Zum Inhalt springen
airliners.de

NZZ: Die Swiss hat den Turnaround geschafft


D-AIRX

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

19. März 2006, NZZ am Sonntag

 

Die Swiss hat den Turnaround geschafft

Das Unternehmen sucht diskret nach neuen Flugzeugen

 

Die Schweizer Airline halbiert 2005 den operativen Verlust auf rund 60 bis 70 Millionen Franken. 2006 verdient die Swiss voraussichtlich endlich Geld.

 

 

Birgit Voigt

 

Ganz ohne Aufhebens hat die Swiss in den letzten Monaten vom scheinbar unaufhörlichen Sinkflug in den Steigflug gewechselt. Das Unternehmen baut in Europa und nach Übersee wieder Strecken auf und nicht mehr nur ab. Die Airline erhöht ihr Angebot auf der Langstrecke nach New York durch das Zumieten einer Maschine und verlängert ausserdem durch geschicktes Netzwerken die Südamerika-Strecke über São Paulo hinaus nach Santiago de Chile.

 

Diskret sucht die Mannschaft um Swiss-CEO Christoph Franz ausserdem auf dem internationalen Leasingmarkt nach zwei weiteren Langstreckenflugzeugen, die man auf den Winterflugplan 2006/2007 in Betrieb nehmen will. Man tut dies in der Erwartung, dass die laufenden Verhandlungen mit dem Pilotencorps Aeropers die erwarteten deutlichen Produktivitätsfortschritte bringen. Denn obwohl man mit der Erweiterung nach New York von den eigenen Vorgaben abgewichen ist, heisst es bei der Swiss weiterhin, dass der definitive Entscheid zum Ausbau der Flotte von den Produktivitätsverbesserungen im Pilotenkorps Aeropers abhänge.

 

Gleichzeitig stimmen die Zahlen für das letzte Jahr und den Start in das Jahr 2006 positiv. 2005 dürfte nochmals mit einem Minus von über 100 Mio. Franken die Bücher belasten, der operative Verlust soll noch zwischen 60 und 70 Millionen Franken betragen, berichtet ein Lufthansa-Insider. Doch der Start ins neue Jahr ist gut geglückt. Auslastungen und Durchschnittserträge pro Passagier liegen offenbar überall über den Vorjahreszahlen und auch über den Budgetzielen, erzählt eine Swiss- Mitarbeiterin.

 

Die Swiss hat dafür in zäher Knochenarbeit den Einsatz ihrer bestehenden Flotte optimiert. Auch dank hart umkämpften Zugeständnissen seitens des Kabinenpersonals und der Regionalpiloten drückt man jetzt im Europaverkehr die Drehzeiten zwischen Landung und Wiederabflug der Maschinen auf rekordtiefe Werte und bietet der Konkurrenz der Billigflieger damit Paroli. Ausserdem fliegt die Gesellschaft in Europa durch den Tag einige Ziele weniger häufig an, dafür in den Spitzenzeiten mit grösseren Flugzeugen. Dadurch sinken einerseits die durchschnittlichen Kosten pro beförderten Passagier, gleichzeitig kann die Swiss aber mehr Passagiere transportieren bei kompetitiven Preisen und spart erst noch Geld bei der geringeren Zahl von Starts und Landungen. Die Steigerung der Produktivität kann jeder sehen: Die gleiche Flotte bedient plötzlich mehr Destinationen in Europa.

 

Die gute Konjunktur, die erhöhte Reisetätigkeit und die erhöhte Produktivität schlagen sich in deutlich verbesserten Zahlen für das Europa-Segment nieder. Ein hochrangiger Swiss-Insider geht so weit, für 2006 einen «sich selbst tragenden Europa-Verkehr» in Aussicht zu stellen. Nachdem die alten Swiss-Kader jahrelang erklärten, der Europa-Verkehr könne unmöglich die schwarzen Zahlen erreichen, müssen solche Töne fast als revolutionär bezeichnet werden.

 

Bei der Lufthansa in Frankfurt konstatiere man die Entwicklung mit «grosser Zufriedenheit», sagt ein Kenner. Gleichzeitig bestärke die Aufwärtstendenz auch Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber in seiner Ansicht, dem Swiss-Team möglichst viele Freiheitsgrade einzuräumen. «Er pfeift seine Leute zurück, wenn sie der Swiss-Mannschaft zu sehr auf den Pelz rücken wollen.» Trotz alledem, in einigen Bereichen hat die Lufthansa das Ruder klar übernommen: So wird das Revenue-Management inzwischen aus Frankfurt gesteuert. Die Funktion des Finanzchefs wurde bei der Swiss abgewertet, sicherlich ein Grund, warum CFO Ulrik Svensson zu neuen Ufern aufbricht.

 

Die neu erwachte Dynamik lässt sich auch in anderen Zahlen ablesen. Knapp über die Hälfte aller Passagiere am Flughafen Zürich stiegen 2005 wieder in ein Swiss-Flugzeug ein. Die Gesellschaft hat damit Marktanteile zurückerobert, verloren haben vor allem kleinere europäische Netzwerk-Anbieter, die nicht zum Verbund der Star Alliance rund um die Lufthansa gehören.

 

Weiteren Aufwind erwartet die Swiss nun ab April, wenn sie mit Pomp und Party selbst offiziell Mitglied in diesem Verbund wird.

 

Dafür, dass die Bäume nicht gleich in den Himmel wachsen, wird sicherlich die Konkurrenz sorgen. Der aggressive Low-Cost-Anbieter Air Berlin nistet sich in Zürich immer stärker ein. Die deutsche Gesellschaft konnte sich einige wertvolle Slots sichern, die Swiss und Lufthansa gemäss Wettbewerbskommission für die Genehmigung der Übernahme abgeben mussten. Air Berlin startet den Dienst auf der Kernstrecke Zürich-Frankfurt am 24. April mit einem Paukenschlag: Man bietet die Tickets für einen Euro an, inklusive Gebühren kostet das Einfach-Ticket 29 Euro.

 

Bei Swiss hat man die Herausforderung offenbar angenommen und will das Terrain mit aller Kraft verteidigen. Wer derzeit im Internet guckt, guckt zweimal: Auch die Swiss bietet nach Frankfurt und anderen Destinationen bis auf weiteres zu bestimmten Zeiten das Retour-Ticket für 5 Franken an. Treibstoffzuschläge und Flughafentaxen treiben den Preis dann auf 138.50 Franken. Bei diesen Kampfpreisen wird es Air Berlin nicht einfach haben, in Zürich auf ihre Kosten zu kommen.

 

Quelle: http://www.nzz.ch/2006/03/19/wi/articleDMXX0.html

Geschrieben

Es ist meist recht vergnüglich, Beiträge in Schweizer Zeitungen und Zeitschriften über die SWISS zu lesen:

Die Airline erhöht ihr Angebot auf der Langstrecke nach New York durch das Zumieten einer Maschine und verlängert ausserdem durch geschicktes Netzwerken die Südamerika-Strecke über São Paulo hinaus nach Santiago de Chile.

Toll hat das der Harry Hohmeister (vormals Thomas Cook/Condor) hingekriegt:

Winterflugplan 2005/06:

23467 ZRH-GRU LX 96 343 2220-0715+ (Stehzeit in GRU: 13 ¼ Std)

13457 GRU-ZRH LX 97 343 2030-1100+

Sommerflugplan 2006

23467 ZRH-GRU-SCL LX 96 343 2230-0530+//0650-1000

13457 SCL-GRU-ZRH LX 97 343 1150-1630//1830-1055+

 

Meiner Ansicht nach geht diese Optimierung eindeutig auf das Konto der Integration der LX in den Lufthansa Konzern. Die DLH streicht eine Verbindung FRA-GRU (und damit auch den shuttle nach SCL) und kann offensichtlich den frei werdenden A346 kommerziell attraktiver einsetzen. Allerdings kann ich hierbei nicht erkennen, welche Vorteile der Kunde durch die neue „Partnerschaft“ Lufthansa SWISS (Slogan) genießen soll. Aber das kann ich bei so mancher Werbebotschaft der DLH nicht…

 

Diskret sucht die Mannschaft um Swiss-CEO Christoph Franz ausserdem auf dem internationalen Leasingmarkt nach zwei weiteren Langstreckenflugzeugen, die man auf den Winterflugplan 2006/2007 in Betrieb nehmen will. …

 

Bei der Lufthansa in Frankfurt konstatiere man die Entwicklung mit «grosser Zufriedenheit», sagt ein Kenner. Gleichzeitig bestärke die Aufwärtstendenz auch Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber in seiner Ansicht, dem Swiss-Team möglichst viele Freiheitsgrade einzuräumen. «Er pfeift seine Leute zurück, wenn sie der Swiss-Mannschaft zu sehr auf den Pelz rücken wollen.» Trotz alledem, in einigen Bereichen hat die Lufthansa das Ruder klar übernommen: So wird das Revenue-Management inzwischen aus Frankfurt gesteuert. Die Funktion des Finanzchefs wurde bei der Swiss abgewertet, sicherlich ein Grund, warum CFO Ulrik Svensson zu neuen Ufern aufbricht.

Ist schon interessant, wie jemand diskret zwei weitere Langstreckenflugzeuge auf dem internationalen Leasingmarkt sucht, wenn der Zahlmeister in Frankfurt sitzt. Aber vielleicht kann auch hier die DLH helfen: Wenn ich es recht überblicke, dann werden heuer drei A343 heuer ausgeflottet…

 

Gleichzeitig stimmen die Zahlen für das letzte Jahr und den Start in das Jahr 2006 positiv. 2005 dürfte nochmals mit einem Minus von über 100 Mio. Franken die Bücher belasten, der operative Verlust soll noch zwischen 60 und 70 Millionen Franken betragen, berichtet ein Lufthansa-Insider.

Es geht aufwärts!

Geschrieben

Kennt jemand die genauen Zahlen, wie im Fluggeschäft gearbeitet wurde? Wieviel machen die Sondereinnahmen durch Flugzeugverkäufe (ganze Saab und Embraer-Flotte) im Geschäftsergebnis aus?

 

Gruss

Geschrieben

@ topswiss:

 

Wirst Du am Donnerstag lesen können, da ist die Bilanzmedienkonferenz 2005 in Basel, bin mir sicher dass die Ergebnisse dann direkt am Nachmitag in den schweizer Online-News (nzz, tagi, etc.) zu lesen sind!

 

Gruss aus MUC!

Geschrieben

Hallo

 

Flugzeugverkäufe tragen beim Konzernergebniss kaum an Gewicht,

viele Emb 145 sind geleast und werden zurückgegeben und die Saab

2000 mangels interesse quasi verschenkt(Polat Air)

 

Allerdings ist die Wartung ein ernstzunehmernder Faktor der richtig Geld bringt

Geschrieben
Aber vielleicht kann auch hier die DLH helfen: Wenn ich es recht überblicke, dann werden heuer drei A343 heuer ausgeflottet…
Hm, die Hansa hat sogar Ex SAirGroup Maschinen temporär gemietet. Die drei davon verbliebenen gehen dieses Jahr noch weg: Eine A343 im Sommer an die Air Namibia, zwei A332 wohl an die TAP (auch wenn es dazu noch andere Gerüchte gibt). Dazu dann noch drei weitere A343?
Geschrieben

Also das LH selber 3 weitere A340 ausflotten möchte, halte ich für ein Gerücht, da man ja selber unter "Flugzeugmangel" leidet. Die 7 Neuen A340-600 ersetzen die letzte SN A340-300 und die beiden A330-200 und der Rest ist für den Streckenausbau gedacht. Macht letztlich 4 Flugzeuge mehr in der Flotte.

 

Aber wenn LX neue (gebrauchte) A340-300 haben möchte. Naja, wenn Olympic bald ganz die Segel streicht. Könnte man sich ja von dort ein paar A340-300 wegholen.

Geschrieben
Hallo

 

Flugzeugverkäufe tragen beim Konzernergebniss kaum an Gewicht,

viele Emb 145 sind geleast und werden zurückgegeben und die Saab

2000 mangels interesse quasi verschenkt(Polat Air)

 

Allerdings ist die Wartung ein ernstzunehmernder Faktor der richtig Geld bringt

 

Wieviele wurden denn verkauft? Mindestens 10 Stück (da diese vor ein paar Monaten einmal ausgeschrieben wurden), evtl. noch mehr. Und für diese Embraers bekommt man noch ein paar Millionen pro Stück. Die Saabs gingen auch nicht gratis weg...

 

Was ich damit sagen will: Die Swiss muss langfristig mit ihrem Kerngeschäft, dem Fliegen, Geld verdienen. Dann kann auch eine Expansion geplant werden, wie sie nach diesem Zeitungsbericht schon wieder von allen Seiten gefordert wird.

 

Gruss

Geschrieben
Hallo

 

Flugzeugverkäufe tragen beim Konzernergebniss kaum an Gewicht,

viele Emb 145 sind geleast und werden zurückgegeben und die Saab

2000 mangels interesse quasi verschenkt(Polat Air)

 

Allerdings ist die Wartung ein ernstzunehmernder Faktor der richtig Geld bringt

 

Wieviele wurden denn verkauft? Mindestens 10 Stück (da diese vor ein paar Monaten einmal ausgeschrieben wurden), evtl. noch mehr. Und für diese Embraers bekommt man noch ein paar Millionen pro Stück. Die Saabs gingen auch nicht gratis weg...

 

Was ich damit sagen will: Die Swiss muss langfristig mit ihrem Kerngeschäft, dem Fliegen, Geld verdienen. Dann kann auch eine Expansion geplant werden, wie sie nach diesem Zeitungsbericht schon wieder von allen Seiten gefordert wird.

 

Gruss

 

Salü Topswiss

 

Natürlich bringt jedes Flugzeug, dass im Eigenbesitz ist und verkauft wird Geld. Ob ein Flugzeugverkauf gewinn- oder verlustbringend ist, erkennt man aus dem Unterschied des effektiven Verkaufswerts und des Buchwerts in der Bilanz. Beispiel: wird ein Flugzeug in der Bilanz mit einem Buchwert von 10 Mio. Euro geführt, aber effektiv für 8 Mio. Euro verkauft entseht in der Erfolgsrechnung ein Verlust von 2 Mio. Euro. Liquiditätsmässig hat sich die Lage für den Verkäufer natürlich verbessert: er hat 8 Mio. Euro mehr in der Kasse.

 

Im Falle der Embraers kann man bereits jetzt sagen, dass der Verkauf dieser Flugzeuge die Erfolgrechnung der Swiss nicht "aufbessert", sondern im Gegenteil belastet. Im Q3 wurden dafür Rückstellung in der Höhe von 45 Mio. Franken gebildet.

 

Gruss

 

Lufthansaswiss

Geschrieben

Danke erstmals für die Informationen.

 

Wenn ich das richtig sehe (bin kein Buchhaltungsexperte) dann hat die Abschreibung die Erfolgsrechnung ja eben das dritte Quartal (=2005) belastet, während ein allfälliger Flugzeugverkauf im neuen Jahr eben die Erfolgsrechnung 2006 (1. Quartal) verbessert (unter dem Posten ausserordentliche Erträge/Flugzeugverkäufe oder wie auch immer)?

 

Danke und Gruss

Geschrieben
Danke erstmals für die Informationen.

 

Wenn ich das richtig sehe (bin kein Buchhaltungsexperte) dann hat die Abschreibung die Erfolgsrechnung ja eben das dritte Quartal (=2005) belastet, während ein allfälliger Flugzeugverkauf im neuen Jahr eben die Erfolgsrechnung 2006 (1. Quartal) verbessert (unter dem Posten ausserordentliche Erträge/Flugzeugverkäufe oder wie auch immer)?

 

Danke und Gruss

 

Salü Topswiss

 

Das 1. Quartal 2006 ist ja noch im vollen Gang. Deshalb würde ich auch bei der Interpretation der in den Medien gemachten Aussagen "die Swiss habe in den ersten beiden Monaten kostendeckend gearbeitet" sehr vorsichtig sein. Auf was bezieht sich diese Aussage? Auf den reinen Flugbetrieb, das Betriebsergebnis oder das Nettoergebnis? Das bleibt ja alles unerklärt. Exakte Aussagen lassen sich erst dann machen, wenn die definitiven Ergebnisse fürs Q1/06 vorliegen und das ist am 11. Mai.

 

 

 

 

Einen ganz schönen Abend wünscht dir

 

Lufthansaswiss

Geschrieben
Also das LH selber 3 weitere A340 ausflotten möchte, halte ich für ein Gerücht, da man ja selber unter "Flugzeugmangel" leidet. Die 7 Neuen A340-600 ersetzen die letzte SN A340-300 und die beiden A330-200 und der Rest ist für den Streckenausbau gedacht. Macht letztlich 4 Flugzeuge mehr in der Flotte.

Vielleicht hätte ich anstelle von „ausflotten“ besser „stufenweise aus dem Verkehr ziehen“ (= phase out) schreiben sollen; im Ergebnis will die DLH drei Langstreckenflugzeuge nicht mehr weiter verwenden, was auch an anderer Stelle zu lesen ist:

Die Lösung mit dem A-300 der HF wird kaum eine langfristige sein. Man muss übrigens gar nicht so weit suchen. Gemäss einer Präsentation am LH-Analystentag im Februar, wird sich die Airline im Zuge der Übernahme von weiteren 7 A340-600 (ab Herbst 2006) von drei jetzt im Einsatz stehenden Langstreckenmaschinen trennen. Ich nehme an, dass es sich dabei um die beiden A330-200 und einen A340-300 handelt.

Bislang konnte man davon ausgehen, dass die A330-200 zur TAP gehen, doch TAP hat mittlerweile eine Lösung mit drei gebrauchten Maschinen und der Bestellung von fünf neuen Flugzeugen gefunden.

 

CFO Dr. Karl-Ludwig Ley spricht am 2.2.2006 („Investors Day“) in Frankfurt allerdings von drei A340-300:

Outlook 2006: Fleet order and delivery

Longhaul:

* Delivery of seven A340-600s until March 2007, simultaneously phase out of three A340-300 interim-leases

* Four A380s for Summer Schedule 2008

 

Ich bin davon ausgegangen, dass SWISS die A-300 der HF dann wieder abgibt, wenn die DLH einen A343 nicht mehr nutzt; ebenso gut könnte SWISS die beiden zusätzlich bei der DLH frei werdenden A343 einsetzen. Natürlich kann es auch ganz anders kommen.

Archiviert

Dieses Thema ist jetzt archiviert und für weitere Antworten gesperrt.

×
×
  • Neu erstellen...