Chris99 Geschrieben 4. Mai 2006 Melden Geschrieben 4. Mai 2006 http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,414450,00.html PARTNERSCHAFTEN Boeing-Chef möchte mehr deutsches Know-how Von Matthias Streitz Der neue Boeing-Chef James McNerney will die Geschäftsbeziehungen mit deutschen Zulieferern und Partnern gerne verstärken. Gerade mit Siemens könne man die bisherige Kooperation ausbauen, sagte er bei einem Besuch in Berlin. Berlin - "Unsere Partnerschaft mit Siemens ist bereits sehr eng, wir würden sie aber sehr gerne weiter vertiefen", sagte der Boeing Vorstandschef vor Journalisten in der Hauptstadt. Auch sonst neige er dazu, die Beziehungen zu deutschen Unternehmen auszubauen. "Gerade im Ingenieur-Bereich ist dieses Land sehr stark", bemerkte McNerney, "warum sollten wir hier also nicht mehr Geschäfte machen?" Der 56-jährige Boeing-Chef, der sein Amt im Juli 2005 übernommen hat, ist heute und morgen zu seinem "Antrittsbesuch" in Berlin und Frankfurt unterwegs. Am Bau des aktuellen Boeing-Erfolgsmodells, dem "Dreamliner" 787, sind bisher vier deutsche Hersteller beteiligt - so fertigt Diehl Luftfahrtelektronik aus Nürnberg die Beleuchtung für die Passagierkabine. Ob die Zahl der deutschen Zulieferer tatsächlich aufgestockt werden könne, sei zwar noch nicht entschieden, so McNerney. "Wir stehen am Anfang dieser Überlegungen." Er könne sich aber auf jeden Fall vorstellen, mit Siemens und anderen Partnern mehr im "intellektuellen" Bereich von Forschung und Entwicklung zusammenzuarbeiten. "Vielleicht können Klaus und ich als neue CEOs das nach vorne bringen", sagte McNerney unter Anspielung auf Siemens-Chef Klaus Kleinfeld. Dieser hatte sich in seiner Zeit als US-Chef von Siemens selbst sehr um die Zusammenarbeit mit Boeing bemüht. So hatten sich beide Konzerne mit einem ungewöhnlichen Gemeinschaftsangebot den Auftrag gesichert, amerikanische Flughäfen mit Detektoren für Sprengstoff auszurüsten. Neue Töne im Subventionsstreit mit Airbus Bei seinem Kurztrip hat sich McNerney heute unter anderem mit Verkehrs- und Aufbau-Ost-Minister Wolfgang Tiefensee (SPD) und Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) getroffen. Ein Lobby-Besuch bei Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) fiel aus - er ist mit Angela Merkel (CDU) in die USA gereist. Die Bundeskanzlerin hatte in Washington ein Thema angesprochen, über das auch McNerney in Berlin mit Glos debattierte - den Milliarden-Streit um staatliche Fördergelder für Airbus und Boeing. Washington hält Starthilfen der EU-Staaten für neue Airbus-Modelle wie den A350 für unzulässig , Brüssel kritisiert eine indirekte Subventionierung Boeings durch Rüstungs- und Raumfahrtaufräge. Der Konflikt hat eine neue Eskalationsstufe erreicht, seit sich die USA und die EU im Mai 2005 gegenseitig vor der Welthandelsorganisation WTO verklagten. Während McNerneys Vorgänger Harry Stonecipher als Hardliner galt, der den Streit noch forcierte, gibt sich McNerney kompromissbereit. "Beide Seiten wollen eine Verhandlungslösung", sagte er. "Und mein Eindruck ist, dass die Gespräche vorankommen." Es sei zwar zu früh, um über den Termin einer Einigung zu spekulieren. "Es wäre aber ein Fehler, wenn wir diese Diskussionen in drei Jahren immer noch führen würden." Vom Ausgang des Konflikts hängt für beide Seiten viel ab: Sollten sich die EU und die USA nicht einigen, könnten ein Schiedspruch der WTO und kostspielige Strafzölle auf Produkte der unterlegenen Partei die Folge sein. McNerney: Bestellboom könnte nach Jahre dauern Der Boeing-Chef sieht Indizien dafür, dass der momentane Boom auf dem sonst sehr schwankungsanfälligen Flugzeugmarkt länger anhalten könnte als in früheren Aufschwungphasen. "Wir haben in den vergangenen zwei Jahren eine beispiellose Zahl von Neubestellungen erzielt. Aber sie kamen vor allem aus Asien und von Low-Cost-Airlines - die traditionellen Gesellschaften aus den USA und Europa haben nicht bestellt." Wenn British Airways Chart zeigen, Lufthansa Chart zeigen, United und andere wieder begännen, neue Maschinen zu kaufen, könnte der Bestellboom durchaus bis 2007 und 2008 andauern, sagte McNerney. Er erwartet, dass der hohe Ölpreis Boeing und Airbus dabei eher helfen als schaden wird. "Bei den Fluggesellschaften ist der Treibstoff schon für ein Drittel der Kosten verantwortlich" - sie müssten daher in neue, effizientere Modelle investieren. Die Rekordzahl von Bestellungen aus dem Jahr 2005 werde Boeing 2006 aber nicht mehr erreichen können, räumte McNerney ein. Die Zahlen für dieses Jahr würden aber "immer noch sehr gut" sein. Wir werden mehr Bestellungen erhalten, als wir Flugzeuge ausliefern können." 2005 waren bei dem US-Konzern Orders für 1002 Maschinen eingegangen, mehr als je zuvor. Der Rivale Airbus hatte die Amerikaner dennoch wieder übertrumpft - dank eines starken Schluss-Spurts im Dezember sammelte er 1055 Bestellungen ein.
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