Flieger26 Geschrieben 18. Februar 2006 Melden Geschrieben 18. Februar 2006 Hallo Gemeinde! Lese zwar schon länger mit, melde mich aber erst jetzt mit einem Reisebericht über Finnland zu Wort. Hoffe, er gefällt euch und gibt dem einen oder anderen ein paar nützliche Tipps für einen Aufenthalt im hohen Norden. Für Kritik/Anregungen bin ich dankbar. Anfang Januar habe ich mich spontan entschieden mit zwei Freunden einen Flug nach Tampere zu buchen. Einerseits, um ein paar Flughäfen mehr auf meiner Karte abhaken zu können und andererseits natürlich um das Land samt seiner Landschaft kennen zu lernen. Gerne hätten wir unseren Aufenthalt dort ein wenig länger gebucht, schließlich sind 24 Stunden recht wenig für ein so großes Land. Doch schulische und berufliche Zwänge machten eine echte Kurzreise draus. Los ging es am Samstag, 28. Januar 2006. Gegen 9:30 Uhr fuhren wir auf die Autobahn und kamen wie geplant um 12 Uhr am Hahn an. Parkplatz P2 war mal wieder ganz schön voll, trotzdem war noch ein Platz für uns in der Nähe des Terminals frei. Ich glaube, dass ich zum ersten Mal ausgedruckte Boarding-Karten bekam. Ganz am Anfang waren es ja diese Plastik-Kärtchen und dann später Tickets, auf denen einfach nur die Nummer eingetragen wurde. Viel steht aber auf diesen neuen Tickets auch nicht drauf, selbst der Name fehlt (wie ja bei Ryanair üblich). Ich frage mich, weshalb alles doppelt und dreifach kontrolliert wird, ich aber mein Flugticket nach dem Check-In Osama geben kann und er damit durch Europa düst. Da wir früh da waren, bekamen wir Nummern kleiner als 65 und konnten uns somit einen Fensterplatz vorne rechts sichern. Neu war, dass auch beim Einstieg ins Flugzeug die Tickets kontrolliert wurden. Wahrscheinlich will man damit vermeiden, dass beim gleichzeitigen Boarden mehrerer Flieger, Passagiere nicht aus Versehen ins falsche Flugzeug einsteigen (so erlebt bei einem meiner ersten Ryanair-Flüge als im Mailand-Flieger mehrere Leute nach Rom fliegen wollten und sich partout nicht zu erkennen gaben und erst nach ca. 10 oder 15 Minuten mit hochrotem Kopf das Flugzeug wechselten). Das ist ja schon in einem anderen Thread erst neulich hier diskutiert worden. Flug FR 1921 HHN - TMP B 737-800 EI-DAH am 28.01.2006 Soll: 13:55 – 17:35 Ist: 14:07 – 17:35 Preis: Hin- und Rückflug zusammen 76,58 Euro pro Person Da herrliches Wetter herrschte und noch dazu Schnee lag, wurde der Flug was Besonderes, zumindest was den Blick nach draußen angeht. So konnte man u. a. den Flughafen Lübeck sehen. Die Besatzung war gelangweilt wie immer (meine Meinung) und spulte mit genervten Gesichtern ihr Programm ab. Komischerweise finden sie dagegen die Sicherheitseinweisung besonders lustig, so dass jedes mal dabei gelacht werden muss. Ich kann so etwas nicht mehr sehen. Wenn schon die Besatzung das nicht ernst nimmt, dann tut es mir Leid. Das gleiche gilt für die anderen Durchsagen. Aber was bleibt einem andererseits auch übrig, wenn man Rubbellose verkaufen muss? A propos: die waren dieses Mal kein Ladenhüter, sondern wurden vor allem von den Finnen zahlreich gekauft. Der Herr neben mir hatte bei einem seiner fünf gekauften Lose sogar einen Gewinn dabei: er durfte sich ein weiteres Los aussuchen. Die Auslastung betrug ca. 80%, wovon schätzungsweise mehr als 2/3 Finnen waren. Eine halbe Stunde vor der Landung brach die Nacht herein. Unser Plan war, die Leute im Flugzeug zu fragen, was man am Abend in Tampere unternehmen kann oder ob wir nach Helsinki fahren müssen. Denn dazu fand sich im Netz nur sehr wenig. Man war der Meinung, dass an Helsinki wohl nichts vorbeiführt, denn das Nachtleben ist dort viel ausgeprägter. Also stand uns wohl noch eine lange Autofahrt bevor. Die Landung war auch ein Highlight, da die Wolken extrem tief hingen und man erst Sekunden vor dem Aufsetzen wieder Boden sah. Der Touchdown war dementsprechend hart, so dass wir nochmal ein wenig nach oben hüpften. Draußen war es nicht kälter als in Deutschland. Das Ryanair-Terminalgebäude war recht alt und eng. Wir passten alle kaum in den Raum für die Gepäckausgabe. Dann holten wir am Hertz-Schalter unseren Wagen ab (gebucht über Ryanair, 66 Euro pro Tag), einen Renault Clio. Danach der Gang nach draußen. Zuvor habe ich mir natürlich Gedanken gemacht über die finnischen Straßenverhältnisse und es trat das ein, was ich befürchtet habe: es lag überall Schnee. Zum Glück hatten die Reifen Spikes, die doch ein Plus an Griffigkeit bedeuteten. Teilweise konnte man gar nicht ausmachen, wo denn jetzt die Straße verläuft, da überall nur Schnee zu sehen war und selbst die schweren Autos keine Fahrspuren hinterließen. Zudem gab es zwar Seitenpfosten, deren Katzenaugen reflektierten jedoch überhaupt nicht. Als eine größere Straße erreicht war, verbesserten sich die Bedingungen ein wenig und auf der Autobahn (durchgehend vierspurig ausgebaut zwischen Tampere und Helsinki) konnte man dann entspannter fahren (wenn auch nur die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit 100 km/h). Gegen 22 Uhr kamen wir in Helsinki an und parkten den Wagen in der Nähe der weißen Kathedrale, die wir uns als das touristische Highlight Helsinkis auch zuerst anschauten. Danach ging es auf die Suche nach der Eisbar, die beim Stöbern im Internet empfohlen wurde. Nach kurzer Suche fanden wir den Eingang in der Nähe der Metro-Station Kaisaniemi. Zwei deutsche Mädels standen auch schon bereit, um nach 10 Euro Eintritt in die Bar gelangen zu können. Zunächst bekamen wir Eskimo-Mäntel umgehängt und dann betraten wir den Raum, der sich Bar nannte. Er war vielleicht drei Quadratmeter groß, vorne ein kleiner Tresen, in der Wand eine Nische für die Flaschen und Gläser. Man durfte sich einen Cocktail aussuchen, der dann mit dem Finlandia-Wodka gemixt wurde. Die ersten Minuten haben alle nur gelacht, weil das doch nicht dem entsprach, was man sich unter einer Bar vorstellte. Und nicht einmal die Musik durfte lauter gestellt werden. An sich ist es schon eine "coole" Idee in Finnland eine Bar zu machen, wo man von Eisblöcken umgeben ist, nur waren wir die einzigen Gäste. Später kamen noch vier Österreicher hinzu, so dass man sich auf die Füße trat. Neben der Bar ist der Club Uniq, doch wir entschlossen uns dem Tipp der beiden Mädels zu folgen und die Baarikärpänen aufzusuchen, da dort die Preise nicht so hoch sind. Nach kurzem Anstehen durften wir rein (5 Euro) um gleich nochmal 2 Euro für die Garderobe zu bezahlen (Pflicht). Die Einrichtung war mit der vieler deutscher Lounges zu vergleichen und die Preise waren auch tatsächlich fair: 0,4 Liter Bier 2,50 Euro und Wodka Red Bull 3,50 Euro. Die Musik folgte keiner Richtung, sondern bot von allem etwas. Anscheinend war es einer der angesagteren Clubs, da sich recht bald eine lange Schlange draußen bildete und nur Leute reinkamen, wenn welche wieder gingen. Fazit: uneingeschränkt zu empfehlen. Danach gingen wir noch kurz zum Hafen, um anschließend eine Bleibe für die Nacht zu suchen. Da wir halt sehr spontan alles machen wollten, war es nicht möglich ein Hotel von Deutschland aus zu buchen, da wir ja nicht wussten, in welcher Stadt wir die Nacht verbringen würden. Nachdem wir dreimal im Kreis gefahren sind und kein einigermaßen günstiges Hotel gefunden haben, entschlossen wir uns zum Flughafen zu fahren. Die Straßenführung dort ist sehr verwirrend, so dass wir erst nach langem Suchen das Cumulus-Hotel fanden, das ich mir bereits daheim im Internet angeschaut habe. Es war auch noch ein Dreibettzimmer frei, allerdings für 129 Euro. Die Empfangsdame war sehr nett und gab uns eine Karte, auf der die drei anderen Hotels der Gegend verzeichnet waren. Allerdings war sowohl im Comfort als auch im Bonus Inn nichts mehr frei und im Holiday Inn haben wir es erst gar nicht versucht. Mittlerweile war es bereits drei Uhr rum, also fuhren wir zurück in das Cumulus. Früh morgens bin ich noch kurz zum ein paar hundert Meter weit entfernten Flughafen Helsinki-Vantaa gefahren. Sonntag morgens um neun Uhr war dort nicht viel los, die Architektur hat mir aber gut gefallen. Sehr übersichtlich mit schönem Blick aufs Vorfeld. Danach zurück ins Hotel und ordentlich gefrühstückt. Zum Glück war ich noch nicht ganz wach, als ich geduscht hab, da in der Duschkabine in den Ecken ein fetter Schimmelpilz sich breit gemacht hat… Hätte ich das schon am Abend zuvor gesehen, hätte ich wohl nicht so gut geschlafen. Aber so etwas ist ein echter No-Go! Deshalb: nicht weiter zu empfehlen das Hotel. Danach wieder zurück in die Stadt, die Kathedrale bei Tageslicht anschauen und dazu noch bei wolkenfreiem Himmel! Im Hafen waren einige große Schiffe zu sehen, darunter eine Fähre nach Stockholm. Ich als Nahverkehrsfreund wollte mir noch die U-Bahn anschauen. Also fuhren wir mit der Straßenbahn zur nächsten Metro-Station. Der Fahrschein kostet 2,20 Euro und gilt eine Stunde lang sowohl für die Tram als auch für die U-Bahn. Alle Stationen ebenso wie die Straßennamen sind zweisprachig gehalten (finnisch/schwedisch), da in Finnland ca. 10% Schweden wohnen. Es gibt eine einzige Metro-Linie, die sich im Osten zu zwei Ästen verzweigt. Besonders der Endbahnhof Ruoholahti hat es mir angetan, da er in den Fels gebaut wurde, ähnlich den Stationen der Tunnelbana in Stockholm. Nach einem Kaffee ging es wieder zurück auf die Autobahn, wo man noch die schöne Landschaft genießen konnte. Wir hatten noch Zeit, um nach Nokia zu fahren (liegt nur ca. 6 km nördlich des Flughafens). Leider gab es dort keine Ortsschilder (wahrscheinlich alle geklaut), also musste ein Wegweiser für das Foto herhalten. Anschließend zurück zum Airport, wo wir zwar ziemlich früh da waren, jedoch trotzdem Nummern jenseits von hundert bekommen haben. Wir latschten noch zum neueren Terminal 1, wo auch recht viel Betrieb herrschte, da gerade eine finncomm-Maschine gelandet war. Am Zaun neben dem Gebäude stand ein junger finnischer Spotter auf seiner Leiter und machte Bilder mit der Dämmerung im Hintergrund. Der Flug war pünktlich und sogar zu ca. 95% ausgelastet. Flug FR 1922 TMP - HHN B 737-800 EI-DAH am 29.01.2006 Soll: 18:00 – 19:25 Ist: 18:03 – 19:13 Die eine Stewardess schien aus dem Ostblock zu kommen (Estland?). Ihr Englisch ließ sehr zu wünschen übrig. Die Standarddurchsagen las sie von einem DIN-A4-Zettel ab und verhaspelte sich zweimal bei jedem Satz. Man verstand so gut wie nichts. Zwischendurch paukte sie aus einem Buch offenbar Vokabeln. In den Nachrichten während der Rückfahrt kam witzigerweise eine Meldung aus Finnland an erster Stelle: die alte Präsidentin ist wieder gewählt worden. Fazit: Auch wenn es nur sehr kurz war, hat es sich voll gelohnt. Die Temperaturen waren nicht tiefer als hier, in Helsinki hat man schnell alles gesehen. Das Essen und der Kaffee sind teuer und manchmal ungenießbar, deshalb vielleicht was aus Deutschland mitnehmen oder eben Fast-Food.
Gast Geschrieben 18. Februar 2006 Melden Geschrieben 18. Februar 2006 Sehr schöne Bilder und ein netter Bericht... :o)
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