Bjoern_FRA Geschrieben 4. Mai 2006 Melden Geschrieben 4. Mai 2006 Mini-Tripreport: Mit SN nach Brüssel – Das Ende des LH-Monopols Da ich jetzt auch mal die Gelegenheit hatte, auf Dienstreise die relativ neue Verbindung FRA-BRU mit SN zu testen, gibt es einen Mini-Tripreport. Also nur ein paar Eindrücke vom Flug, nix touristisches. Hier verweise ich auf den schönen Bericht und die guten Bilder von Kinny... : http://www.airliners.de/forum/viewtopic.ph...hlight=bruessel Auch unsere Firma muss sparen, und die Flugtickets ins nahegelegene Ausland wie z.B. AMS, BRU, ZRH werden nicht mehr so locker vergeben wie einst. Da ich aber keine Lust hatte, 4 Stunden im ICE bzw. Thalys zu sitzen oder mit dem Firmenwagen im Stau zu stecken, buchte ich bei SN – ungefähr zum selben Preis wie das DB-Ticket und erheblich unter einem vergleichbaren LH-Tarif, wie mir unsere Reisestelle sagte. Den genauen Preis weiß ich aber nicht mehr. FR 21. April 2006 FRA-BRU SN 2608 8.15-9.20h Avro RJ 85 OO-DJK Auslastung: ca. 20% Von zuhause aus bin ich in 15 Minuten am Flughafen FRA. Nachdem ich mein Auto im immer noch ziemlich schäbigen Parkhaus am Terminal 1 abgestellt hatte, machte ich mich auf den Weg zum Check-in im Terminal 1 C. Die erste angenehme Überraschung: nur eine einzige Person vor mir in der Schlange! Ich ließ mir einen Fensterplatz in der linken Zweierreihe geben und bekam auch gleich die Bordkarte für den Rückflug. Das Gate war C 1 – wohl einer der kürzesten Wege die man in FRA haben kann. Vor allem frühmorgens hasse ich das endlose Gelatsche bis ans Ende der A-Gates, geht sicher anderen hier auch so. Also nur die paar Schritte bis zur Sicherheitskontrolle. Ich hatte eine digitale Spiegelreflex dabei und machte mich aus Erfahrung darauf gefasst, das Objektiv abzuschrauben oder ein Testfoto machen zu müssen. Stattdessen was ganz neues. Es wurde mit einer Art Wattestäbchen an der Kamera und am Objektiv rumgewischt das Stäbchen dann nach hinten in eine Kabine gebracht. Test auf Sprengstoffpartikel? Leider war ich noch zu verpennt und zu überrascht, um nachzufragen. Nach 30 Sekunden kam der Securitymensch wieder nach vorne und sagte „alles OK“. Weiß jemand des Rätsels Lösung? Schon im Warteraum konnte man sehn, wie gering die Maschine ausgelastet war. Sehr unterschiedliches Publikum: Familien, Schüler, Businessleute, einige ältere Menschen. Wie ich aus Gesprächsfetzen mithörte, auch einige Umsteiger nach Afrika. Pünktlich zum Boardingbeginn gings die Treppe runter, und 15 Meter zu Fuß übers Vorfeld bis zur Maschine. Ich freute mich, denn obwohl ich relativ oft fliege, fehlte mir der Avro komischerweise noch in meiner Sammlung. Letztes Jahr TXL-FRA hatte ich bei Hansens extra den Spätflug gebucht um endlich mal den Avro zu bekommen aber dann wurde kurzfristig auf A 321 umgestellt. Künstlerpech. Aber jetzt war es soweit. Durch die etwas wackelig wirkende (bordeigene?) Treppe gings rein. Erster Eindruck: geräumiger Innenraum. Die 2+3 Konfiguration erinnert an die gute alte MD-80, aber die Kabine wirkt eher noch breiter als in der Mad Dog. Dunkelblaue Ledersitze, allerdings etwas verschlissen. Die Biz (in der ganze 2 Leute saßen) nur durch einen schmuddeligen Vorhang abgetrennt, keine speziellen Sitze. Der Sitzabstand und vor allem die Sitzbreite (subjektiv, ich habs nicht nachgemessen) waren ok, ungefähr gleich wie LH. Ich hatte Platz 5A. Sehr nette FB´s, man merkte dass sie auf dieser neuen Verbindung besonders motiviert waren. Begrüßung und Sicherheitsanweisungen auf Englisch, Französisch und Flämisch und dann noch auf Deutsch vom Band, aber die Worte gingen im relativ lauten Aufjaulen der Triebwerke etwas unter. Dann rollten wir superpünktlich los Richtung Westen. Unterwegs gings an fast allen LH-Sonderbemalungen vorbei, der Retrojet startete gerade, im Vorbeirollen entdeckte ich am Gate die „Maus“ und auf dem Vorfeld den CRJ mit den bunten europäischen Citymotiven. Waren aber leider schlecht zu fotografieren. Dann zur Runway 18 West, und erstaunlicherweise ohne weitere Verzögerung konnten wir starten. Der Avro hat eine recht gute Beschleunigung und nach kurzer Rollstrecke rotierten wir schon. Einziehen des Fahrwerks war sehr laut und rumpelig wahrnehmbar, man sitzt ja im Vergleich zu anderen Maschinen relativ „tief“. Scharfe Rechtskurve, über den Rhein rüber und dann Kurs Nordwest über Hunsrück und Eifel. Der Anblick des Triebwerks so nah neben dem Fenster ist schon etwas besonderes, schränkt aber auch die Sicht ein. Kurze, freundliche Begrüßung des Kapitäns über die PA. Es gab Getränke und eine Frühstücksbox mit einem etwas pappigen Käsebrötchen, Minimuffin und O-Saft. Dann noch ein Täfelchen Neuhaus-Schoggi. Hatte ich bei einer belgischen Airline auch nicht anders erwartet! Deutsche und belgische Zeitungen. Das SN-Bordmagazin „Connect“ wirkt allerdings etwas billig aufgemacht, mehr wie eine Zeitung und nicht wie ein richtiges Magazin, und es hat zuviel Werbung drin. Dann gings auch schon wieder in den Sinkflug, unter dem leichten Wolkenschleier tauchten die belgischen Felder auf, ein kleines Dorf (ich glaub es heißt Kortenberg, dort befindet sich auch eine Spotterposition) wurde sehr tief überflogen, fast am Kirchturm vorbei, und schon tauchte links der Flughafen Zaventem auf. Aufsetzen auf der RWY 25 R ....und gewaltiges Bremsen. Hätte garnicht gedacht dass ein Flieger ohne Schubumkehr so heftig „in die Eisen gehen“ kann! Schnelles Abrollen nach links zum A-Pier, wo die gesamte Parade der SN-Avros fein aufgereiht stand, ein schöner Anblick. Um 9.02 Uhr waren wir am Gate, und das Aussteigen ging natürlich sehr flott bei den wenigen Leuten. Im Terminal A: Kunst am Bau. Die Dame aus Bronze wirkt beschwingt, so als hätte sie etwas zuviel der in dem Shop nebenan angebotenen Waren genossen. Das Terminal A wirkt hell und freundlich, erinnert ein wenig an MUC, die Ausschilderung ist gut, meist viersprachig. Sehr viele Geschäfte und Gastronomie (Belgien hat hier ja einen guten Ruf). Einige Rolltreppen runter, durch einen sehr langen Tunnel zum Hauptgebäude, Rolltreppen wieder hoch und man ist am Ausgang, wo dich ein ziemliches Gewusel herrschte. Hier wartete der Fahrer unsrer Firma auf mich... der angenehme Teil des Trips war erstmal vorbei und die Arbeit wartete. Rückflug: SN 2613 17.15-18.20 Avro RJ 85 OO-DJW Auslastung: ca. 30% Da wir am Brüsseler Autobahnring leider im Stau standen, war ich relativ spät dran und froh dass ich schon die Bordkarte hatte. Zumal beim SN Check-in ganz schön was los war! Wieder den relativ langen Weg zum Pier A entlanggelaufen. Bei der Security musste ich diesmal meinen Gürtel ausziehen (aber nicht die Schuhe) und den Inhalt meines Geldbeutels und meines Ausweismäppchens zeigen. Hatte dann gerade noch Zeit, mich im dutyfree mit 200 ml CK one zum Kampfpreis von 35 Euro sowie belgischen Pralinen zu versorgen. Das ebenso superleckere belgische Bier war mir an diesem Tag zu schwer zu schleppen, das lad ich mir lieber bei meinem nächsten Elsass-Trip im frz. Supermarkt in den Kofferraum. Mein Eindruck: Der Fußweg zu den Gates mit den ganzen Rolltreppen, Kurven und Gängen ist strategisch so gelegt, dass man an möglichst vielen Geschäften vorbeikommt! ;-) Im Vorbeigehn dann noch dieser Schnappschuss: Virgin Express ist ja jetzt mit SN fusioniert und in BRU auch sehr präsent. Irgendwie wirkt BRU aber nicht wie ein Hauptstadtflughafen. Relativ wenige Interkont-Jets waren zu sehen, und SN ist halt nur noch ein stark verkleinerter Nachfolger der einst so glorreichen alten Sabena. Diesmal Boarding über die Fingerposition A 49. Auslastung jetzt etwas besser. Witzigerweise traf ich beim Einsteigen einen Kollegen meiner Firma, aber er saß 3 Reihen entfernt auf der anderen Seite und das war mir ganz recht so, denn ich habe lieber meine Ruhe wenn ich fliege und werde nicht gerne zugelabert. Ich saß diesmal auf 7A auf einem ziemlich ausgeleierten Sitz, hatte das Gefühl, einen Alu-Spant im Rücken zu haben, der sich beim Rollen bei jeder Betonfuge in schmerzhaft mein Kreuz bohrte, und hatte genau diesen Anblick des „Ofenrohrs“ links von mir. Wieder äußerst pünktlich off blocks, Start auf der 25 direkt hinter einem CRJ der LH-Konkurrenz. Nach dem Abheben zweimal steile Linkskurve und nochmal schöner Blick auf das Autobahnkreuz Zaventem und den Flughafen. Jetzt war das Wetter weniger dunstig als auf dem Hinflug und man konnte mehr Details erkennen. Zunächst flogen wir parallel der Autobahn A 3 ostwärts, schöner Blick auf die alte Universitätsstadt Löwen, dann direkt über Lüttich, sehr markant an den Ausläufern der Ardennen im geschwungenen Tal der Maas gelegen. Ich musste daran denken dass 2 Tage später genau hier der Radklassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich stattfinden würde und freute mich schon drauf, mir das auf Eurosport anzuschaun. Ein besonderer Anblick auch die kahlen gelben Hochmoore der Hautes Fagnes (Hohes Venn) an der deutsch-belgischen Grenze. In der Eifel dann die immer weiter fortschreitende „Verspargelung“ unserer Landschaft. Als ich das erste Mal hier langflog, nach Paris in den 80ern, stand noch kein einziges Windkraftwerk, und jetzt sind es hunderte. Als Service diesmal wieder Getränke, auch belgisches Bier (Stella Artois) und ein Mini-Schinkenbrötchen, süß und pappig und für meinen Geschmack mit zu viel Butter, und das obligatorische Schokotäfelchen. Dann schon wieder im Descent, über die Mosel, südlich an Koblenz vorbei und direkt über die Loreley, dann Wiesbaden und der Gegenanflug nördlich von FRA nach Osten. Über Hanau dann die gewohnte 180-Grad Kurve nach rechts in den Endanflug nach Westen. Landung auf der Südbahn, wieder superpünklich, und diesmal das Bremsen weniger brutal. Zurückrollen auf dem mittleren Rollweg und Parken an einer der V-Positionen ganz hinten nahe des Frankfurter Kreuzes, neben einem anderen Avroliner von BA. Im Bus gings zum Terminal 1, und jetzt musste ich doch noch etwas Smalltalk mit meinem Kollegen halten, bevor er sich dann im Terminal Richtung Bahnhof verabschiedete. Kurz vor den Parkhauskassen gönnte ich mir in den düsteren Katakomben des Terminals 1 noch ein Guinness im Irish Pub, bevor ich mich nach diesem doch recht anstrengenden, aber erfolgreichen Tag auf den Heimweg machte... Fazit: Nichts gegen LH, ich fliege gerne mit dem Kranich, aber Konkurrenz belebt das Geschäft. SN ist meines Erachtens durchaus eine Alternative auf der Brüssel-Strecke, und es wäre zu wünschen, dass die Auslastung weiter steigt. Nur ein paar neue Sitze könnten sie mal in ihre Avros einbauen!
lukifly Geschrieben 4. Mai 2006 Melden Geschrieben 4. Mai 2006 Naja, Mini-Tripreport wuerde ich das auch nicht mehr nennen, ist doch sehr ausfuehrlich geschrieben! ;-) Hat Spass gemacht zu lesen, super Bericht, danke!
kingair9 Geschrieben 4. Mai 2006 Melden Geschrieben 4. Mai 2006 Mein Eindruck: Der Fußweg zu den Gates mit den ganzen Rolltreppen, Kurven und Gängen ist strategisch so gelegt, dass man an möglichst vielen Geschäften vorbeikommt! ;-) Kein Scherz: Der Typ, der für die viel kopierten Laufwege in den IKEA-Häusern ursprünglich mal verantwortlich gezeichnet hat, war ein Belgier... btw: Sehr schöner Report, schade nur, daß BRU für mich geschäftlich ne Autostrecke ist.
Bjoern_FRA Geschrieben 8. Mai 2006 Autor Melden Geschrieben 8. Mai 2006 btw: Sehr schöner Report' date=' schade nur, daß BRU für mich geschäftlich ne Autostrecke ist.[/quote'] Ja, ich denke mal dass es vielen so geht, die aus dem rheinland oder dem ruhrgebiet kommen. Von FRA aus lohnt es sich schon eher, den flieger zu nehmen. Noch eine kurze nachbemerkung: ein alternativtermin für meine dienstreise wäre übrigens der freitag genau 2 wochen danach gewesen: der 5. mai , als der hangarbrand in BRU war. Tja, da wäre mein tripreport wohl etwas anders ausgefallen *gg*
FLIEGER6 Geschrieben 8. Mai 2006 Melden Geschrieben 8. Mai 2006 Hallo, Bjoern_FRA, danke für diesen interessanten Report. Nichts gegen LH aber Konkurrenz ist ganz ok ab FRA. Die Sache mit dem Wattestäbchen ist wie von Dir gedacht ein Sprengstofftest, kenne ich eigentlich nur von FRA. Gruß, Markus (FLIEGER6)
hepo Geschrieben 8. Mai 2006 Melden Geschrieben 8. Mai 2006 Schöner Report, wäre auch gerne mal wieder mit dem Jumbolino geflogen - zuletzt irgendwann 1999 von CGN nach HAM wohl. Bei mir gings erst vor 2 Wochen von HAJ nach BRU mit einer LH (Contact Air) ATR-42. Die hatte zwar keine ausgeleierten Sitze, war aber mit Ihrem Gepäckfach vor dem Cockpit, dem hinten liegenden Ausgang und der Business - sowie den tatsächlich an zahlende Paxe vergebenen Rückwärts-Sitzen(!) eine echte Katastrophe im Vergleich zur AVRO. BRU habe ich auch als grossen Provinzflughafen empfunden; kaum zu glauben, dass von dort mal die garnicht so kleine Sabena geflogen ist. Insgesamt wirkte Brüssel auf mich recht morbide. Kleiner Geschäfts-Reisetipp: Hotel Metropol = bloss nicht! Mieser Service, muffige Zimmer (aber teuer) und ein Frühstücksbuffett bei dem es original nur zwei Sorten Käse und eine Sorte Wurst gab. Ganz anders (aber auch teurer) Hotel Amigo - hatte dort einen dienstl. Termin und werde bei nächster Gelegenheit diese Herberge testen.
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