen für eine bestmögliche Erstversorgung…
BenBen Geschrieben 20. Juli 2005 Melden Geschrieben 20. Juli 2005 Der Pilot hat schon vor der Landung angekündigt, dass er wahrscheinlich Probleme mit den Reifen haben wird. Deshalb war die Feuerwehr auch schon entsprechend informiert. War, wie oben schon gesagt, noch überm Max LW...
zebufix Geschrieben 21. Juli 2005 Melden Geschrieben 21. Juli 2005 Das medizinische Equipment an Bord reicht gerade für die Erstversorgung eines Patienten. Mit den zur Verfügung stehenden Medikamenten und Gerätschaften ist es geboten im Notfall schnellstens eine Klinik mit Maximalversorgung und/ oder gut ausgerüsteter Intensivmedizin zu erreichen. Beim hier geschilderten Notfall handelt es sich offensichtlich um einen Herz-Kreislaufstillstand. Häufig liegt ein Kammerflimmrn zu Grunde, welches bei rechtzeitigem und professionellen Einsatz eines Defibrillators zu beherrschen ist. Dies bedeutet aber nicht, dass es nach dem Beheben dieser Rhythmusproblematik zu einer ausreichenden Pumpleistung des Herzens kommt, weil die Problematik häufig auf einen infarzierten und damit in seiner Leistungsfähigkeit deutlich eingeschränkten Herzmuskel zurückzuführen ist. In einem solchen Falle zählt jede Minute, da Reanimationsbemühungen (Herzdruckmassage, Beatmung) unter Bordbedingungen niemals über einen längeren Zeitraum ausreichend sind. Ein derartiger Reanimationsfall ist beatmungspflichtig und dies kann nicht mit einem Ambubeutel dauerhaft und suffizient erfolgen.
FKB64 Geschrieben 21. Juli 2005 Melden Geschrieben 21. Juli 2005 Warum hat der kein Treibstoff abgelassen?
sputter Geschrieben 21. Juli 2005 Melden Geschrieben 21. Juli 2005 Ein Flugzeug muß im übrigen vor seiner Zulassung auch ein overweight landing erfolgreich absolvieren. Es gibt ja wohl bisher keine gesicherten Kenntnisse, ob Sprit abgeflogen wurde oder nicht. Wenn der Kapitän die Landung in MUC (bestimmt nicht ohne Grund genau dort) für risikolos befunden hat, ist das doch ok. Ein Herzstillstand an Board ist echt nicht lustig und da zählt jede Sekunde. Selbst der Defi kann dir nicht immer helfen aber er ist eine Riesenhilfe um die Zeit bis zum Eintreffen der Spezialisten zu überbrücken.
mucflyer Geschrieben 21. Juli 2005 Melden Geschrieben 21. Juli 2005 Der Unterschied zwischen MTOW (Max Takeoffweight) und MLW (Max Landingweight) bei einer B763 (zumindest bei Condor) beträgt 'nur' 39 Tonnen. Da die Strecke CDG-BOM mit ca. 3780 NM nicht zu den längeren gehört und der Flieger bei Weitem nicht voll getankt war, ist davon auszugehen, dass die Crew eine vertretbare Overweightlandung in Kauf genommen hat. Vermute, dass sie unter +10 Tonnen gelegen hat. Aber rein spekulativ.
Timo Geschrieben 21. Juli 2005 Melden Geschrieben 21. Juli 2005 Hallo, es muß nicht unbedingt ein Defi sein um ein Herzkammerflimmer erkennen/bearbeiten zu können. Ein AED - also ein halbautomatischer Defi reicht hierfür komplett aus und das Personal muß dafür nicht med. geschult sein. Soweit mir bekannt sind einige Airliner schon auf dem besten Weg dazu AED`s in ihr Doc-Kit bzw. Med-Kit zu integrieren. Ist natürlich - iwe immer eine reine Kostenfrage - da hier Freiwilligkeit besteht.
sputter Geschrieben 21. Juli 2005 Melden Geschrieben 21. Juli 2005 Wir haben die AED´s aber geschult mußt du schon auf den AED sein, du kannst damit auch ne Menge Unheil anrichten.
Timo Geschrieben 21. Juli 2005 Melden Geschrieben 21. Juli 2005 Tach Post, Wir haben die AED´s aber geschult mußt du schon auf den AED sein, du kannst damit auch ne Menge Unheil anrichten. Nein mußt Du nicht! Oder steht das im MPG? Teilweise hängen die Teilchen auch in der Oeffentlichkeit rum - und Du kannst kaum die ganze Öffenlichkeit schulen ;-) oder sind das dann automatische Defi? Welches Unheil meinst Du? Das Geraet ueberprueft sich immer wieder selbst, erklaert sich und den Bediener von allein. Max das Du Adult-Pads auf ein Kleinkind aufkleben könntest - und selbst da bin ich mir nicht sicher ob das Geraet dies bemerken würde. Grundsaetzlich hast Du aber Recht das Personal das staendig mit einem AED in "Konflikt" kommen kann trainiert gehört - das einmal im Jahr ist kaum als Schulung/Training anzusehen.
Chris99 Geschrieben 21. Juli 2005 Melden Geschrieben 21. Juli 2005 Der Einsatz der Crew und die Landung in MUC scheinen sich gelohnt zu haben: Der Patient hat überlebt (SZ von heute).
MAX777 Geschrieben 21. Juli 2005 Melden Geschrieben 21. Juli 2005 Warum hat der kein Treibstoff abgelassen? Es gibt Notfälle und Notfälle! Bei den einen, kann der Flieger kreisen und Sprit ablassen, bei den anderen, muss er sofort runter, dann gehen die Piloten ein kalkulierbares Risiko ein, indem sie mit "übergewicht" landen.
sputter Geschrieben 21. Juli 2005 Melden Geschrieben 21. Juli 2005 @Timo Du bist ja lustig, erst eine Behauptung aufstellen und dann fragen.... Ich kann dir nur soviel sagen: Bei uns an board dürfen nur Leute mit Schulung den defi benutzen. Wenn du das anders siehst, ist das deine Sache. Ich hab ihn im übrigen auch schon benutzen müssen und da kommt im Ernstfall einiges auf dich zu, trotzdem du geschult bist. Das ist immer sehr lustig und entspannend, wenn du das Training dafür hast. Der Ernstfall ist echt anders und das möchte ich niemanden zumuten, der sowas noch nie bedient hat.
BenBen Geschrieben 21. Juli 2005 Melden Geschrieben 21. Juli 2005 Es gibt ja wohl bisher keine gesicherten Kenntnisse, ob Sprit abgeflogen wurde oder nicht. Er hat definitiv kein Fuel Dumping gemacht.
zebufix Geschrieben 21. Juli 2005 Melden Geschrieben 21. Juli 2005 Kurz zur Info hinsichtlich des Einsatzes eines Defi. Ob ein Defi halbautomatisch oder automatisch funktioniert sagt lediglich etwas über seine Bedienerfreundlichkeit aus. Kommt es zu einer erfolgreichen Defibrillation beispielsweise nach Kammerflimmern so schlägt das Herz zwar wieder im richtigen Rhythmus (Sinusrhythmus), dies bedeutet aber zwangsläufig noch nicht, dass auch die Pumpfunktion (Druck des Blutes) des Herzmuskels ausreichend ist. Häufig ist die Pumpfunktion des Herzens auch nach der Defibrillation soweit beeinträchtig, dass intensivmezinische Betreuung erforderlich ist. Das was eine Defibrillation nötig macht, ist fast zu 100% ein Symptom einer massiven Herzerkrankung, die dahinter steckt.
keeny Geschrieben 21. Juli 2005 Melden Geschrieben 21. Juli 2005 Ich kann dir nur soviel sagen: Bei uns an board dürfen nur Leute mit Schulung den defi benutzen. Wenn du das anders siehst, ist das deine Sache. Ich hab ihn im übrigen auch schon benutzen müssen und da kommt im Ernstfall einiges auf dich zu, trotzdem du geschult bist. Das ist immer sehr lustig und entspannend, wenn du das Training dafür hast. Der Ernstfall ist echt anders und das möchte ich niemanden zumuten, der sowas noch nie bedient hat. Natürlich ist das immer eine Ausnahmesituation und wenn man geschult ist, fällt es aber einem leichter. Die heutigen Geräte sind aber mittlerweile sehr einfach und so konstruiert, daß sie eben jedermann bedienen kann und darf, ohne dabei straf- oder zivilrechtliche Konsequenzen fürchten zu müssen.
keeny Geschrieben 21. Juli 2005 Melden Geschrieben 21. Juli 2005 Kurz zur Info hinsichtlich des Einsatzes eines Defi. Ob ein Defi halbautomatisch oder automatisch funktioniert sagt lediglich etwas über seine Bedienerfreundlichkeit aus. Kommt es zu einer erfolgreichen Defibrillation beispielsweise nach Kammerflimmern so schlägt das Herz zwar wieder im richtigen Rhythmus (Sinusrhythmus), dies bedeutet aber zwangsläufig noch nicht, dass auch die Pumpfunktion (Druck des Blutes) des Herzmuskels ausreichend ist. Häufig ist die Pumpfunktion des Herzens auch nach der Defibrillation soweit beeinträchtig, dass intensivmezinische Betreuung erforderlich ist. Das was eine Defibrillation nötig macht, ist fast zu 100% ein Symptom einer massiven Herzerkrankung, die dahinter steckt. Wer sagt, daß nach einer Defibrillation man wieder einen Sinusrhythmus erhält? Meine langjährigen Erfahrungen im RD haben leider gezeigt (ohne Einsatz eines AEDs durch Ersthelfer), daß man nach einer D. erst eine Asystolie erreicht, bzw. man führt teilweise mit aufsteigender Energie erneut eine D durch. Dann setzt man die HLW (Herzlungenwiederbelebung) fort, bis zum Erfolg oder eben ohne einen Erfolg.... Ich könnte mir aber vorstellen, daß durch einen Einsatz eines AEDs durch Ersthelfer mehr oder weniger sofort nach Eintritt eines Kammerflimmerns die Wahrscheinlichkeit eines sich spontan einsetzenden Sinusrhythmuses erhöht. Kennst Du vielleicht dazu Studien oder Zahlen?
zebufix Geschrieben 21. Juli 2005 Melden Geschrieben 21. Juli 2005 Zahlen habe ich hierzu nicht. Vielleicht habe ich mich auch nicht korrekt ausgedrückt und hätte schreiben müssen, dass es letzlich das Ziel ist, durch Elektrokonversion einen Sinusrhythmus zu erzielen. Ein Zwischenstadium ist hier natürlich die Asystolie. Du hast sicherlich recht, wenn dies häufig nicht gelingt. Mein Ansinnen war nur, klarzustellen, dass der Zustand nach Defibrillation nicht mit "gesund" gleich zu setzen ist.,
keeny Geschrieben 21. Juli 2005 Melden Geschrieben 21. Juli 2005 Mein Ansinnen war nur, klarzustellen, dass der Zustand nach Defibrillation nicht mit "gesund" gleich zu setzen ist., Ja, kam auch so rüber :-) Insbesondere muß das auch so explizit gesagt werden, weil auch viele denken, daß so ein "Teil" ein Wunderding sei und nach einem "Schuß" nichts mehr zu tun sei.
sputter Geschrieben 21. Juli 2005 Melden Geschrieben 21. Juli 2005 Wenn man eine Asystolie hat, empfielt der Defi dann einen Schock?
keeny Geschrieben 21. Juli 2005 Melden Geschrieben 21. Juli 2005 Wenn man eine Asystolie hat, empfielt der Defi dann einen Schock? Man defibrilliert i.d.R. nur bei einem Kammerflimmern. Bei Asystolie wird man daher bei einem AED sicherlich keinen "Schuß" abgeben können. Ja ich weiß, das sieht man sonst in jedem Film: Asystolie, Doktor schreit rum und Schuß und keine 2s später hat der Pat. wieder einen schönen Sinusrhythmus und kurze Zeit später macht der Pat. wieder die Augen auf :-( Merke: Die Darstellung der Notfallmedizin im Film und Fernsehen hat in etwa das Niveau der Katastrophenfilme über die Luftfahrt :-) Die Björn Steiger Stiftung schreibt einiges dazu: http://www.steiger-stiftung.de/index_de.htm (oben "Kampf" dem Herztod) U.a. auch über den Airport Chicago: -----------schnipp----------- Chicago Airport System Der Flughafen von Chicago ist derzeit der sicherste Platz der Welt, wenn Sie ein plötzlicher Herzstillstand ereilt. Egal, wo Sie sich auf dem Flughafen befinden, ist in ein bis maximal zwei Minuten ein Defibrillator bzw. ein Wandbehälter mit Notfalltelefon aufzufinden. Auf der folgenden Grafik sehen Sie einen Übersichtsplan des Flughafens: Jedes der roten Herzsymbole steht dabei für einen Defibrillatoren. -----------schnapp----------- Zu den Geräten gibt es auch einige interessante Links zu den Geräteherstellern mit einigen sehr übersichtlichen "Gebrauchanweisungen". Je nach Gerätetyp gibt es einige mit einem Monitoring und Aufzeichnung, d.h. eine Visualisierung der elektrischen Tätigkeite (EGK), wenn auch als einfache Ableitung. Könnte somit ggf. hilfreich sein für eine bessere Diagnose bei Pat. mit anderen Rhythmusstörungen, nicht nur wenn diese bewußtlos sind. D.h. wenn z.B. ein Rettungsassistent oder Notfallmediziner (Internist, Narkosearzt, Intensivmediziner, ect,) bei einem Notfall vor Ort an Board bei einem wachen Pat. nach so einem Gerät fragt, sich also bitte nicht wundern :-) Eine Bekannte von mir (Ärztin) wollte an Board einer Iberia so ein Gerät (mit dem Gedanken an ein Monitoring) für eine Pat. und die Flugbegleiterung hatte es ihr verweigert :-(
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