Gast Geschrieben 21. Juli 2002 Melden Geschrieben 21. Juli 2002 Starterlaubnis? Welche Starterlaubnis? "Ich habe immer noch keine Starterlaubnis, wir werden aber trotzdem starten. Bitte schnallen Sie sich an!" Nach dieser Ansage aus dem Cockpit am Flughafen Madrid dachte SPIEGEL-ONLINE-Leser Alain Vaillancourt, dass wohl nicht nur er am Abend zuvor zu tief ins Glas geschaut haben muss. Es war ein gelungener letzter Abend nach einem Kongress in Madrid. Der Gastgeber verabschiedete uns mit einer großen Feier mit spanischem Wein und spanischen Spezialitäten, von denen mein Kollege und ich uns reichlich bedienten. Sehr entspannt, wenn auch nicht in bester körperlicher Verfassung, machten wir uns am nächsten Morgen auf zum Flughafen. Dank meiner Ortskenntnisse fanden wir den Check-in ohne Probleme und konnten unser Gepäck abgeben. Als die Hostess mir die Boarding Card gab und sagte, der Computer gebe noch keine "genaue" Auskunft, zu welcher Zeit wir an welchem Boarding Gate starten, war ich im ersten Moment irritiert. Als Vielflieger hatte ich das noch nicht erlebt, sagte mir aber, so schlimm wird das schon nicht sein. Die Hostess empfahl, die Anzeigetafeln zu beobachten. Dass ungewöhnlich viele Leute im Flughafen waren, die scheinbar ratlos umher liefen und nach Informationen Ausschau hielten, fiel mir in diesem Moment nicht auf. Dass fast jede Minute eine Durchsage ertönte (meistens innerspanische Flüge) berührte mich wenig. Mein Kollege allerdings wurde langsam nervös, erklärbar durch seine Unerfahrenheit in Sachen Fliegen. Es war sein zweites Mal. Je näher allerdings die Zeit rückte, zu der wir laut Ticket fliegen sollten, desto unruhiger wurde auch ich. Zu meiner großen Freude erschien unser Flug dann doch auf der Anzeigetafel. Nur leider war er nach einem kurzen Moment auch schon wieder weg. "Oh, oh, da stimmt was nicht", dachte ich und versuchte, jemanden aufzutreiben, der Auskunft geben könnte. Ich entdeckte eine Frau, die ein "Informaçion"-Schildchen am Revers trug, die war aber leider nur für Inlandsflüge zuständig. Jetzt begann ich, meine kleine Fete vom Vortag zu bereuen und wünschte mir ein klareres Denken. Ausgerechnet heute gab es Probleme, wo ich doch so oft problemlos geflogen bin. 45 Minuten nach unserer planmäßigen Abflugszeit kam die Erlösung: Über Lautsprecher wurde das Gate für den Flug nach Zürich angesagt. Super, da standen wir also. 15 Minuten später wurden wir zu einem anderen Gate am andere Ende des Flughafengebäudes dirigiert. Das war aber scheinbar auch nicht richtig, denn dort empfing uns wild gestikulierend ein nervöser spanischer Flughafenangestellter, der uns wieder wegdrängelte: Hier sei der Flug nach Mexiko, sagte er. Nicht Zürich. Wieder 15 Minuten später ging es zurück zum anderen Ende des Flughafens. Normalerweise hätte ich gelacht über so eine Situation. Ist ja schon drollig, eine Karawane Reisender immer von einem Ende zum anderen laufen zu sehen. Aber irgendwie war mir heute nicht so zum Lachen. Und ein Flughafen kann sehr lang sein. Diesmal war es das richtige Gate. Wir stiegen in den Bus zum Flugzeug, und ich genoss für einen Moment noch schnell das schöne spanische Wetter. Einmal im Flugzeug dachten wir dann, wir hätten es geschafft. Nach 30 Minuten Warten begannen die Stewardessen, Getränke auszuteilen. Ich fragte schnell nach einer Kopfschmerztablette. Dann klärte uns der Pilot endlich über das Chaos am Flughafen auf. Durch den Ausfall des Hauptcomputers gebe es Probleme, und wir könnten frühestens in zwei Stunden mit einer Starterlaubnis rechnen. Er habe die Zentrale in Zürich angerufen, damit die von dort Druck ausübt, sagte der Pilot, und er klang entschlossen. Zunächst allerdings war nur klar, dass wir unseren Anschlussflug nach Luxemburg verpassen würden. Hinter uns saß ein älteres spanisches Ehepaar. Beide waren ziemlich nervös und ließen dies auch alle wissen. Alle zehn Minuten fragte die Frau, ob denn auch wirklich all ihre Koffer im Flugzeug waren - als ob die Stewardess das wüsste. Die ältere Dame fragte so eindringlich, als hätte sie ihr ganzes Hab und Gut in diesen Koffern verstaut. Angeblich waren es nur wichtige Tabletten für ihren Mann. Die Nervosität hinter uns war nicht besonders zuträglich für die Stimmung an Bord. Ich bestellte noch weitere Kopfschmerztabletten. Nach gut einer Stunde im warmen Flugzeug ertönte dann eine neue Durchsage: "Ich habe immer noch keine Starterlaubnis, wir werden aber trotzdem starten. Bitte schnallen Sie sich an..." "Wie bitte?" - Das wiederum irritierte nun auch mich als Vielflieger. Allerdings gab es inzwischen kein Halten mehr. 20 Minuten später waren wir in der Luft. Der Rest wurde dann mit schweizerischer Präzision schnell und sauber erledigt: Ankunft in Zürich, Empfang für Passagiere an einem gesonderten Schalter, Umbuchung auf einen Anschlussflug, Versorgung mit Gutscheinen für Essen und Telefon. Um 23.00 Uhr landeten wir nach insgesamt zwölf Stunden Reisezeit in Luxemburg. Bei der Gepäckausgabe warteten wir allerdings vergeblich. Das konnte mich nun aber auch nicht mehr stressen. Mein Gepäck, mitsamt spanischem "Queso y Jamon", verbrachte eine Nacht im Frankfurter Bombenbunker. Dementsprechend sah mein Käse dann auch aus, als ich ihn tags drauf öffnete. Quelle Spiegel.de Ob ein Pilot wirklich ohne Starterlaubnis einfach startet? Und welche Airline war das wohl? Was meint Ihr?
viasa Geschrieben 21. Juli 2002 Melden Geschrieben 21. Juli 2002 Nein Swiss, aber dazu gibt es im Off-Topic-Bereich schon etwas... Ist der Beitrag mit der Internetadresse im Titel!
Thomas_Jaeger Geschrieben 21. Juli 2002 Melden Geschrieben 21. Juli 2002 In Paris CDG machen sie das gleiche bei Air France jeden Tag, auch ohne Computerpannen
ATmstein Geschrieben 21. Juli 2002 Melden Geschrieben 21. Juli 2002 Ich weiss nicht, was daran so ungewöhnlich sein soll. In PMI bin ich mit Condor auch losgerollt, obwohl der Slot weg war. Das hatte ein Warten im Holding von über 20 Minuten zur Folge. Und wenn das System ausfällt, ist es nun mal etwas chaotischer, hab ich in Lissabon auch schonmal miterlebt. Beunruhigt war ich eigentlich nicht.
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