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[Tripreport]London und ein außergewöhnlicher Tag in LHR


ictus

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Geschrieben

Nachdem ich hier schon viele schöne Tripreporte gelesen habe, möchte ich ebenfalls einen solchen beisteuern.

Der Tripreport beginnt - ganz üngewöhnlich - mit dem Rückflug. Das aber nicht ohne Grund. Leider konnte ich noch nicht den gesamten Report fertigstellen. Da aber die Ereignisse in Heathrow sicherlich einige von euch interessieren werden und dieser Teil des Reports wohl der spannendste für Aviation-interessierte sein wird, habe ich mich entschlossen, ihn vorab online zu stellen.

 

Enjoy.

 

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Rückflug: LHR-FRA

LH 4733; Dienstag, 10.10.06

Plan: 17.00 – 19.30

Aktuell: 21.30-23.43

 

 

Nachdem der Besuch bei Harrods länger gedauert hat und die U-Bahnsation, an der ich hätte in die U-Bahn zum Heathrow-Airport umsteigen sollen, gesperrt war, war mir die Gefahr zu groß, meinen Flug zu verpassen. Deshalb bin ich um 14.55 Uhr mit dem HeathrowExpress (Kosten für die einfache Fahrt: 14,50 GBP) zum Flughafen gefahren. Dort angekommen bin ich gegen 15.10 Uhr. Sofort habe ich mich auf den Weg zum Terminal 2 gemacht, um für meinen Rückflug einzuchecken. Über mehrere Rolltreppen und durch lange Gänge ging es in Richtung Abfertigungshalle. Doch was war das? Auf einmal tauchte wie aus dem nichts unerwartet eine riesige Menschenmenge auf und nichts ging mehr voran. War die Schlange an den Checkin-Schaltern etwa so lange, dass es sich bis in den Tunnel, an dem es in die U-Bahnstation geht, zurück gestaut hat? Ratlose Mitreisende, verzweifelte Blicke von anderen, deren Abflug bereits in einer Stunde war.

Auf einmal sprach sich die Nachricht herum, dass Terminal 2 vorübergehend geschlossen sei. Keine weiteren Informationen. Nichts. Nach etwa fünfzehn Minuten fragte ich einen vorbeilaufenden Mitarbeiter der British Airport Authority. Die Antwort war ernüchternd: „Terminal 2 is evacuated due a serious security incident. All flights from Terminal 2 are suspended.” Immerhin wusste ich jetzt, dass es keinen Sinn macht, zu versuchen, über die Straße ans Terminal zu kommen. Da hilft nur warten. Mit der Zeit sprach sich herum, dass die Sperrung von Terminal 2 bereits seit 12.30 Uhr andauert. Damit war klar, dass der Flug sicher nicht pünktlich rausgehen würde. Sofort dachte ich daran, 14,50 GBP in den Wind geschossen zu haben. Von wegen Flug verpassen. Ich hätte ruhig die U-Bahn nehmen können. Zeit genug hätte ich ja nun gehabt. Schnell zuhause angerufen und Bescheid gegeben, dass alles ok ist und man wohl nicht pünktlich in Frankfurt landen wird.

Gegen 16 Uhr wurden wir gebeten, unseren bisherigen Standort (den Tunnel zwischen Terminal und U-Bahn/HeathrowExpress) zu verlassen, weil man den Platz benötigte, um dort andere Passagiere unterzubringen. Stattdessen sollten wir uns bis zu weiteren Anweisungen in den Terminals 1 bzw. 3 warten.

Ich schlenderte dann in einer Schlange zum Terminal 3. Dort habe ich mir ein wenig den Check-In-Bereich angesehen. Sitzplätze waren schon alle belegt. Und die Füße taten mir ja noch vom Laufen in London weh. Das kann ja heiter werden.

Unterdessen wieder nur dieselben Ansagen: „This is a special announcement for passengers flying from Terminal 2: Terminal 2 is closes until further official notifications. All departures are suspended.”

Gegen 17 Uhr habe ich es dann endlich geschafft, einen Freund zuhause zu erreichen, der mir dann einige Minuten später eine SMS mit der Pressemeldung der Nachrichtenagentur Reuters geschickt hat und der Info, dass der Flug auf der LH-Homepage immer noch als pünktlich gelistet ist. Pünktlich? Wir sollten bereits gestartet sein und bislang ist noch nicht einmal Check-in gewesen. Dennoch wusste ich aber endlich, was los war: ein unbekannter ist in das Gebäude gestürmt, hat ein verdächtiges Gepäckstück im Check-in-Bereich abgestellt und ist geflüchtet. Man hatte aus Angst vor einem terroristischen Anschlag sicherheitshalber das Terminal geräumt. Vermutet haben wir so etwas ja vorher ohnehin schon. Was hätte auch sonst der Grund sein sollen, um ein Terminal zu evakuieren? Hätte es einen Feueralarm o. ä. gegeben, hätte man das sicherlich gesagt.

Zu diesem Zeitpunkt bin ich dann wieder in Richtung Tunnel zum Terminal 2 gegangen. Und siehe da: die Schlange war noch länger als vorhin. Also beschloss ich dort zu bleiben. Immer wieder lief Sicherheitspersonal durch die Schlangen und bat um Geduld. Man hätte einen „very serious security incident“. Normalerweise wäre ein Terminal nicht solange gesperrt. Endlich ging es gegen 17 Uhr ein Stückchen weiter. Immerhin durften wir dann bis zur Rolltreppe, die unmittelbar zur Check-In-Ebene führt. Dort sollten wir weiter warten. Wer die Londoner Tube kennt, weiß, wir warm es in den Stationen ist. Ähnlich war es auch hier in unserem „Warteraum“. Nachdem es einigen Wartenden schlecht wurde, hat man uns die Rolltreppe hoch gelassen und uns auf der abgesperrten Straße vor dem Terminal warten lassen. Was für ein herrliches Gefühl, als ich gegen 17.30 Uhr endlich wieder etwas Sauerstoff bekam. Man muss aber fair sein und sagen, dass die englische Polizei und das Flughafenpersonal ihren Job ausgezeichnet gemacht haben.

 

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Gegen 18.15 Uhr endlich fing man langsam an, wieder das Terminal zu öffnen. Wir sollten weiterhin auf der Straße warten. Nach und nach sollten einzelne Flüge eingecheckt werden, die dann jeweils aufgerufen wurden. Nur diese Passagiere durften ins Gebäude. Nachdem zuerst ein Iberia- und ein AirFrance-Flug genant wurden, wurden auch schon die Passagiere für LH 4733 nach Frankfurt zum Check-In vorgelassen. Alle MUC-Flüge wurden gestrichen. Mittlerweile war es ca. 18.30 Uhr. Eigentlich hätte ich gerade in FRA landen sollen. Quick-Check-In-Automaten liefen nicht richtig: manche Paxe konnten einchecken, manche – so auch ich – nicht. Also am Schalter angestellt. Gepäck abgegeben. Window or aisle, Sir? - Window. – This is your boarding pass. See your gate on the screens. Das war’ s.

Weiter ging es zu den Sicherheitskontrollen. Schuhe mussten ausgezogen und geröntgt werden; Flüssigkeiten durften nicht mitgenommen werden. Hinter dem Security-Check hatten gerade die ersten Läden wieder geöffnet. Lust aufs Einkaufen hatte aber im fast leeren Terminal niemand mehr; außer die Lebensmittelläden und Restaurants hat dort wohl niemand Umsatz an diesem Abend gemacht.

Weil unser Flug immer noch auf „Delayed“ stand und ich seit dem Frühstück nichts mehr gegessen habe, gönnte ich mir ein Sandwich bei Nero’s. Kann ich wirklich nur empfehlen und schmeckt klasse. Um 19.15 Uhr endlich die Anzeige: LH 4733 Boarding Gate 18. Nichts wie hin. Vor dem Gate bereits eine lange Schlange. Links Passagiere, die auf diesen Flug gebucht sind und bereits einen Sitzplatz auf der Bordkarte haben; rechts alle anderen, die umgebucht werden müssen oder noch keinen Sitzplatz haben.

Also links angestellt. Das Handling am Gate (wird nicht von LH sondern von einer anderen Firma gemacht) eine einzige Katastrophe. Der junge Mitarbeiter hat es nicht geschafft, die Lufthansa-Software zum Laufen zu bringen. Also wurde nur geschaut, ob der Name auf der Boardingkarte mit dem Namen im Pass übereinstimmt und die Boardkarte abgerissen. Erfasst hat das ganze später ein anderer, erfahrener Mitarbeiter. Die zweite Kollegin, die die Umbuchungen vorgenommen hat, hat genauso unbeholfen gewirkt. Und von Beeilung keine Spur. Dann sind beide abwechselnd kurz verschwunden und in der Zeit ging dann halt wieder mal nichts. Wir hatten ja erst 2.5 Stunden Verspätung. Nach eineinhalb Stunden war dann endlich die Schlange mit den unproblematischen Passagieren abgearbeitet. Mit der Bombendrohung hatte das wohl nichts mehr zu tun. Das war wohl eher die Inkompetenz der Mitarbeiter. Wie ich an anderen Gates sehen konnte, wurden AF und IB-Flüge wesentlich schneller geboardet. Unsere beiden Agents wären beinahe eingeschlafen, so langsam waren sie. Auch ansonsten ein völlig unprofessionelles Verhalten. Eine Absperrung am Gate war geöffnet. Das führte dazu, dass Gäste munter den Gatebereich verließen und wieder kamen, ohne dass es einer der Handlingagents bemerkt hätte. Dass am Schluss alle und auch nur diese Passagiere an Bord waren, war reiner Zufall.

 

Während des ganzen Wartens am Gate gab es keinerlei Informationen, wann denn der Flug nun endlich losgehen sollte. Nichts. Ich hätte ja gerne jemanden zum Flughafen bestellt, um mich abholen zu lassen.

 

Gegen 20.45 wurden endlich die ersten Passagiere zum Flugzeug gebracht, das auf einer Vorfeldposition geparkt war. Der Bus war natürlich viel zu klein, ein zweiter Bus Fehlanzeige. Der kam erst nach fast 20 Minuten. Es rechnete aber immer noch niemand damit, jetzt schnell nach FRA zu kommen. Alle gingen davon aus, dass wir bis zum Start noch einige Zeit in der Maschine sitzen würden. Dann endlich ins Flugzeug (Airbus A 300 – für mich eine Premiere). Doch was war das? Plötzlich hieß es „Boarding completed“ und in der Maschine waren noch ganze Reihen frei. Auslastung in der Economy rd. 70 % (Ich kann’s schwer abschätzen) und das, obwohl die Paxe vom gestrichenen LH 4737 ebenfalls auf die Maschine umgebucht wurden. Freundliche Begrüßung durch Captain Späth: „Ich begrüße Sie an Board hier an diesem außergewöhnlichen Tag in London Heathrow“. Dann noch die kurze Info, dass LH nichts für die Verspätung könne, alles sei auf die Maßnahmen der BAA zurückzuführen. Nebenbei hat er noch erzählt, dass eine ankommende Maschine – ohne dass ihr Strom zur Verfügung gestellt wurde, einfach auf dem Vorfeld geparkt wurde und die Passagiere drei Stunden lang nicht hätten aussteigen können. Gegen 21.30 erfolgte dann endlich der Push-Back. Zu diesem Zeitpunkt fuhr gerade der letzte Zug in Frankfurt ab. Also werde ich dort „stranden“. Takeoff etwa 10 Minuten später. LHR sah wirklich klasse aus; nur leider kann man ja keine Fotos mit der Digicam machen, weil alle elektronischen Geräte ausgeschaltet werden musste. Die Flugzeit sollte etwa eine Stunde betragen.

Ein ruhiger Flug über das herrlich erleuchtete London und andere Städte. Sah wirklich klasse aus.

 

Der Bordservice war – wie von LH nicht anders zu erwarten – sehr freundlich. Man war sichtlich um Schadensbegrenzung bemüht. Der Unmut der Passagiere war mittlerweile groß. Zur Hälfte des Fluges gab es den üblichen Snack. Dieses Mal ein Käsebrötchen, ein Bounty und zwei kleine Getränke.

Dann kam auch schon der Landeanflug auf Frankfurt.

Gegen 23.38 Touch-Down und kurzes Rollen zum Gate B22, das wir um 23.43 (also mit 4.25 Stunden Verspätung) erreichten. Durch die Passkontrolle und zum Gepäckband. Gepäck kam halbwegs zügig. Schnell noch zuhause angerufen, dass wir gelandet sind.

 

Jetzt hieß es, bis zum nächsten Morgen am Flughafen sitzen und auf den ersten Zug in Richtung Heimat warten. Abholen lassen ging nicht, weil die Anfahrt zum Flughafen bis zur Abfahrt des Zuges gedauert hätte. Und schon aus London wollte ich nicht anrufen, weil wir davon ausgegangen sind, dass wir wegen eines ungünstigen Slots lange auf dem Vorfeld stehen würden. Die Zeit vertrieb ich mir dann mit einem Aufenthalt im neuen Starbucks in Terminal 1B. So schlug ich Stunde um Stunde tot. Die wenigen kostenlosen Internetterminals am Samsung-Shop waren alle belegt von Charterreisenden. Sonst hätte ich wenigstens noch meine Emails checken können.

 

Am frühen Morgen ging es dann endlich mit der Bahn in Richtung Heimat. Wenn es kommt, dann kommt es ganz dick. Verspätung bei der Bahn, Anschluss verpasst, also eine Stunde später daheim.

 

Gegen 9.00 Uhr bin ich dann endlich zuhause eingetroffen. 10 Stunden später als geplant.

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