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Tripreport: FRA-MEX-FRA - 1 Woche in Mexiko


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Geschrieben

Hallo zusammen,

 

Anfang Maerz hatte die Lufthansa im Rahmen von Ready to Fly Mexico City fuer 349 EUR im Angebot. Da meine Familie und ich vor 22 Jahren mal dort gelebt habe (mein Vater hat dort 3 Jahre gearbeitet) und ich es bis heute nicht geschafft habe dort mal wieder vorbei zu schauen, wurde die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und ein Flug gebucht.

Urspruenglich wollte ich mit meinem Bruder dort hin, am Ende waren wir zu fuenft: noch ein Freund und meine Eltern.

 

Gebucht wurde LH498 am 09.03. (Donnerstag) und LH499 am 15.03. (Mittwoch) Waere gerne laenger verreist, aber da waren einige Termine, weshalb ich nicht laenger frei hatte. Zubringerfluege ab Stuttgart waren nicht mehr verfuegbar und somit nicht im Rahmen des guenstigen Angebots buchbar.

Diese Reise verlief sehr spontan und ungeplant: Ausser dem Flug, einem Mietwagen fuer die 6 Tage und einem Hotel fuer die 2 ersten Naechte in Mexico City gab es keine Vorbereitungen, nicht mal einen Plan, was man denn genau in Mexiko tun wolle.

 

Am Donnerstag den 09.03. haben wir uns dann alle in FRA getroffen, nach einer Anreise per ICE. Musste dummerweise morgens noch ins Buero, daher habe ich den Zug 10.51 ab Stuttgart mit Umsteigen in Mannheim genommen. Einchecken ging schnell, die Sitzplaetze der verschiedenen Einzelbuchungen hatte ich vorher telefonisch zusammenfasst, meine Eltern zusammen und eine 3-er "Kinderreihe". Der Hinflug (LH498, FRA ab 13.40, MEX an 18.50 mit der B747-400 "Koeln") war fast puenktlich und sehr angenehm - es ging sehr weit noerdlich ueber Groenland, um dann die USA in fast exakter Nord-Sued Richtung ueber Dallas hinweg zu ueberfliegen. Es ist immer nett, wie sich das LH Personal um einen kuemmert - den ganzen Flug haben wir alle unsere Wuensche auf freundliches Nachfragen hin erfuellt bekommen.

 

Nach der Ankunft in Mexico City um 19 Uhr Ortszeit haben wir nach der Einreise mit langen Warteschlangen den Mietwagen in Empfang genommen, mein Vater musste fahren, da er die einzig verbliebene fahrtuechtige Person war.

Der Verkehr in Mexico City ist grossartig - man muss seine deutschen Angewohnheiten abstreifen und sich den oertlichen Gewohnheiten anpassen, dann funktioniert das ganze prima (Je mehr PS bzw. je groesser das Auto, desto "mehr" Vorfahrt, Ampeln etc. sind nur eine Empfehlung, aber erwischen lassen darf man sich nicht). Beachten muss man allerdings die "Topes" oder "Reductores" - Bodenschwellen zur Geschwindigkeitsreduzierung. Gibt's in x Ausfuehrungen - von sanfter Rampe bis hin zu quer einbetoniertes Rohr, natuerlich mal beschildert und mal nicht. An manchen Bauformen kann man sich locker die Achse brechen, wenn man ungebremst drueber faehrt. Nachts sehr lustig, weil kaum zu sehen. Die Beschilderung mit Wegweisern ist etwas spartanisch und in Mexico City muss man eigentlich nach Himmelsrichtung fahren - die Stadt ist riesig - aber das war in der Dunkelheit nicht mehr moeglich. Nach einigen Irrungen und einer Diskussion mit einem Polizisten zwecks angeblich illegalen Abbiegens und nicht angeschnallt sein (mit abschliessendem "Geschenk") haben wir dann unser Hotel (2**, zentral gelegen) in der Stadtmitte gefunden und sind gegen 23 Uhr erst mal ins Bett gefallen.

 

Am Freitag gab es erstmal ein wunderbares nmexikanisches Fruehstueck: Eier in verschiedenen Varianten (Schinken, Chili und Tomate oder mit Tacos), frisches Obst, bisschen Frijoles (Bohnenmuss) und Toast. Das habe ich wirklich vermisst. Dann haben wir Mexiko City erkundet, einfach ins Zentrum gegangen, auf den Torre de Latinamerica gegangen, den Zócalo (Hauptplatz) besucht und diverse Ecken der Stadt erwandert. Wiedererkannt habe ich bis auf diverse Geschmaecker und Gerueche (Fanta naranja und diverse Suessigkeiten, Baeckereien) eigentlich nichts, aber ich war ja damals auch ein sehr kleines Kind. Mexico City ist eine wahnsinnig belebte und zugleich riesige Stadt. Zwar auch ziemlich dreckig - den Horizont sieht man auf Grund von Smog eigentlich nie - aber es gibt viel zu sehen und zu entdecken. Abends haben wir uns dann ein nettes Restaurant gesucht.

 

Samstag sind wir dann Richtung Norden zu der Pyramidenanlage von Teotihuacán gefahren. Eine sehr eindrucksvolle Anlage, wenn man bedenkt, dass die Urspruenge aus der Zeit um 500 n.C. stammen und man schaetzt, das damals dort um die 200.000 Menschen gelebt haben. Die Atzeken haben diese Stadt um 1200 n.C. wiederentdeckt, allerdings verlassen und wussten damit auch nichts anzufangen. Da Mexico City in einer Hochebene liegt (ca. 2200 m) habe ich mir mal gleich meine Beine und Arme verkokelt, ich war das Wetter (blauer Himmel mit bis zu 28 Grad) nicht so ganz gewoehnt (in FRA waren tags zuvor noch ein paar Schneereste). Nachmittags haben wir in der Naehe gegessen, haben uns da noch an ein Lokal in einer Hoehle erinnert, dass es nach 22 Jahren immer noch gab. Da wir damals in Mexiko in der Naehe Mexico Cities (Toluca) gelebt haben, war Teotihuacán einer unserer "Standardausflugsziele" fuer Freunde und Bekannte, die uns in Mexiko besucht haben. Danach haben wir uns auf den Weg Richtung Oaxaca gemacht, haben uns das spontan als naechtes Ziel der Reise ueberlegt. Aufgrund des dichten Verkehrs und Stau sind wir nur bis Puebla gekommen. Nachts auf einer 6-spurigen Autobahn die Mexico City umschliessenden Berge ueberqueren. Die Fahrbahnmarkierungen der Autobahn waren mit LED-Lauflichtern versehen - sah in der Dunkelheit sehr spacig aus. In Puebla haben wir uns ein Hotel gesucht und den spaeten Abend in der Stadt verbracht. Hotels haben wir immer spontan basierend auf dem Lonely Planet gesucht.

 

Sonntags haben wir dann die 300 km bis Oaxaca (mit kleinen Irrfahrten in Puebla) zuruecklegt und dabei wieder einen wunderbaren Eindruck von der mexikanischen Landschaft bekommen: Einsame, meist trockene und weitlaeufige Landschaften mit wenig Gruen, das ganze sehr gebirgig. Schliesslich zieht sich der Gebrigszug, der den amerikanischen Kontinent durchzieht, auch durch Mexiko.

Oaxaca selbst ist eine schoene Stadt mit kolonialen Gebaeuden, engen kleinen Strassen, aber trotzdem sehr belebt. Nach dem Bezug der Zimmer haben wir uns ein wenig die Stadt angeschaut. Das Abendessen (oder doch eher Nachmittagsessen?) in einem einfachen Restaurant, aber in diesen gibt es nunmal die beste mexikanische Kueche. Danach noch einen Besuch in der Markthalle - war wunderbar fuer's Auge und die Nase. Abends haben wir es uns dann zu dritt in einer Kneipe auf dem Hauptplatz gemuetlich gemacht.

 

Montag morgen gab es nach dem Fruehstueck auf dem Hauptplatz einen kleinen Fahnenappell zu sehen - ist Montags in Mexiko Standard. Schueler vollfuehren eine Fahnenappell und die Honorationen der Stadt schwingen ein paar Reden. Durfte ich damals zu meiner Zeit in der Schule natuerlich auch mitmachen.

Das Ganze ist Ausdruck der etwas obskuren mexikanischen Staatsform: Auf dem Papier und bei oeffentlichen Veranstaltungen stellt sich das Land als immerwaehrende Revolution dar, einschliesslich der Ehrung der Revolutionaere. Das ganze erinnerst doch sehr an sozialistische und kommunistische Systeme und man gibt sich auch so. Aber praktisch ist das das Land doch eine halbwegs stabile Demokratie mit einer Marktwirtschaft, die auch offiziell so gewollt ist. Den leichten Einschlag einer Bananrepublik nicht zu vergessen (manche Polizisten und die Buerokratie).

Nach diesem Schauspiel haben wir uns auf den Weg zum Pazifik von Oaxaca Richtung Sueden gemacht. Auf einer kleinen Strasse durch die Sierra Madre gen Puerto Ángel. Landschaftlich wunderbar: Durch die trockenen Gebiete immer weiter hinauf, in der Hoehe nimmt dann die Kuehle zu und die Vegeation wird etwas gruener. Das ganze auf einer sehr kleinen und kurvigen Strasse, die immer wieder durch sehr kleine Doerfchen kommt. Fuer 250 km haben wir 6 Stunden gebraucht. Nach der Passstelle wurde die Vegetation ploetzlich sehr tropisch: Papayas, Bananen, Farne und alles gruen: Am Gebirgskamm bleiben die Wolken vom Pazifik haengen und regnen sich aus. Das hielt sich so eine Weile und ploetzlich war man nach zwei Kurven raus aus den immergruenen Tropen in der trockenen und staubigen typisch mexikanischen Landschaft. Einen solchen krassen und wie mit dem Lineal gezogenen Landschaftsuebergang habe ich seltens erlebt. Scheinbar sammeln sich die Wolken nur in bestimmten Gegenden.

An der Pazifikkueste sind wir dann noch etwas gen Westen gefahren, bis wir in Mazunte, ein sehr kleines Kaff, eine kleine und einfache Pension direkt am Strand gefunden haben. So gab es noch einen halben Badetag im wunderbaren Pazifik mit ordentlichen Wellen an einem herrlichen Sandstrand unter Palmen. Abends dann gab in der Pension dann direkt am Strand leckeres zu essen. Das war ein Zufallsfund, steht in keinem Reisefuehrer, war aber wunderschoen.

Den Abend haben mein Bruder, der besagte Freund und ich dann am Strand und auf den vorgelagerten Felsen verbracht, in einer einer klaren Vollmondnacht. Auf den Felsen sind wir dann doch etwas nass geworden, weil wir die Hoehe der Wellen unterschaetzt haben. Getraenke gab es aus dem oeffentlich zugaenglichen Kuehlschrank der Pension, die leeren Flaschen wurden dann auf die Rechnung gesetzt. Es war ein schoener Tag.

 

Der Dienstag war dann etwas hart: Wir waren 800 km von Mexico City entfernt, und Mittwoch Abend ging der Flug. Da wir noch nach Toluca (ca. 60 km westlich von Mexico City wollten - unser alter Wohnort, wollten wir Dienstags bis Mexico City kommen, zumal wir Mittwochs dann auch in der Naehe des Flughafens von Mexico City sein wollten. Also sind wir um 10 los, an der Kueste nach Acapulco und dann nach Norden. Auf Strassen mit Kreisstrassen Niveau dauert das - nicht vergessen die "Topes" alle naslang in den Staedtchen. Und es gab noch eine Zwangspause in Puerto Escondido - dort war die Strasse fuer 2 1/2 Stunden wegen einer Demonstration gesperrt - wie uns ein wunderbarer Machopolizist mit Sonnenbrille belehrte, war es keine Demonstration, sondern "una Manifestation". Hat uns etwas beunruhigt, weil zum einen gab es keine Umleitung, zumindest nicht fuer Nicht-Gelaendewagen, zum anderen weiss man in Mexiko nie, wie lange sowas dauert und wir hatten da noch noch ueber 700 km vor uns. Alternative waere eine kleine Strasse direkt durch die Sierra Madre zurueck nach Oaxaca gewesen, aber die war noch schlechter als die des Hinwegs tagszuvor (damals 6h fuer 250 km), somit waeren wir sicher den ganzen Dienstag und Mittwoch bis Mexico City unterwegs gewesen. Also haben wir beschlossen, etwas zu warten: Wenn die Strasse bis 3 nachmittags offen ist, dann weiter, ansonsten dann den anderen Weg.

Um 2 war die Strasse dann offen, wie wir erfuhren, landet um 3 die taegliche Chartermaschine mit den Touris, und die Demonstartion hat auch die Flughafenzufahrt blockiert. Und bei sowas spassen die Mexikaner dann doch nicht.

Nachts um 1 waren wir dann in Mexiko City, das letzte Stueck war dann die Autobahn von Acapulco nach Mexico City - hat boese Bodenwellen, aber war leer und somit kam man gut voran. War ein wunderbarer Anblick, als man ueber den letzten Pass vor Mexico City gefahren ist, und sich die Autobahn in den Talkessel geschlaengelt hat: Blick ueber das weite Lichtermeer der 20 Mio Stadt, diesmal ohne Smog und bis zum Horizont. Habe nur ich als Fahrer gesehen, die anderen haben es verpennt. Haben direkt das Hotel vom Beginn der Reise aufgesucht.

 

Mittwochs - der letzte Tag - sind wir dann nochmal nach Toluca gefahren. Dort haben wir vor 22 Jahren gewohnt. Die Strasse wurde mittlerweile ausgebaut - von einer 4-spurigen Autobahn zu einer 6-spurigen, die ohne Tunnels ueber einen 3000 Meter Pass gefuehrt wird, Toluca liegt auf 2600 m. AUch das Umfeld der Strecke hat sich stark veraendert, insbesondere in Mexico City. Natuerlich haben alle Bars und Restaurants am Wegesrand ihre Hofeinfahrt direkt auf die Autobahn. Damit man die auch von der Gegenrichtung sie erreichen kann, gibt es alle paar Kilometer in der Mitte Autobahn Wendemoeglichkeiten: Eine 180 Grad Kurve auf die Gegenfahrbahn. Sehr nett, wenn man ohne Beschleunigungsspur von links auf die linke Spur einfaedeln darf, und der Hintermann dir mit 120 beinnahe im Kofferraum haengt... Muss man drueber stehen.

In Toluca haben wir recht schnell unser altes Haus gefunden. Und, oh Wunder, als wir am Tor der Privatstrasse geklingelt haben, hat eine Nachbarin direkt meine Eltern wieder erkannt. Ich natuerlich nicht, aber sie mich. Unser altes Haus stand leer, so dass wir rein konnten. War etwas seltsam, in einem Haus rumzulaufen, dass man 3 Jahre bewohnt hat. Da kamen dann doch ein paar Erinnerungen hoch. Wunderbar.

 

Gegen 3 Uhr mittags sind wir dann zurueck zum Flughafen. Dabei noch einen kleinen Stop in einem Supermarkt eingelegt. Musste noch sein. In Mexico City haben wir uns natuerlich prompt verfahren, weil da ein Wegweise die Richtung nicht so deutlich angezeigt hat: Die Chance der richtigen Ausfahrt lag bei 50:50 - ich bin in die Falsche gefahren. Das dauert aber, bis man das merkt. Also ein Taxi geangelt und gebeten, er moege uns zum Flughafen vorfahren. Hat bestens geklappt, auch wenn es anstrengend ist, im dichten Verkehr einem Taxi zu folgen, der sich in jede Luecke quetscht - da muss man dann ohne Ruecksicht mitdraengeln.

 

Letzzlich hat alles geklappt und wir hatten dann am Flughafen noch reichlich Zeit. Auch die Mietwagenrueckgabe war problemlos, Vollkasko ohne Selbstbeteiligung sei Dank - die diversen Aufsetzer auf den Topes waren somit ohne Folge. Das lies sich nicht vermeiden, es gab einige, die waren hoeher als die Bodenfreiheit des vollbesetzten Autos...

 

Der Rueckflug war dann auch recht entspannt: LH499 mit der B747-400 "Schleswig-Holstein" MEX ab 20.40, FRA an 14.05. Diese Maschine hat mich auch schon aus Hong Kong zurueck geflogen. Haben uns dann nachts zu dritt in Heck zur Galley zurueckgezogen um gemuetlich zu dritt zu palavern ohne die anderen zu stoeren - hatten keine Reihe zusammen.

 

Alles in allem eine wunderbare Woche, die ziemlich ereignisreich war, weil wir auch kaum laenger an einem Platz verweilten.

 

Hoffe, es hat trotzdem Spass gemacht, das ganze zu lesen.

 

Gruesse, Carsten

Geschrieben

Danke vielmals, schöner Bericht. Mexico ist mein absoluter Top-Favorit für den nächsten Urlaub und da darf Mex-City natürlich auch nicht fehlen! Ein paar Bilder hätte ich noch schön gefunden, so zur Auflockerung... ;)

 

lg Tobi

Geschrieben

Hallo Carsten,

 

also nach Mexico wollte ich auch schon immer mal, aber jetzt hast du mich überzeugt ;-)

 

Dein Bericht hat mich richtig angeheizt, da ich sowieso gerne mexikanisch esse und auch die Kultur beachtlich finde, hat mich Mittelamerika schon immer gereizt.

 

Ein paar Bilder wären interessant gewesen um meine Vorstellungskraft etwas zu verstärken!

 

Dennoch Respekt für den tollen Bericht!

 

Gruß

Dominik

Geschrieben
[...]Ein paar Bilder hätte ich noch schön gefunden, so zur Auflockerung... ;)

 

lg Tobi

 

Ähm, ja, das wäre schön. Es gibt ja auch zahlreiche Bilder. Aber ich hatte bis dato noch nicht den Nerv, mir Webspace zu besorgen... ImageShack fällt aus, weil zu kurze Aufbewahrungsdauer. Sollte ich mich mal drum kümmern.

 

Grüße, Carsten

Archiviert

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