MH23 Geschrieben 12. März 2006 Melden Geschrieben 12. März 2006 Gleich vorab: alle 281 Bilder von meinem Taipei-Trip gibt es hier: http://tpe06.tonzauber.com Begonnen hat alles am Dienstag Nachmittag, gemütlich in KLIA eingecheckt, und als ich nach der Immigration mit dem Aerotrain zum Sattelite-Building gefahren bin, sah ich zu meiner großen Freude statt dem angekündigten Airbus A330 eine B747-400 Combi auf dem Vorfeld stehen... Glück muss man haben, ich bin schon so lange nicht mehr 747 geflogen... Ja und meine Glückssträhne sollte anhalten, denn da die 747 im Gegensatz zum A330 eine vier Klassen Bestuhlung aufweist und an meiner Sitzplatzreservierung nichts geändert wurde, musste ich leider in der Eco-Plus, oder Evergreen Deluxe sitzen. Service war zwar nur Eco, aber das Catering war ok, und durch die breiteren, bequemeren Sitze war der Flug sehr bequem. Nach 3 Stunden 50 Minuten Flugzeit erreichte ich Taipei, und nach einer flotten Immigration gings per Bus auch schon auf den Weg in die City, für diesen 3-Tages-Trip hatte ich ja nur Handgepäck dabei. Die Busfahrt in die Stadt dauert ca 1 Stunde. Als Hotel hatte ich mir das Holiday Inn Asiaworld ausgesucht, das ca 5 Minuten zu Fuss von der U- Bahn sehr zentral gelegen ist. Zuerst wollte man mich dort in ein Raucher-Zimmer stecken, wogegen ich als militanter Nichtraucher revoltierte. Leider war kein anderes Non-Smoker Zimmer in meiner Buchungsklasse frei, woraufhin man mich (leider) in eine Junior Suite einquartierte. Schon wieder Glück gehabt. Langsam wird's mir unheimlich, aber wie meine Mutter stets zu sagen pflegt: Die Depperten ham's Glück. Viel zu groß für mich alleine, dieses Zimmer... Ich machte noch einen gemütlichen Abendspaziergang und stimmte schon mal auf die taiwanesische Küche ein. Verglichen zu Kuala Lumpur war es mit 18 Grad sehr kühl, für Besichtigung und durch-die-Stadt-rennen aber geradezu zu ideal. Nach einer entspannenden Nacht begab ich mich zur Chiang Kai Shek Memorial Hall sowie zum National Theater Chiang Kai Shek wird als eine Art "Vater der Nation" gesehen, er war auch bis zu seinem Tod 1973 Präsident Taiwans. Man kann den Taiwanesen nicht vorwefen, dass sie sich hier zurückgehalten hätten, überhaupt scheinen Monumentalbauten für Chinesen etwas Reizvolles zu haben, wobei stets ein leichter Beigeschmack von Rotem Platz und dem Lenin Mausoleum bleibt... Zu Fuss macht ich mich dann auf den Weg zum Präsidentenpalast, wobei mir diese nette "Strasseninsel" ins Auge fiel... Obwohl Taipei eine Beton-Großsstadt ist, gibt es auch in der City immer wieder kleine grüne Oasen. Nach einer halben Stunde gemütlichen Gehens erreichte ich dann den Präsidentenpalast, einen neoklassischen Backsteinbau. Weiter ging's, ich wollte zum Longshan Tempel, dem wichtigsten Tempel Taipeis. Vorbei am Justizgebäude... ... hmmm irgendwie hatte ich das Problem, dass die phonetische Transkription der Strassennamen auf den Strassenschildern eine andere ist, als die in meinem Plan, als die in meinem Reiseführer.... aber nach einigem Suchen hatte ich endlich den Tempel erreicht.... dachte ich... das sollte also der wichtigste Tempel Taipeis sein...nunja... nichts desto trotz faszinierten mich die detaillierten Dachverzierungen, die ich dank des 500mm Objektives auch zum Greifen nah heranholen konnte.... Leicht verwundert machte ich mich auf den Marsch zur nächsten MRT-Station und fuhr vom Südwesten der Stadt in den Nordwesten, um den Konfuziustempel sowie den Pao-An Tempel zu besuchen. Zuerst aber noch eine kleine Stärkung... Hier sieht man nichts von den mannigfachen Verzierungen wie in vielen anderen Tempeln; sogar die Steinlöwen vor dem Eingang fehlen. Die Säulen, Türen und Fenster sind hier ebenso ungewöhnlich, da es keinerlei Inschriften gibt. Es wird gesagt, dass dadurch ausgedrückt wird, dass es niemand wagt sein literarisches Können vor dem Meister zur Schau zu stellen. Außerdem gibt es keine Bilder in diesem Tempel. Im Altertum gab es in Konfuzius-Tempel Bilder des Heiligen, aber unterschiedliche Handwerker stellten diese auf verschiedene Art und Weise dar. Dieses Fehlen von Einheitlichkeit erzürnte den Kaiser Tai Tsu (Regierungszeit 1368-1398 v Chr.) der Ming-Dynastie. Er erließ daraufhin ein Dekret, dass alle neuen Konfuzius-Tempel in Zukunft nur noch Gedenktafeln und keine Bilder mehr enthalten dürften. Später, in der Regierungszeit des Kaisers Shih Tsung (1522-1586) wurde verfügt, das alle Abbilder von Konfuzius von Gedenktafeln ersetzt werden. Diese Regel wird bis heute eingehalten. Der Tempel mahnt zur Liebe am Lernen. Wenn man außerhalb der Haupthalle dieses Tempels, der Tacheng-Halle steht, kann man in der Mitte des Daches ein Paar aufrechter Zylinder sehen. Diese werden "Balken zum Verstecken von Büchern" genannt, und hinter diesen Balken gibt es ein Fach. Im Altertum wollte der erste Kaiser der Chin-Dynastie sein Volk unwissend halten, dass es nicht auf die Idee käme seine Regentschaft in Frage zu stellen. Er ließ Bücher verbrennen und Gelehrte töten. Um ihre geliebten Bücher zu retten versteckten Studenten sie in Behältern im Dach, die wie Kamine aussahen. Konfuzius-Tempel stellten heute diese Symbole aus, um an die Liebe dieser Studenten zum Lernen zu erinnern. An der Vorderseite des Daches gibt es auch Darstellungen von Eulen, von denen gesagt wird, dass sie, bevor sie Konfuzius durch Bildung erleuchtet hat, unwissend und böse gewesen seien. Diese Eulen symbolisieren den Geist, der in dem Ausspruchs Konfuzius "Bei der Bildung gibt es keine Unterschiede" steckt. Zwischen den beiden Treppen, die in die Haupthalle führen, gibt es eine abfallende Steinplatte, in die das Relief eines Drachen gemeißelt ist. Dies nennt man den "kaiserlichen Weg", da solche Platten im Altertum nur vom Kaiser und den Göttern benutzt wurden durften, um in die Halle zu gehen. Kein gewöhnlicher Sterblicher hätte es gewagt einen Schritt darauf zu setzen. Obwohl weniger verziert, fand ich auf einem der Dachbalken ein kleines Bildnis von mir... Der Konfuzius-Tempel in Taipei ist ein sehr ruhiger Ort, eingebettet in einen schön gestalteten Garten. Lebendiger hingegen geht es allerdings gleich im nebenan gelegenen Pao-An Tempel zu, der vor allem durch seine Malereien bekannt ist. Inzwischen dämmerte es mir langsam, dass ich zwar einen sehr netten kleinen Tempel vorher besucht hatte, das aber wohl auf keinen Fall der Longshan Tempel war. Also ging's aus dem Norden wieder in den Süden... Die U-Bahn ist übrigens ein österreichisches Qualitätsprodukt, made by Siemens-SGP auf der Suche nach dem Longshan-Tempel… …das schaut doch schon wesentlich besser aus... Der Tempel ist voll von Bronzestatuen, Schnitzereien und Steinbildhauereien. Er zieht täglich unendliche von Gläubigen an und ist der beliebteste Tempel Taipeis. Der 254 Jahre alte Lungshan-Tempel ist der Göttin der Barmherzigkeit geweiht, aber es werden hier auch viele andere Gottheiten verehrt. Über die Herkunft des Tempels gibt es folgende interessante Legende: Einst ließ ein Mann ein Amulett der Barmherzigkeitsgöttin Kuanyin an einen Baum hängen. Als die Nacht hereinbrach, begann dieses ein gleißendes Licht auszustrahlen. Die Leute in der Nachbarschaft entdeckten schnell, dass das Amulett die Fähigkeit besaß, Wünsche zu erfüllen, und natürlich wollten sie einen Tempel für die Göttin errichten. Der Bau begann 1738 an dem Ort, an dem das Amulett gefunden wurde, und der Tempel wurde innerhalb von zwei Jahren fertig gestellt. Seit den mittlerweile mehr als 250 Jahren haben viele Renovierungen stattgefunden. Der Grundriss des Tempels ist ein Quadrat in einem Quadrat. Die unterschiedlich großen Steine, mit denen der Innenhof gepflastert ist, haben ihre eigene Geschichte. Steinplatten zur Stabilisierung von Schiffen pflastern den Hof. Zu aller Zeit war die Taiwan-Straße als "der Kanal des schwarzen Wassers" bekannt, da die Gewässer so rauh und gefährlich waren. Um die Schiffe zu stabilisieren, benutzten die Einwanderer aus Fukien Steinplatten als Ballast; dies sind dieselben Steinplatten, die nun Teile des Hofs vor dem Lungshan-Tempel pflastern. Lebhafte Schnitzereien und Gemälde schmücken die Unterseite der Dächer und die besonderen Stützpfeiler, von denen das Dach getragen wird. Es waren die ersten dieser Art in Taiwan. Das Steinfenster, das sich links vom Haupteingang befindet, ist mit Szenen aus dem klassischen chinesischen Roman "Roman der Drei Reiche" verziert. Auf der rechten Seite des Eingangs kann man ein oktogonales Bambusfenster sehen, in das die chinesischen Schriftzeichen "Feuerwerkskörper verkünden, dass alles in Ordnung ist" geschnitzt sind. Die Haupttore des Tempels werden nur für Feste oder besondere Rituale geöffnet, so dass Sie normalerweise den Tempel durch die linke Tür betreten und durch die rechte Tür wieder verlassen sollten. Wenn man in den Tempel kommt, kann man oft viele Gläubige sehen, die die Götter anbeten und Sutras rezitieren. An einer Seite des Innenhofs gibt es einen Glockenturm und auf der anderen Seite einen Trommelturm. die Glocke wird am Morgen geläutet und die Trommel am Abend geschlagen, um die Gläubigen an das Rezitieren ihrer Sutras und die Ausführung ihrer ordnungsgemäßen Zeremonien zu erinnern. Da es inzwischen später Nachmittag war und sich mein Magen schon wieder meldete, machte ich einen kurzen Abstecher in eine der Seitenstrassen Natürlich gibt es auch in Taipei einen Ikea, und da ich schon in Spanien, Schweden, Malaysia und Hongkong das freundliche Möbelhaus besucht habe, musste ich es auch in Taiwan tun! Inzwischen war es spät geworden. Also ging ich zurück ins Hotel, nahm eine heisse Dusche und relaxte vor dem Fernseher. Insgesamt war ich an diesem Tag sicher meine 15 km gelaufen, was ich auch am nächsten Morgen deutlich spüren sollte. Was hätt' ich nur für ein Paar neue Füsse getan... aber es ging weiter, schliesslich war die Zeit begrenzt und noch einiges zu besichtigen. Als erstes machte ich mich auf den Weg zum Taipei 101, dem höchsten Gebäude der Welt. Vorbei an der Memorial Hall ging es Richtung World Trade Center, in dessen Anschluss der Turm steht. Es war noch recht früh am Morgen, und so konnte ich im Park um die Memorial Hall einige Damen beim Qui Gong beobachten. 10 Minuten Fussmarsch später erreichte ich den 508 Meter hohen Turm, und bis in den 89. (von 101) Stock kommt man auch als Normalsterblicher. Von der Aussichtsplattform hat man einen schönen Ausblick über das Häusermeer von Taipei. Allein der Aufzug ist ein Wunderwerk der Technik - in 26 Sekunden und mit einer Spitzengeschwindigkeit von 1100 Metern/Minute, wird man kaum spürbar in die Höhe "katapultiert", ein Druckausgleichssystem sorgt dafür, dass man nicht wie im Flugzeug unter möglichen Ohrenschmerzen zu leiden hat. Nach einer kurzen Runde durch das Einkaufszentrum unterhalb des Towers (erinnert doch sehr an das Sureia KLCC unterhalb der Petronas Twintowers, nur etwas unübersichtlicher weil verwinkelt), ging es Richtung Shungshan Tempel, meinem letzten Tempel auf dem Besichtigungsplan. Meine Füße taten weh, trotzdem hatte ich mir für den Nachmittag das Palastmuseum vorgenommen. Leider fällt das Planlesen manchmal schwer, und ich bemerkte meinen gravierenden Fehler erst als ich nach ca 3 km Fussmarsch vor dem Regionalflughafen, anstatt vor dem Tempel stand... Tja, 3 km in den Osten gewandert anstatt in den Westen. Also wieder retour, im Schweinsgalopp. Taxi wollte keines anhalten, in Flughafennähe waren sie alle besetzt, und weiter weg war ich dann "eh schon so nah dran..." Schlussendlich war auch dieses Ziel erreicht. Nach einem kurzen Zwischenstopp im Hotel machte ich mich auf den Weg zum Palastmuseum, ohne Kamera bewaffnet, da fotografieren sowieso verboten ist. Weitere Infos zum Museum gibt es hier: http://www.npm.gov.tw/">http://www.npm.gov.tw/</a> , ich kann nur sagen: es ist einfach beeindruckend, nicht nur die Masse, auch die Qualität der Kunstschätze... Wenn man bedenkt, dass einiges davon mehrere tausend Jahre alt ist... wunderbar und unbedingt sehenswert, wahrscheinlich das Interessanteste in Taipei überhaupt. Ziemlich fertig, nach über 4 Stunden im Museum, fuhr ich dann noch in den Südwesten der Stadt, zu einem der größten Nachtmärkte. Leider relativ enttäuschend, da am 2. Tag nach dem Chinesischen Neujahr noch wenig bis garnichts los war und die meisten Standler garnicht da waren. Schade! Müde kehrte ich gegen 21 Uhr ins Hotel zurück, packte meine sieben Sachen, schließlich ging der Flug nach Kuala Lumpur um 09.40 los - 2h vorher zum Checkin am Flughafen, 1 Stunde Fahrt zum Flughafen... also 6 Uhr Tagwache! Der internationale Flughafen Taipeis ist in 2 Terminals geteilt - da ich mit EVA flog, startete ich von Terminal 1. Das Checkin war leider sehr schlecht organisiert, ich stand über 40 Minuten in der Schlange, 8 Schalter waren zwar geöffnet, aber von diesen 8 Schaltern waren 4(!) für Gruppen-Checkins reserviert, und die Damen vor den Computern saßen nur Däumchendrehend herum, denn Gruppen waren weit und breit keine zu sehen. Sie waren aber auch nicht dazu zu bewegen, "Normalsterbliche" einzuchecken. Auch nicht förderlich für die Geschwindigkeit ist sicher das Gepäckverhalten der Taiwanesen. Scherzhaft könnte man sie als die Türken Asiens bezeichnen. Den absoluten Rekord brach für mich eine Familie, bestehend aus den beiden Eltern sowie zwei Kindern im Vorschulalter, die sage und schreibe 12 (!!!) große Koffer und 2 Kartons für einen Flug nach London einchecken wollten. Anscheinend hat es aber Probleme mit Übergepäck gegeben (wieviel wohl? 100kg), denn plötzlich wurde quer durch die Reihe gebrüllt, auf Englisch, zum Supervisor, ob man denn den ca. x 0,5 x 1 m großen Karton als Handgepäck nehmen könnte.... Den Ausgang der Geschichte kenne ich leider nicht, da ich bereits vorher eingecheckt war. Nach der Sicherheitskontrolle ging es wieder durch die Immigration, wo ich erklären musste, warum ich nach Malaysia ausreise und nicht nach Österreich, und irgendwie verstand man nicht, dass man in Malaysia auch Urlaub machen kann... Aber auch das war geschafft. CKS hat bei den Gates zwar einen schönen Blick aufs Vorfeld, allerdings sind die Toiletten hoffnungslos unterdimensioniert - kein Locus zu finden, wo nicht zumindest 5 Männer (und zumindest doppelt so viele Damen) wartend anstanden. Pünktlich boardeten wir dann auch unsere 767-300er, diesmal saß ich wirklich in der Eco, und pünktlich ging es auch wieder "heimwärts" nach KUL. Die Flugzeit betrug diesmal 4 Stunden 10 Minuten. Das Catering war recht gut, allerdings braucht es einen starken Magen um das Essen zu genießen wenn zwei Chinesen schlürfend und rülpsend neben einem sitzen. Andere (Tisch)Kultur eben.... Taipei ist eine tolle Stadt, faszinierend, voll von Leben. Sie hat zwar vielleicht weniger Sehenswürdigkeiten im klassischen Sinn (wobei ich natürlich nur einen Bruchteil von dem Möglichen gesehen habe) als andere Städte, zeichnet sich dafür durch ihr wunderbares Flair aus. Die Menschen sind stets freundlich, und wenn man lächelt wird man auch angelächelt, manchmal sogar angesprochen; es wirkt dabei aber nicht aufdringlich. Prädikat: Äusserst bereisenswert!
OS-A330 Geschrieben 13. März 2006 Melden Geschrieben 13. März 2006 Wow....tolle Fotos! Besonders schön finde ich die Fotos von den Einheimischen, Du dürftest ein Auge dafür haben.
Gast Geschrieben 13. März 2006 Melden Geschrieben 13. März 2006 WoW toller Tripreport mit wunderschönen Bildern... ...nach Taipei möchten wir auch mal...!
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