Zum Inhalt springen
airliners.de

Erfahrungen RKV


Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Hallo!

 

Ich wollte mich mal erkundingen, was Ihr so für Erfahrungen mit Auslandreisekrankenversicherungen gemacht habt?

Ich meine solche, die für Kurzaufenthalte gedacht sind etwa wie beim ADAC.

Wie erging es euch, falls Ihr Medikamente oder ärztliche Behandlung benötigt habt? Sind die von der Versicherung auf eure Bedürfnisse eingegangen oder gibt es im Falle eines Falles viele Hürden zu überwinden?

Geschrieben

Ich war mal als Kreuzfahrtdirektor für einen deutschen Veranstalter auf einem Flusskreuzfahrtschiff in der Ukraine tätig...

 

Da hatten wir schon ein Paar Fälle.

 

Prinzipiell muss man sagen, alle Versicherungen haben sich mit Hilfestellung bemüht.

 

Fall 1:

Das war der "Idealfall". Ein Gast hatte sich schwer am Arm verletzt, ein ukrainischer Arzt empfohl den Rücktransport, da die Behandlung in der Ukraine nicht/schwer möglich gewesen wäre. Die Kundin war beim ADAC krankenversichert. Wir riefen dort an und erklärten die Situation.

Eine russischsprachige Ärztin vom ADAC nahm Kontakt mit dem Arzt auf, der Ihr das bestätigte, schriftlich ist zu dem Moment gar nichts gelaufen.

Am Folgetag erreichten wir Odessa. Es wurde sogar ein Sanitäter eingeflogen (mit TK von MUC über IST nach ODS), der ihr die Tickets für den Heimflug mitbrachte und sie und ihren Mann per Linienflug auf OS über VIE von Odessa ausflogen. Eine Übernachtung war in Odessa noch notwendig, weil wir schon weiterfuhren und der Sanitäter erst am nächsten Tag kommen konnte (Flugzeiten gingen nicht anders). Die Kundin trat für das Hotel und Taxi in Vorkasse, sollte den Beleg einreichen.

Der Sanitäter war notwendig, da es wohl eine Richtlinie ist, dass ein Sanitäter mitfliegt, weil ein eingegipster Arm sich wohl in der Höhe anders verhält als am Boden und es da zu Komplikationen kommen kann.

 

Das war wirklich beeindruckend unproblematisch und unbürokratisch. Die ahebn alles organisiert und uns nur noch zurückgerufen und gesagt "das müssen Sie tun". Die Kunden war aber auch ganz bei Bewusstsein, die Schmerzen nicht sehr gross, nur der Bruch eben sehr kompliziert.

 

 

Fall 2:

Auf der Krim hatten wir einen Holländer an Bord, versichert bei Silver Cross in den Niederlanden. Wir waren in Sewastopol und es hatte sich die Netzhaut abgelöst, so dass eine Erblindung drohte und eine OP dringend notwendig war (auf der Krim absolut undenkbar). Silver Cross war relativ schwer erreichbar, aber dann sehr kompetent. Auch da ging alles sehr unbürokratisch. Hier sollten wir lediglich die Diagnose (auf russisch) des Arztes faxen. Silver Cross schaffte es in wenigen Stunden am Folgetag einen Linienflug mit Aerosvit von Simferopol nach Kiev und von dort weiter mit KLM nach Amsterdam zu organisieren. Tickets wurden in Simferopol am Airport hinterlegt. Die Frau des Mannes durfte natürlich auch mit. Der Gast konnte alleine fliegen, ein Sanitäter war nicht notwendig. Wir organisierten dann noch einen Fahrer der die Gäste am nächsten morgen nach Simferopol zum Airport brachte.

 

Fall 3:

Auch wieder ADAC, diesmal aber sehr bürokratisch und problematisch. Das war am letzten Tag der Saison, eine Dame stürzte im Hafenbereich und schlug sich den Kopf auf und verlor viel Blut. Da eine Behandlung in einem normalen ukrainischen Krankenhaus "zumutbar" war und eine Privatklinik nicht unbedingt notwendig und würde auch nicht vom ADAC übernommen werden. Ein Rücktransport war zu diesem Zeitpunkt auch nicht zwingend medizinisch notwendig, also stellte sich der ADAC da zunächst quer. Es stellte sich aber auch schnell heraus dass die Frau zu dem Zeitpunkt gar nicht flugfähig gewesen wäre.

Im ukrainischen Krankenhaus geht es furchtbar zu. Es fehlt überall an Geld (da gehts uns richtig gut) und daher behandelt das Krankenhaus nicht und rührt keinen Finger, solang der ADAC eine Kostenübernahme nicht zusichert. Der ADAC wiederum sichert erst eine Kostenübernahme zu, wenn eine ordentliche Diagnose und ein Kostenvoranschlag vorliegt. Also ein Teufelskreis. Telefone gibt es im Krankenhaus so gut wie nicht, also musste mein Handy zur Vermittlung zwischen dem ukrainischen Arzt der Station und der russischsprachigen Ärztin vom ADAC (dieselbe übrigens wie bei Fall 1) herhalten. Englisch sprach niemand.

Irgendwann sagte der ADAC trotz fehlender schriftlicher Diagnose die Kostenübernahme zu und der Patient wurde behandelt. Ausserdem war in dem Moment die Pauschalreise, die die Kunden gebucht haben, zuende.

Der ADAC empfohl dem Mann der Frau heimzufliegen (mit dem Flug vom Veranstalter, der ja gebucht und gezahlt war), da er für seine Frau nichts tun konnte und für die "Genesung seiner Frau nicht notwendig war". Der blieb aber, der ADAC sagte jedoch ausdrücklich dass sie nicht garantieren dass sie den späteren Rückflug des Mannes übernehmen.

Das Ende vom Lied bekam ich nur vom Hörensagen mit, da ich selbst nicht mehr da war. Aber die Dame ist wohl dann auf Kosten des ADAC per Rettungsflieger aus Kiev nach ca. 1 Woche dann ausgeflogen worden (war davor ja nicht flugtauglich). Der Mann konnte/durfte nicht mit (dafür ist im Rettungsflieger des ADAC kein Platz) und ist separat mit Linienmaschine geflogen. Die Krankenhauskosten sind dann vom ADAC übernommen wurde. Inwiefern ADAC später die Kosten des Mannes übernommen hat ist mir nicht bekannt...

 

 

Also meine Erfahrung: Eine Auslandskrankenversicherung ist insbesondere in den Ländern, wo kein Sozialabkommen besteht, absolute Pflicht (und ist ja auch wirklich spottbillig - unter 10 € pro Jahr). Allerdings sollte man nicht zuviel erwarten. Die Versicherung zahlt in der Regel nur das was wirklich absolut notwendig ist. Niemand wird im besten Krankenhaus der Stadt untergebracht oder ausgeflogen wenn es nicht unbedingt notwendig ist.

Wie bei Fall 1 und Fall 3 oben gezeigt wird das wohl aber auch selbst in derselben Versicherungsgesellschaft teilweise sehr unterschiedlich gehandhabt. Vielleicht ist es auch was anderes, wenn es "Rettungslinienflüge" gibt (also jede Woche eine Maschine die 10 Verletzte Menschen aus Urlaubsgebieten fliegt, weil da immer was passiert). Wenn da noch ein Platz frei ist und die Maschine sowieso fliegen wird, nimmt die Versicherung wohl lieber jemanden mit als wenn man eine Sondermaschine ans andere Ende der Welt schicken muss...

 

Wiegesagt, ich finde es ist prinzipiell eine wichtige Sache mit einem sehr guten Preis-/Leistungsverhältnis, man sollte sich aber nicht von der Werbung blenden lassen und davon ausgehen dass man beim Kleinsten Wehwehchen Gott und die Welt bekommt, sondern eben nur das medizinisch absolut notwendigste. Ist meine persönliche Erfahrung natürlich.

Geschrieben
Hallo!

 

Ich wollte mich mal erkundingen, was Ihr so für Erfahrungen mit Auslandreisekrankenversicherungen gemacht habt?

Ich meine solche, die für Kurzaufenthalte gedacht sind etwa wie beim ADAC.

Wie erging es euch, falls Ihr Medikamente oder ärztliche Behandlung benötigt habt? Sind die von der Versicherung auf eure Bedürfnisse eingegangen oder gibt es im Falle eines Falles viele Hürden zu überwinden?

Habe seit vielen Jahren eine Auslands-RKV bei der Halleschen. Kosten wurden immer umgehend erstattet und Jahresprämie im Vergleich zu den vom den klassischen RSB-Anbietern vertriebenen für Einmalaufenthalt ein Bruchteil.

Geschrieben

Bin bei der Gothaer - speziell bei längeren Trips/Aufgenthalten bis zu 3 Monaten bieten die einen sehr günstigen Tarif an! Zu den Leistungen kann ich nichts sagen, da ich sie Gottseidank bisher nicht in Anspruch nehmen musste ;)

Archiviert

Dieses Thema ist jetzt archiviert und für weitere Antworten gesperrt.

×
×
  • Neu erstellen...